Hardcover
368
Seiten
Ab
16 Jahren
ISBN:
978-3-551-58386-4
Erschienen:
25.07.2018
Klappentext:
Emma
ist hübsch und beliebt, die Jungs reißen sich um sie. Und sie
genießt es, versucht, immer im Mittelpunkt zu stehen: Das Mädchen,
das jeden herumkriegt. Bis sie nach einer Party zerschlagen und mit
zerrissenem Kleid vor ihrem Haus aufwacht. Klar, sie ist mit Paul ins
Schlafzimmer gegangen. Hat Pillen eingeworfen. Die anderen Jungs
kamen hinterher. Aber dann? Sie erinnert sich nicht, aber die gesamte
Schule weiß es. Sie haben die Fotos gesehen. Ist Emma wirklich
selber schuld? Was hat sie erwartet – Emma, die Schlampe in dem
ultrakurzen Kleid?
Quelle:
Carlsen Verlag
Rezension:
Als
ich beim Durchstöbern der Vorschau des Carlsen Verlags auf DU
WOLLTEST ES DOCH gestoßen bin, konnte zuerst das hübsche Cover
meine Neugier wecken. Dann las ich mir den Klappentext durch und mir
war sofort klar: Dieses Buch wird keine leichte Kost sein. Ich lese
allerdings sehr gerne Bücher mit ernsten Themen und da ich das Thema
Vergewaltigung für sehr wichtig halte, stand für mich sofort fest,
dass ich DU WOLLTEST ES DOCH unbedingt lesen möchte.
„Du
bist so hübsch!“ Wie sehr es Emma liebt diesen Satz zu hören. Die
18-järhige weiß ganz genau, wie attraktiv sie ist und genießt es
auch in vollen Zügen so schön und beliebt zu sein und stets im
Mittelpunkt zu stehen. Dass sie sich gerne mit Jungs umgibt und diese
mit ihren knappen, aufreizenden Klamotten provoziert, ist bekannt.
Eine
Party
soll
ihr
Leben auf einen Schlag verändern. Emma trinkt zu viel, wirft Pillen
ein, flirtet mit den Jungs. Dann verschwindet sie mit Paul im
Schlafzimmer. Und dann? Was ist dann passiert? Am nächsten Tag, nach
der Party, wird Emma von ihren Eltern vor ihrem Haus gefunden,
bewusstlos, mit zerrissenem Kleid und einem schlimmen Sonnenbrand.
Was im Schlafzimmer und danach geschehen ist, daran kann sich Emma
nicht mehr erinnern. Filmriss. Ihre Mitschüler aber wissen es. Sie
haben die Fotos gesehen, die im Internet aufgetaucht sind. Fotos, die
zeigen, was während der Party im Schlafzimmer und danach geschehen
ist. Emma ist entsetzt. Ist das wirklich sie auf den Bildern?
Zweifeln tut niemand daran. Emma, die jeden rumkriegt und stets
bereit ist, für die Jungs die Beine breit zu machen. Sie wollte es
ja nicht anders, das Mädchen in dem kurzen Kleid. Alle sehen diese
schrecklichen Fotos und nahezu jeder scheint sich sicher zu sein,
dass Emma schuld ist.
Ich
warne hier lieber mal vor: Es kann sein, dass diese Rezi nicht ganz
spoilerfrei ist. Mir fällt es richtig schwer eine Rezension zu dem
Buch schreiben, ohne genauer auf den Inhalt einzugehen. Denn nur so
kann ich deutlich machen, wie furchtbar und gleichzeitig gut ich
dieses Buch fand.
Mein
Einstieg in die Handlung verlief sehr leicht, was eigentlich
erstaunlich ist, da mir der Schreibstil anfangs gar nicht so zusagte.
Mir kam er ziemlich chaotisch vor, da die Autorin viele Sätze in
Klammern gesetzt hat und auch öfters in der Zeit gesprungen ist.
Dennoch konnte mich das Buch sofort packen.
