Sonntag, 18. April 2021

[Rezension] Die Nachtbushelden von Onjali Q. Raúf

Hardcover
 
Übersetzt von Katharina Diestelmeier
Ab 8 Jahren
288 Seiten
ISBN: 978-3-85535-656-0
Erschienen: 18.03.2021

Klappentext:

Ich heiße Hector – meine Eltern haben eine Schwäche für griechische Helden. Aber ich glaube, dass sie es bereuen, mir diesen Namen gegeben zu haben. Sie hätten mich lieber »Katastrophe« oder »Hoffnungsloser Fall« nennen sollen. Eigentlich habe ich mich damit abgefunden, dass ich immer nur Ärger bekomme. Aber seit ich dem Mann, der im Park wohnt, einen Streich gespielt habe, ignorieren mich alle nur noch. Dabei habe ich sogar versucht, es wiedergutzumachen! Noch nicht mal jetzt, wo ich einem Komplott gegen die Obdachlosen der Stadt auf die Schliche gekommen bin, hört mir jemand zu! Alle denken, dass ich nur ein Mobber bin. Aber ich werde ihnen beweisen, dass auch ich ein Held sein kann!

Quelle: Atrium Verlag

Rezension:

Da mir Onjali Q. Raúf im vergangenen Jahr mit „Der Junge aus der letzten Reihe“ ein absolutes Highlight geschenkt hat, war meine Freude groß als ich hörte, dass dieses Jahr ein zweites Kinderbuch von ihr im Atrium Verlag erscheinen wird. Da stand für mich sofort fest, dass ich es unbedingt lesen muss.

Der 10-jährige Hector ist es gewohnt, ständig Ärger zu bekommen und von den Erwachsenen in der Regel „HECTOOOOOOOR“ gerufen zu werden, da er ihnen immerzu Gründe liefert, sich über ihn aufzuregen. Er mobbt seine Mitschüler, zieht sie ab, macht sich über sie lustig und auch gegenüber Erwachsenen verhält er sich respektlos und aufmüpfig. Bei dem Obdachlosen Thomas, der im Park wohnt, ist Hector mit seinem Streich aber eindeutig zu weit gegangen. Wenig später beschuldigt er ihn sogar noch, an den mysteriösen Diebstählen beteiligt zu sein, die sich seit kurzem in der Stadt ereignen. Als Hector seinen Irrtum erkennt, wird ein Umdenken in ihm stattfinden. Er möchte seinen Fehler unbedingt wieder gutmachen und den wahren Täter finden.

Da mir „Der Junge aus der letzten Reihe“ so unglaublich gut gefallen hat, habe ich mir von meinen zweiten Werk der Autorin natürlich ziemlich viel erhofft. Vielleicht zu viel? Nein, zum Glück nicht! Onjali Q. Raúf hat mich auch mit „Die Nachtbushelden“ auf ganzer Linie überzeugen können. Ich finde dieses Buch einfach nur zauberhaft und hoffe sehr, dass es den Weg zu zahlreichen Leser*innen finden wird. Die Geschichte, die in „Die Nachtbushelden“ erzählt wird, verdient es einfach von ganz vielen Menschen gelesen werden. Onjali Q. Raúf ist es mal wieder hervorragend gelungen, ernste und wichtige Themen auf eine kindgerechte und ehrliche Weise zu behandeln und ihre Handlung mit einer ganz bedeutsamen Botschaft zu versehen. Mit viel Einfühlsamkeit und Authentizität sensibilisiert sie junge Leser*innen für das allgegenwärtige Thema Obdachlosigkeit und zeigt auf, wie falsch es ist, einfach wegzuschauen und Obdachlose respektlos zu behandeln. Man muss hingucken und sollte irgendwie helfen, anstatt es den Obdachlosen mit einem unmenschlichen Verhalten nur noch schwerer zu machen. Diese Message vermittelt die Geschichte in „Die Nachtbushelden“ und sie liefert zudem tolle Denkanstöße, wie man selbst unterstützen kann.

Hinten im Buch befindet ein mehrseitiger Anhang über Obdachlosigkeit, der unter anderem ein Glossar und hilfreiche Anregungen enthält. Man spürt richtig, wie sehr dieses Thema der Autorin am Herzen liegt. Verdeutlicht wird dies noch durch ihr bewegendes Nachwort, in welchem sie uns von ihren eigenen Kindheitserfahrungen erzählt, die sie zu diesem Buch inspiriert haben.

