Sonntag, 29. August 2021

[Rezension] Optimisten sterben früher von Susin Nielsen

Hardcover
 
Übersetzt von Anja Herre
Ab 14 Jahren
256 Seiten
ISBN: 978-3-8251-5184-3
Erschienen: 25.08.2021

Klappentext:

Petula will sich nicht eingestehen, dass sie Jacob toll findet. Denn dann müsste sie ja vielleicht aus ihrem Schneckenhaus heraus. Ihre Angst vor dem Leben angehen. Sich auf jemand anderen einlassen. Niemals!
Doch Jacob bringt frischen Wind in die Therapiegruppe. Und plötzlich erkennt Petula, dass die anderen mit ganz ähnlichen Problemen kämpfen wie sie selbst. Schritt für Schritt kann sie die Mauer um sich herum niederreißen. Bis zu dem Tag, an dem sie erfährt, dass Jacob nicht der ist, für den sie ihn gehalten hat …
Wie in ihrem Erfolgstitel ›Adresse unbekannt‹ gelingt es Susin Nielsen auch in diesem Buch, ein tief berührendes Thema mit herrlichem Humor zu vereinen. Eine Geschichte von Freundschaft, einer ersten, zarten Liebe, von einem Mädchen, das seine Ängste zu überwinden lernt. Eine Geschichte voller Spannung, Warmherzigkeit – und Optimismus.

Quelle: Urachhaus Verlag

Rezension:

Von der kanadischen Autorin Susin Nielsen habe ich im vergangenen Jahr „Adresse unbekannt“ gelesen und da dieses Buch ein Top-Highlight für mich war, stand für mich sofort fest, dass ich auch ihren zweiten Titel aus dem Urauchhaus Verlag unbedingt lesen muss. Auf „Optimisten sterben früher“ war ich wahnsinnig gespannt.

Für die 15-jährige Petula ist das Glas stets halb leer statt halb voll. Sie ist eine Pessimistin durch und durch und der festen Überzeugung, dass die Lebenserwartung von Optimisten niedriger ist als die von schwarzseherischen Menschen. Ihrer Meinung nach lauert hinter jeder Ecke eine Gefahr, sie verzichtet aufgrund ihrer Angst vor Bakterien aufs Händeschütteln, dank ihrer Panik vor Baustellen geht sie stets Umwege und anstatt den Fahrstuhl zu benutzen wählt sie immer das Treppenhaus. Sie hat sich sogar ein Album angelegt, in welchem sie Zeitungsartikel sammelt, die von den außergewöhnlichsten tragischsten Todesfällen berichten (im Internet findet man massenweise davon). Petula hat seit dem Tod ihrer kleinen Schwester, an dem sie sich die Schuld gibt, mit Angst- und Zwangsstörungen und enormen Selbstvorwürfen zu kämpfen. Gemeinsam mit anderen Jugendlichen, die ebenfalls Schweres durchgemacht haben, besucht sie regelmäßig eine Kunsttherapiegruppe. Hier wird sie Jacob, den Jungen mit dem Roboterarm, das erste Mal begegnen. Dank ihm wird es ihr allmählich gelingen, endlicher wieder etwas gelassener zu werden. Sie wird immer mehr Vertrauen zu Jacob fassen und sich schließlich sogar in ihn verlieben. Doch dann erfährt sie, dass Jacob die ganze Zeit über nicht ehrlich zu ihr war und nicht der ist, für den sie ihn gehalten hat.

Wie oben bereits erwähnt hat mich „Adresse unbekannt“ im letzten Jahr so richtig vom Hocker hauen können. Meine Erwartungen an mein zweites Werk aus der Feder von Susin Nielsen waren dementsprechend ziemlich hoch. Hinzu kam natürlich, dass mich der sehr vielversprechend klingende Klappentext und der außergewöhnliche Titel extrem neugierig auf die Geschichte gemacht haben.

Langer Rede, kurzer Sinn: Ich bin auch von meinem zweiten Buch von Susin Nielsen total begeistert! Die kanadische Autorin hat die schmale Gratwanderung zwischen Witz und Ernst in meinen Augen abermals perfekt gemeistert und eine schwierige Thematik auf eine genau richtig unterhaltsame und leichte Weise verpackt. Mir hat „Optimisten sterben früher“ ein wundervolles Leseerlebnis bescheren können. Die Erzählung hat mich tief bewegt und nachdenklich gestimmt, sie hat mir öfters ein Schmunzeln ins Gesicht gezaubert, durchweg mitgerissen und einfach nicht mehr losgelassen.

Verlust, Trauer, Schuldgefühle, Angst- und Zwangsstörungen, Freundschaft, Liebe, Vergebung und Vertrauen – all diese wichtigen und teils sehr schweren Themen greift Susin Nielsen in „Optimisten sterben früher“ auf und wie sie das tut, ist einfach klasse: Mit ganz viel Empathie und Authentizität und einem herrlichen Humor. Mir hat es unheimlich gut gefallen, wie die Autorin die Probleme der Charaktere dargestellt und die sarkastische Art und Weise wie uns unsere Hauptprotagonistin Petula alles erzählt, konnte ebenfalls komplett bei mir punkten.

Petula, aus deren Sicht wir alles in der Ich-Perspektive erfahren, war mir auf Anhieb sympathisch und da ihre Gefühls- und Gedankenwelt vollkommen nachvollziehbar veranschaulicht wird, ist es mir jederzeit mühelos geglückt mich in sie hineinversetzen.

