Dienstag, 18. August 2020

[Rezension] Luftschlösser sind schwer zu knacken von Antje Leser

Hardcover
Ab 14 Jahren
304 Seiten
ISBN: 978-3-7348-5049-3
Erschienen: 15.07.2020

Klappentext:
Es ist nicht gerade Liebe auf den ersten Blick, als Jonas und Nika aufeinandertreffen. Denn Jonas erwischt Nika, als sie bei ihm einbricht. Nicht, weil sie etwas gegen ihn persönlich hat, sondern weil das ihr Job ist. Nika gehört zu einem Familienclan, der sich auf Wohnungseinbrüche spezialisiert hat. Wenn sie nicht liefert, machen die anderen Druck. Doch Nika und Jonas begegnen sich wieder. Zufällig. Und Jonas zeigt ihr, dass das Leben nicht nur aus Sackgassen besteht. Aber einfach aussteigen ist nicht. Plötzlich schwebt nicht nur Nika, sondern auch Jonas in größter Gefahr.



Rezension:

Als ich das erste Mal über „Luftschlösser sind schwer zu knacken“ gestolpert bin, ist mir das wunderhübsche Cover sofort ins Auge gesprungen. Sieht es nicht traumhaft schön aus? Also ich bin ganz hin und weg von der äußeren Einbandgestaltung und kann mich an ihr gar nicht sattsehen. Da mich auch der Klappentext umgehend überzeugen konnte und der Titel einfach nur bezaubernd klang (ich liebe diesen Titel!), stand für mich sofort fest: Das Buch muss ich unbedingt lesen!

Jonas und Nika könnten unterschiedlicher wohl nicht sein. Er stammt aus guten Hause und führt ein sehr sorgenfreies Leben, sie dagegen ist in einer kriminellen Bande aufgewachsen, in der Gewalt und Diebesstahl auf der Tagesordnung stehen. Nika ist gerade mal fünfzehn Jahre alt, ist aber schon jetzt eine professionelle „Homejackerin“. Ihr Familienclan hat sich auf Wohnungseinbrüche spezialisiert und da es vor allem Nikas Job ist, in Häuser einzubrechen, lernen sich Jonas und Nika nicht unter den besten Bedingungen kennen. Jonas ertappt Nika dabei, als sie in sein Haus einsteigt. Sie nimmt sofort Reißaus und da sie dabei sein teures Handy mitgehen lässt, heftet sich Jonas umgehend an ihre Fersen. Ihr gelingt die Flucht, allerdings werden sich die zwei schon kurz darauf wieder begegnen. Obwohl sie so einen unglücklichen Start hatten, kommen sich die beiden näher. Jonas ist entsetzt, als er von Nikas skrupellosen Familienclan erfährt und fasst sofort den Entschluss, Nika zu helfen. Und begibt sich damit in große Gefahr...

Ehe ich mit dem Lesen begann, dachte ich noch, dass mich in „Luftschlösser sind schwer zu knacken“ eine süße Liebesgeschichte erwarten würde, die zwar durchaus einiges an Tiefgang besitzt, aber insgesamt doch eine eher lockere Teenieromanze ist. Ich musste dann nur sehr schnell feststellen, dass ich mit dieser Vermutung falsch lag. Bevor ihr jetzt denkt, dass ich das schlimm fand – nein, fand ich nicht. Ganz im Gegenteil. Mir persönlich hat gerade diese „überraschend anders“ so gut gefallen. Die Handlung hat sich für mich als viel emotionaler, tiefsinniger und ernster herausstellt, als von mir anfangs angenommen. Da ich wahnsinnig gerne Jugendbücher lese, die mich nachdenklich stimmen, mitreißen und schockieren, hat sich mein erstes Werk aus der Feder von Antje Leser zu einem echten Highlight für mich entwickelt.

