Montag, 16. Dezember 2019

[Rezension] Enola Holmes - Der Fall der linkshändigen Lady (Bd. 2) von Nancy Springer

Hardcover
Ab 12 Jahren
208 Seiten
ISBN: 978-3-95728-261-3
Erschienen: 20.08.2019 

Klappentext:
Enola versteckt sich in London noch immer vor dem genialsten Detektiv der Welt, ihrem eigenen Bruder Sherlock Holmes, und wartet auf weitere verschlüsselte Nachrichten ihrer Mutter. Als sie zufällig von der verschwundenen Lady Cecily erfährt und in den faszinierenden Kohlzeichnungen der offenbar sehr begabten Künstlerin eine Seelenverwandte erkennt, übernimmt Enola die Ermittlungen. In verschiedenen Verkleidungen auf den dunklen Londoner Straßen unterwegs und immer auf der Hut vor Mördern und Verbrechern, muss Enola die Hinweise entschlüsseln: eine angelehnte Leiter, ein gerissener Verkäufer, politische Flugblätter… Um Lady Cecily zu retten, riskiert Enola mehr als sie sollte – und kommt dabei auch ihrem Bruder unerwartet nahe.

Quelle: Knesebeck Verlag 


Rezension:

Da mir der Auftakt der Enola Holmes-Reihe sehr gut gefallen hat, musste ich natürlich auch den zweiten Teil bei mir einziehen lassen. Auch bei der Fortsetzung finde ich das Cover mega cool. Dieser altmodischer Charme, den die zauberhaften Cover der Enola Holmes-Serie verströmen, hat es mir irgendwie richtig angetan. Ich war nun sehr gespannt, welchen aufregenden Fall die gewiefte Schwester von Sherlock Holmes wohl als nächstes zu lösen hat. 

Enola ist in London gelandet und versteckt such dort vor ihrem Bruder – dem genialen Meisterdetektiv Sherlock Holmes. Die 14-jährige führt ein sehr gefährliches Leben. In den Büroräumen, die sie übernommen hat, gibt sie sich tagsüber als die Sekretärin Miss Meshle aus und nachts streift als die stumme, barmherzige Nonne durch die dunklen Elendsviertel Londons, um dort armen Menschen zu helfen. Unter ihren verschiedenen Identitäten stellt Enola immerzu Nachforschungen an und versucht weiterhin ihre Mutter zu finden. Über verschlüsselte Nachrichten in Zeitungen hat sie bereits Kontakt zu ihr, aber getroffen hat sie ihre Mutter bisher noch nicht.
Als Enola zufällig von der verschwunden Lady Cecily erfährt, weckt deren mysteriöses Verschwinden sofort ihre Neugierde. Irgendetwas ist da faul. Enola fasst schließlich den Entschluss, die Ermittlungen zu übernehmen. Während ihrer Suche nach der vermissten Lady Cecily trifft sie immer wieder auf ihren Bruder Sherlock, der nach wie vor alles daran setzt, seine kleine Schwester zu finden. Enola wird so einiges riskieren, um den Fall zu lösen und begibt sich damit in große Gefahr. 

Da es bei mir tatsächlich schon wieder über ein halbes Jahr her ist, dass ich den Auftakt gelesen habe und die Fortsetzung nahtlos an den Vorgänger anschließt, hatte ich hier leider leichte Startschwierigkeiten gehabt. Bei der Enola Holmes-Serie rate ich wirklich dringend, die chronologische Reihenfolge der Bände einzuhalten. Meiner Ansicht nach sollte man das Wissen aus Band 1 haben, um der Handlung im zweiten Teil problemlos folgen zu können.
Meine kleine Anfangshürde war zum Glück rasch überwunden. Sobald ich wieder mittendrin im Geschehen war, wollte ich das Buch am liebsten gar nicht mehr aus der Hand legen. Da es mit knapp über 200 Seiten recht dünn ist und die Kapitel eine angenehme Länge haben, habe ich das Buch dann auch nahezu in einem Rutsch durchgelesen. 
 
Mir hat Enolas zweiter Fall richtig gut gefallen, besser noch als ihr erster. Mit dem Auftakt hatte mich Nancy Springer leider nicht komplett überzeugen können. So ein paar Kleinigkeiten gab es, die ich mich ein wenig gestört haben. Was ich unter anderem kritisiert hatte, war die fehlende Spannung. Mein Eindruck von damals, dass man den ersten Band als eine Art große Einleitung der Enola Holmes-Reihe ansehen kann, scheint irgendwie richtig gewesen zu sein, denn den zweiten Teil habe ich als deutlich spannender und packender empfunden. In „Der Fall des verschwundenen Lords“ lag das Augenmerk mehr auf unserer Protagonistin Enola als auf ihrem Fall – hier jedoch geht es mit dem Ermitteln nun so richtig zur Sache. Krimifreunde und Sherlock-Holmes-Fans werden hier garantiert ganz auf ihre Kosten kommen. Mich, als großer Sherlock Holmes-Liebhaber hat es übrigens wahnsinnig gefreut, dass sowohl Sherlock, als auch sein Bruder Mycroft sowie Dr. Watson und die Haushälterin Mrs. Hudson in Band 2 ihren Auftritt haben werden. :D 

