Gebundene
Ausgabe
Mit
Illustrationen von Daniela Kohl
Ab
10 Jahren
288
Seiten
ISBN:
978-3-446-25872-3
Erschienen:
20.08.2018
Klappentext:
Tornado-Alarm
im Städtchen Barrow, dem Heimatort von Owen und seinen vier
Freunden, den unerschrockenen Tornadojägern! Barrow ist anders als
andere Orte. Immerzu droht die Gefahr eines Tornados, und die
Erwachsenen sind in heller Aufregung. Der 11-jährige Owen muss
ständig einen Helm tragen, weil seine Eltern solche Angst um ihn
haben. Er darf nicht auf Bäume klettern und soll immer pünktlich zu
Hause sein. Owen macht da nicht mehr mit. Zusammen mit vier Freunden
will er dem Beispiel seiner Großeltern folgen, die berühmte
Tornadojäger waren. Sie wollen dem Sturm ins Auge sehen, allen
erwachsenen Ängsten und Kontrollzwängen zum Trotz. Denn ein Leben
ohne Abenteuer ist doch kein Leben, oder?
Quelle:
Hanser Verlag
Rezension:
Beim
Durchstöbern der Vorschau des Hanser Verlags ist mir „Die
Tornadojäger“ sofort ins Auge gesprungen. Das Cover gefiel mir auf
Anhieb, besonders die Gestaltung des Titels finde ich richtig witzig.
Da auch der Klappentext sehr vielversprechend klang, stand für mich
sehr schnell fest, dass ich die Tornadojäger unbedingt kennenlernen
wollte.
Das
kleine Städtchen Barrow ist anders als andere Orte. Hier herrscht
immerzu die große Angst, dass ein Tornado über die Stadt hinweg
fegt und alles verwüstet. Es wurden daher auch schon die
verrücktesten Vorkehrungen getroffen: Sturmfallen an nahezu jeder
Ecke, Ausgangssperren, Heimwegpartner...gerade die Erwachsenen leben
in ständiger Sorge, dass ihren Kindern etwas zustoßen könnte.
Nicht nur aufgrund der Tornados – auch Bären sollen in der
Umgebung ihr Unwesen treiben. Der 11-jährige Owen ist mit seinen
Eltern gerade erst nach Barrow gezogen und obwohl er erst wenige Tage
in dieser merkwürdigen Stadt wohnt, hat er jetzt schon die Schnauze
voll. Seine Eltern verhalten sich immer sonderbarer: Owen muss einen
Helm tragen, er darf nicht auf Bäume klettern, muss immer pünktlich
zu Hause sein – an seinem Geburtstag sperren sie ihn sogar in sein
Zimmer ein, welches sie davor so gut wie leer geräumt haben. Owen
hält dieses eingeschränkte Leben nicht mehr aus. Zusammen mit
seinen vier neuen Freunden möchte er allen blödsinnigen Regeln und
Ängsten der Erwachsenen trotzen und dem Sturm ins Auge sehen. Die
fünf Kinder wollen sich an Owens Großeltern ein Beispiel nehmen und
Tornadojäger werden! Sie wollen endlich ein richtiges Leben führen,
ohne jegliche Kontrolle ihrer Eltern. Ein spannendes und auch
gefährliches Abenteuer erwartet die mutigen Helden.
Wie
das Städtchen Barrow so würde ich auch dieses Buch als anders
bezeichnen. Zumindest ich habe es als erfrischend anders empfunden,
besonders zum Ende hin entwickelte sich die Handlung in eine ganz
andere Richtung als ich erwartet hätte.
Aber
von vorne. Eigentlich beginnt das Buch bereits recht außergewöhnlich
und zwar mit einem Brief von einem Insassen aus einem
Jugendbezirksgefängnis. Wer dieser Insasse 409 ist und wie es dazu
kam, dass er im Gefängnis landete, das erfahren wir erst am Ende
der Geschichte, nach einer ziemlich überraschenden Wendung.