Wir
lernen gleich zu Beginn die Protagonistin Emma kennen, aus deren
Sicht wir alles in der Ich-Perspektive erfahren. Emma, das kann man
leider nicht anders sagen, ist überhaupt kein Sympathieträger. Sie
ist eingebildet, egoistisch, gönnt ihren Freundinnen nichts und
möchte stets im Mittelpunkt aller stehen. Da lässt sich wirklich
nichts beschönigen, Emma ist ein ziemlich unsympathischer Charakter
und ich konnte zuerst keine Verbindung zu ihr aufbauen. Normalerweise
stört mich so etwas in Büchern immer sehr, wenn ich die
Protagonisten nicht
leiden
kann. Ein Pluspunkt war es hier natürlich auch nicht, mich hat es
aber dennoch nicht davon abgehalten weiterzulesen. Dafür war meine
Neugier auf die weiteren Geschehnisse einfach zu groß.
Emma
macht zudem eine sehr große Verwandlung in dem Buch durch. Das Buch
ist in zwei Abschnitte geteilt. Der erste Teil ereignet sich vor der
schrecklichen Nacht, im zweiten Teil erfahren wir, wie es Emma ein
Jahr danach ergeht. In diesem lernen wir eine Emma kennen, die sich
sehr verändert hat.
Was
auf der Feier geschehen ist, daran hat Emma keinerlei Erinnerung
mehr. Aber es gibt Bilder, die zeigen, was sich zugetragen hat.
Schlimme Bilder, erniedrigende Bilder, Bilder, die einen, ohne sie zu
sehen, nur von den Beschreibungen her, richtig zornig machen und
einen schockieren.
Noch
schockierender ist allerdings, wie die Gesellschaft auf die Bilder
reagiert. Anstatt Mitleid mit Emma zu haben und das Offensichtliche
zu sehen, nämlich, dass Emma Opfer einer Vergewaltigung wurde,
ziehen die Leute über Emma her, bezeichnen sie mit den übelsten
Schimpfwörtern. Bissige,
gemeine Kommentare werden zu den Bildern gepostet, diese Kommentare
werden gelikt, wirklich niemand scheint zu Emma zu stehen.
Auf
den Straßen wird Emma schief angeguckt, es wird hinter ihrem Rücken
getuschelt, sie wird gemieden, niemand möchte in ihrer Nähe sein
oder Kontakt zu ihr haben.
Emma
versucht zuerst noch, alles herunterzuspielen. Dies gelingt ihr aber
nur sehr kurz. Sie beginnt sich vor allen zurückzuziehen, geht nicht
mehr zu Schule, ist eine Gefangene ihres eigen Gedankenkarussells.
Mich
hat es so entsetzt, wie mit Emma umgegangen wird und das einfach
niemand erkennt, dass sie das Opfer ist und das alles nicht gewollt
hat.
Am
schlimmsten fand das Verhalten der Eltern. Dieses hat mich richtig
zornig gemacht. Der Vater kann seiner Tochter nicht mehr in die Augen
sehen und verbringt immer Stunden auf der Arbeit. Auch die Mutter
lässt Emma deutlich spüren, dass sie ihr eigenes Kind
nicht
mehr erträgt und ihr die Schuld dafür gibt, wie die Familie nun
dasteht.
Nur
Emmas Bruder steht zu ihr und versucht ihr zu helfen. Emma jedoch
lehnt seine Hilfsangebote ab, kann sie einfach nicht annehmen, weil
sie sich zu schuldig fühlt. Nur trägt sie gar keine Schuld, das ist
dem Leser von Anfang an klar.
Auch
nach einem Jahr, nach dieser furchtbaren Nacht, kreisen Emmas
Gedanken ununterbrochen um den Vorfall.
„Gespreizte
Beine. Entblößtes Fleisch.“
Diese
Sätze lassen Emma nicht los, sind mittlerweile fest in ihrem Kopf
verankert. Da wir alles aus Emmas Sicht erfahren, bekommen auch wir
diese Sätze immer wieder zu lesen. Dies mag nervig klingen, ist es
aber nicht. Es verdeutlicht nur, wie sehr Emma leidet und wie fertig
sie das alles macht.
