Montag, 30. März 2020

[Rezension] Die unzertrennlichen Sieben von Natalie Llyod

Hardcover
Mit Illustrationen von Júlia Sardà
Ab 9 Jahren
272 Seiten
ISBN: 978-3-446-26617-9
Erschienen: 17.02.2020

Klappentext:
Die Problemskis sind eine ganz besondere Familie: Jedes der sieben Kinder ist an einem anderen Wochentag geboren und verfügt über außergewöhnliche Fähigkeiten. Da ist Sal, der die wunderbarsten Nebelpflanzen wachsen lassen kann, oder sein Bruder Dufte mit seinen 365 stinkreichen Pupsvarianten. Als das geliebte Zuhause der Problemskis mit einem lauten Krawumms auseinanderfällt, ziehen die Geschwister kurzerhand in das alte Haus Nr. 7 ihres verschollenen Großvaters. Und durchkreuzen damit die Pläne von Desdemona von O‘Pinion, die es auf einen angeblich im Haus verborgenen Schatz abgesehen hat. Die Kinder müssen nun beweisen, dass sie tatsächlich die Erben sind – doch für die Problemskis ist natürlich kein Problem zu groß!

Quelle: Hanser Verlag


Rezension:

Beim Durchstöbern der neuen Programmvorschau des Hanser Verlags ist mir der Kinderbuchtitel „Die unzertrennlichen Sieben“ sofort ins Auge gesprungen. Das originelle Cover finde ich genial, ich liebe diesen skurrilen Charme, den es verströmt! Da mich auch der Klappentext auf Anhieb überzeugen konnte, stand für mich umgehend fest: Die Problemskis möchte ich unbedingt kennenlernen!

Herzlich willkommen im Moddermoor, wo es schön schlammig und immerzu neblig ist. An diesem grauslichen Ort, in einem windschiefen Haus, sind die Problemskis zu Hause. Da die Eltern gerade berufsbedingt auf Abenteuerjagd sind, müssen die sieben Geschwister schauen, wie sie alleine klarkommen. Allein ihr Heim macht mehr als deutlich, dass die Problemskis keine normale Familie sind, allerdings zeigen auch ihre außergewöhnlichen Fähigkeiten nur zu gut: Mona, Dufte, Micky, Dora, Frekki, Sal und Sonnie sind ganz besondere Kinder. Ein paar Beispiele gefällig? Nun, Sal kann verzauberte Schlingpflanzen wachsen lassen, Micky ist extrem klug, Frekki spricht leidenschaftlich gerne in Reimen und Dufte hat die verschiedensten Pupsvarianten auf Lager. Genauer gesagt: Es sind es sagenhafte 365 Pupse! Und mit diesen geizt er wahrlich nicht.
Als das Haus der Problemskis eines Tages mit einem lauten Krawumms zusammenbricht und es einfach futsch ist, sind die sieben Geschwister auf einmal obdachlos. Tja, und nun? Die Kinder fassen kurzerhand den Entschluss sich in das nahegelegene Dorf Bad Trostlos aufzumachen. In diesem kleinen Kaff, in dem alten Haus Nummer 7, lebte einst ihr Großvater. Dass sich die Problemskis in dem Heim ihres verstorbenen Großvaters gemütlich machen, passt den Nachbarn allerdings überhaupt nicht. Allen voran die fiese Desdemona von O‘Pinion ist alles andere als begeistert von dem Einzug der Geschwister. In dem alten Haus Nr. 7 ist angeblich ein Schatz versteckt und auf diesen hat es diese böse Frau abgesehen. Die Problemskis müssen nun in innerhalb von 21 Tagen beweisen, dass sie die wahren Erben der Villa sind. Kein leichtes Unterfangen, aber für die Problemskis sollte das doch kein Problem sein...oder?

Urkomische und herrlich schräge Kinderbücher lese ich für mein Leben gerne. Wer jetzt begeistert „Oh ja, ich auch!“ ausruft, sollte sich „Die unzertrennlichen Sieben“ unbedingt mal genauer anschauen! Die Geschichte, die einen hier erwartet, kann man wahrlich nur als absonderlich und total verrückt bezeichnen. Ich muss gestehen, dass mir die Story stellenweise sogar schon etwas zu bizarr war. Jedermanns Sache wird dieses Buch definitiv nicht sein, da der Humor schon ein recht spezieller ist. Allein Dufte mit seinem großen Repertoire an Pupsen ist eine Marke für sich. Ich sollte mal lieber vorwarnen: In diesem Buch wird ohne Ende gepupst. Was bin ich froh, dass beim Lesen keine Gerüche übertragen werden! Ansonsten hätte ich mich bestimmt schon nach den ersten Seiten auf die verzweifelte Suche nach einer Wäscheklammer gemacht. Die Gerüche, die Dufte von sich gibt, kann man fraglos nicht als duftig bezeichnen.
Brillant fand ich, dass Duftes Fürze mithilfe von Fußnoten kurz beschrieben werden. Eine kleine Kostprobe gefällig? Okay. Ich hoffe nur, ihr esst gerade nicht: Pups Nr. 4 ist der Gestank der Furcht. Er riecht schwach nach faulen Eiern und Erbrochenem. Oder die Nr. 35: Dieser Furz verströmt kräftige Noten von totem Fisch am Strand und Hühnerkacke unter freiem Himmel. Also, da kann man sich ja schon fragen: Was isst dieser Junge bitte schön, sodass ihm solche Darmwinde entfleuchen? :D

Ich habe mich über diese Pups-Beschreibungen köstlich amüsiert, fand es nur etwas schade, dass sich viele Pupse irgendwann wiederholt haben. Die Idee aber finde ich echt spitze und ich denke, dass sie bei der Zielgruppe prima ankommen wird.

