Sonntag, 3. Oktober 2021

[Rezension] Der Silberpfeil von Lev Grossman

Hardcover
 
Übersetzt von Martina Tichy
Illustriert von Alina Brost
Ab 10 Jahren
240 Seiten
ISBN: 978-3-499-00737-8
Erschienen: 14.09.2021

Klappentext:

Kate führt ein schönes Leben mit ihren Eltern und ihrem kleinen Bruder Tom – wenn nicht alles so fürchterlich langweilig wäre! Als sie zu ihrem elften Geburtstag einen echten Zug geschenkt bekommt, kann sie ihr Glück kaum fassen. Mit dem SILBERPFEIL beginnt für Kate und Tom eine unglaubliche Reise, die durch grüne Dschungelwälder und trockene Wüsten führt, über blaue Meere und schneebedeckte Berge. Und damit nicht genug: Ihre Passagiere sind sprechende Tiere, die schon lange auf den SILBERPFEIL zu warten scheinen ...

Quelle: Rowohlt Verlag

Rezension:

Als ich das erste Mal über „Der Silberpfeil“ stolperte, stand für mich augenblicklich fest, dass ich das Buch lesen muss. Von dem Cover habe ich mich wie magisch angezogen gefühlt; irgendwie hat es mich sofort an den Polarexpress denken lassen – ein Weihnachtsklassiker, den ich über alles liebe. Da mich der Klappentext ebenfalls direkt ansprach und die Originalausgabe zudem äußert positive Kritiken erhalten hat, zögerte ich wirklich keine Sekunde lang und ließ den Silberpfeil bei mir einziehen.

Kate findet ihr Leben schrecklich langweilig. Warum nur kann sie nicht so spannende Abenteuer wie die Charaktere in Büchern erleben? Mit dem drögen Alltag soll es allerdings schlagartig vorbei sein, als Kate von ihrem Onkel Herbert eine echte Lokomotive namens Silberpfeil zu ihrem 11. Geburtstag geschenkt bekommt. Bei dem Silberpfeil handelt es sich jedoch um keine gewöhnliche Lok - es ist ein magischer Zug. Für Kate und ihren jüngeren Bruder Tom beginnt das Abenteuer ihres Lebens. Der Silberpfeil wird sie auf eine unglaubliche Reise mitnehmen, voller wundersamer Orte und sprechender, exotischer Tiere.

Als ich mit dem Lesen begann, war ich mir bereits nach wenigen Seiten ziemlich sicher, dass mich mein Riecher bei meiner Bücherauswahl mal wieder nicht im Stich gelassen hat und ich eine wunderbare Zeit mit dem Buch verbringen werde. Die Story konnte mich sofort in ihren Bann ziehen und der humorvolle, bildliche Schreibstil des Autors sagte mir auf Anhieb zu. Auch unsere personale Erzählerin Kate mochte ich vom ersten Moment an richtig gerne. Die Voraussetzungen, dass mir mein erstes Werk aus der Feder von Lev Grossman gefallen wird, standen also echt gut.

Langer Rede, kurzer Sinn: Mir hat „Der Silberpfeil“ bezaubernde Lesestunden bereiten können. Für die volle Sternenzahl hat es mir letztendlich zwar dann doch nicht gereicht – dieser allerletzte Funken wollte irgendwie nicht komplett überspringen – aber begeistert bin ich dennoch, auf jeden Fall. Der US-amerikanische Schriftsteller Lev Grossman hat mit „Der Silberpfeil“ eine außergewöhnliche Abenteuergeschichte für Jung und Alt aufs Papier gebracht, die unglaublich fantasievoll ist, eine großartige Message enthält und uns Leser*innen auf eine unvergessliche Zugreise voller magischer Momente mitnimmt.

Zu Beginn der Erzählung lernen wir unsere 11-jährige Hauptprotagonistin Kate und ihre Familie kennen, die ein ganz normales und eigentlich perfektes Leben in einem ganz normalen Haus führen. In Kates Augen aber ist ihr Leben furchtbar öde und langweilig. Jeder Tag ist gefühlt gleich, nie passiert etwas Spannendes. Was gäbe Kate dafür, wenn sie so aufregende Dinge wie die Figuren in ihren geliebten Büchern erleben würde.

Kates Wunsch wird in Erfüllung gehen, als sie von ihrem merkwürdigen und ziemlich reichen Onkel Herbert eine waschechte Lokomotive namens SILBERPFEIL zum 11. Geburtstag geschenkt bekommt – ein wahrlich sehr ungewöhnliches Geschenk. Die Eltern sind verständlicherweise wenig erfreut darüber, dass plötzlich eine Lok in ihrem Garten steht. Kate und ihr jüngerer Bruder Tom aber sind begeistert und gehen der Aufforderung ihres Onkels, sich verschiedene Waggons für ihren Zug zu wünschen, nur zu gerne nach.
Das Ergebnis ist eine Reihe von äußerst kreativer Abteilwagen wie ein Süßigkeitenwaggon oder ein Bibliothekswagen. Letzteres fand ich besonders genial, so ein Zugabteil hätte ich definitiv auch gewählt.

