Sonntag, 17. Januar 2021

[Rezension] Das Mädchen und der flüsternde Wald von Sophie Anderson

Hardcover
 
Übersetzt von Carina Schnell
Ab 10 Jahren
320 Seiten
ISBN: 978-3-7915-0101-7
Erschienen: 09.01.2021

Klappentext:

Ein poetisches Märchen von Menschen, Bären und der Suche nach der eigenen Geschichte.
Seit sie denken kann, fühlt sich Janka zum Schneewald hingezogen. Manchmal glaubt sie, die Tiere zu verstehen, was unmöglich ist. Zwar wurde sie einst als Kind vor einer Bärenhöhle im Wald gefunden, doch Janka ist ein Mensch, oder etwa nicht? Als sie eines Morgens mit Bärenbeinen aufwacht, versteht sie die Welt nicht mehr. Es gibt nur einen Ort, an dem sie Antworten finden kann: im Schneewald. Nach so vielen Erzählungen über diesen mystischen Ort, Märchen über Baba Yagas, Zar und Zarin Bär und den Zauberbaum, ist es für sie an der Zeit, ihre eigene Geschichte kennenzulernen.

Quelle: Verlagsgruppe Oetinger

Rezension: 

Was war meine Freude groß als ich hörte, dass dieses Jahr endlich ein neues Buch von Sophie Anderson auf Deutsch erscheinen wird. Mit „Marinka – Die Reise nach Dazwischen“ konnte mir die englische Autorin ein wahres Lesehighlight bescheren. Auf „Das Mädchen und der flüsternde Wald“ war ich daher schon wahnsinnig gespannt!

Die 12-jährige Janka lebt zusammen mit ihrer Mamotschka in einem kleinen Häuschen nahe eines Dorfes. Da sie sehr groß und stark für ihr Alter ist, wird sie von allen immer Janka die Bärin genannt. Dass Janka als kleines Kind in einer Bärenhöhle im Wald gefunden wurde, weiß kaum jemand. Und wo sie geboren wurde und wer ihre echten Eltern sind, das weiß noch nicht einmal Janka. Sie hat sich jedenfalls schon immer anders gefühlt und eine merkwürdige Anziehungskraft vom geheimnisvollen Schneewald verspürt. Was das wohl zu bedeuten hat? Ob ihr der Schneewald wohl mehr über ihre Herkunft verraten kann?

Als Janka während eines Dorffestes einen Unfall hat und am folgenden Tag wieder erwacht, traut sie ihren Augen nicht. Ihre Beine haben sich in Bärenbeine verwandelt! Aber wie kann das sein? Und wieso kann sie auf einmal ihr Hauswiesel Mausefänger verstehen?
Janka ist sich sicher: Nur im Schneewald wird sie Antworten finden. All die Jahre hat sie den fantastischen Schneewald-Erzählungen ihres Freundes Anatoly gelauscht. Janka spürt, dass es nun endlich an der Zeit ist, ihre eigene Geschichte kennenzulernen. Ein unglaubliches Abenteuer beginnt...

Mein Eindruck ist ja, dass die Bücher von Sophie Anderson hier bei uns Deutschland relativ unbekannt sind. Ihr erstes Buch im Dressler Verlag - „Marinka – Die Reise nach Dazwischen“ - scheint jedenfalls ein echter Geheimtipp zu sein. Leider. Ich zumindest kenne kaum jemanden, der die Geschichte von Marinka und ihrer Großmutter, einer Baba Jaga, kennt. Also solltet ihr fantasievolle Geschichten im Stil der Filme von Studio Ghibli mögen und gerne Märchen lesem, dann kann ich euch nur wärmstens empfehlen, die Werke von Sophie Anderson kennenzulernen!

Ich bin ein großer Fan der Studio-Ghibili-Filme und liebe märchenhafte Erzählungen über alles. Ich habe mich daher riesig darüber gefreut, dass auch „Das Mädchen und der flüsternde Wald“ ein genauso tolles, poetisches Fantasyabenteuer erzählt wie „Marinka“. Sophie Anderson nimmt uns auch dieses Mal in eine fantastische Welt voller Magie und russischer Legenden nimmt, in der Baba Jagas mit ihren hühnerbeinigen Häusern und andere wundersame Geschöpfe ihr Unwesen treiben. Dass wir auch in diesem Buch von Sophie Anderson die Bekanntschaft einer Baba Jaga machen dürfen, fand ich einfach nur grandios. Diese bekannte Figur aus der slawischen Mythologie hat mich schon immer ungeheuer fasziniert.

Bei der Baba Jaga in „Das Mädchen und der flüsternde Wald“ handelt es sich allerdings nicht um dieselbe aus „Marinka“. Die Bücher hängen nicht zusammen und können völlig problemlos unabhängig voneinander gelesen werden. Ich persönlich würde nur dennoch raten, „Marinka“ zuerst zu lesen, da in dem Buch die Rolle der Baba Jaga noch genauer beschrieben wird.