Ich hatte einen fabelhaften Einstieg in die Handlung. Der jugendliche Schreibstil gefiel mir auf Anhieb unheimlich gut und mit den ständigen Perspektivwechseln konnte das Buch vollends bei mir punkten. Wir erfahren die Geschichte im Wechsel von Jonas und Nika, jeweils in der Ich-Form, und in meinen Augen ist diese Erzählweise einfach nur perfekt gewählt, da sie das Geschehen noch aufregender und interessanter gestaltet und sehr gut verdeutlicht, wie verschieden die Leben unserer beiden Hauptprotagonisten sind.
Mit Jonas und Nika hat die Autorin zwei ganz wundervolle Charaktere erschaffen. Jonas, dessen Bekanntschaft wir als erstes machen dürfen, mochte ich auf Anhieb super gerne. Jonas ist ein total lieber und ganz normaler Junge, dessen Herz für die Musik schlägt und der in puncto Mädchen noch ziemlich unerfahren ist. Ich fand Jonas irgendwie voll knuffig und seine roten Locken habe ich mir verdammt niedlich vorgestellt. :D
Bei Nika, muss ich gestehen, habe ich ein kleines bisschen gebraucht, ehe ich komplett mit ihr warm geworden bin. Vermutlich lag es daran, dass wir sie während eines Einbruchs kennenlernen und Diebe sind einem in der Regel ja eher nicht so sympathisch. Nachdem jedoch klar wird, was für ein hartes Leben Nika führt und wir mehr über ihre schwere Vergangenheit erfahren, hat sich mein erster Eindruck von ihr sehr schnell gewandelt. Nika ist mir letztendlich sogar mehr ans Herz gewachsen als Jonas. Mich hat ihr Schicksal zutiefst mitleiden lassen und da ihre Gefühls – und Gedankenwelt sehr einfühlsam und glaubwürdig dargestellt wird, konnte ich ihre Hoffnungslosigkeit und Verzweiflung nur zu gut nachempfinden. Ich war an manchen Stellen wirklich einfach nur noch sprachlos vor Entsetzten, da mich Nikas Schicksal und die Brutalität und Skrupellosigkeit ihres Clans so sehr erschütternd haben.
Ob die Autorin alles wirklichkeitsnah darstellt, kann ich natürlich nicht sicher sagen, da ich – Gott sei Dank! - niemals in Berührung mit Bandenkriminalität oder Misshandlung gekommen bin. Auf mich jedenfalls hat alles sehr glaubhaft und echt gewirkt.

Da der Klappentext über Nikas Geschichte nicht allzu verrät, werde ich auch in meiner Rezension auf genauere Details verzichten. Ich möchte ja schließlich auf gar keinen Fall spoilern oder so. Nur so viel noch: Antje Leser behandelt in ihrem Jugendroman viele wichtige und sehr ernsthafte Themen wie Bandenkriminalität, Gewalt und Menschenhandel. Definitiv keine leichte Kost und da die Autorin nichts beschönigt, ist das Buch stellenweise echt nicht ohne. Aber keine Sorge, natürlich ist die Story nicht zu heftig. Neben den schockierenden Dingen handelt „Luftschlösser sind schwer zu knacken“ selbstverständlich auch von der Liebe sowie von Freundschaft, Mut und Zusammenhalt und kann zudem auch mit so einigen unterhaltsamen Momenten aufwarten. In meinen Augen ist es der Autorin grandios geglückt, eine ziemlich krasse Thematik auf eine authentische, zugleich aber auch sehr feinfühlige und leichte Weise zu behandeln, sodass sie auf jeden Fall für junge Leser ab 14 Jahren geeignet ist.
Ich muss sagen, dass ich insgesamt sogar erstaunlich viel zum Schmunzeln und Lächeln hatte. So hat mich zum Beispiel Flo, der beste Kumpel von Jonas, bestens unterhalten und die sofortige Bereitschaft von Jonas, der armen Nika zu helfen, hat mir richtig das Herz erwärmt.

