Freitag, 13. Dezember 2019

[Rezension] Wer ist Edward Moon? von Sarah Crossan

Hardcover
Ab 14 Jahren
357 Seiten
ISBN: 978-3-95854-140-5
Erschienen: 09.10.2019

Klappentext:
Joe hat seinen Bruder seit zehn Jahren nicht gesehen, und das aus dem schlimmsten aller Gründe: Ed sitzt in der Todeszelle. Aber jetzt wurde Eds Hinrichtungsdatum festgelegt und Joe ist wild entschlossen, diese letzten Wochen mit seinem Bruder zu verbringen, egal, was andere Leute denken …
Geschrieben von Carnegie Medal-Gewinnerin Sarah Crossan, wirft dieser ergreifende, aufwühlende, großherzige Roman wichtige Fragen auf: Welchen Wert misst man dem Leben bei? Was kann man vergeben? Und wie nimmt man Abschied voneinander? 



Rezension:

Als ich das erste Mal von „Wer ist Edward Moon?“ hörte, war mir sofort klar: Das Buch muss ich einfach lesen. Der Klappentext überzeugte mich auf Anhieb und in das recht schlichte – in meinen Augen aber wunderhübsche – Cover habe ich mich auf den ersten Blick verliebt. Von Sarah Crossan hatte ich leider noch kein Buch gelesen. Obwohl mich ihre Werke sehr ansprechen und ich schon so viel Gutes über sie gehört habe, durfte bisher noch kein Buch von ihr bei mir einziehen. Ich kann noch nicht mal sagen, warum und nun, nachdem ich „Wer ist Edward Moon?“ gelesen habe, ist es mir irgendwie unbegreiflich, dass ich mir ihre anderen Bücher nicht schon längst zugelegt habe. Das werde ich auf jeden Fall schleunigst ändern! Mein erstes Werk von Sarah Crossan konnte mich so sehr beeindrucken – ihre anderen Bücher möchte ich jetzt auch unbedingt noch lesen.

Joe ist sieben Jahre alt, als sein großer Bruder Edward wegen Mordes an einen Polizisten angeklagt wird. Ed wird verhaftet und bekommt die Todesstrafe. Joes Familie bricht daraufhin komplett auseinander. Die Mutter vernachlässigt Joe und seine große Schwester Angela immer mehr und haut eines Tages schließlich einfach ab. Zum Glück gibt es Tante Karen, die versucht, sich so gut es geht um die Kinder zu kümmern.
Zehn Jahre vergehen. Joe hat seinen großen Bruder seit seiner Verhaftung nicht mehr gesehen. Als Eds Hinrichtungsdatum immer näher rückt, beschließt Joe, nach Texas zu reisen, wo sein Bruder im Todestrakt eines Gefängnisses sitzt. Er möchte die letzten Wochen mit Ed verbringen und ihm beistehen. Doch wer ist dieser Edward Moon? Joes großer Bruder ist nicht mehr der, der er vor zehn Jahren war. Ist Ed wirklich schuldig oder nicht?

Wie oben bereits erwähnt, war dieses Buch mein erstes Werk von Sarah Crossan. Ich weiß jetzt nicht, in welcher Form ihre anderen Bücher geschrieben wurden, aber „Wer ist Edward Moon?“ wird auf eine ganz besondere, einzigartige Weise erzählt, eine Weise, an die ich mich zuerst gewöhnen musste. Zum Glück gelang mir dies aber sehr schnell und ehe ihr jetzt denkt, dass mir der Schreibstil nicht gefiel – doch, hat er, sehr sogar! Ich bin total fasziniert von Sarah Crossans Art zu erzählen. Das Buch wurde in Versform verfasst, allerdings reimen sich die Sätze nicht. Vielleicht ist dies der Übersetzung geschuldet und anders als im Deutschen, ergeben die Zeilen im Englischen Reime, keine Ahnung - optisch jedenfalls sehen die Seiten wie Gedichte aus. Die Geschichte liest sich dadurch sehr ungewöhnlich, zugleich aber auch locker-leicht und wunderschön.

Dadurch, dass das Buch in so einem poetischen Stil verfasst wurde, befinden sich auf den Seiten nur sehr wenig Text. Fand ich persönlich große Klasse, da dadurch ein fabelhafter Lesefluss zustande kommt. Man fliegt hier wirklich nur so durch die Seiten. Ich habe das Buch in gut einem Tag durchgesuchtet und für meinen Geschmack leider viel zu schnell wieder beendet. Allerdings ist „Wer ist Edward Moon?“ definitiv nicht so ein Werk, das man flott liest, zuklappt, ins Regal stellt und nicht weiter drüber nachdenkt, sondern sofort zur nächsten Lektüre greift. Nein, absolut nicht. Dieses Buch geht richtig unter die Haut und wirkt noch lange in einem nach. „Wer ist Edward Moon?“ ist keine leichte Kost. Ich hatte hier immerzu Gänsehaut beim Lesen und musste mehrmals schwer schlucken, da mich die Handlung emotional so mitgerissen, berührt, schockiert und aufgewühlt hat.

