Dienstag, 19. Januar 2021

[Rezension] Elchtage von Malin Klingenberg

Hardcover
 
Übersetzt von Anu Stohner
Ab 11 Jahren
224 Seiten
ISBN: 978-3-423-64076-3
Erscheinungstag: 19.02.2021

Klappentext:

Viele Dinge haben sich während des Sommers verändert: Johanna hat mit der Mittelstufe begonnen, und ihre beste Freundin Sandra verbringt ihre Freizeit lieber mit den beliebtesten Mädchen der Klasse statt mit Johanna.
Warum muss sich nur immer alles verändern? Johanna möchte, dass die Dinge so bleiben, wie sie schon immer waren.
Zum Glück hat sie Ihre Hütte im Wald, die Hütte, die sie zusammen mit Sandra gebaut hat. Dort kann sie nachdenken, die Natur genießen und Tiere beobachten. Und eines Tages sind sie da, spazieren einfach vor ihre Hütte: Elche! Und schon steckt Johanna in einem spannenden Abenteuer, in dem gefährliche Elchjäger, merkwürdige Tierschützer und auch ein seltsamer Junge eine wichtige Rolle spielen.

Quelle: dtv

Rezension:

Als ich das erste Mal von „Elchtage“ hörte, wusste ich sofort, dass ich das Buch lesen muss. Der Klappentext klang einfach so gut und in das niedliche Cover habe ich mich auf den ersten Blick verliebt. Sieht es nicht wunderhübsch aus? Also ich finde, der Max Meinzold hat mal wieder einen grandiosen Job gemacht. Ich habe es nun schon öfters in meinen Rezensionen erwähnt, muss es aber einfach auch noch einmal hier tun: Für mich ist der Max Meinzold inzwischen ein wahrer Covergott.

Die Autorin Malin Klingenberg war mir bisher vollkommen unbekannt. „Elchtage“ sollte also mein erstes Werk von ihr werden.

Das neue Schuljahr hat begonnen und somit auch Johannas Zeit in der Mittelstufe. Dies ist jedoch nicht die einzige Veränderung in Johannas Leben: Ihre ehemals beste Freundin Sandra möchte auf einmal nichts mehr mit ihr zu tun haben. Anstatt sich wie früher mit ihr in ihrer gemeinsamen Hütte im Wald zu treffen, hängt Sandra nur noch mit den blöden In-Mädchen aus ihrer Klasse rum. Dass sich Sandra so plötzlich von ihr abgewandt hat, trifft Johanna sehr. Sich aber ebenfalls Lusses und Viktorias Fanclub anschließen, kommt für die 13-jährige überhaupt nicht infrage. Sie verbringt viel lieber Zeit in ihrer kleinen gemütlichen Hütte und in der Natur. Eines Tages entdeckt Johanna zwei Elchkühe am See und ehe sie sich versieht, beginnt ein aufregendes Abenteuer für sie, in dem popcornliebende Elchkühe, eine ziemlich schräge Tierschützerin, gefährliche Eichjäger und ein geheimnisvoller Junge namens Sixten eine große Rolle spielen.

Elchtage“ war mal wieder so ein Buch, bei dem ich einfach schon nach wenigen Seiten wusste, dass ich es lieben werde. Der angenehm leichte Schreibstil, das Setting, die Atmosphäre, unsere Hauptprotagonistin – ich mochte alles auf Anhieb unheimlich gerne. Eigentlich wollte ich abends, kurz vor dem Schlafengehen, nur ein bisschen in „Elchtage“ reinlesen, war dann aber von Beginn an so begeistert und gefesselt von der Geschichte, dass aus den geplanten wenigen Seiten letztendlich gute hundert wurden. Die Handlung wird zwar sehr ruhig erzählt und kann mit keinem wirklich hohen Spannungsbogen aufwarten, aber durchweg mitreißen konnte sie mich dennoch. Langeweile kam für mich an keiner Stelle auf und auch hinsichtlich Längen hieß es für mich Fehlanzeige. Ich habe insgesamt eine herrliche Lesezeit mit dem Buch verbracht und es für meinen Geschmack viel zu schnell wieder beendet.

