Hardcover
Übersetzt von Anja Herre
Mit Illustrationen von Leslie Mechanic
Ab 11 Jahren
284 Seiten
ISBN: 978-3-8251-5226-0
Erschienen: 25.08.2020
Klappentext:
Felix findet seine Mutter toll, auch wenn sie oft chaotisch ist. Als sie ihre Miete nicht mehr bezahlen können, wird ein alter VW-Bus ihr neues Zuhause. Doch damit fangen die Probleme erst an, und ein abenteuerliches Versteckspiel beginnt. Aber Felix hat einen Plan, wie er Geld beschaffen und alles wieder in Ordnung bringen kann …
Am meisten plagt es Felix, dass er seinen besten Freund Dylan immer wieder anlügen muss, um seine Situation zu vertuschen. Doch als irgendwann die Wahrheit ans Licht kommt, erfährt Felix, dass er sich auf seine Freunde verlassen kann. Spannend und voller Situationskomik erzählt Susin Nielsen von der brüchigen Sicherheit in unserer Gesellschaft und von Menschen, die das Herz auf dem rechten Fleck haben.
Quelle: Urachhaus Verlag
Übersetzt von Anja Herre
Mit Illustrationen von Leslie Mechanic
Ab 11 Jahren
284 Seiten
ISBN: 978-3-8251-5226-0
Erschienen: 25.08.2020
Klappentext:
Felix findet seine Mutter toll, auch wenn sie oft chaotisch ist. Als sie ihre Miete nicht mehr bezahlen können, wird ein alter VW-Bus ihr neues Zuhause. Doch damit fangen die Probleme erst an, und ein abenteuerliches Versteckspiel beginnt. Aber Felix hat einen Plan, wie er Geld beschaffen und alles wieder in Ordnung bringen kann …
Am meisten plagt es Felix, dass er seinen besten Freund Dylan immer wieder anlügen muss, um seine Situation zu vertuschen. Doch als irgendwann die Wahrheit ans Licht kommt, erfährt Felix, dass er sich auf seine Freunde verlassen kann. Spannend und voller Situationskomik erzählt Susin Nielsen von der brüchigen Sicherheit in unserer Gesellschaft und von Menschen, die das Herz auf dem rechten Fleck haben.
Quelle: Urachhaus Verlag
Rezension:
Als ich das erste Mal über „Adresse unbekannt“ stolperte, konnte das originelle Cover meine Neugierde sofort wecken. Da mich auch der Klappentext umgehend überzeugen konnte, stand für mich sehr schnell fest: Das Buch muss ich unbedingt lesen! Die Autorin Susin Nielsen kannte ich bisher nur vom Namen her. „Adresse unbekannt“ sollte also die große Ehre haben, mein erstes Werk von ihr zu werden.
Früher
hat Felix mit seiner alleinerziehenden Mutter Astrid in einer
Eigentumswohnung gelebt, aber da Astrid nicht gut darin ist, Jobs zu
behalten und das Geld immer knapper wurde, landen die beiden über
einige Zwischenstationen schließlich in einem alten VW-Bus. Den
Sommer über in einem alten Camper durch Kanada touren – das klingt
für Felix zunächst nach einem richtig aufregenden Abenteuer.
Eigentlich sollte der Bus auch nur vorübergehend ihr neues Zuhause
sein, aber aus der geplanten Zeit wird sehr schnell mehr werden. Und
damit auch die Probleme. Da Astrid ziemlich chaotisch ist und kein
Blatt vor den Mund nimmt, bleibt ihre Suche nach einem
längerfristigen Job ergebnislos. Felix, der inzwischen fast 13 Jahre
alt ist, hasst seine aktuelle Wohnsituation. Er will endlich wieder
ein Klo und ein richtiges Bett haben, er sehnt sich nach Privatsphäre
und einfach nach einem Ort, den er wirklich als ein Zuhause
bezeichnen kann. Ein Zuhause mit einer Adresse. Besonders schwer zu
schaffen macht ihm, dass er seinen Freunden gegenüber nicht ehrlich
sein kann und ihnen ständig was vorflunkern muss. Anders als seine
Mutter, die es mit der Wahrheit stets nicht so genau nimmt, belastet
ihn das Lügen sehr. Ein Gutes haben Astrids beeindruckende Talente
fürs Lügen und Schauspielern aber: Ihr ist es tatsächlich
gelungen, ihren Sohn auf seine Traumschule zu bekommen. Die Schule
ist wenigstens ein Lichtblick in Felix sehr schwierigem Leben. Sie
stellt ihn allerdings auch vor Herausforderungen, schließlich darf
niemand erfahren, dass er zusammen mit seiner Mutter (und seiner
Rennmaus Horatio) in einem alten Bus wohnt. Als die Wahrheit
irgendwann doch noch herauskommt, erkennt Felix, dass er richtig gute
Freunde an seiner Seite hat, auf die er sich jederzeit verlassen
kann.