Ich habe sehr mit Petula mitgefühlt und an vielen Stellen entsetzlich mit ihr mitgelitten. Seit dem Tod ihrer kleinen Schwester, an dem sie sich die Schuld gibt, leidet Petula an verschiedenen Ängsten und hat sich zu einem äußerst übervorsichtigen Menschen und einer absoluten Pessimistin entwickelt. Mir tat sie so leid, dass sie sich selbst solche Vorwürfe macht und aufgrund ihrer psychischen Störungen kein normales Teenagerleben führen kann.
Als Nicht-Betroffene kann ich nun natürlich nicht sicher sagen ob die Darstellung von Petulas psychischen Problemen realistisch ist. Auf mich jedenfalls hat sie einen sehr echten Eindruck gemacht.

Bei den weiteren Figuren schaut dies ganz genauso aus. Da hätten wir zum einen Petulas Eltern, denen es ebenfalls überhaupt nicht leicht fällt den Tod ihrer kleinen Tochter zu verarbeiten. Die Mutter zum Beispiel schleppt ständig neue Katzen an und scheint kurz davor zu sein ein richtiger Katzenmessi zu werden. (Katzenfreunde werden in diesem Buch übrigens ganz auf ihre Kosten. Die Geschichte steckt voller Katzen. Und sie macht total Bock auf lustige Katzenvideos.)

Auch die mentalen Probleme der verschiedenen Jugendlichen aus der Kunsttherapiegruppe wurden meiner Ansicht nach völlig glaubhaft beschrieben. Wie Petula haben auch sie mit schweren Verlusten und zum Teil großen Schuldgefühlen zu kämpfen. So auch Jacob, den unsere Hauptprotagonistin gleich zu Beginn der Geschichte kennenlernen wird. Wie genau sein Schicksalsschlag aussieht werde ich euch hier allerdings nicht erzählen, da ich sonst vermutlich zu viel von der Handlung verraten würde. Er hat auf jeden Fall ein verdammt schweres Päckchen zu tragen, so viel sei gesagt. Trotz seiner Vergangenheit ist Jacob aber ein erstaunlich fröhlicher und witziger Typ. Ich habe ihn sofort in mein Herz geschlossen und das Zusammenspiel zwischen ihm und Petula fand ich einfach nur klasse.

Die Liebesgeschichte, die sich zwischen den beiden noch entwickeln wird, mochte ich ebenfalls richtig gerne. Sie ist authentisch und berührend und fügt sich absolut stimmig ins Geschehen ein.

Zu den weiteren Figuren kann ich mich ebenfalls nur positiv äußern. Sie wurden mit viel Echtheit und Tiefe skizziert und machen das Leseerlebnis mit ihren unterschiedlichen Eigenschaften zu etwas ganz Besonderem. Manche sind zudem so wunderbar schräg drauf. So hat mich zum Beispiel die draufgängerische und ständig fluchende Koula an vielen Stellen bestens unterhalten. Koula ist wahrlich eine Nummer für sich, hihi. Allerdings hatte ich selbstverständlich auch mit ihr großes Mitgefühl – sie ist besucht die Kunsttherapie-AG schließlich nicht ohne Grund.

Da mich die Handlung durchgehend an die Seiten fesseln konnte, habe ich das Buch quasi in einem Rutsch durchgelesen und für meinen Geschmack viel zu schnell beendet. Zu meinem flotten Lesetempo haben dann natürlich auch die angenehm kurzen Kapitel beigetragen sowie der wunderschöne Schreibstil.

Auch das Ende hat mich gänzlich überzeugen können. Es ist hoffnungsvoll, herzerwärmend und absolut zufriedenstellend, mir hat es echt gut gefallen. 

Fazit: Ehrlich, humorvoll, ergreifend. Ein großartiger Jugendroman, den man nicht mehr aus der Hand legen kann!

Dies war also mein zweites Buch von der kanadischen Autorin Susin Nielsen und auch dieses hat sich zu einem echten Highlight für mich entwickelt. „Optimisten sterben früher“ behandelt auf eine rundum gelungene Weise viele schwierige Themen und ist definitiv nicht nur für Jugendliche absolut lesens- und empfehlenswert. Die Geschichte steckt voller Tiefgang und Emotionen, sie ist schmerzhaft und lustig zugleich und richtig toll geschrieben. Ich kann das Buch jedem nur ans Herz legen. Von mir gibt es 5 von 5 Sternen!
 
 
 






 
Vielen lieben Dank an den Urachhaus Verlag für das Rezensionsexemplar!

2 Kommentare:

  1. Ich fand dieses Buch ebenfalls großartig. Ich habe es vor ein paar Jahren im Original gelesen und habe gerade die Katzenszenen immer noch sehr klar vor Augen. Zu meiner Schande muss ich gestehen, dass ich gar nicht mitbekommen habe, dass das Buch übersetzt wurde. Ups?

    Liebe Grüße,
    Mira :)

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    1. Hallo liebe Mira :)
      Das Buch ist wirklich großartig! Da ich nicht so gerne auf Englisch lese, bin ich echt super froh darüber, dass es übersetzt wurde.
      Kennst du auch die anderen Bücher der Autorin? Also ich habe nur noch "Adresse unbekannt" gelesen. Das Buch ist ebenfalls so gut! Solltest du es noch nicht gelesen haben, kann ich dir nur ans Herz legen dies noch zu ändern. :)

      Liebe Grüße
      Corinna

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