Hardcover
AB
12 Jahren
224
Seiten
ISBN:
978-3-95728-091-6
Erschienen:
16.08.2018
Klappentext:
Seit
sie bei einem Autounfall ein hinkendes Bein zurück behalten hat,
versteckt sich Tillie Green lieber hinter ihrer Kamera. Durch die
Linse nimmt sie viele Details wahr und ist dadurch eine Meisterin im
Aufspüren verlorener Objekte. Bis die Suche nach dem Vater ihres
Mitschülers Jake sie dazu zwingt, aus dem Schutz der Kamera
herauszutreten. Aus der stillen Außenseiterin wird das Mitglied
eines Detektivduos, das versucht, den Schlüssel zum Verschwinden von
Jakes Vater zu finden. Als sich die Wahrheit als etwas entpuppt, was
Jake nicht wahrhaben will, und durch ihre Fotos weitere Geheimnisse
ans Licht kommen, muss Tillie sich entscheiden, was – und wer –
ihr wirklich wichtig ist. Ein spannend geschriebener Roman über eine
trotz Handicap starke Heldin, die ihre selbst gewählte Isolation
verlässt.
Quelle:
Knesebeck Verlag
Rezension:
Bei
„Lost & Found“ konnten mich der Klappentext und das Cover auf
Anhieb überzeugen. Da wusste ich einfach sofort, dass dies ein Buch
ganz nach meinen Geschmack ist. Es wanderte daher sogleich auf meine
Wunschliste für den August.
Tillie
Greens beste Freunde sind ihre Kameras. Seit die 12-jährige einen
schlimmen Autounfall hatte und seitdem nur noch hinkend laufen kann,
ist sie eine Außenseiterin und versteckt sich hinter den Linsen
ihrer Kameras. Tillie liebt das Fotografieren und knipst überall
Bilder, ganz egal wo. Durch ihre Fotos, die eine Menge Details
einfangen, ist Tillie eine exzellente Beobachterin und Meisterin im
Aufspüren geworden. In der Schule wird sie gerne das „Fundbüro“
genannt, da sie so gut wie alle verlorenen gegangenen Dinge ihrer
Mitschüler mithilfe ihrer Fotos wiederfinden kann. Ständig wird sie
um Hilfe gebeten, so auch eines Tages von Jake. Dieser jedoch fragt
sie bei einer recht ungewöhnlichen Angelegenheit um Rat: Er ist auf
der Suche nach seinem Vater, der spurlos verschwunden ist. Die beiden
Kinder beginnen gemeinsam der Sache auf den Grund zu gehen. Sehr
schnell stellen sie fest, dass der Fall „Jakes Vater finden“
äußerst mysteriös und rätselhaft ist. Eine aufregende Spurensuche
beginnt, bei der ein blauer Chevrolet, ein Großraumbüromann und ein
Bowling-Center eine Rolle spielen werden. Und natürlich Tillies
Fotos. Dank dieser entschlüsselt sie schließlich das Rätsel, traut
sich aber nicht, Jake davon zu erzählen, da sie weiß, dass diesem
die Wahrheit nicht gefallen wird. Es soll allerdings nicht lange
dauern, bis Jake doch noch herausfinden soll, was mit seinem Vater
geschehen ist...
Meine
Erwartungen wurden hier bei weitem übertroffen. Mir hat das Buch
richtig gut gefallen, ganz besonders die Mischung aus Ernst, Humor
und Krimigeschichte konnte mich hellauf begeistern.
Wie
der Klappentext schon verrät, behandelt das Buch ernste Themen wie
das Anderssein, Mobbing und Ausgrenzung. Und auch um das Verlieren
und das Wiederfinden geht es in der Geschichte, da ist der Titel
wirklich sehr passend gewählt worden. Es werden hier jedoch nicht
nur verlorenen gegangene Gegenstände wiedergefunden – es geht auch
um den Verlust von Menschen und deren Zurückgewinnen. Das Buch ist
wirklich sehr viel tiefgründiger als ich erwartet habe. Es steckt
eine Menge zwischen den Zeilen, ich kann „Lost & Found“ daher
auch Erwachsenen sehr ans Herz legen.
Erzählt
wird das Ganze aus der Sicht von Tillie in der dritten Person. Tillie
ist ein ganz besonderer Charakter, mir kam sie für ihre 12 Jahre
sehr reif und erwachsen vor. Sie beobachtet ihre Mitmenschen ganz
genau und macht sich über vieles ihre Gedanken. Tillie hat keine
Freunde, sie ist eine Einzelgängerin, was vermutlich auch dazu
beiträgt, dass sie einem vom Verhalten her oft älter als 12 Jahre
vorkommt.
Zum
Außenseiter wurde sie aufgrund ihrer Verletzung. Tillie hatte vor
einigen Jahren einen schlimmen Autounfall, bei dem sie sich ihre
Wirbelsäule so schwer verletzt hat, dass sie heute nur noch hinkend
gehen kann und immerzu mit Schmerzen zu kämpfen hat.
Mir
tat Tillie deswegen schrecklich leid. Nicht nur aufgrund der
Schmerzen, gegen die sie regelmäßig Medikamente einnehmen muss –
vor allem wie sich ihr Handicap auf ihr Sozialleben auswirkt, macht
einen als Leser richtig traurig.
