Samstag, 8. September 2018

[Rezension] Die Tornadojäger von Ross Montgomery

Gebundene Ausgabe
Mit Illustrationen von Daniela Kohl
Ab 10 Jahren
288 Seiten
ISBN: 978-3-446-25872-3
Erschienen: 20.08.2018

Klappentext:
Tornado-Alarm im Städtchen Barrow, dem Heimatort von Owen und seinen vier Freunden, den unerschrockenen Tornadojägern! Barrow ist anders als andere Orte. Immerzu droht die Gefahr eines Tornados, und die Erwachsenen sind in heller Aufregung. Der 11-jährige Owen muss ständig einen Helm tragen, weil seine Eltern solche Angst um ihn haben. Er darf nicht auf Bäume klettern und soll immer pünktlich zu Hause sein. Owen macht da nicht mehr mit. Zusammen mit vier Freunden will er dem Beispiel seiner Großeltern folgen, die berühmte Tornadojäger waren. Sie wollen dem Sturm ins Auge sehen, allen erwachsenen Ängsten und Kontrollzwängen zum Trotz. Denn ein Leben ohne Abenteuer ist doch kein Leben, oder?

Quelle: Hanser Verlag


Rezension:

Beim Durchstöbern der Vorschau des Hanser Verlags ist mir „Die Tornadojäger“ sofort ins Auge gesprungen. Das Cover gefiel mir auf Anhieb, besonders die Gestaltung des Titels finde ich richtig witzig. Da auch der Klappentext sehr vielversprechend klang, stand für mich sehr schnell fest, dass ich die Tornadojäger unbedingt kennenlernen wollte.

Das kleine Städtchen Barrow ist anders als andere Orte. Hier herrscht immerzu die große Angst, dass ein Tornado über die Stadt hinweg fegt und alles verwüstet. Es wurden daher auch schon die verrücktesten Vorkehrungen getroffen: Sturmfallen an nahezu jeder Ecke, Ausgangssperren, Heimwegpartner...gerade die Erwachsenen leben in ständiger Sorge, dass ihren Kindern etwas zustoßen könnte. Nicht nur aufgrund der Tornados – auch Bären sollen in der Umgebung ihr Unwesen treiben. Der 11-jährige Owen ist mit seinen Eltern gerade erst nach Barrow gezogen und obwohl er erst wenige Tage in dieser merkwürdigen Stadt wohnt, hat er jetzt schon die Schnauze voll. Seine Eltern verhalten sich immer sonderbarer: Owen muss einen Helm tragen, er darf nicht auf Bäume klettern, muss immer pünktlich zu Hause sein – an seinem Geburtstag sperren sie ihn sogar in sein Zimmer ein, welches sie davor so gut wie leer geräumt haben. Owen hält dieses eingeschränkte Leben nicht mehr aus. Zusammen mit seinen vier neuen Freunden möchte er allen blödsinnigen Regeln und Ängsten der Erwachsenen trotzen und dem Sturm ins Auge sehen. Die fünf Kinder wollen sich an Owens Großeltern ein Beispiel nehmen und Tornadojäger werden! Sie wollen endlich ein richtiges Leben führen, ohne jegliche Kontrolle ihrer Eltern. Ein spannendes und auch gefährliches Abenteuer erwartet die mutigen Helden.

Wie das Städtchen Barrow so würde ich auch dieses Buch als anders bezeichnen. Zumindest ich habe es als erfrischend anders empfunden, besonders zum Ende hin entwickelte sich die Handlung in eine ganz andere Richtung als ich erwartet hätte.

Aber von vorne. Eigentlich beginnt das Buch bereits recht außergewöhnlich und zwar mit einem Brief von einem Insassen aus einem Jugendbezirksgefängnis. Wer dieser Insasse 409 ist und wie es dazu kam, dass er im Gefängnis landete, das erfahren wir erst am Ende der Geschichte, nach einer ziemlich überraschenden Wendung.