Erfahren tun wir die gesamte Handlung aus der Sicht der 13-jährigen Johanna in der Ich-Perspektive. Johanna fand ich einfach nur klasse! Sie ist eine starke und toughe Protagonistin und lässt sich nicht unterkriegen. Ich habe sie sehr dafür bewundert, dass sie sich nicht darum schert, was andere von ihr denken und halten und einfach so ist, wie sie sein möchte und das tut, worauf sie Lust hat. Mit der beliebten Lusse und deren Mädelsclique abhängen, über Jungs, Make-up und Klamotten quatschen, Shoppen gehen? – das ist überhaupt nicht Johannas Ding. Sie ist viel lieber draußen in der Natur, in ihrer geliebten Hütte im Wald am See, wo sie für sich ist und in Ruhe nachdenken kann. Da ich selbst so jemand bin, der eher der Typ Einzelgänger ist, habe ich mich, trotz des Altersunterschieds, prima in Johanna hineinversetzen können. Hinzu kommt natürlich noch die einfühlsame und glaubhafte Darstellungsweise ihrer Gefühls- und Gedankenwelt, die meiner Ansicht nach hervorragend geglückt ist. Ich habe die sympathische und tierliebe Johanna einfach sofort in mein Herz geschlossen und ihr Denken, Fühlen und Handeln jederzeit nachvollziehen können.

Die weiteren Figuren haben mir ebenfalls ausgesprochen gut gefallen. Ich kann zwar nun nicht behaupten, dass ich sie alle liebgewonnen habe – die Zicke Lusse beispielsweise, fand ich einfach nur richtig doof und auch Johannas ehemalige beste Freundin Sandra konnte ich nicht leiden – aber egal ob Sympathieträger oder Blödian: Mich konnte die schwedische Autorin mit der Ausarbeitung sämtlicher Charaktere überzeugen.

Malin Klingenberg hat mit „Elchtage“ in meinen Augen eine wundervolle Geschichte aufs Papier gezaubert, welche die Herzen aller Elchfans und Naturliebhaber höher schlagen lässt und vor allem für junge Mädels sehr zu empfehlen ist. Mädchen ab etwa 11 Jahren würde ich als die Hauptzielgruppe für dieses Buch bezeichnen, allerdings kann ich es auch Jungen und deutlich älteren Leser*innen nur ans Herz legen. Wer sich in Büchern gerne in das traumhafte Schweden mitnehmen und von dieser einzigartigen skandinavischen Stimmung verzaubern lässt, wird diesbezüglich in „Elchtage“ ganz auf seine oder ihre Kosten kommen. Und wer ruhig und liebevoll erzählte Geschichten mag, in denen für Heranwachsende relevante Themen behandelt werden, wird garantiert ebenfalls begeistert sein.

Freundschaft, Pubertät, das Erwachsenwerden, Veränderungen, Tier- und Umweltschutz und die erste Liebe – großartig verpackt in einem elchstarken und herzerwärmenden Abenteuer haben all diese Dinge ihren Platz in „Elchtage“ gefunden. Also mir hat es unglaublich gut gefallen, wie Malin Klingenberg diese wichtigen Themen anspricht: Authentisch, feinfühlig und ernsthaft und witzig zugleich. Die Geschichte regt zum Nachdenken an und bewegt einen, gleichzeitig unterhält sie einen aber auch und lädt einfach nur zum Träumen ein. Vor allem die Elchszenen haben mich sich sehr berührt. Wie sich Johanna der außergewöhnlichen Elchkuh Wildstern annähert und Vertrauen zu ihr aufbaut, wird wunderschön beschrieben. Mir haben diese Momente richtig das Herz erwärmt.

Auch Johannas Besuche in ihrer Hütte im Wald fand ich einfach nur toll. Mein 11-jähriges Ich wäre beim Lesen garantiert super neidisch geworden – so eine coole Hütte im Wald hätte ich als Kind auch nur zu gerne gehabt.
Settingmäßig konnte das Buch definitiv vollends bei mir punkten. Kinderbücher, die in Schweden spielen habe ich schon immer geliebt, daher hat es mich riesig gefreut, dass „Elchtage“ so ein bezauberndes nordisches Flair verströmt.

Enden tut die Geschichte sehr abgeschlossen, sodass ich persönlich davon ausgehe, dass es sich bei „Elchtage“ um einen Einzelband handelt. Potenzial für eine Fortsetzung wäre aber durchaus vorhanden. Na, lassen wir uns überraschen, ob es noch ein Wiedersehen mit Johanna und Co. geben wird.

Fazit: Eine zauberhafte schwedische Coming-of-Age-Geschichte über Freundschaft, die erste Liebe und popcornverrückte Elche! Mir hat mein erstes Werk aus der Feder von Malin Klingenberg ein wunderbares Lesevergnügen beschert. Die schwedischen Autorin hat mit „Elchtage“ einen richtig schönen Wohlfühlroman geschrieben, in welchem sie viele wichtige Themen auf eine sanfte, warmherzige und humorvolle Weise behandelt und uns Leser*innen mit einer tollen schwedischen Atmosphäre verzaubert. Egal ob Jung oder Alt – ich kann „Elchtage“ wärmstens empfehlen und vergebe 5 von 5 Sternen!

 

 





 

 

Vielen lieben Dank an den dtv Verlag für das Rezensionsexemplar!


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