Mittwoch, 27. Oktober 2021

[Rezension] Bevor wir alles verlieren von Heike Abidi

Paperback
 
Ab 16 Jahren
304 Seiten
ISBN: 978-3-96976-022-2
Erschienen: 08.10.2021

Klappentext:

Victoria stürzt bei einem Leichtathletikturnier und wird zur Routineuntersuchung ins Krankenhaus gebracht. Dort bekommt sie eine schreckliche Diagnose, mit der sie niemals gerechnet hätte. Ein Gehirntumor. Dieser ist zwar operabel – allerdings mit hohem Risiko. Sie entscheidet sich für den lebensgefährlichen Eingriff. Bis zum OP-Termin bleibt nur eine Woche, um alles zu erledigen, was ihr noch wichtig ist. Mit ihrem besten Freund Theo geht sie auf einen aufregenden Roadtrip und hakt die wichtigen Punkte auf ihrer Bucket-List ab. Darauf steht u. a.: den schönsten Kuss aller Zeiten zu erleben.

Quelle: Verlagsgruppe Oetinger

Rezension:

Als ich hörte, dass es ab diesem Herbst ein neues Imprint der Verlagsgruppe Oetinger geben wird, war ich augenblicklich Feuer und Flamme und habe das erste Programm natürlich sofort ganz eifrig durchstöbert. Zu meiner großen Freude habe ich dabei festgestellt, dass unter den Büchern auch ein neuer Roman von Heike Abidi dabei ist. Da ich ihre Werke immer unglaublich gerne lese und ihr neues Buch richtig gut klang, stand für mich sehr schnell fest, dass ich es lesen muss. So sollte also „Bevor wir alles verlieren“ die große Ehre haben mein erster Titel aus dem Moon-Notes-Label zu werden.

Die 18-jährige Victoria liebt den Leichtathletiksport über alles und hatte noch nie eine schwere Sportverletzung. Doch dann vermasselt sie während eines Turniers ausgerechnet ihre Lieblingsdisziplin – den Hochsprung – und muss nach ihrem Sturz ins Krankenhaus eingeliefert werden. Dort wird sie nach einer Untersuchung eine schreckliche Diagnose erhalten: Sie hat einen Hirntumor. Zum Glück ist er operabel, allerdings ist der Eingriff mit einem hohen Risiko verbunden. Victoria entscheidet sich für die OP – und dafür, vor dem Termin noch richtig was zu erleben. Gemeinsam mit ihrem Mathe-Nachhilfelehrer und Freund Theo (der ein ziemlich schräger Vogel ist) begibt sie sich auf einen unvergesslichen Roadtrip mit dem Ziel, während der Reise die Punkte auf ihrer Bucket-List abzuarbeiten. Ein Treffen mit Mark Carter zum Beispiel, ihrem absoluten Lieblingsschauspieler und für sie der heißeste Typ auf Erden. Von ihm erhofft sie sich den schönsten Kuss aller Zeiten. Victoria wird während des Trips aber noch klarwerden, dass sie den Kuss eigentlich viel lieber von jemand ganz anderem bekommen möchte…

Als ich mir damals den Klappentext durchlas, war ich mir wirklich sofort sehr sicher gewesen, dass ich eine tolle Zeit mit dem Buch verbringen werde. Liebe, Roadtrip, Bucket-List – das ist einfach genau mein Ding. Wobei ich zugeben muss, dass sich die Story nicht groß nach etwas Neuem anhört. Gefühlt gibt es ziemlich viele Romane, die Geschichten solcher Art erzählen. Heike Abidi hat mit „Bevor wir alles verlieren“ das Rad auch definitiv nicht neu erfunden, aber das muss ja auch gar nicht sein. Ihr ist auf jeden Fall dennoch etwas Eigenständiges und, wie ich finde, ganz Wundervolles gelungen. Also ja, ich habe goldrichtig vermutet: Mir hat mein erster Moon-Notes-Titel ein herrliches Leseerlebnis bescheren können.

Heike Abidi hat mit „Bevor wir alles verlieren“ einen absolut überzeugenden, tiefgründigen New Adult-Roman aufs Papier gebracht, in welchem sie gekonnt eine traurige und ergreifende Thematik auf eine unterhaltsame, leichte und einfühlsame Weise behandelt. Obwohl wir es in dem Buch mit einer Protagonistin zu tun bekommen, die eine furchtbare Diagnose erhält und vielleicht bald sterben wird, ist die Story insgesamt erstaunlich witzig und niemals zu schwer. Meiner Ansicht nach ist der Autorin die schmale Gratwanderung zwischen Ernst und Komik hervorragend geglückt. Ich habe die Dosis an Humor und Leichtigkeit als genau richtig empfunden und mich stellenweise köstlich beim Lesen amüsiert. 