Was
für ein großartiges und wunderschönes Buch! Ich hatte mir ja schon
gedacht, dass mich „Adresse unbekannt“ begeistern wird – der
Klappentext klang einfach so, so gut. Dass mich mein erstes Werk aus
der Feder von Susin Nielsen aber dermaßen umhauen würde, hätte ich
dann doch nicht erwartet. Für mich hat sich „Adresse unbekannt“
zu einem absoluten Highlight, wenn nicht sogar Jahreshighlight
entwickelt. Innerhalb eines Tages habe ich das Buch durchgesuchtet
und eine unvergessliche Zeit damit verbracht.
Ich
habe fabelhaft in die Handlung hineingefunden. Eigentlich wollte ich
abends, kurz vor dem Schlafengehen, nur mal ein bisschen in „Adresse
unbekannt“ reinlesen, war dann aber von Beginn an so gefesselt von
der Story, dass ich gute 100 Seiten in einem Rutsch inhaliert habe.
Das Buch liest sich wahnsinnig gut; Susin Nielsen hat einen
exzellenten Schreibstil. Er ist mitreißend, humorvoll und
so wunderbar emotional und warmherzig. Da zudem die Kapitel angenehm
kurz sind, kann man bei diesem Buch eigentlich gar nicht anders, als
nur so durch die Seiten fliegen.
Mit
unserem Hauptprotagonisten konnte das Buch ebenfalls sofort bei mir
punkten. Felix war mir auf Anhieb sympathisch. Er ist ein unheimlich
lieber, tapferer und beeindruckend intelligenter Junge, den man
einfach augenblicklich ins Herz schließen muss. Da wir alles seiner
Sicht in der Ich-Perspektive erfahren und sein Fühlen und Gedanken
unfassbar feinfühlig und authentisch dargestellt wird, gelingt es
einem als Leser spielend leicht, sich in Felix hineinzuversetzen. Mir
jedenfalls ist dies hervorragend geglückt. Ich habe sehr oft
unendlich mit Felix mitgelitten und hätte ihn an vielen Stellen am
liebsten ganz fest in Arm genommen und ihm gesagt, dass alles
bestimmt wieder gut werden wird. Zugleich bin ich manchmal aus dem
Schmunzeln aber auch gar nicht mehr herausgekommen. Wie es der
Autorin gelungen ist, eine ungemein schwere Thematik auf eine leichte
und witzige Weise zu behandeln, ohne dass sie an Ernsthaftigkeit oder
Authentizität verliert, ist einfach nur famos.
Susin
Nielsen spricht in „Adresse unbekannt“ ausgesprochen viele
wichtige und teils auch sehr schwierige Themen an. Der Schwerpunkt
liegt eindeutig auf der Obdachlosigkeit, aber auch andere brisante
Punkte kommen zur Sprache wie Depressionen, Verlust (Tod eines
Haustiers), Diebstahl, Diversität, Homosexualität, Vertrauensbruch
und auch Suizid und Vergewaltigung werden ganz leicht thematisiert.
Die Geschichte handelt aber natürlich auch von sehr schönen Dingen
wie Freundschaft, Familie, Zusammenhalt und Hilfsbereitschaft. In dem
Buch steckt echt viel und Susin Nielsen ist es meiner Ansicht nach
fantastisch gelungen, die Handlung an keiner einzigen Stelle zu
überladen oder schwer werden zu lassen. Alles harmoniert perfekt
miteinander und die Geschehnisse bleiben stets vollkommen
kindgerecht.