Nach dem Brief übernimmt der 11-jährige Owen das Erzählen. Aus seiner Sicht erfahren wir den Großteil des Buches. Da Owen erst elf ist, ist dementsprechend auch der Schreibstil sehr einfach und kindlich gehalten. Solche Erzählweisen liebe ich wirklich sehr, daher war dies für mich auch ein großer Pluspunkt, der mich das Buch nur mehr hat lieben lassen. Denn ja, mich konnte „Die Tornadojäger“ hellauf begeistern, hier hatte ich also mal wieder genau den richtigen Riecher gehabt.

Owen habe ich sofort in mein Herz geschlossen. Für seine elf Jahre kam er mir stellenweise erstaunlich reif und erwachsen vor. Allerdings hat er auch viele kindliche Züge an sich, die mich öfters sehr zum Schmunzeln gebracht haben. Owen ist ein wundervoller Protagonist, er ist liebenswert, clever und mutig. Leider ist sein Leben alles andere als einfach und schön. Owen leidet an einer Krankheit, dem „Verzögerten Schockreflex-Syndrom“. Immer wenn er sich erschreckt, zuckt er unkontrolliert und da seine Eltern Sorge haben, dass er sich dabei verletzen könnte, muss der arme Owen ständig einen Sturzhelm tragen. Gerade in der Schule fällt er natürlich damit auf und wird deswegen von den anderen Schülern schief angesehen und aufgezogen.

Owen und seine Eltern sind ganz frisch nach Barrow gezogen, daher dürfen wir Owen auch an seinem ersten Tag an seiner neuen Schule begleiten.
Der erste Schultag zeigt, dass Barrow wirklich ein merkwürdiger Ort ist, voller komischer Regeln und überängstlicher Erwachsener. Hier bestimmt die Angst vor den Tornados – und auch die Panik vor Bärenangriffen – das Leben.
Barrow gilt jedoch als der sicherste Ort im ganzen Tälerbezirk. Besonders auf die Sicherheit der Kinder wird hier sehr geachtet. Es gibt daher die sogenannten „Barrow-Sturmgesetze“, die strikt eingehalten werden müssen. So darf man Schulwege nur mit seinem Heimwegpartner gehen, niemals alleine. Die Ausgangszeiten müssen auch strikt eingehalten werden und um 18 Uhr heißt es: Licht aus! Verstößt ein Kind gegen die Regeln, kann es passieren, dass es im Jugendbezirksgefängnis landet.

Klingt ja alles schon ziemlich verrückt, oder? Nun, das ist das Buch irgendwie auch. Es spricht zwar auch viele ernste Themen an – es ist aber auch herrlich humorvoll, ziemlich schräg und teilweise sehr skurril.

Der Humor in dem Buch konnte meinen Geschmack auf jeden Fall komplett treffen. Gerade die Beschreibungen der Charaktere, die zum Teil sehr überzogen dargestellt werden, konnten mich bestens unterhalten. Vor allem die Erwachsenen, über deren Verhalten man öfters nur den Kopf schütteln kann.
Auch Owens neue Freunde, mit denen er zusammen die Tornadojäger gründet, haben alle so ihre Ecken und Kanten und sonderliche Eigenarten. Da wäre zum Beispiel Callum, Owens Heimwegpartner, der als der härteste Junge in Barrow gilt. Nun, da soll sich noch zeigen, dass das nicht so ganz zutrifft. 
So verschieden die Kinder sind, sie ergänzen sich wirklich perfekt und halten auch prima zusammen. Zusammenhalt ist bei ihrem großen Abenteuer auch sehr gefragt, so viel kann ich euch ja schon mal verraten.

Ich habe Owen, Ceri, Orlaith, Callum und Pete liebend gerne bei ihrer Mission, dem Sturm ins Auge zu sehen, begleitet. Es gab jede Menge Szenen zum Mitfiebern, es gab welche zum Schmunzeln, welche, die einen nachdenklich stimmen und überraschende, die das Leseerlebnis richtig packend machen.

