Donnerstag, 29. Oktober 2020

[Rezension] Zwei Leben in einer Nacht von Carolin Wahl

Taschenbuch
Ab 14 Jahren
288 Seiten
ISBN: 978-3-7432-0746-2
Erschienen: 08.10.2020

Klappentext: Eine Challenge, eine Nacht, (k)ein Ausweg

Freitag, der 13., Mitternacht. Caspar beobachtet, wie Sams blaues Haar im Wind flattert, als der Zug vorbeirast. Eigentlich weiß er nichts über sie, nur, dass sie beide von Ghost für diese Challenge ausgewählt worden sind. Gemeinsam warten sie auf die erste Nachricht. Die Anweisungen für eine von fünf Aufgaben in dieser Nacht. Ein gefährliches Spiel, das nur ein Ende kennt: ihren Suizid.
Ein spannendes Jugendbuch ab 14 Jahren mit zarter Liebesgeschichte, das auf die Gefahren der Suchtwirkung sozialer Medien und lebensgefährlicher Challenges hinweist. Mit ganz viel Feingefühl geht Carolin Wahl auf die Themen Depression und Suizid ein und liefert einen Roman, der lange nachhallt.

Quelle: Loewe Verlag

Rezension:

Als ich das erste Mal von „Zwei Leben in einer Nacht“ hörte, stand für mich augenblicklich fest, dass ich das Buch lesen muss. Die Thematik sprach mich einfach sofort an und von dem atmosphärischen Cover fühlte ich mich vom ersten Moment an wie magisch angezogen. Da mir zudem mein erstes Werk aus der Feder von Carolin Wahl richtig gut gefallen hat (Staat X), zögerte ich wirklich keine Sekunde lang und ließ ihren neuen Loewe-Titel nur zu gerne bei mir einziehen.

Die 16-jährige Sam und der gleichalterige Caspar werden sich in der Nacht auf einen Freitag, den 13. das erste Mal begegnen. Sie wissen nichts übereinander, außer, dass sie beide Mitglieder des Forums „Deathwish“ sind und für diese Challenge ausgewählt wurden. Zusammen sollen in dieser Nacht fünf Aufgaben erfüllen, die sie über Textnachrichten von dem anonymen Spielmacher namens Ghost erhalten. Wie die letzte Aufgabe lauten wird, ist klar: Ihr Selbstmord.

Hui, okay. Wow. Vorhin habe ich „Zwei Leben in einer Nacht“ beendet und ich bin immer noch sprachlos. So ein tiefsinniges und bewegendes Jugendbuch, das mich so dermaßen mitnimmt, habe ich zweifellos schon etwas länger nicht mehr gelesen. Mich wird das Gelesene auf jeden Fall noch eine ganze Weile sehr beschäftigen, da bin ich mir absolut sicher. Carolin Wahl hat mit „Zwei Leben in einer Nacht“ eine ganz besondere Geschichte geschrieben, die richtig unter die Haut geht und noch sehr lange in einem nachklingt. Die Triggerwarnung am Anfang steht eindeutig zurecht da - „Zwei Leben in einer Nacht“ befasst sich mit den ernsthaften und essenziellen Themen Depressionen, Suizid, Trauer, Tod und Ängsten und ist definitiv keine leichte Kost. Ich halte dieses Buch aber für immens wichtig und kann daher jedem nur ans Herz legen, es zu lesen!

Obwohl die Thematik eine sehr harte ist und man am liebsten zwischendurch kurz pausieren möchte, um das Gelesene zu verarbeiten, konnte ich einfach nicht anders, als „Zwei Leben in einer Nacht“ quasi in einem Rutsch durchzusuchten. Die Handlung wird unheimlich fesselnd und eindringlich erzählt und übt von den ersten Zeilen an eine enorme Sogwirkung auf einen aus, welcher man sich kaum mehr entziehen kann. Ich habe das Buch wirklich gar nicht mehr aus der Hand legen können und wie im Rausch gelesen.

Es liest sich zudem auch einfach nur fantastisch. Carolin Wahl hat einen wunderschönen, nahezu poetischen Schreibstil. Bereits in „Staat X“ konnte sie mich mit ihrem Sprachstil verzaubern und auch dieses Mal bin ich hellauf begeistert.

Was mir ebenfalls außerordentlich gut gefallen hat, ist die Art und Weise, wie die Geschichte erzählt wird. Sam und Caspar berichten in sich abwechselnden Perspektiven, jeweils in der Ich-Form, und allein schon damit konnte das Buch vollends bei mir punkten. Ich liebe das einfach, wenn mehrere Figuren in die Rollen der (Ich -) Erzähler schlüpfen.  

