Ab
14 Jahren
448
Seiten
ISBN:
978-3-03880-044-6
Erschienen:
18.03.2021
Klappentext:
Benni
macht ein Praktikum im Frankfurter Krankenhaus und hat Angst, dass er
es nie schaffen wird: Blut abzunehmen, vom nerdigen Benni zum coolen
Ben zu werden, den allgegenwärtigen Kruzifixen in der beengten
Wohnung seiner Mutter zu entkommen. Eingeengt fühlt sich auch Jule,
und zwar von dem Weltbild ihrer Eltern. Denn die haben absolut kein
Verständnis für vegane Ernährung, Freitagsdemonstrationen oder
Anti-Rassismus-Plakate. Und sie würden schon gar nicht verstehen,
dass ihre Tochter eigene Ideale vertritt und Teil einer Veränderung
sein möchte, die die Welt so dringend braucht. Als die beiden
innerlich zerrissenen Teenager aufeinandertreffen, wird ihr Leben
bunter, komplizierter, aber auch so viel erträglicher!
Quelle:
Arctis Verlag
Rezension:
Endlich
ist er da: Der neue Jugendroman von Kyra Groh. Leute, was habe ich
mich auf dieses Buch gefreut! Mit dem Vorgänger „Sicherheit ist
eine verdammt fiese Illusion“ hat mir Kyra Groh im vergangenen Jahr
ein Top-Jahreshighlight beschert. Ich konnte es daher kaum mehr
erwarten mich endlich auf ihr neues Jugendbuch stürzen zu können.
Eigentlich
wollte Benni nach der Schule in Holland studieren und der beengten
Wohnung seiner Mutter entfliehen. Stattdessen macht er nun ein
Praktikum im Frankfurter Krankenhaus und ist sich sicher, dass er es
nicht packen wird. Und er hat Angst, dass sich sein Leben nie ändern
und er für immer bei seiner altmodischen und gläubigen Mutter wohnen wird.
Auch
Jule fühlt sich zu Hause eingeengt. Ihre Eltern, die völlig andere
Ideale vertreten als ihre Tochter, haben überhaupt kein Verständnis
für Jules Weltbild, ihre vegane Ernährung oder ihre
Anti-Rassismus-Plakate.
Als
Benni und Jule aufeinandertreffen, fühlen sich die beiden das erste
Mal wirklich verstanden. Ihr Leben bekommt endlich mehr Farbe, es
wird komplizierter, aber auch leichter werden und so viel schöner.
Okay.
Können wir bitte mal festhalten, dass ich dieses Buch innerhalb
eines Tages durchgesuchtet habe und das, wo es gute 460 Seiten hat?
Also für mich ist das extrem schnell. Rekordverdächtig schnell. Ich
habe den neuen Jugendroman von Kyra Groh förmlich inhaliert, anders
kann man es nicht sagen. Einmal mit dem Lesen begonnen, konnte ich
irgendwie gar nicht mehr damit aufhören. Was bin ich froh, dass ich
an einem Tag zu „Mein Leben als lexikalische Lücke“ gegriffen
habe, an dem ich massenhaft Zeit zum Lesen hatte. Mir wäre es
wirklich verdammt schwer gefallen, das Buch für eine etwas längere
Zeit wieder aus der Hand zu legen.
So,
nach diesem sehr euphorischen Einstieg kommt es nun vermutlich wenig
überraschend für euch, wenn ich euch sage, dass ich total
begeistert von Kyra Grohs neuem Werk bin, oder? :D
Ich
muss ja gestehen, dass ich mir von „Mein Leben als lexikalische
Lücke“ immens viel erhofft habe. Da mich Kyra Groh mit ihrem
Jugendbuchdebüt so dermaßen aus den Socken hauen konnte, waren
meine Erwartungen an ihren zweiten Contemporary Young Adult Roman
natürlich enorm hoch. Und tja, was soll ich sagen, sie wurden
komplett erfüllt. Kyra Groh hat mir auch mit „Mein Leben als
lexikalische Lücke“ ein absolutes Jahreshighlight und neues
Herzensbuch geschenkt.
Ehe
ich euch weiter von dem Buch was vorschwärme, kurze Info an alle,
die Kyra Grohs ersten Jugendroman nicht kennen: Man muss diesen nicht
gelesen haben, um den Geschehen in „Mein Leben als lexikalische
Lücke“ folgen zu können. Die Bücher spielen zwar im selben
Universum und hängen somit ein bisschen zusammen, sie erzählen
allerdings vollkommen eigenständige Geschichten. Wer den Vorgänger
aber kennt, wird, wie ich, großen Grund zur Freude haben, denn zwei
Charaktere, die wir in „Sicherheit ist eine verdammt Illusion“
kennengelernt haben, dürfen wir hier kurz wieder begegnen. So etwas
liebe ich persönlich total, wenn Autor*innen ihre Bücher ganz
leicht miteinander verknüpfen.
So,
dann fahre ich jetzt mal mit meinem verzückten Geschwärme fort.
