Freitag, 28. August 2020

[Rezension] Fashion Victim - Licht und Schatten des Modelbusiness: Ein Topmodel berichtet von Anne-Sophie Monrad und Katrin Blum

Softcover
Ab 14 Jahren
288 Seiten
ISBN: 978-3-423-74063-0
Erschienen: 21.08.2020

Klappentext:
Immer in Top Shape? Insiderblick eines Models
10 Jahre lang war Anne-Sophie Monrad auf den Laufstegen der Welt zu Haus und lief für Givenchy, Gaultier, Karl Lagerfeld u.v.m. Bis sie im Herbst 2018 mit einem Instagram Post und einem FAZ-Artikel gegen die unmenschlichen Zustände hinter den Kulissen des Model-Business protestierte und ihrem Leben eine neue Richtung gab.
In ›Fashion Victim – Licht und Schatten des Modelbusiness‹ schildert sie ihren Weg von der normalen Schülerin zu einem der gefragtesten Laufstegmodels und setzt sich mit den Problemen auseinander, die der Traumberuf vieler Teenager bei allem Glamour und Glitzer mit sich bringt: Magerwahn, finanzielle Ausbeutung, Konkurrenzdruck und sexuelle Belästigung.

Quelle: dtv


Rezension:

Da ich erst vor kurzem mit großer Begeisterung ein Buch gelesen hatte, das einen sehr authentischen und unverblümten Blick hinter die Kulissen der Mode- und Modelwelt wirft, war ich sofort Feuer und Flamme, als ich das erste Mal von „Fashion Victim“ hörte. Ich finde die Thematik wirklich äußerst interessant, auch wenn ich selbst noch nie den Wunsch verspürt habe, ein Model zu werden. Das Modelbusiness habe ich mir einfach schon immer ziemlich schrecklich vorgestellt und Anne-Sophie Monrad hat mir mit ihrer Geschichte nur noch mal gezeigt, dass ich ein äußerst richtiges Bild von dieser harten Branche im Kopf hatte.

10 Jahre lang war Anne-Sophie Monrad auf den Laufstegen der Welt zu Hause, war in berühmten Kampagnen zu sehen und arbeitete mit zahlreichen großen Designern zusammen. Sie führte das Leben, von welchem viele junge Mädchen und Frauen träumen: Sie war eines der international gefragtesten Models. Ihr Traum hatte aber auch seinen Preis. Der ständige Kampf gegen den eigenen Körper, der hohe Konkurrenzdruck, Einsamkeit, Stress...Ende 2018 beendete Anne-Sophie Monrad ihre Modellkarriere und beschloss ein Buch zu schreiben, in welchem sie von ihrem Leben als Topmodel berichtet. Zusammen mit Katrin Blum erzählt sie in „Fashion Victim“ davon, wie es wirklich hinter den Kulissen der Modebranche aussieht und was es in der Realität bedeutet, ein Model zu sein.

Dies war nun mein zweites Werk, das mich hinter die Kulissen des Modelbusiness genommen hat und wie schon bei meinem ersten Titel über diese Thematik, so hat mich auch „Fashion Victim“ zutiefst erschütternd und entsetzt. Anne-Sophie Monrad berichtet in ihrem Buch wirklich schonungslos ehrlich und bewundernswert offen über ihr Leben als Model und führt uns vor Augen, wie skrupellos es in der Modebranche zugeht. Da sich diese Welt bestens darin versteht, sich als glamourös, erstrebenswert, perfekt und wunderschön zu verkaufen, haben viele von uns ein völlig falsches Bild von ihr im Kopf. Natürlich hat das Modelleben auch seine Lichtseiten – Anne-Sophie Monrad betont öfters, dass sie viele tolle Momente während ihrer Karriere hatte und dankbar für diese Zeit ist. In erster Linie geht sie in ihrem Buch aber auf die Schattenseiten dieser harten Branche ein und erzählt uns davon, wie rücksichtslos, ungesund und gefährlich sie ist.

Ich habe mich beim Lesen ständig gefragt: Warum? Warum ist Anne-Sophie Monrad eine so lange Zeit in der Modeindustrie geblieben und hat ihr nicht schon viel früher den Rücken gekehrt? Warum hat sie zehn Jahre lang gehungert, um in shape zu sein, hat sich diesem großen Konkurrenzdruck und psychischen Stress ausgesetzt und sich so sehr manipulieren und ausnutzen lassen? Oder allgemein gefragt: Wieso lassen sich so viele Models so unmenschlich behandeln? Wiegen die wenigen hellen Seiten des Modelbusisness die vielen dunklen wirklich auf? Rückblickend stellt sich auch Anne-Sophie Monrad öfters die Frage, warum sie diesen Job so lange gemacht hat. Die Modebranche lässt sich wohl sehr treffend mit einer Art Droge vergleichen, von der es nur sehr schwer ist wieder wegzukommen.