Sarah Crossan befasst sich in ihrem neuen Roman mit dem schweren und krassen Thema Todesstrafe in den USA und zeigt auf, wie fehlerhaft und unfair es in dem amerikanischen Rechtssystem oft zugeht. Mich hat es entsetzt zu sehen, dass es anscheinend kaum jemanden kümmert, dass Edward vermutlich unschuldig ist. Sein Fall müsste viel genauer untersucht werden, aber es interessiert einfach niemanden, ob Ed berechtigterweise im Todestrakt sitzt oder nicht. Das Buch rüttelt einen so richtig auf und erschüttert einen zutiefst. Man ist immerzu am bangen und mitzittern und hofft so sehr, dass alles gut enden wird. Ob es ein Happy End geben wird oder nicht, werde ich hier nur natürlich nicht verraten – da müsst ihr das Buch schon selber lesen. Nur so viel: Mich hat das Ende sehr mitgenommen und eine ganze Weile einfach nicht mehr losgelassen.

Erfahren tun wir alles aus der Sicht des 17-jährigen Joe in der Ich-Perspektive. Mit Joe ist der Autorin ein wundervoller Protagonist gelungen. Er war mir auf Anhieb sympathisch und hat sich sofort in mein Herz geschlichen. Dank der einfühlsamen Erzählweise konnte ich mich problemlos in ihn hineinversetzen und sein Handeln jederzeit vollkommen nachvollziehen.

Da Joes Gefühle so anschaulich beschrieben werden, leidet man Leser richtig mit. Vor zehn Jahren hat er seinen großen Bruder Ed das letzte Mal gesehen und mittlerweile weiß er gar nicht mehr, wer dieser Edward Moon eigentlich ist. Sein Bruder, ein Mörder? Hat er diese schreckliche Tat wirklich begangen? Sitzt er zurecht hinter Gittern? Hat er die Todesstrafe verdient? Joe hinterfragt eine Menge, hält aber dennoch stets an der Unschuld seines Bruders fest.
Als der Hinrichtungstermin immer näher rückt, fasst Joe den Entschluss, Edward zu besuchen. Er möchte den neuen Ed kennenlernen, ihm Beistand leisten und alles versuchen, um die Hinrichtung seines Bruders zu verhindern. Wie Joes Gefühls- und Gedankenwelt hier dargestellt wird, ist einfach nur grandios und absolut authentisch.

Unheimlich gut gefallen hat mir auch, dass es immer wieder Rückblenden gibt, die die Vergangenheit von Joes Familie näher beleuchten. Dabei wird deutlich, dass Joe keine leichte Kindheit hatte. Das Buch thematisiert nicht nur die Todesstrafe in den USA – sie erzählt auch eine tragische Familiengeschichte.

Neben Joe konnte mich die Autorin auch mit den allen weiteren Figuren komplett überzeugen. Sie wurden hervorragend ausgearbeitet und tragen allesamt durch ihre einzigartigen Charaktereigenschaften dazu bei, dass man unvergessliche Lesestunden mit dem Buch verbringt.

Fazit: Aufwühlend, herzergreifend, unglaublich mitreißend – ein großartiges Buch, das einen zutiefst berührt und einfach nicht mehr loslässt! Mir hat mein erstes Werk von Sarah Crossan unfassbar gut gefallen. „Wer ist Edward Moon?“ ist brillant geschrieben und beschert einem ein ganz besonderes Leseerlebnis. Die Geschichte übt Kritik an dem amerikanischen Rechtssystem aus, sie handelt von Vergebung, Schuld, Armut, Vernachlässigung, Familie und Liebe und steckt voller Emotionen und Gefühle. „Wer ist Edward Moon?“ ist echt heftig und wird wohl nicht Jedermanns Sache sein. Ich jedenfalls bin total beeindruckt und hellauf begeistert von dem Buch. Wenn ihr meint, dass ihr mit den schweren Themen, die Sarah Crossan hier behandelt, umgehen könnt, dann kann ich nur sagen: Lest dieses Buch! Ich kann es euch wirklich nur ans Herz legen. Von mir gibt es volle 5 von 5 Sternen!







Vielen lieben Dank an den Mixtvision Verlag für das Rezensionsexemplar!

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