Nach
dem Brief übernimmt der 11-jährige Owen das Erzählen. Aus seiner
Sicht erfahren wir den Großteil des Buches. Da Owen erst elf ist,
ist dementsprechend auch der Schreibstil sehr einfach und kindlich
gehalten. Solche Erzählweisen liebe ich wirklich sehr, daher war
dies für mich auch ein großer Pluspunkt, der mich das Buch nur mehr
hat lieben lassen. Denn ja, mich konnte „Die Tornadojäger“
hellauf begeistern, hier hatte ich also mal wieder genau den
richtigen Riecher gehabt.
Owen
habe ich sofort in mein Herz geschlossen. Für seine elf Jahre kam er
mir stellenweise erstaunlich reif und erwachsen vor. Allerdings hat
er auch viele kindliche Züge an sich, die mich öfters sehr zum
Schmunzeln gebracht haben. Owen ist ein wundervoller Protagonist, er
ist liebenswert, clever und mutig. Leider ist sein Leben alles andere
als einfach und schön. Owen leidet an einer Krankheit, dem
„Verzögerten Schockreflex-Syndrom“. Immer wenn er sich
erschreckt, zuckt er unkontrolliert und da seine Eltern Sorge haben,
dass er sich dabei verletzen könnte, muss der arme Owen ständig
einen Sturzhelm tragen. Gerade in der Schule fällt er natürlich
damit auf und wird deswegen von den anderen Schülern schief
angesehen und aufgezogen.
Owen
und seine Eltern sind ganz frisch nach Barrow gezogen, daher dürfen
wir Owen auch an seinem ersten Tag an seiner neuen Schule begleiten.
Der
erste Schultag zeigt, dass Barrow wirklich ein merkwürdiger Ort ist,
voller komischer Regeln und überängstlicher Erwachsener. Hier
bestimmt die Angst vor den Tornados – und auch die Panik vor
Bärenangriffen – das Leben.
Barrow
gilt jedoch als der sicherste Ort im ganzen Tälerbezirk. Besonders
auf die Sicherheit der Kinder wird hier sehr geachtet. Es gibt daher
die sogenannten „Barrow-Sturmgesetze“, die strikt eingehalten
werden müssen. So darf man Schulwege nur mit seinem Heimwegpartner
gehen, niemals alleine. Die Ausgangszeiten müssen auch strikt
eingehalten werden und um 18 Uhr heißt es: Licht aus! Verstößt ein
Kind gegen die Regeln, kann es passieren, dass es im
Jugendbezirksgefängnis landet.
Klingt
ja alles schon ziemlich verrückt, oder? Nun, das ist das Buch irgendwie
auch. Es spricht zwar auch viele ernste Themen an – es ist aber
auch herrlich humorvoll, ziemlich schräg und teilweise sehr skurril.
Der
Humor in dem Buch konnte meinen Geschmack auf jeden Fall komplett
treffen. Gerade die Beschreibungen der Charaktere, die zum Teil sehr
überzogen dargestellt werden, konnten mich bestens unterhalten. Vor
allem die Erwachsenen, über deren Verhalten man öfters nur den Kopf
schütteln kann.
Auch
Owens neue Freunde, mit denen er zusammen die Tornadojäger gründet,
haben alle so ihre Ecken und Kanten und sonderliche Eigenarten. Da
wäre zum Beispiel Callum, Owens Heimwegpartner, der als der härteste
Junge in Barrow gilt. Nun, da soll sich noch zeigen, dass das nicht
so ganz zutrifft.
So
verschieden die Kinder sind, sie ergänzen sich wirklich perfekt und
halten auch prima zusammen. Zusammenhalt ist bei ihrem großen
Abenteuer auch sehr gefragt, so viel kann ich euch ja schon mal
verraten.
Ich
habe Owen, Ceri, Orlaith, Callum und Pete liebend gerne bei ihrer Mission, dem Sturm ins Auge zu sehen,
begleitet. Es gab jede Menge Szenen zum Mitfiebern, es gab welche zum
Schmunzeln, welche, die einen nachdenklich stimmen und überraschende, die das Leseerlebnis richtig packend machen.