Wie oben bereits erwähnt, berichtet Anne-Sophie Monrad in „Fashion Victim“ größtenteils von den Kehrseiten, die dieser vermeintliche Traumberuf mit sich bringt. Das Buch ist keine Anklage an die Modeindustrie, das nicht, aber es ist gnadenlos ehrlich und lässt die Branche wahrhaftig in keinem guten Licht erscheinen. Anne-Sophie Monrad erzählt von ihrer Essstörung und den völlig absurden Schön- und Schlankheitsidealen der Modelszene, sie berichtet von sexueller Belästigung, finanzieller Ausbeute und davon, wie wenig junge Mädchen auf diese heftige Welt vorbereitet werden. Mich hat vor allem letzteres sehr schockiert. In meinen Augen sollte es verboten werden, dass Minderjährige Models werden dürfen. Dies wäre zweifellos schon einmal sein sehr guter und wichtiger Schritt in die richtige Richtung, damit in dieser verlogenen Welt endlich bessere und menschlichere Zustände herrschen. Zum Glück gibt es aber schon Fortschritte. Anne-Sophie Monrad erzählt von anderen Models, die ebenfalls den Mund aufgemacht haben und von Organisationen, die sich für die Frauenrechte in der Modeindustrie einsetzen. Die Hoffnung auf Besserung ist also durchaus da. Ich hoffe wirklich sehr, dass in dieser Branche noch mehr geschehen wird, sodass Models nicht länger ihre Gesundheit aufs Spiel setzen müssen und fairer und respektvoller behandelt werden.

Was mir an „Fashion Victim“ ganz besonders gut gefallen hat, ist die authentische und unfassbar offene Weise, mit der es geschrieben wurde. Ich bewundere Anne-Sophie Monrad echt sehr für ihren Mut, dieses Buch zu veröffentlichen und ziehe auch meinen Hut vor der Ehrlichkeit der Prominenten, die für Interviews bereit waren, wie zum Beispiel der Fotograf Kristian Schuller.

Mir hat „Fashion Victim“ ein unvergessliches Leseerlebnis beschert. Mich hat das Buch sprachlos gemacht, zutiefst berührt und erschütternd und hoffnungsvoll zugleich zurückgelassen. Ein Punkt, der mir allerdings nicht ganz so zugesagt hat, sind der etwas unstrukturierte Aufbau und die Wiederholungen. Sowohl inhaltlich als auch zeitlich wird ziemlich oft hin und her gesprungen und viele Dinge werden meinem Empfinden nach ein wenig zu oft betont. Ansonsten kann ich mich aber nur positiv und begeistert zu „Fashion Victim“ äußern. Es liest sich wahnsinnig spannend und mitreißend, die Fotos, die es im Innenteil gibt, sind ebenfalls unheimlich interessant und der Brief hinten im Buch, den Anne-Sophie Monrad an eine Unbekannte geschrieben hat, ist unglaublich berührend. Ich kann jedem, egal ob man sich für diese Thematik interessiert oder nicht, nur nahe legen, „Fashion Victim“ zu lesen. Besonders empfehlen kann ich das Buch aber natürlich denjenigen, die davon träumen, ein Model zu werden. Ich bin mir ziemlich sicher, dass die meisten nach dem Lesen sehr ins zweifeln geraten und viele sich schließlich umentscheiden werden.

Fazit: Bewegend, schockierend, schonungslos ehrlich – ein großartiges Buch, das ich jedem nur ans Herz legen kann! In meinen Augen haben Anne-Sophie Monrad und Katrin Blum eine fabelhafte Teamarbeit geleistet und gemeinsam ein Buch aufs Papier gebracht, bei welchem ich sehr hoffe, das es von ganz vielen gelesen werden wird. „Fashion Victim“ liefert einen sehr informativen, unglaublich persönlichen und erschreckend realistischen Einblick hinter die schöne Fassade der Modebranche und geht richtig unter die Haut. Obwohl ich mich stellenweise ein wenig an dem Aufbau der Handlung gestört habe, hat „Fashion Victim“ für mich die volle Sternenzahl absolut verdient. Ich bin zutiefst beeindruckt und begeistert von dem Buch und kann es wirklich nur empfehlen. Von mir gibt es volle 5 von 5 Sternen!







 
Vielen lieben Dank an den dtv Verlag für das Rezensionsexemplar!
 

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