Sonntag, 14. Januar 2018

[Rezension] Die Anarchie der Buchstaben von Kate de Goldi

Hardcover
160 Seiten
ISBN: 978-3-551-56003-2
Ab 12 Jahren
Erschienen: 21.10.2014

Klappentext:

***Schön durcheinander!***
Jeden Donnerstag besucht Perry ihre Oma im Heim Santa Lucia. Oma weiß nicht immer, wer Perry eigentlich ist, und außerdem findet sie, Perry sei ein Jungenname. Aber Perry macht das nichts aus. Und dann hat sie diese gute Idee mit dem Abc! Ein Buch über alle und alles in Santa Lucia, bei dem Oma und die anderen mitmachen sollen. Es geht zwar etwas durcheinander, und das Ganze wird eher ein Acb oder ein Abv. Aber ein bisschen Anarchie hat noch niemandem geschadet. 



Rezension:

Dieses niedliche Buch durfte in meiner Königskinder Sammlung auf keinen Fall fehlen. Ich habe schon etwas länger mit „Die Anarchie der Buchstaben“ geliebäugelt, habe mich dann aber erst vor kurzem dazu entschlossen, es mir endlich zuzulegen. Wieso ich so lange gezögert habe, kann ich gar nicht sagen. Es wäre jedenfalls mehr als schade gewesen, wenn dieses Königskind noch länger auf meiner Wunschliste geblieben wäre, anstatt bei mir einzuziehen. Wie eigentlich jedes Königskind, so ist auch dieses Schätzchen hier etwas ganz Besonderes.

Die neunjährige Perry hat einen ziemlich vollen Terminkalender. Da ihre Mutter es für sinnvoll hält, dass ihre Tochter viele kreative Aktivitäten nachmittags macht, schickt sie sie zu lauter verschiedenen Kursen. Dann fällt jedoch plötzlich das Donnerstagsangebot weg und ihre Mutter findet auf die Schnelle keinen Ersatz. Doch da hat Perry den rettenden Einfall: Sie kann doch ab sofort jeden Donnerstag ihre Oma im Altersheim besuchen. Seitdem diese an Demenz erkrankt ist, lebt sie im Heim Santa Lucia, welches in der Nähe von Perrys Zuhause liegt. Die Eltern zweifeln zunächst, ob diese Besuche wirklich das Richtige für ihre Tochter sind, doch Perry kann sie schließlich überzeugen. Dass ihre Oma sie an manchen Tagen nicht erkennt und sie aufgrund ihres Namens immer für einen Jungen hält, macht der aufgeweckten Neunjährigen gar nichts aus. In Santa Lucia lernt sie neben ihrer Oma auch die anderen Heimbewohner und das Personal besser kennen. Da ihre Oma früher Lehrerin war und sie immer vergesslicher wird, kommt Perry schließlich die Idee mit dem ABC Buch. In diesem soll es rund um das Altersheim und dessen Bewohner gehen. Für manche Buchstaben muss Perry zwar etwas suchen, wie für das Y oder X, aber durch die eifrige Unterstützung der Santa Lucia Bewohner weist das ABC Buch immer weniger Lücken auf. Die Reihenfolge gerät dabei zwar etwas durcheinander, aber ob es nun ein ABC oder ein ACB wird, ist ja eigentlich egal, oder?

Der Königskinder Verlag ist bekannt dafür, ganz besondere Bücher in seinem Programm zu haben. „Die Anarchie der Buchstaben“ zählt ganz eindeutig zu diesen Werken. Nicht nur die Aufmachung ist besonders, auch die Geschichte kann man nur als außergewöhnlich bezeichnen.

Wir erfahren alles aus der Sicht der neunjährigen Perry. Sie ist ein sehr aufgewecktes und neugieriges Mädchen und ein wirklich wundervoller Charakter. Sie muss man einfach sofort ins Herz schließen.

Dadurch, dass wir alles aus ihrer Perspektive erfahren, werden manche Dinge nicht genauer erklärt, sondern nur angedeutet. Dieser Punkt ist der Autorin wirklich hervorragend gelungen. Kinder nehmen vieles anders wahr als Erwachsene, sind unbedarfter und tun so manches, ohne groß darüber nachzudenken oder sich der Konsequenzen bewusst zu sein. Die Autorin gibt wunderbar die Sichtweise eines kleinen Mädchens wieder und da ich solche Geschichten immer total gerne lese, war „Die Anarchie der Buchstaben“ genau das Richtige für mich und hat mir schöne, wenn leider auch recht kurze, Lesestunden beschert.

Das Buch besitzt nur gute 150 Seiten und da sich auf vielen auch farbige Illustrationen befinden, liest man das Buch weg wie nichts. Dazu kommt auch noch der flüssige und sehr kindliche Schreibstil, der das Lesetempo nur noch erhöht.

Ich liebe ja einen derartigen Schreibstil. Dieser ermöglicht es einem perfekt, sich in ein kleines neunjähriges Mädchen hineinzuversetzen und obwohl so einiges nicht genauer erläutert wird, kann man sich als Leser seinen Teil denken.