Neben dem Unterhaltungswert kommen aber natürlich auch die bewegenden und gefühlvollen Momente nicht zu kurz, sodass man öfters ganz ergriffen dasitzt und überaus mitleidet. Zarter besaitete Leser*innen sollten bei diesem Buch vielleicht besser die Taschentücher griffbereit halten. Heike Abidi stellt die Gefühls- und Gedankenwelt unserer Ich-Erzählerin Victoria mit unheimlich viel Empathie und Authentizität dar, sodass man sich mühelos in sie hineinversetzen kann und richtig mit ihr mitfühlt und mitfiebert.
Die schlimme Diagnose, dass sie einen Gehirntumor hat (ihrem Tumor wird Victoria übrigens den Namen Horst geben); die Frage, was sie nun tun soll: Operieren oder nicht; die große Angst, dass sie den gefährlichen Eingriff nicht überleben wird; der unvergessliche und voller Überraschungen steckende Roadtrip, auf den sie sich gemeinsam mit ihrem Freund Theo vor dem OP-Termin begeben wird...Dieses Buch nimmt einen wahrlich auf die reinste emotionale Achterbahnfahrt der Gefühle mit.

Ich hatte einen super Einstieg in die Handlung. In den fesselnden und jugendlichen Schreibstil von Heike Abidi habe ich mal wieder sofort verliebt und unsere 18-jährige Romanheldin Victoria war mir auf Anhieb sympathisch. Ich mochte ihre liebenswerte und sarkastische Art total gerne und habe ihr Denken, Handeln und Fühlen jederzeit nachvollziehen können.

Auch Theo, Victorias nerdiger Freund und Nachhilfelehrer, hat mein Herz im Sturm erobert. Theo ist ein großartiger Typ, seine verschrobene Art habe ich richtig geliebt und seinem einmaligen Charme war ich einfach im Nu komplett verfallen. So einen wunderbaren Freund wie Theo hätte ich auch nur zu gerne.
Mit den weiteren Charakteren hat mich Heike Abidi ebenfalls überzeugen können. Sie wirken allesamt völlig lebensecht und realistisch, werden teilweise aber auch etwas überspitzt dargestellt, was mir persönlich sehr gut gefallen hat. Insgesamt erfahren wir allerdings nicht allzu viel über die Nebenfiguren, der Fokus der Geschichte liegt eindeutig auf Victoria und Theo und ihrer Entwicklung.

Ich habe meine gemeinsame Zeit mit den Zweien und das Zusammenspiel zwischen ihnen zutiefst genossen. Die spritzigen Dialoge zwischen den beiden haben mir öfters ein breites Schmunzeln auf die Lippen gezaubert und von den romantischen Augenblicken hätte es für meinen Geschmack liebend gerne noch mehr geben können. Sie werden wunderschön beschrieben und sind in keinster Weise kitschig.

Was genau wir Leser*innen alles zusammen mit Victoria und Theo (und Horst) erleben dürfen und welche Punkte eigentlich auf Victorias Bucket-Liste stehen, werde ich euch hier nicht verraten, das müsst ihr schon selbst herausfinden. Und wie das Buch ausgeht, werde ich euch hier selbstverständlich ebenfalls nicht erzählen. Nur so viel noch zum Ende: Mich hat es im ersten Augenblick ein wenig verblüfft, irgendwie hatte ich mich mit einem anderen Schluss gerechnet. Mir hat das Ende aber ausgesprochen gut gefallen, es passt in meinen Augen einfach perfekt zur Geschichte und schließt diese gelungen ab.

Fazit: Berührend, humorvoll, authentisch. Eine zauberhafte Lovestory mit Tiefgang.

Heike Abidi hat mich mit einem ihrer Werke mal wieder auf ganzer Linie überzeugen können. Ich bin hellauf begeistert von „Bevor wir alles verlieren“. Das Buch erzählt eine wundervolle Geschichte über Liebe, Selbstfindung und den Dingen im Leben, die wirklich zählen. Es nimmt uns Leser*innen auf einen emotionalen Roadtrip durch Deutschland mit, es bewegt und reißt mit und ist ernst und lustig zugleich. Ich kann „Bevor wir alles verlieren“ wärmstens empfehlen und vergebe 5 von 5 Sternen.
 
 
 





 
 
Vielen lieben Dank an den Moon Notes Verlag für das Rezensionsexemplar!
 

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