Mit dem Silberpfeil hat Lev Grossman einfach ein ganz besonderes Setting erschaffen. Ich habe mir diesen magischen Zug total cool vorgestellt und wäre nur zu gerne in das Buch hineingehopst, um die unterschiedlichen Abteile selbst zu erkunden und mich an lauter wundervolle Orte mitnehmen zu lassen. Da das Hineinspringen in Bücher leider nicht möglich ist, musste ich mich mit einer Erkundungstour und Reise über das Lesen begnügen, was aber zweifellos ebenfalls ein herrliches Erlebnis war.

Gemeinsam mit Kate und Tom werden wir die verschiedensten Landschaften durchfahren wie schneebedeckte Berge, wilde Dschungelwälder oder trockene Wüsten. Sogar durch das Meer werden wir brausen und auch in die Lüfte wird es uns verschlagen. Dem Einfallsreichtum sind hier wirklich keine Grenzen gesetzt.

Neben dem Zug und den Schauplätzen haben mir auch die Charaktere sehr gut gefallen. Kate und Tom sind zwei superliebe und aufgeweckte Kinder – ich habe sie sofort in mein Herz geschlossen. Die Zwei werden ihre Zugreise jedoch nicht alleine bestreiten: Im Verlauf der Geschichte werden so einige Passagiere in den Silberpfeil einsteigen, bei denen es sich allerdings um keine Menschen handelt. Nein, die Fahrgäste der Geschwister sind sprechende Tiere, die alle ein bestimmtes Ziel verfolgen und jeder so ihre Eigenarten und Besonderheiten besitzen. Von der Idee mit den Tieren war ich vom ersten Moment an ganz angetan und als mir dann schließlich bewusst wurde, welche Thematik uns der Autor damit näherbringen möchte, ist meine Begeisterung nur noch größer geworden.

Der Silberpfeil“ beschert uns nicht nur ein packendes und unterhaltsames Fantasyabenteuer und lädt durchweg zum Mitfiebern und Staunen ein – die Geschichte regt auch sehr zum Nachdenken an und vermittelt auf eine kindgerechte und warmherzige Weise eine ganz wichtige Botschaft. Ich kann das Buch daher auch Erwachsenen nur ans Herz legen – für deutlich ältere Leser*innen ist „Der Silberpfeil“ definitiv genauso lesenswert wie für Kinder.

Was die Altersempfehlung angeht, schließe ich mich dem Verlag an. Mädchen und Jungen ab 10 sollten der Handlung meiner Ansicht nach ohne Probleme folgen und dessen Aussage verstehen können.

Das Ende hat mich ebenfalls zufriedenstellen können. Es schließt die Erzählung gelungen ab und obwohl es Spielraum für eine Fortsetzung lässt, gehe ich persönlich davon aus, dass es sich bei dem Buch um einen Einzelband handelt. Aber wer weiß, vielleicht irre ich mich ja auch. Also ich hätte auf jeden Fall große Lust dazu, mich vom Silberpfeil auf eine weitere spannende Zugfahrt mitnehmen zu lassen.

Was dann natürlich nicht unerwähnt bleiben darf, ist die Gestaltung. Das Cover, das wir dem amerikanischen Illustrator Brandom Dorman zu verdanken haben, liebe ich einfach, in meinen Augen ist es ein echter Hingucker.

Der Innenteil ist aber auch wunderhübsch aufgemacht. Die Erzählung wird von vielen ganzseitigen und sehr stimmungsvollen schwarz-weiß Illustrationen begleitet, die für die deutsche Ausgabe von Alina Brost gezeichnet wurden. Ich muss unbedingt noch mal schauen, welche Bücher sie sonst noch so bebildert hat. Mir gefällt ihr Zeichenstil ausgesprochen gut.

Fazit: Eine magische und abenteuerliche Reise voller Fantasie und Wunder!

Mir hat Lev Grossman mit seinem ersten Kinderbuch ein zauberhaftes Leseerlebnis bescheren können. Die Geschichte ist mit viel Herz und Humor geschrieben und lädt von Anfang an zum Träumen ein, sie ist wunderschön illustriert und enthält neben jeder Menge Magie, Spannung, Witz und Charme auch eine ganz tolle und wichtige Botschaft. Ich kann „Der Silberpfeil“ nur empfehlen und vergebe 4,5 – hier gerundet auf 5 von 5 Sternen!
 
 
 





 
Vielen lieben Dank an den Rowohlt Verlag für das Rezensionsexemplar!

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