Samstag, 31. Oktober 2020

[Rezension] Wenn ich die Augen schließe von Ava Reed

Klappenbroschur (Wickelbroschur)
Ab 14 Jahren
320 Seiten
ISBN: 978-3-7432-0253-5
Erschienen: 08.10.2020

Klappentext:

Diese Frage stellt sich Norah nach einem schweren Autounfall. Zwar erinnert sie sich an die meisten Momente ihres Lebens, aber eben nicht an das, was sie dabei empfunden hat. Liest sie gern? Liebt sie ihren Freund? Findet sie ihre kleine Schwester tatsächlich so nervig? Nur ihren Sandkastenfreund Sam verbindet sie noch mit einem Gefühl. Doch sie hatten seit Jahren keinen Kontakt, weil Norah beliebt wurde und Sam nicht. Während die beiden sich langsam wieder annähern, entwickeln sie eine Ausprobierliste. Und plötzlich fragt sich Norah: War sie vor dem Unfall wirklich sie selbst?

Quelle: Loewe Verlag

Rezension:

Da ich die Bücher von Ava Reed wahnsinnig gerne mag und vor allem ihre realistischen Jugendbücher sehr liebe, war meine Freude groß als ich das erste Mal von „Wenn ich die Augen schließe“ hörte. Da stand für mich natürlich fest: Das Buch muss ich unbedingt lesen!

Sie ist beliebt, gehört zu den Coolen an ihrer Schule, hat einen attraktiven Freund und ihre Familie findet sie oft einfach nur furchtbar nervig. So sah das Leben von Norah bis vor kurzem aus. Ein schwerer Autounfall soll nur alles auf einen Schlag verändern. Norah erwacht im Krankenhaus und obwohl sie sich an die meisten Momente ihres Lebens erinnern kann, fehlt dennoch irgendwie etwas. Sie hat die Gefühle zu ihren Erinnerungen verloren. Norah möchte nun unbedingt herausfinden, wer sie eigentlich war. Sie möchte wissen, wer sie jetzt ist und wer sie wirklich sein möchte. Das Einzige, woran sie sich noch emotional erinnern kann, ist ihre Kindheit mit Sam, ihrem Sandkastenfreund. Es ist daher er, von dem sie sich Hilfe dabei wünscht, ihre verlorenen Gefühle zurückgewinnen. Was sie nur nicht mehr weiß: Sie und Sam haben seit Jahren keinen Kontakt mehr und sind damals auf eine keine gute Weise getrennte Wege gegangen. Ob Sam ihr trotzdem dabei helfen wird, zu sich selbst zu finden?

Als ich mit dem Lesen begann, wusste ich irgendwie schon nach wenigen Zeilen, dass mir Ava Reed auch mit „Wenn ich die Augen schließe“ ein absolutes Lesehighlight bescheren wird. Von der Geschichte war ich augenblicklich ganz verzaubert und in Ava Reeds fantastischen, gefühlvollen Schreibstil habe ich mich ebenfalls mal wieder sofort verliebt. Die ersten Seiten flogen bei mir nur so dahin und ich konnte gar nicht mehr aufhören mit dem Lesen. Die Handlung ist insgesamt zwar recht ruhig und enthält nicht allzu viele Überraschungsmomente, zumindest meinen Empfinden nach, aber ihr ist es dennoch mit Bravour gelungen, mich zum reinsten Buchverschlinger mutieren zu lassen. Das Ergebnis? Ich habe „Wenn ich die Augen schließe“ für meinen Geschmack viel zu schnell wieder beendet.

Ob mir das Gelesene gefallen hat? Wurde „Wenn ich die Augen schließe“ das von mir erhoffte Highlight?
Um es kurz zu machen: Die Antwort ist ein lautes und hellauf begeistertes Jaaa! Ich liebe Ava Reeds neuen Jugendroman und würde ihn am liebsten jedem in die Hand drücken, damit er oder sie ihn liest. Ich halte „Wenn ich die Augen schließe“ für ein ungemein wichtiges Buch und kann jedem, der meint, dass er mit der ernsten Thematik der Geschichte emotional umgehen kann, wirklich nur ans Herz legen, es zu lesen.

Wer schon realistische Jugendbücher von Ava Reed gelesen hat, der weiß, dass sie eine Meisterin darin ist, harte Themen ehrlich und direkt, zugleich aber auch sehr sensibel und einfühlsam zu behandeln. So auch in „Wenn ich die Augen schließe“. Das Buch befasst sich mit vielen essenziellen und ernsthaften Themen wie Mobbing, Gruppenzwang und Selbstversetzung, sodass ich die Triggerwarnung zu Beginn definitiv für vollkommen gerechtfertigt und sinnvoll halte. Die Geschichte geht stellenweise richtig unter die Haut und lässt einen mitfühlen und mitleiden. Zugleich schenkt sie aber auch Mut und Zuversicht und regt extrem zum Nachdenken an.