Da mich die Story von Anfang bis Ende fesseln konnte und ich vor allem das letzte Drittel unglaublich spannend fand, habe ich das Buch kaum mehr aus der Hand legen können und quasi in einem Rutsch durchgelesen. Zum Ende hin hat mich die Story sogar sehr an einen Thriller erinnert, was ich, als großer Fan von Jugendthrillern, richtig klasse fand.

Ausgesprochen gut gefallen hat mir auch, dass es uns Lesern freigestellt wird zu entscheiden, in welcher Stadt in Deutschland die Geschichte spielt und welcher Nationalität Nika angehört. Sofern ich nichts überlesen habe, werden diese Punkte im Buch nicht genannt. Eigentlich habe ich das ja immer lieber, wenn man weiß, wo genau Bücher spielen. Bei „Luftschlösser sind schwer zu knacken“ aber habe ich als absolut passend und genau richtig empfunden, dass es offen bleibt, in welche Stadt uns das Buch mitnimmt.

Das Ende konnte mich ebenfalls komplett überzeugen, da es Mut und Hoffnung schenkt, ohne jeglichen Kitsch auskommt und definitiv nicht das typische Happy End einer Lovestory ist. Für mich war einfach alles rundum stimmig, sodass ich das Buch mit einem vollkommen zufriedenen Gefühl wieder zuklappen konnte. 

Fazit: Aufwühlend, berührend, authentisch – ein großartiger Jugendroman voller Emotionen und Überraschungen! Antje Leser hat mit „Luftschlösser sind schwer zu knacken“ ein Buch geschrieben, in dem so viel mehr steckt als nur eine Liebesgeschichte. Auf eine packende, realistische und schonungslos ehrliche Weise behandelt die deutsche Autorin eine sehr ernsthafte und wichtige Thematik, mit der man sich, auch wenn sie für viele nicht alltäglich ist, unbedingt verstärkt auseinander setzten sollte. Mich hat das Buch emotional sehr bewegt und zutiefst beeindruckt und nachdenklich zurückgelassen. Ein wirklich ganz wunderbares Werk, das ich jedem nur ans Herz legen kann. Von mir gibt es volle 5 von 5 Sternen!








Vielen lieben Dank an den Magellan Verlag für das Rezensionsexemplar!

 

2 Kommentare:

  1. Hallo Corinna,
    ich bin mit einer ähnlichen Leseeinstellung an dieses Buch herangetreten wie du. Auch ich dachte: Wow! Was für ein Cover. Dahinter verbirgt sich gewiss eine süße Lovestory. Da es nicht mein erstes Buch aus dem Hause Magellan war, wusste ich natürlich, dass die Geschichte vermutlich eine andere Bahn einschlägt, als es bei "herkömmlichen" Geschichten der Fall ist. Aber diese Richtung hätte ich dahinter nicht ermutet.

    Es ist wird ja schon recht düster. Und gerade dieser Wechsel hat mir hier auch richtig gut gefallen. Dass du mit Nika anfangs warm werden musstest, verstehe ich. Jonas hatte auch meinen vollen Respekt, dass er den Kontakt, nachdem, was sie getan, zulässt und teilweise auch sucht.

    Eine sehr schöne Rezension von dir zu einem Buch, dass mit Recht fünf Sterne von dir erhalten hat :o)

    Ganz liebe Grüße
    Tanja

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    Antworten
    1. Hallo liebe Tanja! :)

      Danke schön! Ich habe gesehen, dass du das Buch auch gelesen und rezensiert hast. Deine Rezension ist auch toll! Dir hatte das Buch ja auch sehr gut gefallen. Es ist ja aber auch wundervoll, für mich ist es ein kleines Highlight. Und du hast recht: Die Bücher aus dem Magellan Verlag sind wirklich immer etwas ganz Besonderes und stecken voller Überraschungen. :)

      Liebe Grüße
      Corinna

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