Dienstag, 20. Oktober 2020

[Rezension] Bubble. Die magische Kugel von Siri Pettersen

Hardcover
Übersetzt von Dagmar Mißfeldt
Ab 10 Jahren
320 Seiten
ISBN: 978-3-96177-070-0
Erschienen: 18.09.2020 
 
Klappentext: 
Die 11-jährige Kine hat es nicht leicht. Sie muss morgens früh aufstehen, fettarme Milch trinken, zur Schule gehen und dort unnütze Dinge lernen, am Schwimmunterricht teilnehmen und im Weihnachtschor mitsingen. Sie ist gezwungen, den Regeln anderer Leute zu folgen, in einer schrecklichen Stadt, in einer schrecklichen Welt. Doch nach dem schlimmsten Schultag aller Zeiten findet Kine eine magische Kugel, die so riesig wird, dass sie schließlich sogar hineinpasst. Die Kugel ist ihr Schlüssel zur Freiheit, von der sie so lange geträumt hat. Endlich kann Kine der nervigen Welt für alle Zeit entkommen – aber ist es wirklich das, was sie will?
 
 
Rezension:

Als ich das erste Mal von „Bubble. Die magische Kugel“ hörte, wusste ich einfach sofort, dass ich das Buch lesen muss. Das Cover hat mich irgendwie wie magisch angezogen, obwohl ich es, wenn ehrlich bin, ein bisschen unheimlich finde. Aber es hat was, ich mag`s echt gerne. Der Klappentext konnte mich ebenfalls umgehend überzeugen. „Bubble“ klang einfach so ungewöhnlich und ausgefallen da ich total auf solche Geschichten stehe, musste ich das Buch unbedingt bei mir einziehen lassen.

 
Die 11-jährige Kine möchte einfach nur weg. Sie hat keinen Bock mehr darauf zu Dingen gezwungen zu werden und die Regeln anderer Leute befolgen zu müssen. Sie möchte nicht mehr morgens früh aufstehen müssen, zur blöden Schule gehen, am ätzenden Schwimmunterricht teilnehmen und im albernen Weihnachtschor singen. Kine will das alles einfach nicht mehr.
Eines Tages, nach einem besonders schlimmen Schulalltag, findet Kine eine magische Kugel. Anfangs ist sie noch ganz klein, sie wird aber immer größer, bis sie schließlich so riesig ist, dass Kine in sie hineinpasst. Und nicht nur das: Sie, Kine, ist die Einzige, die diese Blase betreten kann. Für Kine gibt es kein Halten mehr. Die Kugel erscheint ihr wie ein wahr gewordener Traum. Endlich hat sie einen Ort, an den sie flüchten und alleine sein kann, an dem sie frei sein und der nervigen Welt für immer entkommen kann. Ist das aber wirklich so toll? Wird sich Kine mit so einem Leben wirklich besser fühlen?
 
Hui, okay. Irgendwie war „Bubble“ nicht so wie von mir erwartet. Ich hatte mir zwar gedacht, dass zwischen den Buchdeckeln eine recht wunderliche Geschichte schlummert, aber irgendwie hatte ich dennoch mit etwas anderem gerechnet. So ein ungewöhnliches Kinderbuch habe ich definitiv schon seit langem nicht mehr gelesen. Siri Pettersen ist mit „Bubble“ wahrlich ein einzigartiges Werk gelungen, das ganz vieles zugleich ist: Grimmig, ironisch, verstörend, warmherzig, skurril, lehrhaft und klug. Wenn ihr gerne Kinder- und Jugendbücher lesen solltet, die einfach anders sind, dann solltet ihr euch „Bubble“ unbedingt mal genauer anschauen! 
 
Vermutlich fragt ihr euch nun, ob mir die Story nun gefallen hat oder nicht. Um es kurz zu machen: Ich finde „Bubble“ großartig! Ich würde sagen, dass es doch eindeutig für das Buch spricht, dass ich es in weniger als zwei Tagen durchgesuchtet habe, oder? :D
Ich habe die Geschichte wie im Rausch gelesen, da ich einfach nicht mehr damit aufhören konnte. Die Erzählweise ist ungemein fesselnd und mitreißend und da zudem die Kapitel sehr kurz sind und die Schrift recht groß ist, fliegt man einfach nur so durch die Seiten.  
 
Mir, als Erwachsene, hat „Bubble“ wirklich ganz famose Lesestunden beschert, allerdings bin ich mir sehr unsicher, ob das Buch schon was für jüngere Leser*innen ist. Die Altersangabe vonseiten des Verlags liegt bei ab 10 Jahren und dem kann ich mich nicht so ganz anschließen. Ich persönlich würde das Buch erst ab 12 Jahren empfehlen, da die Geschichte anfangs recht düster und bedrückend ist und manche Szenen meinem Empfinden nach ein wenig zu heftig dargestellt werden. Vielleicht unterschätze ich die Zielgruppe aber auch, ich weiß es nicht. Ich persönlich finde jedenfalls, dass „Bubble“ eher ein Jugendbuch ist, trotz unserer jungen 11-jährigen Protagonistin.
 