Ein nettes Extra sind die Illustrationen von Daniela Kohl. Diese haben mir richtig gut gefallen, sie geben das Geschehen im Text perfekt und richtig witzig wieder und erhöhen den Lesespaß nur noch.

Fazit: Spannend, lustig und ernst, dazu eine große Portion von schrägem Humor und lauter verrückten Einfällen. „Die Tornadojäger“ erzählt eine recht außergewöhnliche Geschichte, die einem durch ihre Verrücktheit und überraschenden Wendungen manchmal wirklich nur in Erstaunen versetzen kann. Es ist ein besonderes Buch, welches wichtige Botschaften enthält und definitiv nicht nur eine Empfehlung für Mädchen und Jungen ab 10 Jahren ist. Meiner Meinung nach ist die Geschichte auch für Erwachsene absolut lesenswert, da diesen hier vor Augen geführt wird, dass man seinen Kindern ihren Freiraum lassen und mehr auf sie hören sollte. Mir hat mein erstes Werk von Ross Montgomery richtig gut gefallen und ich vergebe volle 5 von 5 Sternen!






Vielen lieben Dank an den Hanser Verlag, der mir dieses schöne Buch als Rezensionsexemplar zur Verfügung gestellt hat!

4 Kommentare:

  1. Hallo Corinna,
    sag mal, wie fandest du denn das Ende? Da bist du in deinen Rezi nicht weiter darauf eingegangen, darum muss ich kurz fragen :-). Also mich beschäftigt das jetzt noch ... ich finde es fast zu krass für ein Kinderbuch, bzw. frage mich ständig: Warum?? Evtl. bin ich zu hart, aber war das der "richtige" Weg, den man Kindern aufzeigen sollte? Grundsätzlich fand ich das Buch megagenial, herrlich skurril und besonders. Trotzdem spukt mir die schlussendliche Message immer im Kopf herum.
    Grüße dich lieb,
    Damaris

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    1. Hallo Damaris,

      oh, stimmt, auf das Ende bin ich in meiner Rezi ja gar nicht eingegangen. Ups. Das wollte ich eigentlich, denn ich empfinde ich genauso wie du, ich hätte mir das Ende auch anders gewünscht. Dieses kam für mich auch sehr überraschend. Ich finde, es geht noch für ein Kinderbuch, aber anders hätte ich es schon besser gefunden. Mir hat das Buch aber dennoch total gut gefallen. Es ist so herrlich skurril und schräg. :D

      Viele liebe Grüße
      Corinna

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    2. Umso mehr ich überlege, umso grenzwertiger finde ich das Ende. *SPOILER* Das ist ja im Grunde propagierter Zuizid (Callum) bzw. gewollte Lebensgefahr mit Todesfolge (Owen & Co.). Und das in einem Kinderbuch. Es kann aber sein, dass Kinder das auch nicht ganz so begreifen/verstehen wie Erwachsene. Hätte mir eine bestimmte aber humorvolle Klärung mit den Eltern, bzw. der ganzen Barrow-Gemeinschaft gewünscht. Auch, wenn das Buch (bis auf diese Punkte) in meinen Augen wirklich toll war. Hm ....

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    3. Hm, so krass habe ich das ehrlich gesagt gar nicht gesehen. Aber du hast schon recht. Vielleicht fehlt mir da dann doch der Bezug zu Kindern. Ich selbst habe ja noch keine und kleine Geschwister im Kindesalter habe ich auch nicht. Ich bin nur selbst noch so ein richtiges Kind. ;)
      Ich denke, dass jüngere Leser das tatsächlich gar nicht so richtig begreifen werden. Das Ende ist schon nicht ohne, das stimmt. Ich persönlich aber finde, es geht noch für ein Kinderbuch. Wenn man nur mal an Märchen denkt, da sind einige ja auch schon recht brutal...wobei man Märchen natürlich nicht so wirklich mit diesem Buch vergleichen kann.
      Ich bin wie du auch nicht so ganz glücklich mit dem Ende, finde das Buch aber dennoch klasse. :D

      Liebe Grüße
      Corinna

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