Was mir aber bis zum Schluss nicht eindeutig klar war, ist, was genau Perry so besonders macht. Es wird erwähnt, dass sie anders in der Schule behandelt wird und auch ihr Verhalten habe ich teilweise als etwas ungewöhnlich empfunden. Da hätte ich es irgendwie schöner gefunden, wenn dies etwas näher erklärt worden wäre.

Auch hat mir Perrys Mutter nicht so gut gefallen. Da war mein Eindruck, dass sie Perry manchmal als etwas lästig empfindet. Der Vater war mir da schon um einiges sympathischer. Allerdings muss dazu gesagt sein, dass die Eltern nur kleine Nebenrollen in der Geschichte einnehmen und man sie als Leser gar nicht genauer kennenlernt.

Der Fokus der Geschichte liegt eindeutig auf Perry und ihrer Großmutter. Zum größten Teil befinden wir uns in dem Altersheim Santa Lucia, welches Perry anfangs nur am Donnerstag, dann sogar fast jeden Tag besucht. Während dieser Besuche lernen wir nicht nur Perry Oma besser kennen – auch viele der anderen Heimbewohner und das Personal nehmen einen wichtigen Teil im Buch ein.

Zusammen mit diesen erstellt Perry ihr ACB Buch. Nein, das ist kein Tippfehler, es handelt sich wirklich um ein ACB, anstatt um ein ABC Buch. Die Reihenfolge gerät nämlich etwas durcheinander und mal ehrlich: ABC ist doch viel zu gewöhnlich. ;)
Mir hat es großen Spaß gemacht, zusammen mit Perry auf Wörtersuche zu gehen und dabei das Heim Santa Lucia und dessen Bewohner besser kennenzulernen.

Noch besser allerdings hat mir die Botschaft der Geschichte gefallen: Perry geht sehr unbedarft mit den alten Menschen um, sie macht sich nicht groß Gedanken darum, dass manche immer vergesslicher und merkwürdiger werden, sondern hat einfach Spaß an ihrem Besuchen und freut sich immer sehr, ihre Oma zu sehen. Diese kann man zwar nicht immer als wirklich freundlich bezeichnen, aber auch das kränkt Perry nicht. Sie bringt nicht nur bei jedem ihrer Besuche Kekse oder Kuchen mit – auch Freude und Leben kommt mit ihr ins Heim. 

Dieses warmherzige Geschichte macht nur zu deutlich, dass wir uns öfter mal an Kindern ein Beispiel nehmen sollten und Dinge gelassener angehen und nicht zu schnell über andere urteilen sollten. Auch führt sie uns vor Augen, dass man alte Menschen weiterhin ernst nehmen sollte, sich gut um sie kümmern und sich weiter mit ihnen beschäftigen sollte, auch wenn deren geistige Verfassung manchmal nicht die Beste ist. Wir sollten es einfach wie die Kinder machen: Nicht groß darüber nachdenken, dass wir von unseren lieben Alten nicht mehr erkannt werden und ihnen immer wieder aufs Neue sagen, wie wir heißen. Perry geht uns in diesem Buch mit einem sehr guten Beispiel voran und meiner Meinung nach kann so mancher sehr viel von diesem lieben und cleveren Mädchen lernen.

Was auch noch erwähnt werden muss, sind die vielen Illustrationen in dem Buch. Diese sind ziemlich abstrakt und da so etwas nicht so meins ist, konnte ich mit den meisten Bildern leider nicht so viel anfangen. Sie sind aber durchaus interessant und auf jeden Fall sehenswert. Zu der außergewöhnlichen Geschichte passen sie wirklich perfekt und auch wenn ich sie nicht alle verstanden habe, hatte ich viel Spaß dabei, die herrlich bunten Bilder zu betrachten.

Fazit: Liebenswert, tiefgründig und außergewöhnlich. „Die Anarchie der Buchstaben“ ist ein ganz besonderes Buch, welches nicht nur mit einer ganz wundervollen Protagonistin ausgestattet ist, sondern auch so einige wichtige und schöne Botschaften enthält. Mir hat das Buch herrliche Lesestunden beschert und ich kann es euch wärmstens empfehlen. Von mir gibt es 4 von 5 Sternen! 





4 Kommentare:

  1. Klasse - wir haben ja eben schon festgestellt, dass wir das Buch zufällig genau gleichzeitig gelesen haben! :) Ich finde es auch sehr schön und auf eine gute Art ungewöhnlich. Perry ist ein herziges kleines Mädchen und ihre Wörtersuche macht Spaß.

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    1. Hey Jennifer!

      Das ist echt ein witziger Zufall, dass wir das Buch zur selben gelesen haben. Echt klasse, dass es uns beiden so gut gefallen hat! "Auf eine gute Art ungewöhnlich", das finde ich auch! :D

      Viele liebe Grüße
      Corinna

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  2. Hi Corni,
    danke, dass du das Buch vorgestellt hast, das hört sich wirklich nach was besonderem an. Ich seh die kleine Perry richtig vor mir. Schön, dass es solche Geschichten gibt.
    Grüße
    Daniela

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    1. Hi Daniela,

      das Buch ist wirklich etwas besonderes. Ich lese ja immer sehr gerne Geschichten, die aus der Sicht eines Kindes geschrieben sind. Diese hier ist auch wirklich richtig schön, die kann ich dir wärmstens empfehlen. :D

      Liebe Grüße
      Corinna

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