Ich habe die Atmosphäre anfangs als sehr ernst und deprimierend empfunden. Unsere Buchheldin Kine, aus deren Sicht wir alles in der dritten Person erfahren, lernen wir als ein 11-jähriges Mädchen mit einer extrem negativen Einstellung kennen. Kine findet gefühlt alles einfach nur doof und zweifelt an der Welt und an sich selbst. Dies wird sich aber noch ändern. In Kine wird noch ein großes Umdenken stattfinden, sie wird erkennen, dass nicht alles blöd und schrecklich ist und dass es an ihr allein liegt, ihr Leben zu ändern - zum Positiven zu ändern. Bis zu dieser Erkenntnis dauert es aber eine Weile. Der Weg bis dorthin ist kein einfacher; er ist vollgepackt mit Steinen und emotionalen Ausbrüchen.
 
Obwohl Kine anfangs so depri und mürrisch drauf ist und viel flucht und schimpft, mochte ich sie dennoch vom ersten Moment an sehr gerne. Ich fand es wahnsinnig faszinierend zu sehen, wie ihre Sicht auf alles ist und habe richtig mit ihr mitgelitten, weil es ihr so schlecht geht. Immer nachvollziehbar hat sie zwar nicht für mich gehandelt, aber gestört hat mich das in keinster Weise. Ich habe Kine unheimlich liebgewonnen und fand es so schön zu verfolgen, wie sie sich im Verlauf des Buches verändern wird. Besonders klasse an ihr fand ich, dass sie trotz ihrer ablehnenden Art einen herrlich trockenen Humor besitzt. Also keine Sorge: Zu ernsthaft, finster und erschütternd ist die Geschichte nicht. Es gibt viele Wortwitze und auch amüsante Momente, die einen zum schmunzeln bringen und die Handlung auflockern. Ich zum Beispiel fand den Ausdruck „Brotgehirn“ spitze. Keine Ahnung, ich musste irgendwie immer grinsen, wenn Kine jemanden als Brotgehirn bezeichnet hat. :D
Mir wird Kine auf jeden Fall noch eine lange Zeit sehr gut im Gedächtnis bleiben und auch die weiteren tollen Charaktere werde ich ganz bestimmt so schnell nicht wieder vergessen.
 
Kines magische Kugel hat mich ebenfalls zutiefst fasziniert. So eine Blase, in der man sich vor der Welt abschotten kann, wenn einem alles gerade zu viel wird, haben sich wohl viele schon mal gewünscht. Mir hat die Idee mit dieser Kapsel, die Kine als Zufluchtsort dient, richtig gut gefallen. Ich muss nur gestehen, dass ich diese Kugel irgendwie auch ziemlich creepy und beängstigend fand. Vor allem die Puppe habe ich als sehr gruselig empfunden. Da im Klappentext nichts über sie erzählt wird, werde ich es auch in meiner Rezension nicht tun, ich möchte ja schließlich nicht zu viel verraten. Wenn ihr einen Blick aufs Cover werft, versteht ihr aber vermutlich, warum mir diese mumienartige Puppe Gänsehaut beschert hat.

Die Story ist stellenweise schon recht strange und die große Wende zum Ende hin hätte meiner Meinung nach mit mehr ein wenig mehr Einfühlungsvermögen beschrieben werden sollen, aber wie gesagt: Ich finde das Buch dennoch genial! Es behandelt sehr wichtige und ernste Themen wie Ängste, Freundschaft und das Gefühl, nicht verstanden zu werden. Zudem vermittelt es ganz wunderbare Botschaften: Sieh nicht immer in allem das Schlechte. Sei glücklich und zufrieden mit dem, was du hast. Steh zu deinen Fehlern und gebe nicht anderen Leuten die Schuld. Auch die Message, dass man miteinander reden sollte, um Missverständnisse zu vermeiden, sind ein Teil der Moral. In „Bubble“ steckt echt viel, sodass man sehr zum nachdenken angeregt wird und die Geschichte noch lange in einem nachklingt.

 
Fazit: Siri Pettersen hat mit „Bubble. Die magische Kugel“ eine ganz besondere Geschichte aufs Papier gezaubert. Das Buch ist außergewöhnlich, klug und lehrreich. Es ist witzig, ziemlich schräg, ein bisschen weihnachtlich und einfach einzigartig. Mich hat die Geschichte unglaublich fasziniert und nachdenklich gestimmt. Sie hat mich schockiert, durchweg mitfiebern lassen und ein Leseerlebnis beschert, das ich ganz bestimmt so schnell nicht wieder vergessen werde.
Ich war nun etwas länger am hin und her überlegen, wie viele Sterne ich vergeben soll. Mich, als erwachsene Leserin, hat das Buch richtig beeindruckt, aber für ein Kinderbuch ab 10 Jahren hätte ich mir manchmal ein bisschen mehr Feingefühl und etwas weniger Negativität zu Beginn gewünscht. Ich habe mich schließlich dafür entschieden, nur einen halben Stern abziehen, da mir die Story echt gut gefallen hat. Ich kann „Bubble“ absolut empfehlen und vergebe 4,5 – hier gerundet auf 5 von 5 Sternen! 
 
 





Vielen lieben Dank an den Woow Books Verlag und die Netzwerk Agentur Bookmark für das Rezensionsexemplar!

 

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