Tillie
hat aufgrund ihre Hinkens einen merkwürdigen Gang, weswegen sie
überall, wo sie auftaucht, schief angeguckt wird. Und wie das eben
leider oft der Fall ist: Menschen, die anders sind, werden meist
ausgegrenzt und gemobbt. Tillie hat Zuflucht in ihren Kameras
gesucht, die ihr Halt geben und hinter denen sie sich verstecken
kann. Durch sie hat sie gelernt, Menschen und Dinge genau zu
beobachten und den Blick fürs Detail zu entwickeln.
Mir
hat Tillies Denken unglaublich gut gefallen. Mit ihr ist der Autorin
wirklich eine außergewöhnliche Protagonistin gelungen.
Ein
ebenfalls toller Charakter ist Jake. Er ist witzig, aufgeweckt und
ein richtig lieber Kerl. Als Leser muss man ihn einfach sofort ins
Herz schließen. Meines jedenfalls hat er im Sturm erobert.
Jake
ist auf der Suche nach seinem Vater, der spurlos verschwunden ist.
Seine Mutter behauptet zwar, dass er sich auf Geschäftsreise
befindet, weicht weiteren Nachfragen aber sehr verdächtig aus. Da
stimmt etwas ganz gewaltig nicht, da ist sich nicht nur Jake absolut
sicher, auch als Leser spürt man sofort, dass hinter dem
Verschwinden von Jakes Vater etwas anderes stecken muss. Nur was?
Es
ist einiges an Überredenskunst vonnöten, aber schließlich willigt
Tillie ein, Jake zu helfen. Die beiden betätigen sich fortan als
Detektive und suchen nach Hinweisen, die ihnen bei der Suche nach
Jakes Vater weiterhelfen können.
Ich
fand es richtig spannend mitzuverfolgen, wie die beiden Kinder sich
auf Spurensuche begeben und auf lauter Hinweise stoßen, die, anstatt
Licht ins Dunkel zu bringen, alles nur noch rätselhafter machen.
Tillie knackt den Fall schließlich mithilfe ihrer Bilder. Als Leser
konnte man sich zum Ende des Buches irgendwann denken, worauf es
hinauslaufen wird. Wie die Auflösung lautet, verrate ich hier
natürlich nicht, nur so viel: Das Buch gewinnt so nur noch mehr an
Tiefe und macht deutlich, dass Kinder oft mehr mitbekommen, als
Erwachsene meist denken. Auf eine sehr kindgerechte Weise wurde hier
ein sehr schwieriges Thema beschrieben, welches sowohl junge als auch
ältere Leser zum Nachdenken anregen wird.
Aber
keine Sorge, neben dem Ernst kommt natürlich auch der Humor nicht zu
kurz. Besonders Jake mit seiner schrägen und flippigen Art lockert
die Geschichte herrlich auf und zaubert uns Lesern immer wieder ein
Lächeln ins Gesicht. Mit ihm gelingt es Tillie auch endlich, aus
ihrer Isolation hervorzukommen und die Welt nicht immer nur durch
ihre Kameralinse wahrzunehmen.
Fazit:
Ein wundervolles und ganz besonderes Buch. „Lost & Found“
erzählt eine einfühlsame, spannende und zum Nachdenken anregende
Geschichte über das Anderssein, Ausgrenzung, Freundschaft, Verlust
und das Zurückgewinnen vom Verlorenengegangenen. Mir hat diese
außergewöhnliche Mischung aus Ernst, Humor und Krimigeschichte
richtig gut gefallen und auch die Ausarbeitung der Charaktere ist der
Autorin erstklassig gelungen. Dank des tollen Schreibstils, der
packenden Handlung und der angenehm kurzen Kapitel bin ich hier nur
so durch die Seiten geflogen. Die Geschichte mag kurzweilig sein, sie
vermittelt aber eine Menge und ist absolut lesenswert. Ich kann das
Buch wärmstens empfehlen und vergebe volle 5 von 5 Sternen!
Vielen
lieben Dank an den Knesebeck Verlag, der mir dieses schöne Buch als
Rezensionsexemplar zur Verfügung gestellt hat!
Hey meine Liebe,
AntwortenLöschendas hört sich nach einem wirklich schönen und vor allem süßem Buch an. Eine kleine Heldin im Rohlstuhl. Ich denke, dass gerade solche Bücher immer vielen Hoffnung geben und das Lesen zu etwas schönem machen können.
Liebe Grüße, Toni
Hey liebe Toni,
Löschendas Buch ist wirklich toll, viel besser als ich erwartet habe. Du hast da nur etwas falsch verstanden: Die Heldin im Buch hinkt nur, sie sitzt nicht im Rollstuhl. :D
Ich kann dir das Buch auf jeden Fall wärmstens empfehlen. :)
Liebe Grüße
Corinna
Hallo,
AntwortenLöschendas Buch klingt wirklich gut! Ich musste da direkt an eine ehemalige Schülerin von mir denken, die mit Spina Bifida geboren wurde und daher nur mit speziellen Stiefeln hinkend laufen konnte. Sie hatte es in der Schule auch nicht immer leicht, weil Kinder wirklich grausam sein können... Ich denke, das Buch hätte ihr gefallen!
Ich habe diesen Beitrag HIER für meine Kreuzfahrt durchs Meer der Buchblogs verlinkt.
LG,
Mikka
Hallo Mikka,
Löschendas ist ja lieb von dir, vielen lieben Dank fürs Verlinken! :D
Das Buch hätte deiner ehemaligen Schülerin bestimmt sehr gut gefallen. Ich kann es wirklich wärmstens empfehlen, es ist ein ganz besonderes und richtig tolles Buch. :)
Viele liebe Grüße
Corinna