Sonntag, 23. August 2020

[Rezension] Solange wir zusammen sind von Bobbie Pyron

Hardcover
Übersetzt von Bettina Obrecht
Ab 10 Jahren
320 Seiten
ISBN: 978-3-522-18549-3
Erschienen: 13.08.2020

Klappentext:
Der kleine Straßenhund ist der Lichtblick für Piper. Denn seit sie mit ihrer Familie in eine Notunterkunft ziehen musste, ist für sie nichts mehr, wie es war. Behutsam freundet sie sich mit ihm und seiner Besitzerin Jewel, einer Obdachlosen, an. Als Piper erfährt, dass man die beiden trennen will, setzt sie alles daran, ihnen zu helfen. Und kann dabei auf ihre neuen Freundinnen zählen.



Rezension:

Von Bobbie Pryon hatte ich vor einigen Jahren „Verloren in der Wildnis“ gelesen und da ich von diesem Buch ganz begeistert war, war meine Neugierde sofort geweckt, als ich hörte, dass dieses Jahr ein neuer Titel von ihr im Thienemann-Esslinger Verlag erscheinen wird. Da mich der Klappentext und das bezaubernde Cover auf Anhieb überzeugen konnten, stand für mich sehr schnell fest: „Solange wir zusammen sind“ möchte ich unbedingt lesen! Ich ließ das Buch daher sehr gerne bei mir einziehen.

Seit der Vater seinen Job verloren hat, hat sich das Leben für die fast 12-jährige Piper und ihre Familie sehr verändert. Sie sind zu Obdachlosen geworden und reisen mit wenig Hab und Gut durchs Land, in der Hoffnung, dass die Eltern endlich neue Arbeit finden werden. Die vierköpfige Familie zieht schließlich in eine Notunterkunft. Piper leidet sehr unter der aktuellen Situation. Sie vermisst ihr altes Zuhause, ihre Freunde und ihre Privatsphäre. Hinzu kommt, dass sie nicht gut damit klarkommt, wenn man sie in ihrer neuen Schule als eine Obdachlose bezeichnet. Während sich Piper an die neue Umgebung und die neuen Herausforderungen zu gewöhnen versucht, lernt sie die Obdachlose Jewel und ihren kleinen niedlichen Hund Baby kennen. Anders als Piper und ihre Familie lebt Jewel allerdings nicht in der Notunterkunft, da Hunde dort nicht erlaubt sind. Sich von Baby trennen, kommt für Jewel aber überhaupt nicht infrage, daher lebt sie mit ihrem treuen Gefährten auf der Straße. Als Jewel plötzlich ins Krankenhaus muss und Baby in einem Tierheim landet, steht für Piper sofort fest, dass sie den beiden helfen muss. Baby soll seiner Besitzerin weggenommen werden und das darf auf gar keinen Fall passieren. Zum Glück hat Piper mittlerweile gute Freunde gefunden, auf die sie zählen kann. Gemeinsam mit ihnen versucht sie Jewel und Baby zu retten. Ob es ihnen wohl rechtzeitig gelingen wird?

Als ich mit dem Lesen begann, war ich mir schon nach den ersten paar Seiten ziemlich sicher, dass mich auch mein zweites Werk von Bobbie Pryon hellauf begeistern wird. Um es kurz zu machen: Ich lag mit dieser Vermutung vollkommen richtig. In meinen Augen ist Bobbie Pryon mit „Solange wir zusammen sind“ ein wunderbarer Kinderroman gelungen, der einen zutiefst berührt und viele brisante und aktuelle Themen behandelt wie Obdachlosigkeit, Freundschaft, Familie, Zusammenhalt, Engagement und Hilfsbereitschaft. Die Geschichte weckt Mitgefühl und Empathie und sie verdeutlicht, wie wichtig es ist, niemals die Hoffnung zu verlieren oder aufzugeben, egal, wie ausweglos eine Situation auch erscheinen mag. In dem Buch steckt wahrlich eine Menge und meiner Ansicht nach ist es der Autorin fabelhaft gelungen, all diese Themen und Botschaften so zu vermitteln, dass die Handlung überhaupt nicht überladen wirkt und an keiner Stelle zu schwer oder bedrückend wird.