Neben der Obdachlosigkeit beinhaltet die Erzählung noch eine weitere aktuelle Thematik: Mobbing. Anders aber, wie ich es sonst aus Kinderbüchern kenne, ist es nicht unser Hauptprotagonist, der gehänselt und gequält wird – er selbst ist es, der in die Rolle des Mobbers und Unruhestifters schlüpft.

Hector, aus dessen Sicht wir alles in der Ich-Perspektive erfahren, ist anfangs ein sehr unangenehmer und gemeiner 10-jähriger Junge, der seine Mitschüler*innen bestiehlt, schikaniert und fiese Streiche spielt und rotzfrech zu Erwachsenen ist. Man kann Hector wahrlich nicht als Sympathieträger bezeichnen und obwohl es mir in Büchern eigentlich immer enorm wichtig ist, dass ich die Romanhelden mag, hat es mich hier tatsächlich überhaupt nicht gestört, dass ich unseren Protagonisten aufgrund seines rücksichtslosen und schockierendesn Verhaltens zunächst nicht mochte.
Hector wird jedoch eine beeindruckende Entwicklung durchmachen und dies mitzuerleben fand ich einfach nur wunderbar. Er wird auf lauter gutherzige und außergewöhnliche Menschen treffen mit deren Hilfe er lernen wird, wie wichtig es ist, seine Mitmenschen freundlich und sozial zu behandeln und Bedürftigen zu helfen. Da hätten wir beispielsweise den Obdachlosen Thomas, die einmalige Catwomen und seine toughe Klassenkameradin Mei-Li. Dank ihnen wird sich Hector zu einem ganz anderen, viel besseren Jungen entwickeln und was mir dabei besonders gut gefallen hat: Seine Charakterwandlung ist vollkommen glaubhaft und realistisch. Sie ist niemals zu schnell, jederzeit nachvollziehbar und zum Ende hin sogar richtig herzergreifend.

Neben den bereits genannten Aspekten handelt die Geschichte auch von Freundschaft und Zusammenhalt und sie beschert uns zudem ein packendes und unterhaltsames Detektivabenteuer. Diese Kombi konnte mich richtig begeistern. „Die Nachtbushelden“ berührt einen nicht nur und regt zum Nachdenken an – die Story lädt auch zum Mitfiebern und Mitraten ein und zaubert einem hin und wieder mal ein Schmunzeln auf die Lippen.

Für mich kam beim Lesen an keiner einzigen Stelle Langeweile auf. Die Handlung hat mich sofort in ihren Bann ziehen und durchweg fesseln können, sodass ich das Buch regelrecht verschlungen habe. Zu meinem flotten Lesetempo hat dann natürlich auch der Schreibstil beigetragen. Onjali Q. Raúf schreibt einfach großartig. Ihr Erzählstil ist leicht, mitreißend und authentisch und ausgezeichnet von Katharina Diestelmeier ins Deutsche übertragen – man fliegt beim Lesen wirklich nur so durch die Seiten.

Empfohlen wird das Buch ab 8 Jahren und dem schließe ich mich an. Fürs Selberlesen würde ich persönlich „Die Nachtbushelden“ allerdings erst ab etwa 9 oder 10 Jahren empfehlen. Ich denke, dass es für 8-jährige Kids vielleicht noch ein bisschen zu schwierig sein könnte. Bezüglich des Folgens und Verstehens der Handlung sollten sie jedoch keine Probleme haben und da sich die Geschichte auch prima zum Vorlesen anbietet, halte ich die Altersangabe des Verlags für vollkommen angemessen.

Fazit: Onjali Q. Raúf hat es erneut geschafft und mir mit einem ihrer Bücher ein echtes Highlight beschert. Ich bin hellauf begeistert von der Art und Weise wie die Autorin jungen Leser*innen die wichtigen Themen Obdachlosigkeit und Mobbing näherbringt und wie geschickt sie diese Themen in einer spannenden Detektivgeschichte verpackt hat. „Die Nachtbushelden“ ist mit viel Herz, Feingefühl und Echtheit geschrieben und reißt einen durchgehend mit. Die Geschichte bewegt, rüttelt auf und klingt nach und sie ermutigt einen dazu, selbst aktiv zu werden. Mir hat es richtig das Herz erwärmt zu sehen, wie sich aus dem fiesen Mobber Hector ein wahrer Held entwickelt. Ich kann einfach jedem, egal ob Jung oder Alt, wirklich nur empfehlen, „Die Nachtbushelden“ zu lesen.Von mir gibt es 5 von 5 Sternen!

 

 






 

Ein großes Dankeschön an den Atrium Verlag und die Netzwerk Agentur Bookmark für das Rezensionsexemplar!


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