Ab
10 Jahren
304
Seiten
ISBN:
978-3-570-17700-6
Erschienen:
27.09.2021
Klappentext:
Nach
dem TAG hat sich alles verändert. Die Welt ist zu einer grauen Wüste
geworden, in der wilde Hunderudel die Herrschaft übernommen haben.
Doch Judith und ihr kleiner Bruder Abi haben einen Traum. Ihr Ziel
ist Hoparion, der Ort, an dem es genug Wasser und Nahrung für alle
gibt und Menschen und Hunde friedlich zusammenleben. Zumindest hat
ihnen das ihr Vater erzählt. Doch der Weg dorthin ist weit und
überall lauern Gefahren. Um nicht von wilden Hunden überrascht zu
werden, schlafen die Kinder auf Bäumen. Als sie eines Tages von
einem Rudel angegriffen werden, sind es ausgerechnet die Hunde
Nipper, Dash und Stubby, die ihnen helfen. Zusammen mit Bilkis, der
jungen Kriegerin, machen sich die sechs Streuner auf den Weg nach
Hoparion. Aber ihr Zusammenhalt wird auf eine harte Probe gestellt,
denn nicht nur Bilkis und der alte Stubby haben vor den anderen
gefährliche Geheimnisse.
Quelle:
cbj Verlag
Rezension:
Da
ich die Bücher von Rüdiger Bertram immer sehr gerne lese, war meine
Neugierde umgehend geweckt als ich das erste Mal von seinem neuen
Buch „Streuner – Auf der Suche nach Hoparion“ hörte. Cover und
Klappentext sprachen direkt an – für mich stand sofort fest, dass
ich das Buch lesen möchte.
Es
gibt drei Regeln: Nummer 1: Hunde sind gefährlich. Nummer 2: Halte
dich von ihnen fern. Nummer 3: Überlebe!
Seit
dem TAG ist alles anders. Die Welt hat sich in eine graue, trockene
Wüste verwandelt, viele Menschen sind gestorben, es gibt kaum noch
Strom, Wasser und Essen und wilde Hunderudel haben die Herrschaft
übernommen. Ganz auf sich alleine gestellt kämpfen Judith und ihr
kleiner Bruder Abrogast in dieser gefährlichen Welt ums Überleben.
Sie befinden sich auf der Suche – auf der Suche nach Hoparion, dem
Ort, an dem es angeblich genug Wasser und Nahrung geben soll und
Menschen und Hunde in Frieden zusammenleben. So hat es zumindest ihr
Vater immer erzählt. Ob es diesen Ort wirklich gibt, wissen die
Geschwister nicht. Sie halten dennoch an diesem Ziel fest, stolpern
durch die staubige Einöde und schlafen nachts auf Bäumen, um sich
vor wilden Hunden zu schützen. Auf ihrer Reise begegnen sie
schließlich dem Mädchen Bilkis, die sich selbst als Kriegerin
bezeichnet und sich Geschwistern anschließt. Als sie kurz darauf von
einem Rudel angegriffen werden, bekommen sie überraschend Hilfe von
drei Hunden: Nipper, Dash und Stubby. Diese drei Streuner sind
anders, sie sind nicht böse und gefährlich. Die Streuner ziehen zu
sechst weiter. Ob ihr Weg sie wohl nach Hoparion führen wird?
Von
Rüdiger Bertram kenne ich in erster Linie witzig-schräge
Kinderbücher, allerdings habe ich vor ein paar Jahren auch seinen
historischen Abenteuerroman „Der Pfad“ gelesen, mit welchem er
unter Beweis gestellt hat, dass er auch das Schreiben von ernsthaften
Geschichten voll drauf hat. Mich zumindest hat er mit dem Buch damals
gänzlich überzeugen können.
Mit
„Streuner“ beschert uns der deutsche Autor nun also ein weiteres
Werk, das nicht voller Humor steckt. Wie es mir gefallen hat?
Richtig gut! Ich habe mir eindeutig nicht zu viel von dem
Buch erhofft: Ich bin echt begeistert von dem, was mich in „Streuner“
erwartet hat. In meinen Augen ist Rüdiger Bertram mit seiner ersten
Dystopie (die zugleich auch sein erster Hunderoman ist) etwas ganz
Besonderes gelungen. Solltet ihr gerne in dystopische
Abenteuergeschichten eintauchen, eine Schwäche für Hunde haben und
Bücher mögen, die aus der Sicht von Tieren erzählt werden, kann
ich euch „Streuner“ nur ans Herz legen. Allerdings sollte man
nicht jünger als 10 Jahre sein. Ich muss sagen, dass ich mit der
Altersangabe vonseiten des Verlags etwas hadere. Für manche
zehnjährige Kids mag das Buch bestimmt schon etwas sein, aber da es
insgesamt sehr ernst und auch drückend ist und stellenweise recht
traurig, würde ich persönlich es erst ab 12 Jahren empfehlen.
Mir
hat diese etwas beklemmende Grundstimmung, die von Beginn an
herrscht, sehr gut gefallen. Ich habe sie in keinster Weise als
unangenehm empfunden, für mich hat sie einfach wunderbar zur Story
gepasst. Und keine Sorge, zu schwer wird die Atmosphäre auch nicht.
Rüdiger Bertram hat die Menge an Ernst und Düsterkeit meiner
Ansicht nach perfekt dosiert und eine genau richtige Leichtigkeit
hinzugefügt. Die Kapitel, die aus dem Blickwinkel von Hund Nipper
geschrieben sind, haben mir sogar den ein oder anderen kleinen Schmunzler
gelockt.
