Klappentext:
Quelle: Dragonfly Verlag
Rezension:
Bei „Wie man einen Tiger fängt“ stand für mich sehr schnell fest, dass ich das Buch lesen muss. Das Cover, muss ich gestehen, ist jetzt nicht so mein Fall – wäre der Klappentext nicht so überzeugend gewesen, hätte ich vielleicht sogar nicht zu dem Titel gegriffen. Die Geschichte klang aber echt gut und da die Originalausgabe zudem äußerst positive Kritiken erhalten hat, zögerte ich wirklich nicht lang und ließ das Buch bei mir einziehen.
Lily zieht mit ihrer Mutter und ihrer großen Schwester Sam zu ihrer kranken Großmutter in den kleinen Ort Sunbeam. Sie freut sich sehr auf ihre geliebte Halmoni, allerdings ist der Umzug für sie auch mit Sorgen verbunden. Im Gegensatz zu ihrer Schwester tut sich Lily ziemlich schwer damit neue Freunde zu finden. Sie wird einfach ständig übersehen, so als hätte sie magische Kräfte und könnte sich unsichtbar machen.
Dies war mein erstes Werk aus der Feder von Tae Keller und obwohl es mich nicht vollends überzeugen konnte, wird es garantiert nicht mein letztes gewesen sein. Mir hat das Buch wunderbare Lesestunden bereiten können. In meinen Augen hat Tae Keller mit „Wie man einen Tiger fängt“ einen ganz besonderen Roman geschrieben, in welchem sie auf eine einfühlsame, kindgerechte und etwas ungewöhnliche Weise viele wichtige und teils sehr schwere Themen behandelt.
Krankheit, Tod, Trauer und Verlust, Herkunft, Familie, Freundschaft, Mut und Zusammenhalt, das Erwachsenwerden, Veränderungen und Hilfsbereitschaft – mit diesen Dingen setzt sich die Geschichte unter anderem auseinander. Sie ist aufgrund der schwierigen Themen insgesamt recht ernst und traurig und meinem Empfinden nach zudem auch recht anspruchsvoll. Ich war daher kurzzeitig ein wenig am grübeln, ob ich mich der Altersangabe des Verlags mit ab 11 Jahren anschließen kann. Mittlerweile bin ich aber der Meinung, dass die Empfehlung angemessen ist. Für Kinder ab 11 Jahren, die gerne tiefgründige und nachdenkliche Bücher lesen, ist „Wie man einen Tiger fängt“ meiner Ansicht nach sehr gut geeignet. Ich persönlich würde das Buch allerdings dennoch eher einer etwas älteren Zielgruppe ans Herz legen.
Ich war beim Lesen richtig am Staunen wie viel in diesem Buch steckt. Natürlich habe ich mir schon gedacht, dass es eine sehr tiefgehende Geschichte erzählt, aber dass es so viel vermittelt und so philosophisch ist, hat mich dann doch sehr überrascht. Im positiven Sinne, versteht sich. „Wie man einen Tiger fängt“ ist so ein Buch, das extrem zum Nachdenken anregt, tief berührt und nachklingt. Es bringt uns zudem die koreanische Kultur näher und gewinnt durch das Geschichtenerzählen und den sprechenden Tiger etwas Märchenhaftes und Magisches. Ich muss nur sagen, dass mir die Rolle des Tigers irgendwie nicht so zugesagt hat. Diese Vermischung aus Realität und Fantasie hat mich teils etwas verwirrt. Vielleicht ist es mir auch einfach nicht gelungen mich komplett darauf einzulassen, keine Ahnung, aber ich fand die Einbindung des Tigers ein bisschen merkwürdig.
Ansonsten kann ich mich aber nur lobend zu dem Buch zu äußern. Der wundervolle und fast schon poetische Schreibstil gefiel mir auf Anhieb; für mich hat er sich locker-leicht und flüssig lesen lassen.
Die Charaktere haben mir ebenfalls sehr gut gefallen. Sie wurden allesamt realistisch und vielschichtig skizziert und machen das Leseerlebnis mit ihren unterschiedlichen Eigenschaften zu etwas ganz Besonderem. Da hätten wir zum Beispiel unsere Hauptprotagonistin Lily, aus deren Sicht wir alles in der Ich-Perspektive erfahren. Lily fand ich einfach bezaubernd. Sie ist liebenswert, schüchtern, tapfer und klug – ich habe sie sofort in mein Herz geschlossen und dank der authentischen und anschaulichen Darstellungsweise ihrer Gefühls- und Gedankenwelt habe ich mich, trotz des Altersunterschieds, jederzeit mühelos in sie hineinversetzen können.
Das Ende hat mich ebenfalls zufriedenstellen können. Es ist zwar recht traurig, zugleich aber auch sehr herzerwärmend und hoffnungsvoll. Mich hat es tief bewegt, genauso wie das interessante Nachwort der Autorin, in welchem sie uns verrät wie es überhaupt dazu kam, dass sie diese Geschichte geschrieben hat.
Fazit: Ein sehr berührendes und außergewöhnliches Buch über das Abschiednehmen und Loslassen und die Kraft und Magie von Geschichten.
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen
Mit Absenden eines Kommentars erklärst Du Dich einverstanden, dass personenbezogene Daten (z.B. IP-Adresse, Standort des Logins etc.) eventuell abgespeichert und für Statistiken von Google weiterverarbeitet werden.
Beim Setzen eines Hakens für weitere Benachrichtigungen auf Folgekommentare erklärst Du Dich ebenfalls einverstanden, dass personenbezogene Daten (z.B. IP-Adresse, Standort des Logins etc.) abgespeichert werden.
Weitere Informationen findest du in meiner Datenschutzerklärung und in der Datenschutzerklärung von Google