Vom Verlag wird das Buch für Kinder ab 9 Jahren empfohlen. Ich persönlich würde es jedoch erst ab 10 oder 11 Jahren empfehlen – zumindest zum Selberlesen. Den Schreibstil habe ich als etwas anspruchsvoller empfunden und die Schrift als recht klein. Es kommt natürlich immer aufs Kind an – meinem Empfinden nach sollte man jedenfalls schon ein sehr geübter Leser sein, damit man bei „Die unzertrennlichen Sieben“ keine Schwierigkeiten beim Durchschmökern hat.
Zum Vorlesen bietet sich das Buch in meinen Augen aber auch fabelhaft an. Die Handlung wird durchaus schon etwas für neunjährige Kids sein, denke ich. Besonders Duftes Gepupse wird bei Kindern garantiert für so einige laute Lacher sorgen. 
 
Die Story hat aber natürlich noch viele weitere überdrehte, witzige und unfassbar fantasievolle Ideen auf Lager: Kinder, die von ihren Eltern einfach so allein zu Hause gelassen werden und die übrigens alle an einem anderen Wochentag geboren wurden, fleischfressende Pflanzen, ein Mädchen, dass an einer Luftallergie leidet, ein Haus, dass einfach so zusammenkracht,...dies waren jetzt mal ein paar wenige Beispielen von vielen. Über den kreativen Einfallsreichtum der Autorin kann man echt nur staunen.
Was auch nicht zu kurz kommt, ist die Spannung. Für mich zumindest kam an keiner Stelle Langeweile beim Lesen auf. Die Handlung kann mit jeder Menge Überraschungen und aufregender Szenen aufwarten und auch magische Geheimnisse und Rätsel sind reichlich welche vorhanden. Fürchterlich geht es des öfteren auch zu – den Geschwistern passieren schon so einige grausige und traurige Dinge. Meinem Empfinden nach ist die Geschichte aber dennoch absolut geeignet für Kinder ab 9 Jahren.

Großartig fand ich, dass neben all den Irrsinn und Humor auch wichtige Werte und Botschaften in der Geschichte enthalten sind. „Die unzertrennlichen Sieben“ handelt von Familie, Geschwisterzusammenhalt, Freundschaft, Mut und dem Anderssein. Natalie Llyod zeigt in ihrem Kinderroman auf, dass es vollkommen okay ist, wenn man aus der Reihe tanzt und anders ist. Man soll so sein, wie man nun mal ist und den Glauben an sich selbst nicht verlieren. Besonders gut gefallen hat mir, wie toll die Geschwister zusammenhalten und wie groß ihre Liebe füreinander ist.

Zu den Charakteren möchte ich lieber gar nicht groß was sagen. Stellt euch einfach mal darauf ein, dass ihr es mit lauter verschrobenen und sehr unterschiedlichen Gestalten zu tun bekommt werdet. Egal ob liebenswert oder unsympathisch – die Figuren tragen allesamt mit ihren einzigartigen Eigenschaften dazu bei, dass man wundervolle Lesestunden mit dem Buch verbringt.

Was mir persönlich nicht so zugesagt hat, ist das Ende. Mir kam es ein bisschen zu schnell und irgendwie war es mir auch zu offen. Zum Glück erscheint der zweite Band aber bereits im kommenden Herbst, sodass wir schon bald erfahren werden, wie pupstastisch es mit den Problemskis weitergehen wird. Auf die Fortsetzung bin ich schon richtig gespannt!

Was dann auf gar keinen Fall unerwähnt bleiben darf, sind die fantastischen schwarz-weiß Illustrationen von Júlia Sardà. Die Kapitelanfänge werden von süßen kleinen Eichhörnchen-Zeichnungen geziert und zu meiner großen Freude gibt es sogar ein paar ganzseitige Illustrationen. Von denen hätte es nur gerne noch viele, viele mehr geben können! Ich stehe einfach total auf den skurrilen Zeichenstil von Júlia Sardà.

Fazit: Ein unglaublich schräges Kinderbuch voller Fantasie, Witz, Ironie und verrückter Ideen! Mir hat „Die unzertrennlichen Sieben“ ein zauberhaftes Leseerlebnis beschert. Die Story ist schön verdreht und grotesk, sodass ich aus dem Schmunzeln oft gar nicht mehr herausgekommen bin. Zugleich steckt sie aber auch voller toller Themen und Weisheiten. Mir persönlich kam das Ende etwas zu rasch und stellenweise war mir die Handlung dann doch etwas zu kurios. Ich bin aber dennoch hellauf begeistert und kann diese wunderbar bunt erzählte Abenteuergeschichte wärmstens empfehlen. Von mir gibt es sehr gute 4 von 5 Sternen!







Ein großes Dankeschön an den lieben Hanser Verlag für das Rezensionsexemplar!
 

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen

Mit Absenden eines Kommentars erklärst Du Dich einverstanden, dass personenbezogene Daten (z.B. IP-Adresse, Standort des Logins etc.) eventuell abgespeichert und für Statistiken von Google weiterverarbeitet werden.
Beim Setzen eines Hakens für weitere Benachrichtigungen auf Folgekommentare erklärst Du Dich ebenfalls einverstanden, dass personenbezogene Daten (z.B. IP-Adresse, Standort des Logins etc.) abgespeichert werden.
Weitere Informationen findest du in meiner Datenschutzerklärung und in der Datenschutzerklärung von Google