Vom
Verlag wird „Adresse unbekannt“ für Leser ab 11 Jahren empfohlen
und dieser Altersempfehlung schließe ich mich an. Ich möchte
allerdings noch mal darauf hinweisen, dass die Handlung insgesamt
schon sehr traurig und bedrückend ist, trotz der Situationskomik und
des herzerwärmenden und Hoffnung schenkenden Endes. Das Thema
Heimatlosigkeit mag auf eine altersgerechte und auch unterhaltsame
Weise behandelt werden, aber beschönigt wird dennoch selten etwas.
Hunger, mangelnde Hygiene, Felix‘ Scham, weil er oft müffelt oder
seine Notdurft in Park verrichten muss, seine Wut darüber, dass
Astrid lügt, stiehlt und betrügt, seine Sorge, weil seine Mutter
immer depressiver wird, seine Angst, dass jemand davon erfahren
könnte, dass sie in einem Bus hausen und er deswegen von seiner
Mutter getrennt und in eine Pflegefamilie gesteckt wird, seine große
Verzweiflung...Das Buch hat fraglos eine Menge Tiefgang und geht
richtig unter die Haut. Ich musste beim Lesen sehr oft ziemlich
schwer schlucken und manchmal hatte ich sogar auch ein bisschen Pipi
in den Augen. Aber wie gesagt, ich habe die Handlung an keiner Stelle
als zu beklemmend oder heftig empfunden. Ich denke daher schon, dass
„Adresse unbekannt“ für Leser ab 11 Jahren geeignet ist. Und für
Erwachsene ist diese berührende und ergreifende Geschichte ebenfalls
absolut lesenswert!
Obwohl
meine Rezension schon so lang ist, möchte ich unbedingt noch kurz
was zu den weiteren Charakteren sagen. Wie Felix, so wurden auch die
Nebenfiguren erstklassig ausgearbeitet. Da hätten wir zum Beispiel
Felix' Mom, die er immer Astrid nennen soll. Obwohl ich mich über
Astrid stellenweise tierisch aufgeregt habe, mochte ich sie dennoch recht gerne. Wen ich neben Felix ganz besonders fest in mein Herz
geschlossen habe, sind seine Freunde Dylan und die kratzbürstige
Winnie Wu. Dylan fand ich einfach nur spitze und Winnie ist ebenfalls
eine Marke für sich. Über Winnies sehr spezielle Art habe ich mich
öfters köstlich amüsiert, grins.
Am
liebsten würde ich noch auf viel mehr Charaktere eingehen, aber ich
glaube, dann würde meine Rezi wirklich zu lang werden. Stellt euch
einfach mal darauf ein, dass ihr im Verlauf der Geschichte die
Bekanntschaft mit vielen außergewöhnlichen Figuren machen dürft,
die allesamt dazu beitragen, dass ihr wundervolle Lesestunden
mit dem Buch verbringen werdet.
Fazit:
Ein phänomenales Buch voller Feingefühl, Herzschmerz und Humor!
Susin Nielsen hat mit „Adresse unbekannt“ einen grandiosen
Jugendroman aufs Papier gebracht, mit welchem sie mir ein richtiges Highlight beschert hat. Die
Geschichte ist unglaublich einfühlsam, witzig und spannend
geschrieben und klingt noch sehr lange in einem nach. Susin Nielsen
behandelt das ernste Thema Obdachlosigkeit auf eine unnachahmliche
Weise, von der man einfach begeistert sein muss. Ich jedenfalls bin
es. Ich kann euch „Adresse unbekannt“ wirklich nur ans Herz legen
– dieses Buch verdient es einfach, von ganz vielen Menschen gelesen
und geliebt zu werden. Von mir gibt es nur zu gerne volle 5 von 5
Sternen!
Vielen lieben Dank an Vorablesen und den Urachhaus Verlag für das Rezensionsexemplar!
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