Was mir ganz besonders gut gefallen hat, ist die Art und Weise, wie die Geschichte erzählt wird. Wir erfahren die Handlung aus drei verschiedenen Blickwinkeln, wobei die 11-jährige Piper und der kleine Straßenhund Baby eindeutig die größten Erzählanteile haben. Während uns Piper alles aus der Ich-Perspektive berichtet, wurden die Kapitel von Hund Baby und dessen Besitzerin Jewel (die nur sehr wenige Passagen hat), in der dritten Person geschrieben. Mir haben die ständigen Sichtwechsel unheimlich gut gefallen. Besonders gelungen fand ich Babys Kapitel. Wie schon in „Verloren in der Wildnis“, so ist es der Autorin auch dieses Mal hervorragend geglückt, aus der Sicht eines Hundes zu schreiben. Ich denke durchaus, dass Hunde in etwa so ihre Umwelt wahrnehmen wie es Bobbie Pyron in ihrem Buch darstellt. Sehr faszinierend fand ich zudem auch, dass Babys Erzählungen in einer Art Versform verfasst wurden, sodass sie sich wirklich ganz außergewöhnlich lesen.
Baby hat mein Herz im Sturm erobert. So einen treuen kleinen Hund, der mich so innig liebt wie Baby seine Jewel liebt, wollte ich auch schon immer haben.

Pipers Kapitel sind aber natürlich auch wunderschön geschrieben und haben mir unglaublich gut gefallen. Ihre Gefühle und Gedanken werden absolut authentisch und sehr feinfühlig dargestellt, sodass man sich als Leser jederzeit mühelos in sie hineinversetzen kann. Mir, als Erwachsene, ist dies jedenfalls erstklassig gelungen.
Ich habe beim Lesen zutiefst mit Piper mitgelitten, konnte ihre Verzweiflung und ihre Sorgen nur zu gut nachvollziehen und hätte sie manchmal am liebsten fest in den Arm genommen und ihr gesagt, dass ganz bestimmt alles wieder gut werden wird.
Neben dem Mitleiden habe ich aber auch ohne Ende mit Piper mitgefiebert. Als sie gemeinsam mit ihren neuen Freundinnen alles daran setzt zu verhindern, dass Baby und Jewel voneinander getrennt werden, wollte ich das Buch gar nicht mehr aus der Hand legen, da ich so sehr am bangen und hoffen war, dass ihre Rettungsmission gelingt.
Ich fand Piper einfach nur wundervoll. Obwohl es ihr und ihrer Familie selbst gerade so schlecht geht, denkt sie auch an andere Bedürftige, die ebenfalls in Not sind und Hilfe brauchen und setzt sich für diese ein. Mit Piper hat Bobbie Pyron eine großartige Protagonistin erschaffen, die man für ihre Selbstlosigkeit und Entschlossenheit wahrlich nur bewundern kann und einfach lieben muss. 

Mit den weiteren Charakteren konnte mich die Autorin ebenfalls vollends überzeugen. Allesamt wurden sie fantastisch und sehr glaubhaft ausgearbeitet und tragen mit ihren unterschiedlichen Eigenschaften dazu bei, dass man wunderschöne Lesestunden mit dem Buch verbringt.

Mich hat die Handlung sehr nachdenklich gestimmt und öfters schwer schlucken lassen. Die Story ist insgesamt schon sehr ernst und traurig, bleibt aber jederzeit absolut altersgerecht. Vom Verlag wird das Buch für Leser ab 10 Jahren empfohlen und dem schließe ich mich gerne an. Jugendlichen und Erwachsenen kann ich diese warmherzige Geschichte allerdings auch nur ans Herz legen und Hundefreunden kann ich „Solange wir zusammen sind“ ganz besonders empfehlen. Wer von dem Buch garantiert ebenfalls begeistert sein wird, sind all diejenigen, die die Werke von Kate DiCamillo (Winn-Dixie) oder Phyllis Reynolds Naylor (Shiloh) mögen oder „Mein Freund Pax“ von Sara Pennypacker lieben.

Fazit: Ein herzerwärmender Kinderroman – berührend und einfühlsam geschrieben. Bobbie Pryon hat mit „Solange wir zusammen sind“ eine zauberhafte Geschichte aufs Papier gebracht, die einen richtig mitfühlen lässt und traurig und wunderschön zugleich ist. Das Buch erzählt eine sehr bewegende und nachdenklich stimmende Geschichte, die einen vor Augen führt, wie wichtig es ist, zusammenzuhalten, sich für andere einzusetzen und niemals die Hoffnung zu verlieren. Mir hat „Solange wir zusammen sind“ ein unvergessliches Leseerlebnis beschert. Ich bin völlig verzaubert von der Handlung, den liebenswerten Charakteren und dieser ganz besonderen Erzählweise. Von mir gibt es eine große Leseempfehlung sowie volle 5 von 5 Sternen!








Vielen lieben Dank an den Thienemann-Esslinger Verlag für das Rezensionsexemplar!
 

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