Ab
14 Jahren
352
Seiten
ISBN:
978-3-7373-5914-6
Erschienen:
23.02.2022
Klappentext:
Auf
dem schottischen West Highland Way begegnet Kim dem ebenso
attraktiven wie mysteriösen Sky. Er taucht immer dort auf, wo Kim
gerade ist, und flirtet auf dreiste Weise mit ihr – obwohl Kim mit
ihrem Freund Jon unterwegs ist. Bei Kim schrillen alle Alarmglocken,
irgendetwas stimmt hier nicht. Verstärkt wird ihre düstere Ahnung
von rätselhaften WhatsApp-Nachrichten, die sie von ihrer besten
Freundin Emma bekommt. Sind es Warnungen? Hilferufe? Emma ist nicht
zu erreichen. Und dann findet Kim eine Leiche in einem allzu
vertrauten Kleid ...
Quelle:
S. Fischer Verlage
Rezension:
Mit
„Searching Lucy“ hat mich die deutsche Autorin Christina Stein im
vergangenen Jahr so richtig vom Hocker hauen können. Auf ihren neuen
Jugendthriller „Dreivierteltot“ habe ich mich daher wahnsinnig
gefreut. Bei dem Buch habe ich mir sogar gar nicht erst den
Klappentext durchlesen müssen, für mich stand einfach sofort fest,
dass ich es unbedingt lesen muss.
Die
19-jährige Kim reist zusammen mit ihrem Freund Jon nach Schottland,
um sich dort nach dem bestandenen Abi eine kleine Auszeit zu gönnen.
Sie wollen auf dem West Highland Way entlang wandern und was
eigentlich eine schöne Tour werden sollte, wird sich schon sehr bald
in einen wahren Albtraum verwandeln. Jon verhält sich auf plötzlich
total anders als sonst, es geschehen auf einmal lauter merkwürdige
Dinge und der mysteriöse Sky, der ständig in ihrer Nähe auftaucht,
ruft in ihr ein äußerst ungutes Gefühl hervor. Als sie dann auch
noch sonderbare WhatsApp-Nachrichten von ihrer Freundin Emma erhält,
der Kontakt zu ihr aber jäh abbricht, schrillen bei Kim sämtliche
Alarmglocken. Was geht hier nur vor sich? Die Wanderung wird noch
albtraumhafter werden, als sie und Jon auf ihrer Wanderung eine
Leiche entdecken. Es ist ein Mädchen in einem roten Kleid – ein
Kleid, das Kim nur allzu vertraut ist.
Als
ich das Cover des Buches das erste Mal sah, hat es in mir sofort das
ausgelöst, was bereits die Einbandgestaltung von „Searching Lucy“
bei mir bewirkt hat: Ich habe eine leichte Gänsehaut bekommen und
mich von der düsteren Atmosphäre, die es ausstrahlt, wie magisch
angezogen gefühlt. Die beiden Bücher ähneln sich optisch
zweifellos sehr, allerdings hängen sie nicht überziehen, sie
erzählen vollkommen eigenständige Geschichten. Dass man die äußere
Aufmachung von „Dreivierteltot“ stark an die des Vorgängers
angepasst hat, gefällt mir richtig gut. Es wird einfach auf den
ersten Blick klar, dass es sich hierbei um ein Werk aus der Feder von
Christina Stein handelt. Und was ebenfalls direkt deutlich wird: In
diesem Buch schlummert eine Story, die man vielleicht besser nicht
kurz vor dem Einschlafen lesen sollte.
Designmäßig
hat „Dreivierteltot“ also schon mal bei mir punkten können. Wie
aber schaut es mit dem Inhalt aus?
Um
es kurz zu machen: An „Searching Lucy“ reicht der neue
Jugendthriller von Christina Stein für mich persönlich nicht
komplett heran, aber ich habe dennoch ganz klar das zu lesen
bekommen, was ich mir erhofft habe: Eine packende, tiefgründige und
äußert raffiniert aufgebaute Geschichte voller Nervenkitzel,
Geheimnisse und Unvorhersehbarkeiten. Ich habe insgesamt
großartige Lesestunden mit dem Buch verbracht, auch wenn der
wirklich große Überraschungseffekt am Ende für mich leider
ausblieb.
Obwohl
die Handlung echt geschickt gemacht ist und man mit lauter
Rätselhaftigkeiten konfrontiert wird, hatte ich irgendwie trotzdem
recht früh eine Vermutung, worauf das Ganze in etwa hinauslaufen
könnte und diese sollte sich dann tatsächlich auch als richtig
erweisen. Da ich jedoch viel in diesem Genre lese und zudem vom Alter
her nicht zur eigentlichen Zielgruppe dazu gehöre, kann man sich an
mir vermutlich nicht orientieren. Ich gehe sehr davon aus, dass
Leser*innen ab 14 Jahren um einiges länger im Dunkeln tappen werden.
Dass ich einen wichtigen Teil der Auflösung früh erahnt habe, fand
ich natürlich etwas schade, aber groß gestört hat es mich
letztendlich nicht. Ein paar Überraschungen hat das Ende dann doch
für mich bereithalten können und da mich die Story trotz allem
absolut fesseln konnte und ich aus dem Buch gar nicht mehr auftauchen
wollte, habe ich es innerhalb kurzer Zeit verschlungen.
