Dienstag, 31. Dezember 2019

[Rezension] Unglaublich wild und wunderbar von Jenny McLachlan

Softcover
Ab 14 Jahren
336 Seiten
ISBN: 978-3-551-58397-0
Erschienen: 29.11.2019

Klappentext:
Annie kann es kaum erwarten, endlich mit dem College anzufangen. Die tägliche Zugfahrt dorthin nimmt sie gern in Kauf, wenn sie so ihrer allzu besorgten Mutter entkommt. Voller Begeisterung stürzt sie sich in ihr neues Leben und alles, was dazugehört. Sich zu verlieben steht nicht besonders weit oben auf ihrer Liste. Anders bei Fab, der gleich am ersten Tag in Annies Englischkurs auftaucht: sehr groß, sehr überschwänglich und sofort Hals über Kopf in Annie verliebt. Doch die hält ihn erst einmal auf Abstand. Erst einmal.



Rezension:

Da mir mein erstes Werk von Jenny McLachlan (ein Kinderbuch) unfassbar gut gefallen hat, war meine Neugierde augenblicklich geweckt, als ich beim Stöbern entdeckte, dass von ihr im Carlsen Verlag dieses Jahr ein Jugendroman erscheinen wird. Der Titel hatte es mir auf Anhieb angetan (ich liebe diesen Titel!) und auch von dem hübschen Cover war ich sofort ganz hin und weg. Da mich der Klappentext ebenfalls sofort überzeugen konnte, stand für mich sehr schnell fest: „Unglaublich wild und wunderbar“ möchte ich unbedingt lesen!

Dem Tag, an dem Annie endlich mit dem College beginnen kann, hat die 16-jährige ganz ungeduldig entgegen gefiebert. Die tägliche Zugfahrt von einer halben Stunde nimmt Annie gerne auf sich, wenn sie so ihrer besorgten Mutter entkommen kann. Annie möchte auf eigenen Beinen stehen und neue Dinge kennenlernen. Voller Euphorie und Freude stürzt sie sich in ihr neues Leben. Doch gleich am ersten Tag wird sie die Bekanntschaft von Fab machen. Er sitzt im Englischkurs neben ihr und wird ihre Planung völlig durcheinander bringen. Sich verlieben stand nämlich nicht so wirklich auf Annies Liste. Fab aber lässt nicht locker. Er hat sich auf den ersten Blick in Annie verliebt und versucht sie mit seiner herzlichen und charmanten Art zu verführen. Annie aber ignoriert Fabs Annäherungsversuche. Anfangs zumindest...

Ich bin eindeutig nicht mit den falschen Erwartungen an „Unglaublich wild und wunderbar“ herangegangen – mir hat das Buch unheimlich gut gefallen! Es war zwar etwas anders als von mir erwartet, aber gerade diese überraschende Anders konnte mich so begeistern. Ich hatte aufgrund des Klappentextes mit einer entzückenden und humorvollen Liebesgeschichte gerechnet, perfekt für zwischendurch. Entzückend und humorvoll ist das Buch zwar und eine Lovestory beschert es uns ebenfalls, nur beinhaltet „Unglaublich wild und wunderbar“ noch so viel mehr. Eigentlich verrate ich ja nicht so gerne wichtige Details, wenn sie im Klappentext nicht erwähnt werden, aber da Annies Schicksal gleich zu Beginn des Buches genannt wird, denke ich, dass ich nicht groß spoilere, wenn ich euch von Annies körperlicher Behinderung erzähle.

Annie leidet an einer milden Form von Kinderlähmung und ist daher immer wieder auf einen Rollstuhl oder Krücken angewiesen. Gehen kann sie zwar, nur ist es sehr anstrengend für sie. Zudem sieht ihr ungelenker Gang etwas merkwürdig aus, sodass sie oft von anderen Leuten schief angesehen wird. An letzteres hat sich Annie aber schon längst gewöhnt. Ich fand es einfach nur großartig, wie prima die 16-jährige mit ihrer Behinderung klarkommt und umgehen kann. Annie ist definitiv nicht die Sorte Mädel, die sich gerne bemitleiden oder bemuttern lässt. Nein, ganz und gar nicht. Annie ist wahrlich nicht auf den Mund gefallen und lässt sich nicht unterkriegen. Ich habe Annie für ihre toughe und selbstbewusste Art richtig geliebt und bewundert, fand es aber auch gut, dass sie zugleich auch eine unsichere Seite an sich hat und nicht immer das starke, lebensfrohe Mädchen ist.

Durch Annies Handicap hat die Autorin das wichtige Thema Inklusion in die Handlung miteingebracht und wie ihr das gelungen ist, konnte mich hellauf begeistern. Auf eine locker-leichte Weise setzt sich Jenny McLachlan mit dieser ernsthaften Thematik auseinander und das, ohne dabei den Fokus zu sehr darauf zu richten. Für mich war die Dosis an Ernst und Tiefsinnigkeit genau richtig. Annies Erkrankung fügt sich hervorragend in die Geschichte ein, sodass alles vollkommen stimmig wirkt. Mich hat das Buch sehr zum Nachdenken angeregt und berührt, zugleich hat es mich aber auch dank des grandiosen Humors und der einmaligen Figuren bestens unterhalten und immerzu ein breites Grinsen auf die Lippen gezaubert.