Was
ich ohne Ende loben könnte, ist der geniale Schreibstil. Er ist mitreißend,
klug und herrlich humorvoll und enthält eine fabelhafte Mischung aus
jugendlicher und ausdrucksstarker Sprache. Ich habe mich von den
ersten Zeilen an wieder in Kyra Grohs wunderschönen Erzählstil
verliebt und mich von ihren Sätzen verzaubern lassen. Jetzt, im
Nachhinein, bereue ich es, dass ich mir keine Zitate markiert oder
notiert habe. Ich bin beim Lesen über so viele wunderbare und
intelligente Formulierungen gestolpert. Irgendwie ist das Zitate
aufschreiben nur nicht so mein Ding. Ich denke da in der Regel
einfach nicht dran, grummel. Zum Glück lassen sich aber die tollen
Worterklärungen an den Kapitelanfängen schnell wiederfinden. Unsere
beiden Hauptprotagonisten, müsst ihr wissen, besitzen beide eine
große Leidenschaft für besondere Wörter und wir Leser*innen kommen
zu Beginn eines jeden Kapitels in den Genuss von einem dieser
Begriffe plus kurzer Erläuterung. Da werde ich mir auf jeden Fall
noch welche notieren.
Unsere
zwei Hauptprotagonisten Benni und Jule haben mein Herz im Sturm
erobert. Die Geschichte wird abwechselnd von den beiden erzählt,
jeweils in der Ich-Form, und mir ist es bei beiden meisterhaft
gelungen, mich in sie hineinversetzen. Benni und Jule – beide sind
sie zwei ganz zauberhafte, liebenswerte, authentische und
einzigartige Charaktere. Ich könnte echt nicht sagen, wen von den
beiden ich lieber mochte. Benni habe ich richtig dafür geliebt, dass
er so süß und schüchtern ist und eine ähnliche unsichere und
wenig selbstbewusste Art hat wie ich. Benni hält sich selbst für
einen ziemlichen Nerd und Versager und kann sich nicht vorstellen, irgendwann mal
zu einem coolen und sichtbaren Ben zu werden. Ich habe mich in sehr
vielen Dingen in ihm wiederfinden und ihn daher so gut verstehen
können.
Auch
Jules Denken, Fühlen und Handeln habe ich jederzeit völlig
nachvollziehen können. Jule ist ebenfalls ein recht zurückhaltender
Mensch, besitzt zugleich aber eine überaus starke und mutige Art.
Ich habe Jule zutiefst dafür bewundert, wie sehr sie sich für die
Dinge einsetzt, die ihr am Herzen liegen sind und dass, wo ihr
Weltbild ein ziemlich anderes ist als das ihrer Eltern.
Jule und Benni haben es wahrlich beide nicht leicht zu Hause. Jules Eltern
halten überhaupt nicht viel von den Ansichten ihrer Tochter. So
haben sie beispielsweise kein Verständnis dafür, dass Jule fortan
vegan leben mochte. Auch mit ihrem großen Bruder kommt Jule nicht so
gut klar und seit er diese komischen neuen Freunde hat, fühlt sie
sich in seiner Gegenwart noch unwohler.
Benni,
der seinen Vater nicht kennt, wohnt alleine mit seiner
erzkatholischen und altmodischen Mutter zusammen, die von vielen
meist für seine Oma gehalten wird und eine Weltanschauung aus einem
ganz anderen Jahrhundert besitzt.
Jule
und Benni werden sich im Verlaufe des Buch fantastisch weiterentwickeln
und auch ihr Leben soll sich sehr verändern. Positiv verändern. Ich
fand die gemeinsamen Momente der beiden, ihre Textnachrichten,
Gespräche und ihr Austausch über ihre Probleme so, so schön und
unglaublich gut.
Und auch mit der Liebesgeschichte, die vollkommen
glaubhaft und realistisch wirkt und in keinster Weise kitschig oder
so, konnte mich das Buch auf ganzer Linie überzeugen.
„Mein
Leben als lexikalische Lücke“ handelt allerdings noch von so viel
mehr als nur der ersten großen Liebe. Kyra Grohs neues Buch erzählt
unter anderem von Freundschaft, Familie, Selbstfindung und dem
Erwachsenenwerden und es setzt sich mit vielen essenziellen und
aktuellen Themen auseinander wie Klimawandel, Politik, Religion und
Rassismus. Die Geschichte vermittelt viele bedeutsame Werte und
Botschaften, sie inspiriert, macht Mut, regt sehr zum Nachdenken an,
sie erwärmt einem das Herz und gibt einem einfach so viel mit.
Zu
guter Letzt muss ich euch unbedingt noch von den unvergleichlichen
Nebenfiguren berichten. Da hätten wir beispielsweise Jules beste
Freundin Kris, die so umwerfend tough ist; ihre beiden Kumpels Lenn und
Dschieses (der aussieht wie Jesus) und den einmaligen Krankenpfleger
Benil. Mir haben wirklich alle Charaktere wahnsinnig gut gefallen. Allesamt wurden
sie erstklassig ausgearbeitet und tragen mit ihren Eigenarten und
Besonderheiten dazu bei, dass man unvergessliche Lesestunden mit dem
Buch verbringt.
Fazit:
Berührend, witzig, intelligent und wichtig. Ein großartiges Buch,
das ich jedem nur ans Herz legen kann!
Kyra
Groh hat es geschafft und mich auch mit ihrem zweiten Jugendroman so
richtig umhauen können. Ich liebe die Geschichte, die so echt,
stark, einfühlsam und wundervoll ist; ich liebe die authentischen
Charaktere, den Schreibstil, das Cover und, ach, einfach alles. Von
mir gibt es eine absolute Herzensempfehlung und sehr gerne 5 von 5
Sternen!
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