Aber genug von „Marinka“. In dieser Rezension soll es schließlich um „Das Mädchen und der flüsternde Wald“ gehen.

Ich bin eindeutig nicht mit den falschen Erwartungen an mein zweites Werk aus der Feder von Sophie Anderson herangegangen: Mir hat das Buch ein herrliches Lesevergnügen beschert. Sophie Anderson ist in meinen Augen auch mit den Erlebnissen der tapferen Janka ein wundervoller Kinderroman ab 10 Jahren geglückt, in welchem sie uns auf ein magisches Abenteuer voller Spannung, Schnee und Geheimnisse mitnimmt.

Unsere Hauptprotagonistin ist die bereits genannte Janka, aus deren Sicht wir die Handlung in der Ich-Perspektive erfahren. Neben Jankas Kapiteln gibt es allerdings immer mal wieder Seiten, auf denen wir in den Genuss von Märchen kommen, die immer passend zur Haupthandlung erzählt werden und ebenfalls im Schneewald spielen. Dieser Punkt konnte mich am meisten begeistern. Das Buch gewinnt durch die zahlreichen „Es war einmal“- Geschichten einen einzigartigen Zauber und wird dadurch wahrlich zu etwas ganz Besonderem. Die Seitenränder der Erzählungen sind übrigens wunderhübsch illustriert, was mich in zweierlei Hinsicht begeistern konnte: Zum einen, weil es einfach nur klasse aussieht und zum anderen, weil man so die Janka- und die Märchenkapiteln prima voneinander unterscheiden kann.

Und da wir schon mal bei der Gestaltung sind: Vorne im Buch gibt es eine tolle, detailreiche schwarz-weiß Karte, die den Schneewald mit allen wichtigen Schauplätzen zeigt und hervorragend bei der Orientierung hilft. Zum Cover brauche ich vermutlich gar nicht groß was sagen, oder? Es ist natürlich immer Geschmackssache – ich jedenfalls liebe es.

Auch bezüglich der Charaktere kann ich mich nur lobend und positiv äußern. Unsere 12-jährige Buchheldin Janka war mir auf Anhieb sympathisch. Sie ist ein starkes, mutiges und ganz wunderbares Mädchen und wird sich garantiert sofort in die Herzen sämtlicher Leser*innen schleichen. Die liebenswerte Janka muss man einfach gernhaben.

Neben Janka haben wir das große Vergnügen auf lauter weitere außergewöhnliche und großartige Figuren treffen zu dürfen. Da hätten wir zum Beispiel die herzensgute Mamotschka, bei der unsere Ich-Erzählerin aufgewachsen ist; das aufgeweckte und lustige Wiesel namens Mausefänger; der Einsiedler Anatoly, der ein meisterhafter Geschichtenerzähler ist oder das Mädchen Elena, die mit ihrer Großmutter (einer Baba Jaga) und ihrem Haus mit den Hühnerbeinen durch den mystischen Schneewald reist.

Einmal in das Buch versunken, wollte ich gar nicht wieder daraus auftauchen. Die Handlung konnte mich sofort in ihren Bann ziehen und obwohl der Beginn recht ruhig ist, konnten mich die Ereignisse durchgehend packen und mitreißen. Für mich kam an keiner Stelle Langeweile auf. Besonders in der zweiten Hälfte, in der sich die Spannung und Action immer mehr steigern, war ich völlig gefesselt von den Geschehnissen.

Richtig gut gefallen hat mir auch, dass die Geschichte viele wichtige Werte und Botschaften vermittelt, eine fabelhafte Balance zwischen Ernst und Humor enthält und einen somit nicht nur mitfiebern lässt und unterhält, sondern auch zum Nachdenken anregt und berührt. „Das Mädchen und der flüsternde Wald“ handelt von der Suche nach der eigenen Herkunft, Selbstfindung und Mut, von Familie, Freundschaft, Hoffnung und Zusammenhalt. Die Geschichte ist unheimlich bildhaft, atmosphärisch und bezaubernd schön geschrieben und beschert Jung und Alt ein Leseerlebnis voller abenteuerlicher, amüsanter, gefahrvoller, bewegender und bärenstarker Momente.

Fazit: Sophie Anderson hat mit „Das Mädchen und das flüsternde Wald“ einen zauberhaften Kinderroman ab zehn Jahren aufs Papier gebracht, mit welchem sie Jung und Alt ein wunderschön erzähltes Abenteuer voller Spannung, Märchen, Wunder und Magie beschert. Ich habe tolle Lesestunden mit dem Buch verbracht und kann jedem, der gerne in märchenhafte Welten und fantasievolle Geschichten eintaucht, nur ans Herz legen das Mädchen Janka auf ihrer aufregenden Reise zu begleiten. „Das Mädchen und das flüsternde Wald“ erhält von mir volle 5 von 5 Sternen! 

 

 






 

Vielen lieben Dank an die Verlagsgruppe Oetinger für das Rezensionsexemplar!

 

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