Neben den bereits genannten Punkten enthält „Wenn ich die Augen schließe“ noch so einige weitere, sehr bedeutsame Themen wie Selbstfindung, wahre Freundschaft, Liebe, Familie, Zusammenhalt und Vertrauen. Obwohl der Roman nicht dick ist und echt viel in ihm steckt, wirkt er an keiner Stelle zu überladen und trotz der Dosis an schwerwiegenden Dingen ist die Atmosphäre niemals zu bedrückend oder melancholisch. In diesem Buch stimmt einfach alles!

Die Art und Weise, wie Ava Reed das Mobbing in „Wenn ich die Augen schließe“ behandelt, ist einfach nur wundervoll! Voller Empathie und Ehrlichkeit, eben so, wie es nur Ava Reed kann, führt sie uns an dieses nicht einfache Thema heran. Mobbing ist – leider – hochaktuell und kann in meinen Augen gar nicht oft genug in Jugendbüchern thematisiert werden. Ich bin daher so froh darüber, dass Ava Reed diese Geschichte geschrieben hat und mit dieser hoffentlich vielen, vielen Leser*innen Trost und Kraft spendende Lesestunden bescheren wird.

Neben dem Mobbing ist auch der Gruppenzwang ein großer Bestandteil der Handlung, sodass man auch diesbezüglich eine Menge Stoff zum grübeln geliefert bekommt und zur Selbstreflexion angeregt wird. So habe ich mich zum Beispiel beim Lesen öfters gefragt, ob ich manche Dinge eigentlich nur deswegen mag, weil ich es andere mögen, oder ob ich sie mag, weil ich selbst wirklich toll finde.

Diese Frage stellt sich auch Norah irgendwann. Sie weiß nach dem Unfall nicht mehr, wer sie selbst eigentlich wirklich nicht. Als Leser*in dürfen wir mitverfolgen, was für eine beeindruckende und glaubhafte Wandlung sie durchmachen und wie sie immer mehr zu selbst finden wird.

Da wir Norah vor dem Unfall kennenlernen und sie zu dem Zeitpunkt nicht den allersympathischsten Eindruck macht, habe ich sie im ersten Moment nicht so gerne gemocht, muss ich gestehen. Dies hat sich aber sehr schnell geändert. Die „echte“ Norah mochte ich total gerne und da ihre Gefühle und Gedanken - typisch Ava Reed – unheimlich feinfühlig und anschaulich dargestellt werden, ist es mir jederzeit mühelos gelungen, mich in Norah hineinversetzen.

Sam dagegen habe ich augenblicklich in mein Herz geschlossen. Er ist ein superlieber und hilfsbereiter Kerl, dem man einfach sofort gernhaben muss. Obwohl Sam sehr viel Schweres durchmachen musste und dies in Zusammenhang mit Norah steht, zögert er keine Sekunde lang und beschließt, seiner Freundin aus Kindheitstagen zu helfen. Ich habe bei vielen Erzählungen entsetzlich mit Sam mitgelitten und hätte ihn manchmal am liebsten ganz fest in den Arm genommen, weil er mir so leid tat. Zugleich habe ich ihn aber auch sehr für seine Stärke bewundert. Sam ist einfach nur großartig – so einen wunderbaren Freund wünscht sich wohl jeder an seiner Seite.

Da wir die Geschichte im Wechsel von Norah und Sam erfahren, jeweils in der Ich-Form, erhalten wir von beiden Protagonisten einen sehr genauen Einblick in ihr Innenleben. Norahs Part überwiegt jedoch eindeutig, was ich als genau richtig empfunden habe.

Neben Norah und Sam haben mir auch die Nebenfiguren ausgesprochen gut gefallen. Vor allem Norahs kleine süße Schwester Lu habe ich unbeschreiblich liebgewonnen.

Eine letzte Sache noch, ehe ich zu meinem Fazit komme: Können wir bitte gemeinsam noch einmal einen Blick auf dieses umwerfende Cover werfen? Sieht es nicht wunderhübsch aus? Also ich liebe es. Der Alexander Kopainski entwirft einfach immer die geilsten Cover.

Fazit: Ein wunderschöner und unglaublich wichtiger Roman voller Tiefgang und Feingefühl! Ava Reed hat es mal wieder geschafft: Sie hat mit „Wenn ich die Augen schließe“ ein Buch geschrieben, bei welchem ich nur sagen kann: Unbedingt lesen! Ava Reed behandelt in ihrem neuen Jugendroman viele wichtige Themen wie Mobbing, Gruppenzwang und Selbstfindung und wie das tut, ist einfach nur famos. Sanft und behutsam, zugleich aber auch sehr offen und ehrlich. Ein wirklich ganz tolles Buch, das mitreißt, berührt, nachdenklich stimmt und Mut und Hoffnung schenkt. Ich kann „Wenn ich die Augen schließe“ jedem nur ans Herz legen und vergebe volle 5 von 5 Sternen!

 

 




Vielen lieben Dank an den Loewe Verlag für das Rezensionsexemplar!

 

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