Klappentext:
Quelle: Fischer Sauerländer
Rezension:
Will und Cameron sind beste Freunde. Doch ihr Leben könnte unterschiedlicher kaum sein. Cameron lebt mit seinen Eltern in einem großen schicken Haus lebt, hat immer einen vollen Kühlschrank und besitzt seit kurzem die angesagtesten Sportschuhe. Wills Schuhe hingegen sind reif für die Tonne und fühlen sich total falsch an. Zusammen mit seinem arbeitslosen Vater wohnt er in einer kleinen schäbigen Wohnung im schlimmsten Viertel der Stadt und von einem gut gefüllten Kühlschrank kann er nur träumen. In der Schule wird Will für seine uncoole Klamotten gehänselt und „Ramschladen“ genannt. Will versucht es zu ignorieren und ist trotz seiner Verzweiflung zu stolz, um Hilfe zu bitten. Doch dann ist auf einmal ausgerechnet der fiese Chris Tucker, der ihn sonst immer schikaniert, auf einmal total freundlich zu ihm. Will kann es zunächst gar nicht glauben. Viel zu spät erkennt er, was hinter Chris’ Wandel steckt und gerät auf die schiefe Bann. Wird er noch rechtzeitig merken, dass er Freunde und Familie hat, auf die er sich immer verlassen kann?
Nachdem es nahezu sämtliche Bilderbücher von Tom Percival in mein Regal geschafft haben, konnte ich an seinem ersten Werk für etwas ältere Leser*innen natürlich nicht vorbeigehen. Ich war wahnsinnig gespannt, was mich erwarten würde und so viel sei schon mal gesagt: Meine Kinderbuchsammlung ist um ein Herzensbuch reicher geworden.
Dass es sich hierbei um keine Gute-Laune-Lektüre handelt, macht bereits der Klappentext mehr als deutlich. Tom Percival widmet sich in hier einem sehr schwierigen Thema, mit welchem er – wie man dem Nachwort entnehmen kann – in seiner Kindheit eigene Erfahrungen machen musste. Ungefähr jedes fünfte Kind in Deutschland ist von Armut betroffen. Der britische Autor lässt uns Leser*innen in die Schuhe eines solchen Kindes schlüpfen und hautnah miterleben, wie es sich anfühlt, täglich mit Geldsorgen, Ausgrenzung, Diskriminierung und Mobbing konfrontiert zu werden. Da die Geschichte durchgehend aus der Ich-Perspektive von Will geschildert wird, kann man seine Sorgen, Nöte und Verzweiflung nur zu gut nachempfinden.
Die Handlung ist dabei aber zu keiner Zeit bedrückend. Der Autor erzählt das Ganze authentisch und bewegend, aber auch voller Empathie, Witz und Leichtigkeit. Will ist ein bemerkenswert starker Junge, der versucht, sein hartes Leben mit Humor zu nehmen. Sogar über seine alten ramponierten Schuhen kann er ein bisschen witzeln – schließlich muss er sich keine Gedanken darum machen, dass sie jemand klauen würde. Bisweilen wirkt er recht erwachsen für sein junges Alter, verhält sich aber auch immer wieder so, wie man es von einem Kind erwartet. Er lässt sich leicht beeinflussen, trifft schlechte Entscheidungen und macht Fehler, aus denen er lernt.
Auch optisch ist dieses Werk mehr als gelungen. Tom Percivals grobe, stimmungsvolle schwarz-weiß Illustrationen mit Graphic-Novel-Touch fangen die Atmosphäre der Erzählung perfekt ein und machen das Leseerlebnis nur noch intensiver.
Fazit: Tom Percival präsentiert mit „Der Junge in den falschen Schuhen“ eine herzergreifende, ehrliche und einfühlsame Geschichte über die Kraft der Hoffnung und den Wert von wahrer Freundschaft. Ein wichtiger Kinderroman ab 10 Jahren, der daran erinnert, was uns als Menschen wirklich ausmacht. Ich bin absolut begeistert von diesem Buch, ich kann es jedem nur ans Herz legen! Es ist ein echter Mutmacher und Augenöffner für Leser*innen jeden Alters und hervorragend als Schullektüre geeignet. Von mir gibt es 5 von 5 Sternen.
Vielen lieben Dank an den S. Fischer Verlag für das Rezensionsexemplar!
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