Richtig
frustriert hat mich das Ende. Es ist leider die Realität, zumindest
in den meisten Vergewaltigungsfällen. Wie das Buch endet lässt einen
wütend und fassungslos zurück. Louise O´Neill beschönigt in ihrem
Roman wirklich nichts. Absolut authentisch und ehrlich beschreibt sie
Emmas Fall, welcher die grausame Wahrheit erzählt.
Das
Buch ist wirklich keine leichte Kost und ich würde es auch keinem
empfehlen, der nur schwer mit dem Thema Vergewaltigung umgehen kann.
Wer aber denkt, dass er damit klarkommt, der sollte das Buch
unbedingt lesen. DU WOLLTEST ES DOCH ist in meinen Augen ein sehr
wichtiger Roman, den man gelesen haben sollte. Mut machen
tut
einem die Geschichte nicht, aber sie zeigt auf, wie wehrlos Vergewaltigungsopfer leider meistens sind und das dagegen ganz dringend
etwas unternommen werden sollte.
Fazit:
Schockierend, authentisch, erschütternd. DU WOLLTEST ES DOCH ist ein
Roman, der einen aufwühlt, einen nachdenklich stimmt, der einen
frustriert und wütend zurücklässt und einem noch sehr lange nach
dem Lesen beschäftigt. Das Buch ist wirklich alles andere als leicht
verdaulich, dennoch sollte man es meiner Meinung nach gelesen haben.
Ich kann DU
WOLLTEST ES DOCH absolut
empfehlen und vergebe volle 5 von 5 Sternen!
Vielen
lieben Dank an den Carlsen Verlag, der mir dieses schöne Buch als
Rezensionsexemplar zur Verfügung gestellt hat!
Hallo Corni,
AntwortenLöschendanke für die Vorstellung. Ich halte solche Bücher auch für sehr wichtig, allerdings muss man dafür psychisch stabil sein; es ist definitiv nichts für jedem zu jedem Zeitpunkt.
Schon das, was du zu den Geschehnissen schreibst, finde ich beschämend, glaube aber, leider, auch, dass es authentisch ist. Nichts, was Emma trägt oder tut kann eine Vergewaltigung provozieren, Schuld ist immer der Täter, der meint, seine Machtposition ausnutzen zu können.
LG,
Daniela
Hallo liebe Daniela,
Löschendas stimmt, man sollte auf jeden Fall für solche Bücher psychisch stabil sein, da gebe ich dir recht. Das Buch ist auch echt nicht ohne, die Altersangabe vom Verlag mit 16 Jahren ist absolut gerechtfertigt.
Die Geschichte, die hier erzählt wird, ist sehr authentisch und leider echt schockierend. Ich kann das Buch wirklich empfehlen, ich halte "Du wolltest es doch" für einen sehr wichtigen Roman.
Liebe Grüße
Corinna
Hey Corinna,
AntwortenLöschenvielen Dank für deine mitreißende Rezension. Ich habe das Buch für diesen Monat auf meiner Leseliste und hab leider schon einige kritische Stimmen gehört. Umso mehr begeistert mich nun deine Rezension. Ich hoffe, dass es mir auch so gut gefällt bzw. mich emotional mitnimmt.
Liebe Grüße
Charleen
Hey Charleen,
Löschenja, ich habe auch gesehen, dass die Meinungen zu dem Buch ziemlich auseinander gehen. Mir hat es echt gut gefallen, allerdings ist es wirklich keine leichte Kost. Das Ende hätte ich mir persönlich schon anders gewünscht, allerdings passt es perfekt zur Geschichte, da diese schonungslos ehrlich ist und die traurige Realität erzählt.
Dann bin ich ja mal gespannt, wie dir das Buch gefallen wird und ob es dich genauso begeistern kann wie mich. :)
Liebe Grüße
Corinna
Hallo liebe Corinna,
AntwortenLöschenich finde solche Bücher sehr wichtig in unserer Gesellschaft, allerdings sind sie leider so gar nichts für mich. Ich bin dafür einfach zu sensibel und würde mich nur total reinstressen. :P Aber dennoch finde ich es sehr gut, dass sich Autoren an solch doch sehr schwere Kost herantrauen und darüber schreiben.