Neben den ständigen Sichtwechseln gibt es in „Zwei Leben in einer Nacht“ aber noch zwei verschiedene Zeitebenen, die Gegenwart und die Vergangenheit, welche als die „Davor“ und die „Danach“ Kapitel gekennzeichnet sind. Auch Auszüge aus dem Chatforum „Deathwish“, in welchem sich unsere beiden Protagonisten angemeldet haben, erzählen die Handlung mit. Ich finde diesen Erzähstil einfach nur brillant. Er gestaltet das Leseerlebnis extrem abwechslungsreich und spannend und sorgt dafür, dass man eine sehr intensive Zeit mit dem Buch verbringt.

Die Stimmung ist gleich zu Beginn ausgesprochen melancholisch und beklemmend. Wir lernen Sam und Caspar kennen, zwei Jugendliche, die beide sehr viel Schweres durchmachen mussten und die sich in dieser bestimmten Nacht das erste Mal begegnen werden.

Mir waren sowohl Sam als auch Caspar auf Anhieb sympathisch. Ich mochte die Dialoge zwischen den beiden wahnsinnig gerne und auch ihre Liebesgeschichte, die zart im Hintergrund entsteht, fand ich wundervoll.
Da die Gefühle und Gedanken der beiden mit unsagbar viel Einfühlsamkeit und Authentizität beschrieben werden, ist es mir jederzeit mühelos geglückt, mich in unsere Protagonisten hineinzuversetzen. Ich habe beim Lesen unendlich mit ihnen mitgelitten und mitgefühlt und so, so sehr gehofft, dass sie die Nacht überleben werden. Zugleich war ich auch richtig am mitfiebern. Ich wollte endlich erfahren, was nur dazu geführt hat, dass die beiden im Suizid den einzigen Ausweg sehen und auch die große Frage, wer nur hinter Ghost steckt, der anonyme Spielleiter von Deathwish, hat mich durchweg in Atem gehalten. Was für ein Mensch ist dieser Ghost nur? Wie krank muss man sein, um Jugendliche dazu zu ermutigen, sich umzubringen?

Der Klappentext verrät ja bereits, dass Sam und Caspar für eine Challenge ausgewählt wurden und dass das Ende dieses furchtbaren Spiels der Selbstmord sein wird. Krass, oder? Und was das Ganze noch krasser macht: Solche Suizid-Challenges gibt es wirklich. Die Chatauszüge, die wir in „Zwei Leben in einer Nacht“ zu lesen bekommen, bescheren einem ja eh schon so richtig Gänsehaut, aber zu wissen, dass so gefährliche Spiele auch in der Realität existieren, machen diese Passagen nur noch heftiger. Also mir haben die Unterhaltungen aus dem Deathwish-Forum echt viel abverlangt. 

Zwei Leben in einer Nacht“ ist wahrhaftig kein Spaziergang, aber – das kann ich gar nicht oft genug betonen – es ist eine ungemein wichtige Lektüre! Ich bin wirklich froh, dass die Carolin Wahl den Mut und die Stärke gefunden hat, ein Buch über dieses Thema zu schreiben. Ein Buch, das wachrüttelt, aufklärt und Hoffnung schenkt.

Fazit: Schockierend ehrlich, unglaublich wichtig, zutiefst berührend – ein großartiges Buch voller Feingefühl und Tiefgang! Carolin Wahl hat mir mit „Zwei Leben in einer Nacht“ ein unvergessliches Leseerlebnis beschert. Ich habe das Buch förmlich inhaliert und am Ende mit einem beeindruckten Wow wieder zugeklappt. Ich kann euch „Zwei Leben in einer Nacht“ nur ans Herz legen. Die Handlung ist zwar nicht ohne – Carolin Wahl beschönigt wahrlich nichts – aber wer meint, mit der schweren Thematik des Buches umgehen zu können, sollte Sams und Caspars Geschichte unbedingt lesen! Sie ist ergreifend, emotional, mitreißend, heftig und aktuell. Sie bewegt und macht sprachlos, sie sensibilisiert, klärt auf und hallt sehr lange in einem nach. Ein wirklich ganz tolles Buch, das hoffentlich viele Leser*innen finden wird. Von mir gibt es volle 5 von 5 Sternen!


 






 

Vielen lieben Dank an den Loewe Verlag für das Rezensionsexemplar!

 

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