Erfahren tun wir alles wieder aus der Sicht der 14-jährigen Enola in der Ich-Perspektive. Mit Enola ist Nancy Springer eine einmalige Buchheldin gelungen. Sie ist so ein Mädel, wie ich sie in Büchern liebe: Charmant, mutig und so herrlich clever, pfiffig und gewitzt. Enola lässt sich nicht unterkriegen und ist eine wahre Meisterin im Kombinieren und Codes knacken. Vor ihrem messerscharfen Verstand und ihrer enorm großen Beobachtungsgabe kann man wirklich nur den Hut ziehen. Auch im Verkleiden ist Enola einsame Spitze. Sie ist eine Holmes durch und durch und steht ihrem großen Bruder Sherlock in nichts nach. Ich finde Enola einfach nur große Klasse und habe sie schon längst ganz fest in mein Herz geschlossen. 

Was ich an Enola ebenfalls wundervoll finde: So unerschrocken und humorvoll sie sich immer gibt – sie besitzt auch eine verletzliche und sensible Seite. Es wird mehr als deutlich, dass sich Enola ziemlich einsam in London fühlt und ihre Mutter sehr vermisst. Dieser Punkt macht sie in meinen Augen nur noch authentischer und sympathischer. Toll finde ich auch, dass Enola überhaupt nichts von dem Frauenbild der damaligen Zeit hält und sich dagegen wehrt, in dieses gedrängt zu werden. Bereits in Band 1 wurde die Rolle der Frau im Jahre 1888 sehr thematisiert. Fand ich einerseits natürlich gut und wichtig, nur hatte es mich andererseits irgendwann etwas genervt, dass dieser Aspekt so sehr hervorgehoben wurde und man ständig über Wörter wie Korsett und Po-Polster gestolpert ist.
In diesem Band jedoch habe ich mich überhaupt nicht an dem Thema gestört, ganz im Gegenteil. Ich finde es großartig, wie die Nancy Springer diesen Aspekt in die Geschichte eingebaut hat. 

Abgesehen von dem Ende, welches ich irgendwie als ein bisschen unglaubwürdig empfunden habe, konnte mich die Autorin mit dem gesamten Handlungsaufbau hellauf begeistern. Zum einem begibt man sich mit Enola weiterhin auf die Suche nach ihrer verschwundenen Mutter, zum anderen gilt es aber auch einen spannenden Fall zu lösen. Hinzu kommt dann noch, dass sich Enola nach wie vor vor ihren Brüdern, insbesondere vor Sherlock, auf der Flucht befindet. Sherlock Holmes versucht seine kleine Schwester aufzuspüren und ihr könnt euch vermutlich schon denken, dass es alles andere als einfach ist, sich vor einem Meisterdetektiv wie Sherlock Holmes versteckt zu halten. Wenn dies aber jemanden gelingt, dann ist das Enola Holmes! 

Absolut brillant fand ich das Setting. Das Buch spielt im Viktorianischen London und wie bereits im Vorgängerband, so ist es Nancy Springer auch in der Fortsetzung ausgezeichnet gelungen mir die tollsten Bilder in den Kopf zu zaubern. Die Orte werden allesamt so unglaublich anschaulich beschrieben. Die düstere und geheimnisvolle Atmosphäre, die durch diese einzigartige Kulisse ensteht, ist einfach nur fantastisch. Für mich kam hier wieder das totale Charles Dickens-Feeling auf.
Verstärkt wird dieses viktorianische Flair durch den altertümlichen Schreibstil. Angepasst an die Zeit, in der die Enola Holmes-Krimis spielen, ist die Erzählweise recht gehoben und sehr ungewöhnlich für Bücher dieser Altersklasse (die Reihe wird ab 12 Jahren empfohlen). Die gewählte Ausdrucksweise liest sich ziemlich anspruchsvoll und wird wohl nicht jedermanns Sache sein. Man liest sich aber schnell rein, zumindest bei mir war es so. Ich mag diesen besonderen Erzählstil super gerne und finde, dass er einfach nur perfekt zu dieser wunderbaren Reihe passt. 

Fazit: Eine fabelhafte Fortsetzung, die große Lust auf mehr macht! Mir hat der zweite Enola Holmes - Band richtig gut gefallen, sogar noch etwas besser als der erste. Ich habe Enolas zweiten Fall als deutlich spannender und mitreißender empfunden als den Auftakt. Wenn ihr gerne atmosphärische Krimireihen lest, die euch ins Viktorianische England entführen, ihr toughe Buchheldinnen liebt, die sich nicht unterkriegen lassen und wenn ihr Fans von Sherlock Holmes seid – dann kann ich euch Enola Holmes echt nur ans Herz legen. „Der Fall linkshändigen Lady“ hat mir ein tolles Leseerlebnis beschert und ich freue mich schon sehr auf die weiteren kniffligen Fälle von Meisterdetektivin Enola Holmes! Von mir gibt es sehr gute 4,5 – hier gerundet auf 5 von 5 Sternen!







Vielen lieben Dank an den Knesebeck Verlag für das Rezensionsexemplar!

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