Dienstag, 31. März 2020

[Rezension] Hilfe, ich habe meinen Bruder im Internet getauscht! von Jo Simmons

Hardcover
Mit Illustrationen von Nathan Reed
Ab 9 Jahren
304 Seiten
ISBN: 978-3-505-14293-2
Erschienen: 06.02.2020

Klappentext:
Jonny ist frustriert und wütend, denn sein älterer Bruder Ted hört einfach nicht auf, ihn zu ärgern und vor aller Welt lächerlich zu machen. Als er eines Abends im Internet auf die Seite www.geschwistertausch.com gerät, traut er zunächst seinen Augen kaum – sollte es tatsächlich möglich sein, Ted einfach umzutauschen? Zunächst zögert er, doch die Aussicht, einen netten, liebenswürdigen Bruder zu bekommen ist zu verlockend und so füllt er das Formular aus …



Rezension:

Als ich das erste Mal über „Hilfe, ich habe meinen Bruder im Internet getauscht“ stolperte, konnte der originelle Titel meine Neugierde sofort wecken. Seinen Bruder im Internet tauschen? Das klang einfach so schön skurril. Da ich total auf solche Art von Geschichten stehe und mich Klappentext und Cover ebenfalls auf Anhieb überzeugen konnten, stand für mich schnell fest: „Hilfe, ich habe meinen Bruder im Internet getauscht“ muss ich unbedingt lesen!

Der neunjährige Jonny ist einfach nur noch genervt von seinem großen Bruder Ted. Ständig ärgert und verspottet er ihn. Jonny hat die Nase gestrichen voll. Als er eines Abend im Internet auf die Seite www.geschwistertausch.com stößt, kann er sein Glück kaum fassen. Sollte es etwa tatsächlich möglich sein, Blödmann Ted gegen einen neuen, viel cooleren Bruder umzutauschen? Mann, wäre das toll! Zuerst zögert Jonny noch, aber dann ist das Ganze doch einfach zu verlockend. Jonny füllt das Formular aus. Am nächsten Tag ist Ted spurlos verschwunden. Der Tauschbrüder, der kurz darauf aufkreuzt, entspricht nur irgendwie so gar nicht Jonnys Vorstellungen..

Ich bin eindeutig nicht mit den falschen Erwartungen an „Hilfe, ich habe meinen Bruder im Internet getauscht“ herangegangen. Das, was mich zwischen den Buchdeckeln erwartet hat, kann man wahrlich nur als abgedreht bezeichnen. Ich muss gestehen, dass mir die Story stellenweise sogar ein wenig zu abgehoben und merkwürdig war. Begeistert bin ich aber dennoch. Ich habe eine zauberhafte Lesezeit mit dem Buch verbracht und es quasi in einem Rutsch durchgeschmökert.

Dass die Story wenig realistisch sein wird, habe ich mir anhand des Klappentextes und auch des Titels natürlich bereits gedacht. Ich meine: Seinen Bruder im Internet umtauschen? Wäre ja echt furchtbar, wenn das im wirklichen Leben gehen würde! Diejenigen, die nervige Geschwister haben, werden nun vermutlich lautstark protestieren, allerdings wird ihre Meinung vielleicht (oder sehr wahrscheinlich) eine andere sein, nachdem sie „Hilfe, ich habe meinen Bruder im Internet getauscht“ gelesen haben.

Die Story in „Hilfe, ich habe meinen Bruder im Internet getauscht“ mag ziemlich absurd sein, sie enthält zugleich aber auch eine wichtige Botschaft. Auf eine äußerst fantasievolle und abgedrehte Weise zeigt Jo Simmons auf, dass man froh darüber sein sollte, Geschwister zu haben. Klar, man ist sich nicht immer einig, liegt sich öfters in den Haaren und manchmal können Geschwister wirklich die reinsten Nervensägen und Idioten sein, aber lieben sollte man sie dennoch. Wenn man die Macken seiner Geschwister akzeptiert und zudem mal tief in sich geht und nachdenkt, werden sicherlich die meisten merken, dass sie doch glücklich darüber sind, einen Bruder, eine Schwester oder vielleicht sogar beides zu haben. Geschwister sind etwas Großartiges und definitiv nichts, was sich einfach so umtauschen lässt!

Auch Jonny wird noch feststellen, dass er seinen großen Bruder Ted doch eigentlich sehr gerne mag. Seine anfängliche große Begeisterung darüber, dass er Ted über die Internetseite www.geschwistertausch.com losgeworden ist, wird sehr rasch einen ordentlichen Dämpfer erhalten. Die neuen Brüder, die bei ihm aufkreuzen, stellen sich allesamt nicht als die perfekten Brüder heraus, die er sich in seiner Vorstellung ausgemalt hat. Alle haben sie zwar ihre Vorteile, nur überwiegen stets ganz klar die Nachteile. Es wird also munter weiter umgetauscht, sodass Jonny die Bekanntschaft von so einigen (sehr komischen) Brüdern machen wird.