Ein
nettes Extra sind die Illustrationen von Daniela Kohl. Diese haben
mir richtig gut gefallen, sie geben das Geschehen im Text perfekt und
richtig witzig wieder und erhöhen den Lesespaß nur noch.
Fazit:
Spannend, lustig und ernst, dazu eine große Portion von schrägem
Humor und lauter verrückten Einfällen. „Die Tornadojäger“
erzählt eine recht außergewöhnliche Geschichte, die einem durch
ihre Verrücktheit und überraschenden Wendungen manchmal wirklich
nur in Erstaunen versetzen kann. Es ist ein besonderes Buch, welches
wichtige Botschaften enthält und definitiv nicht nur eine Empfehlung
für Mädchen und Jungen ab 10 Jahren ist. Meiner Meinung nach ist die Geschichte auch
für Erwachsene absolut lesenswert, da diesen hier vor Augen geführt
wird, dass man seinen Kindern ihren Freiraum lassen und mehr auf sie hören sollte. Mir hat mein erstes Werk von Ross
Montgomery richtig gut gefallen und ich vergebe volle 5 von 5 Sternen!
Vielen lieben Dank an den Hanser Verlag, der mir dieses schöne Buch als Rezensionsexemplar zur Verfügung gestellt hat!
Hallo Corinna,
AntwortenLöschensag mal, wie fandest du denn das Ende? Da bist du in deinen Rezi nicht weiter darauf eingegangen, darum muss ich kurz fragen :-). Also mich beschäftigt das jetzt noch ... ich finde es fast zu krass für ein Kinderbuch, bzw. frage mich ständig: Warum?? Evtl. bin ich zu hart, aber war das der "richtige" Weg, den man Kindern aufzeigen sollte? Grundsätzlich fand ich das Buch megagenial, herrlich skurril und besonders. Trotzdem spukt mir die schlussendliche Message immer im Kopf herum.
Grüße dich lieb,
Damaris
Hallo Damaris,
Löschenoh, stimmt, auf das Ende bin ich in meiner Rezi ja gar nicht eingegangen. Ups. Das wollte ich eigentlich, denn ich empfinde ich genauso wie du, ich hätte mir das Ende auch anders gewünscht. Dieses kam für mich auch sehr überraschend. Ich finde, es geht noch für ein Kinderbuch, aber anders hätte ich es schon besser gefunden. Mir hat das Buch aber dennoch total gut gefallen. Es ist so herrlich skurril und schräg. :D
Viele liebe Grüße
Corinna
Umso mehr ich überlege, umso grenzwertiger finde ich das Ende. *SPOILER* Das ist ja im Grunde propagierter Zuizid (Callum) bzw. gewollte Lebensgefahr mit Todesfolge (Owen & Co.). Und das in einem Kinderbuch. Es kann aber sein, dass Kinder das auch nicht ganz so begreifen/verstehen wie Erwachsene. Hätte mir eine bestimmte aber humorvolle Klärung mit den Eltern, bzw. der ganzen Barrow-Gemeinschaft gewünscht. Auch, wenn das Buch (bis auf diese Punkte) in meinen Augen wirklich toll war. Hm ....
LöschenHm, so krass habe ich das ehrlich gesagt gar nicht gesehen. Aber du hast schon recht. Vielleicht fehlt mir da dann doch der Bezug zu Kindern. Ich selbst habe ja noch keine und kleine Geschwister im Kindesalter habe ich auch nicht. Ich bin nur selbst noch so ein richtiges Kind. ;)
LöschenIch denke, dass jüngere Leser das tatsächlich gar nicht so richtig begreifen werden. Das Ende ist schon nicht ohne, das stimmt. Ich persönlich aber finde, es geht noch für ein Kinderbuch. Wenn man nur mal an Märchen denkt, da sind einige ja auch schon recht brutal...wobei man Märchen natürlich nicht so wirklich mit diesem Buch vergleichen kann.
Ich bin wie du auch nicht so ganz glücklich mit dem Ende, finde das Buch aber dennoch klasse. :D
Liebe Grüße
Corinna