Eine
der größten Besonderheiten dieses Buches ist definitiv die Art und
Weise wie es erzählt wird. Die Geschichte wird im Wechsel von
Menschenmädchen Judith und dem einohrigen Hund Nipper geschildert,
jeweils in der Ich-Form, und bei mir hat dieser Erzählstil ganz klar
komplett punkten können. Er gestaltet das Leseerlebnis so schön
abwechslungsreich und mitreißend, sodass von Beginn an ein
fesselnder Lesesog geschaffen wird und da die zwei verschiedenen
Sichtweisen unterschiedliche Schriftarten besitzen, weiß man
jederzeit wer gerade an der Reihe ist mit dem Erzählen.
Ich
habe unseren beiden Hauptprotagonisten sofort in mein Herz
geschlossen. Judith fand ich einfach klasse, sie ist für Alter
beeindruckend taff und tapfer und eine wundervolle große Schwester.
Ich habe Judith zutiefst für ihre Stärke und Entschlossenheit
bewundert und zu sehen, wie liebevoll sie sich um ihren kleinen
Bruder Abrogast kümmert, hat mich sehr berührt.
Mit
Nipper hat der Autor ebenfalls eine starke Figur erschaffen. Nipper
besitzt nur noch ein Ohr und kann nicht mehr riechen, findet sich
aber dennoch prima zurecht. Dieser einohrige Streuner ist wahrlich
ein einzigartiger Hund und wird, wie ich finde, sehr authentisch
dargestellt. Er spricht stets in ziemlich kurzen Sätzen, lässt
öfters sogar die Personalpronomen weg und Dinge, die er nicht kennt,
erhalten von ihm neue Bezeichnungen. So nennt er beispielsweise
Kamele Höckertiere. Also ich finde, dass es Rüdiger Bertram
wirklich richtig gut gelungen ist aus der Perspektive eines Hundes zu
schreiben.
Mit
der Ausarbeitung der weiteren Charaktere hat mich Rüdiger Bertram
ebenfalls überzeugen können. Judiths süßer kleiner Bruder
Abrogast (von seiner Schwester stets Abro genannt), die mutige und
ausgefuchste Bilkis, Nippers Gefährten Dash und Stubby - ich fand
sie allesamt großartig und habe sie nur zu gerne auf ihrer
gefahrvollen und beschwerlichen Suche nach Hoparion begleitet.
Was
genau unsere sechs Streuner auf ihrer Reise alles erleben und ob sie
am Ende dieses mysteriöse Hoparion finden werden, werde ich euch
hier nicht erzählen, das müsst ihr schon selbst herausfinden. Euch
erwartet auf jeden Fall ein spannungsreiches und fantasievolles
Abenteuer voller Geheimnisse, Gefahren und emotionaler und
ergreifender Momente. Mich haben die Geschehnisse durchweg völlig in
ihren Bann ziehen können, sodass ich das Buch innerhalb eines Tages
durchgelesen habe.
Von
dem Setting möchte ich euch aber unbedingt noch berichten. Sofern
ich nichts überlesen habe, wird kein Jahr genannt, in welchem wir
uns befinden, aber die Geschichte wird wohl in nicht allzu ferner
Zukunft spielen. So weiß man beispielsweise, dass vor dem TAG, der
alles verändert hat, noch Walkmans und Kassetten existiert haben
(Fans vom kleinen Drachen Kokosnuss werden bei diesem Buch übrigens
großen Grund zur Freude haben).
Auch
bezüglich des TAGES werden wir Leser*innen etwas im Unklaren
gelassen. Es muss jedenfalls etwas ganz Furchtbares passiert sein,
sodass sich unsere Welt, wie wir sie kennen, in eine graue Wüste
verwandelt hat und alle Menschen, die diesen schicksalshaften 31. Mai
überstanden haben, in ständiger Angst vor den Hunden ums Überleben
kämpfen müssen.
Mir
hat die Zukunftswelt, die Rüdiger Bertram entworfen, unheimlich gut
gefallen. Die düstere, geheimnisvolle und unheilschwangere Stimmung
hat es mir, wie bereits erwähnt, sofort angetan, und die Idee, dass
die Herrschaft von wilden Hunderudeln übernommen wurde, finde ich
äußerst originell und faszinierend.
Das
Ende hat mich zuerst ein wenig unzufrieden zurückgelassen,
da es recht offen ist. Nachdem ich aber ein bisschen über den
Schluss nachgedacht habe, finde ich ihn doch sehr gelungen. Er passt
auf jeden Fall zur Story und macht zudem Hoffnung auf eine
Fortsetzung. Ich persönlich gehe zwar davon aus, dass es bei
„Streuner“ um einen Einzelband handelt, aber wer weiß,
vielleicht irre mich ja auch. Also ich würde mich sehr über ein
Wiedersehen mit Judith, Nipper und Co. freuen.
Fazit:
Packend, cool und außergewöhnlich. Ein spannender Dystopieroman
voller Abenteuer und Gefahren.
Mir
hat Rüdiger Bertram mit „Streuner – Auf der Suche nach Hoparion“
tolle Lesestunden bereiten können. Ich war durchweg am Mitfiebern
und Mitbangen und wollte das Buch am liebsten gar nicht mehr aus der
Hand legen. Bis auf den Punkt, dass ich die Handlung für
10-jährige Leser*innen zu düster und traurig finde, kann ich mich
nur begeistert zu dieser dystopischen und hundestarken Geschichte über Freundschaft, Mut und Zusammenhalt äußern. Von mir gibt es 4,5 – hier
gerundet auf 5 von 5 Sternen!
Vielen
lieben Dank an den cbj Verlag und das Randomhouse Bloggerportal für
das Rezensionsexemplar!
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