Bezüglich der Brüder möchte ich gar nicht groß was erzählen, ich möchte ja schließlich nicht zu viel verraten. Nur so viel: Durch die Tauschbrüder wird die Story wirklich ziemlich unrealistisch. Nicht alle sind menschlich, so begegnen wir zum Beispiel einem Meerjungen oder einem Geist. Da ist es natürlich immer Geschmackssache, mir jedenfalls hat es irgendwie nicht so gut gefallen, dass einige der Brüder keine richtigen Menschen sind. Keine Ahnung, hat mich einfach ein bisschen gestört. Ich denke aber, dass die Zielgruppe diesen Punkt klasse finden wird. Die Handlung gewinnt dadurch auf jeden Fall enorm an Abwechslung und Spannung, da man sich bei jedem neuen Bruder fragt: Was für ein Wesen wird wohl jetzt vor Jonnys Haustür stehen? Mensch, Tier oder irgendetwas anderes?

Langeweile kommt bei „Hilfe, ich habe meinen Bruder im Internet getauscht“ garantiert nicht auf, das kann ich euch versprechen. Die Handlung ist unglaublich mitreißend und urkomisch und enthält lauter Überraschungen. Man kann eigentlich gar nicht anders, als das Buch zu verschlingen. Bei mir jedenfalls war es so. Ich bin nur so durch die Seiten geflogen haben und war dabei immerzu am Mitfiebern, Schmunzeln und Grinsen.
Zum Nachdenken hat mich die Geschichte ebenfalls sehr angeregt. So grotesk und irrsinnig sie auch stellenweise sein mag, sie gewinnt durch die wunderschöne Moral auch sehr an Tiefe, was mir wahnsinnig gut gefallen hat. In meinen Augen ist der Autorin die Kombi aus Humor, Fantasie und Tiefgründigkeit prima gelungen.

Was selbstverständlich auch zu meinem flotten Lesetempo beigetragen hat, sind der humorvolle Schreibstil, die wunderbar kurzen Kapitel, die angenehm große Schrift und die brillante Aufmachung.
Für Mädchen und Jungen ab 9 Jahren eignet sich das Buch erstklassig zum Selberlesen an. Lesemuffeln kann ich es übrigens ganz besonders ans Herz legen, da sich durch die zahlreichen Illustrationen auf vielen Seiten nicht allzu viel Text befindet. Zum Vorlesen bietet sich „Hilfe, ich habe meinen Bruder im Internet getauscht“ meiner Ansicht nach ebenfalls fabelhaft an. Ich kann mir nur zu gut vorstellen, dass die amüsante Geschichte, die einen hier erwartet, für sehr unterhaltsame Vorlesestunden sorgen wird.

Ansprechen wird das Buch wahrscheinlich eher Jungen, allerdings ist es definitiv auch für Mädels absolut lesenswert! Mit dem 9-jährigen Jonny werden sich Kinder, egal ob Männlein oder Weiblein, hervorragend identifizieren können. Da seine Gefühls- und Gedankenwelt sehr anschaulich und authentisch beschrieben wird, ist es jedoch auch mir, als Erwachsene, mühelos geglückt, mich in unseren Protagonisten hineinzuversetzen.
Mir war Jonny auf Anhieb sympathisch. Er ist ein total lieber, aufgeweckter und lustiger Junge – Jonny muss man als Leser einfach sofort ins Herz schließen.

Was dann natürlich auf gar keinen Fall unerwähnt bleiben darf, sind die mega coolen schwarz-weiß Illustrationen von Nathan Reed. Mir haben seine Bilder unheimlich gut gefallen. Sie sind super witzig und passen einfach nur vortrefflich zu der außergewöhnlichen Geschichte von Jo Simmons.

Fazit: Spannend, super lustig, herrlich schräg – ein tolles Kinderbuch für Groß und Klein! Mir hat „Hilfe, ich habe meinen Bruder im Internet getauscht“ richtig gut gefallen. Die Geschichte ist so schön verrückt und komisch, sodass man sich beim Lesen köstlich amüsiert, zugleich regt sie dank der wundervollen Botschaft aber auch sehr zum Nachdenken an. Genial ist auch die Gestaltung die Buches. Die Illustrationen von Nathan Reed sind einfach nur einsame Spitze.
Für alle, die sich öfters von ihren Geschwistern genervt fühlen, ist „Hilfe, ich habe meinen Bruder im Internet getauscht“ besonders zu empfehlen, ich kann das Buch aber natürlich auch allen anderen sehr ans Herz legen. Von mir gibt es sehr gute 4 von 5 Sternen!







Vielen lieben Dank an den Egmont Schneiderbuch Verlag und die Agentur Buch Contact für das Rezensionsexemplar!
 

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