Liebe Grüße, Toni
Hallo liebe Toni,
Löschendas kann ich sehr gut verstehen, solche Bücher sind ja auch wirklich nicht ohne. Ich bin eigentlich auch sehr sensibel, traue mich aber dennoch immer wieder an Bücher mit ernsten Themen heran. Irgendwie gelingt es mir, mich etwas davon abzugrenzen, wobei mich manche Geschichten dann schon ziemlich mitnehmen. Ich finde es auch gut, dass es Autoren gibt, die genug Mut haben, über so schwere und wichtige Dinge zu schreiben. Nicht allen gelingt dann auch die Umsetzung - hier jedenfalls finde ich sie sehr gelungen, das Buch ist wirklich lesenswert.
Liebe Grüße
Corinna
Huhu liebe Corinna,
AntwortenLöschenich habe das Buch schon auf der Messe vorgestellt bekommen und wusste damals schon, dass es sehr unter die Haut gehen muss.
Auch wenn Emma sich immer sehr aufreizend angezogen hat, ist dies definitiv keine Einladung sie zu verurteilen und schon gar nicht sie zu misshandeln und zu vergewaltigen. Es ist auch wirklich heftig wie unsensibel ihre Umwelt und vor allem auch ihre Eltern mit dem schlimmen Ereignis umgehen.
Wirklich ein interessantes und sehr aufrüttelndes Buch.
Liebe Grüße,
Ally
Hey liebe Ally,
Löschendas Buch geht wirklich sehr unter die Haut, das stimmt. Ich würde es auch keinem empfehlen, der sehr sensibel ist und nur schwer mit dem Thema Vergewaltigung klarkommt. Das Buch wird absolut authentisch erzähl; die Autorin beschönigt nichts.
Mich hat es richtig geschockt, wie die Eltern und die Umwelt mit Emmas Fall umgehen. Wirklich schlimm, aber leider in den meisten die Fällen die Realität.
Das Buch ist in meinen Augen sehr wichtig und wer sich stark genug dafür fühlt, sollte es unbedingt lesen.
Liebe Grüße
Corinna
Hallo Corinna,
AntwortenLöschenals mir das Buch vorgestellt wurde, reizte mich die Thematik sehr und bin sehr gespannt darauf, wie mir die Geschichte gefallen wird. Den Beginn deiner Rezi habe ich bis zu deiner Spoilerwarnung gelesen und danach dein Fazit. Danke dafür!
Natürlich finde ich es als Mann schön anzusehen, wenn sich eine Frau hübsch macht und vielleicht etwas mehr zeigt, als nötig wäre (wobei manchmal mehr besser ist, da es die Phantasie anregt ;) ). Allerdings verstehe ich dieses nicht als EINLADUNG mir etwas zu nehmen! Dazu gehören immer Zwei - die einverstanden - sein müssen. Ich bin verdammt neugierig, wie die Autorin mit dieser Thematik umgeht und möchte es auf jeden Fall im September lesen.
Liebe Grüße,
Uwe
Hallo Uwe,
Löschengern geschehen. :) Ich bin mir ehrlich gesagt gar nicht so sicher, ob ich wirklich groß gespoilert habe, aber da ich doch recht viel vom Inhalt verraten habe, wollte ich mal lieber sicher gehen, daher die Vorwarnung. :D
Ich halte die Thematik des Buches für sehr wichtig und finde, dass die Autorin diese klasse umgesetzt hat. Die Meinungen zu dem Buch gehen ja ziemlich weit auseinander, mir jedenfalls hat das Buch richtig gut gefallen.
Dann bin ich ja mal gespannt, wie du "Du wolltest es doch" finden wirst. Da bin ich wirklich schon sehr auf deine Meinung gespannt. :)
Viele liebe Grüße
Corinna