Beginnen
tut die Handlung allerdings ziemlich unspektakulär und ruhig. Fand
ich persönlich überhaupt nicht schlimm, mich hat die Erzählung
dennoch vom ersten Augenblick an packen können. Ich kann mir jedoch
gut vorstellen, dass der Anfang einigen Leser*innen etwas zu
langatmig sein könnte, da zunächst nichts Außergewöhnliches
passiert. Da kann ich nur sagen: Bloß nicht abbrechen! Der Plot wird
noch superspannend und nervenaufreibend, versprochen, ab einem
gewissen Punkt kommt dieser Moment, der plötzlich alles ändert und
man mit dem Lesen gar nicht mehr aufhören mag, um endlich die
Antworten auf die vielen mysteriösen Geschehnisse zu erhalten.
Ordentlich mitfiebern und herumrätseln ist hier definitiv angesagt
und da man vieles zunächst ganz anders auffasst und deutet und es
erst so nach und nach Klick in einem macht, wird garantiert so
mancher öfters zurückblättern, um mit den neuen Erkenntnissen
bestimmte Abschnitte noch einmal lesen.
Neben
dem Handlungsaufbau hat mich Christina Stein auch mit ihrem
Schreibstil wieder überzeugen können. Er ist bildlich, flüssig und
mitreißend und genau richtig jugendlich gehalten. Ich jedenfalls
habe die Dosierung an Jugendsprache als völlig passend empfunden und
fand es zudem auch ziemlich cool, dass viele Sätze in Englisch
geschrieben wurden, da dem Ganzen so noch mehr Echtheit verliehen
wird.
Auch
die Ausarbeitung die Charaktere fand ich ausgesprochen gelungen,
allesamt wurden sie facettenreich und glaubhaft skizziert und wirken
jederzeit authentisch.
Besonders
gut gefallen hat mir Kim, unsere 19-jährige Hauptprotagonistin und
Ich-Erzählerin. Kim war mir auf Anhieb sympathisch und da ihre
Empfindungen und Gedanken sehr anschaulich und realistisch
dargestellt werden, habe ich mich jederzeit mühelos in
hineinversetzen können und an vielen Stellen richtig mit ihr
mitgefühlt. Kims Reise durch die schottischen Highlands wird unserer
Romanheldin viel abverlangen und fraglos nicht so werden, wie sie es
sich ausgemalt hat. Allein schon der Beginn der Wanderung wird von
einer schlechten Stimmung überschattet, da es ständig zu
Streitereien zwischen Kim und ihrem Freund Jon kommt. Dies ist jedoch
nichts gegen das, was noch alles folgen wird. Ich habe Kims immer
größer werdende Anspannung, ihre Verwirrung und Verzweiflung nur zu
deutlich spüren können und mich wie sie gefragt, was es mit den
ganzen seltsamen und teils auch gruseligen Vorkommnissen bloß auf
sich hat. Wieso verhält sich Jon, der sonst so ein lieber und
einfühlsamer Kerl ist, während des Trips so launisch und
unfreundlich? Warum ist das Verhältnis der beiden auf einmal so
anders als vor der Reise? Wer genau ist eigentlich dieser
gutaussehende Sky, der plötzlich auftaucht und sich ziemlich merkwürdig
benimmt? Irgendetwas hat er zu verbergen, aber was? Was hat es mit
den rätselhaften WhatApp-Nachrichten von Kims Freundin Emma auf
sich? Und woher kommen nur Emmas Haarspangen? Hat Kim sie etwa auf
die Tour mitgenommen, ohne sich daran erinnern zu können?
Tja,
wie ihr seht, werden wir mit wirklich vielen Fragen und sonderbaren Ereignissen konfrontiert. Die Stimmung, die dadurch
geschaffen wird, ist einfach nur brillant, so wunderbar
geheimnisvoll, düster, beklemmend und schaurig. Bereits in
„Searching Lucy“ hat Christina Stein unter Beweis gestellt, dass
sie eine wahre Könnerin im Kreieren von bedrohlichen und drückenden
Atmosphären ist und in „Dreivierteltot“ zeigt sie uns nun
erneut, dass sie das echt voll drauf ist.
Schottland
als Setting ist in meinen Augen zudem auch einfach die perfekte Wahl. Das
raue Klima dieses Landes verstärkt dieses besondere
Gänsehaut-Feeling nur noch. Dass uns die Autorin in ihrem neuen Buch
in die schottischen Highlands mitnimmt, hat mich von Anfang an
tierisch gefreut, ich lese total gerne Bücher, die in diesem
faszinierenden Land spielen. Kulissenmäßig bin ich hier auch definitiv ganz auf
meine Kosten gekommen. Die Schauplätze werden klasse beschrieben und
dank des bereits erwähnten unheimlichen Ambientes sind mir des
öfteren kalte Schauer über den Rücken gelaufen.
Fazit:
Fesselnd, emotional, atmosphärisch. Ein echter Pageturner mit
Sogwirkung!
Christina
Stein hat mit „Dreivierteltot“ einen weiteren genialen
Jugendthriller aufs Papier gebracht, der voller Spannung, Tiefe,
Schauermomente und Überraschungen steckt und einen von Anfang bis
Ende mitreißt. Ich kann das Buch nur empfehlen, ich habe es kaum
mehr aus der Hand legen können und so richtig weggesuchtet. Auf die
weiteren Werke der Autorin freue ich mich schon sehr!
Von
mir gibt es 4,5 – hier gerundet auf 5 von 5 Sternen.
Vielen lieben Dank an den S. Fischer Verlag für das Rezensionsexemplar!
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