Klappentext:
Quelle: S. Fischer Verlage
Rezension:
Als ich das erste Mal von „Searching Lucy“ hörte, wusste ich einfach sofort, dass ich das Buch lesen muss. Jugendthriller lese ich für mein Leben gerne und der Klappentext von „Searching Lucy“ klang einfach so gut! Und dann dieses Cover: Diese düstere Stimmung, die es verströmt, hat es mir auf den ersten Blick voll angetan. Also ich bekomme irgendwie immer eine richtige Gänsehaut, wenn ich das Cover betrachte.
Vor einigen Wochen ist der Vater der 17-jährigen Amber spurlos verschwunden. Kurz danach auch ihre Zwillingsschwester Lucy. Was mit den beiden geschehen ist und ob ihre Verschwinden miteinander zusammenhängen, weiß niemand. Es gibt keine Verdächtigen, keine Anhaltspunkte, keine Lösegeldforderung. Die Polizei tappt im Dunkeln und scheint die Hoffnung auf eine heiße Spur inzwischen aufgegeben zu haben. Amber aber kann das nicht hinnehmen. Sie ist sich sicher, dass der Täter aus ihrem Umfeld stammt. Sie glaubt fest daran, dass ihr Vater und ihre Schwester noch am Leben sind. Amber beginnt damit, in die Häuser in ihrer Umgebung einzubrechen. Ob sie auf Hinweise stoßen wird? Wird sie den Täter, ihren Vater und ihre Schwester wiederfinden?
Hui, wow, was für ein Buch! Wie oben bereits erwähnt, war dies mein erstes Werk aus der Feder von Christina Stein und es wird ganz bestimmt nicht mein letztes gewesen sein.
Bei mir trat von Anfang an das ein, was ganz klar für ein richtig gutes Buch spricht: Einmal mit dem Lesen begonnen, konnte ich gar nicht mehr damit aufhören. Die fesselnde Handlung, der mitreißende Schreibstil, die schön kurzen Kapitel – all das hat bei mir für eine enorme Sogwirkung geführt, der ich mich kaum mehr entziehen konnte. Tja, so kam es schließlich, dass ich bis spät in die Nacht gelesen und das Buch in weniger als einem Tag verschlungen habe. Ich hätte nur vielleicht nicht den Fehler begehen sollen, es zu so später Stunde zu lesen. Als ich im Dunkeln noch einmal auf die Toilette gegangen bin, war mir irgendwie schon ein wenig mulmig zumute...
Die Story, die in „Searching Lucy“ schlummert, verdient es zweifellos Thriller genannt zu werden. Sie kann durchweg mit einer hohen Spannung und viel Gänsehautfeeling aufwarten und lässt uns Leser*innen bis zum Schluss im Dunkeln tappen. Ich zumindest habe die Handlung als ungemein nervenaufreibend und aufregend empfunden und hatte bis zum Ende keinen Plan, wie die Auflösung lauten könnte.
Als Leser*in wird man gleich zu Beginn mitten ins Geschehen geworfen. Gemeinsam mit unserer 17-jährigen Hauptprotagonistin Amber steigen wir in das Haus ihres Nachbarn ein und was dabei sofort deutlich wird: Sie tut das eindeutig nicht zum ersten Mal. Knallhart und sehr routiniert knackt sie das Schloss, checkt immer wieder auf ihrem Handy, welches mit einem GPS-Tracker verbunden ist, den Aufenthalt ihres Nachbarn und durchstreift ziemlich selbstsicher das Haus – auf der Suche nach Spuren. Ihrem Vater. Und ihrer Schwester.
Mit Amber, aus deren Sicht wir alles in der Ich-Perspektive erfahren, hat Christina Stein eine äußerst toughe und sarkastische Figur erschaffen, vor deren Stärke und Abgebrühtheit man nur den Hut ziehen kann. Ich fand es ungeheuer faszinierend zu sehen, was für coole Einbruchstricks Amber auf Lager hat und für ihre Willensstärke habe ich sie zutiefst bewundert. Ambers Leben ist gerade echt hart und kräftezehrend. Ihr Vater und ihre Schwester Lucy sind spurlos verschwunden, die Polizeiermittlungen gehen nicht voran, ihre Mutter ertränkt ihren Schmerz und ihre Probleme im Alkohol und ist zu nichts mehr in der Lage, ihr Zuhause verwandelt sich immer mehr in eine Müllhalde, sie muss sich um ihren kleinen fünfjährigen Bruder Tom kümmern, Schule geht gerade gar nicht und dann hat vor kurzem auch noch ihr Freund mit ihr Schluss gemacht. Uff.
Mit den weiteren Charakteren konnte mich die Autorin ebenfalls komplett überzeugen. In meinen Augen wurden sie allesamt ausgezeichnet skizziert und wirken sehr lebensnah. Das Verhalten von Ambers Mutter beispielsweise konnte ich gut nachvollziehen, wenn es mich zugleich aber auch ziemlich wütend gemacht hat. Ich habe richtig mit Amber mitgelitten, dass alles an ihr hängen bleibt, da sich ihre Mutter zu nichts mehr aufraffen kann, und den armen kleinen Tom, der so etwas mit seinen fünf Jahren wirklich nicht erleben sollte, hätte ich so gerne mal ganz fest in den Arm geworden.
„Searching Lucy“ ist zweifelsohne kein leichtes Buch. Es erzählt eine sehr eindringliche, schonungslose, emotionale und bisweilen auch schmerzliche Geschichte, die einen einfach nicht mehr loslässt. Aber keine Sorge, zu heftig wird sie nicht. Es handelt sich bei dem Titel schließlich um ein Jugendbuch. Eine zarte Liebesgeschichte ist übrigens auch mit von der Partie, was mir persönlich sehr gut gefallen hat.
Zu guter Letzt noch ein paar Worte zum Schreibstil und zum Setting. Erzählt wird die Geschichte auf eine unglaublich tolle Weise. Die Sprache ist sehr jugendlich gehalten und enthält viele umgangssprachliche Ausdrücke, zugleich ist sie aber auch sehr ausdrucksstark und bildhaft. Also mir hat diese Mischung total gut gefallen.
Bezüglich des Settings kann ich mich ebenfalls nur positiv äußern. Dank der anschaulichen Beschreibungen der Schauplätze hatte ich beim Lesen das reinste Kopfkino und die bedrückende und teils recht unheimliche Stimmung hat mir des öfteren einen Schauer über den Rücken laufen lassen.
Fazit: Ein wahrer Pageturner, den man einfach nicht mehr aus der Hand legen kann!
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