Annie habe ich wirklich sofort ganz fest in mein Herz geschlossen. Wir erfahren alles aus ihrer Sicht in der Ich-Perspektive und mir ist es vom ersten Moment an problemlos gelungen, mich in sie hineinzuversetzen. Ihr Handeln konnte ich zwar nicht immer komplett nachvollziehen, aber gestört hat mich das überhaupt nicht.

Annie fand ich wirklich wundervoll, allerdings war mein persönlicher Lieblingscharakter dann doch Fab. Fab habe ich wahnsinnig liebgewonnen. Er ist ein unglaublich freundlicher, offenherziger, hilfsbereiter und lustiger Kerl. Mit seiner erfrischenden, liebenswert-verrückten und direkten Art hat er mich immerzu zum Schmunzeln gebracht. Fab muss einfach gernhaben. Ich bin mir sehr sicher, dass jeder Leser sofort sein Herz an den diesen charmanten jungen Mann aus Polen verlieren wird.

Neben unseren beiden Hauptfiguren haben mir auch die Nebencharaktere mega gut gefallen. Hilary, mit der sich Annie am College schnell anfreunden wird, war mir ebenfalls auf Anhieb sympathisch. Sie ist eine tolle Freundin und auch die witzige Jungs-Clique, deren Bekanntschaft wir noch machen dürfen, werden sich noch als wunderbare Freunde erweisen und uns Leser den oder anderen lauten Lacher entlocken. Und Annies Mum fand ich auch große Klasse! Ach, in dem Buch wimmelt es einfach nur so vor zauberhaften Charakteren.

Richtig gut gefallen hat mir auch, wie der Roman „Sturmhöhe“ in die Handlung mit eingebunden wurde. Ich muss zwar gestehen, dass ich diesen Klassiker nie gelesen habe, aber super fand ich es dennoch, welche recht große Rolle er in „Unglaublich wild und wunderbar“ spielt. Ich habe mir nun übrigens fest vorgenommen, „Sturmhöhe“ zu lesen! Bin jetzt irgendwie voll neugierig auf das Buch geworden. :D

Was ganz klar mein Highlight in dem Buch war, ist das Zusammenspiel von Annie und Fab. Mädchen will sich partout verlieben, tut es am Ende aber doch, ist zwar nichts Neues, aber Jenny McLachlan ist in meinen Augen dennoch ein besonderer Roman gelungen, welcher mir fabelhafte Lesestunden beschert hat. Dank des lebendigen, jugendlichen Schreibstils, den sehr kurzen Kapiteln und der mitreißenden Handlung bin ich hier nur so durch die Seiten geflogen und habe das Buch quasi in einem Rutsch durchgeschmökert. Das Buch liest sich einfach so herrlich fluffig und zuckersüß. Die Liebesgeschichte kommt ganz ohne Kitsch und Drama aus und wirkt so schön lebensecht. Fabs unermüdlicher Eifer, Annie für sich zu gewinnen, mag vielleicht dann doch ein wenig übertrieben sein, aber gerade Fabs Umgarnen hat mir so gut gefallen. Wie oben bereits erwähnt: Fab muss man einfach lieben und Annie, die harte Nuss, wird das schließlich auch noch erkennen. Was genau bis Annies Einsehen alles passieren wird und was wir insgesamt so mit ihr, Fab und all den anderen erleben werden, nun, das werde ich hier natürlich nicht verraten, da müsst ihr das Buch schon selber lesen. Nur so viel noch: Mich konnte das Ende rundum zufriedenstellen und mit einem glücklichen Gefühl das Buch zuklappen lassen.

Fazit: Ein ganz wunderbares Buch, welches man einfach nicht mehr aus der Hand legen mag! Mit „Unheimlich wild und wunderbar“ ist Jenny McLachlan ein ganz bezaubernder Jugendroman gelungen. Er erzählt eine total süße, humorvolle und herzerwärmende Liebesgeschichte, beinhaltet aber noch so viel mehr! Inklusion, Neuanfang, neue Erfahrungen sammeln – all das und noch so manches mehr erwartet einen hier. Das Buch zieht einem dank des erstklassigen Humors immerzu die Gesichtsmuskeln auseinander, regt durch die ernsthafte, tiefgründige Thematik und der tollen Message aber auch sehr zum Nachdenken an. Ich kann „Unglaublich wild und wunderbar“ jedem nur ans Herz legen und vergebe 5 von 5 Sternen!







Ein großes Dankeschön an den lieben Carlsen Verlag für das Rezensionsexemplar!


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