Mittwoch, 11. Juni 2025

[Rezension] Pferde, Tränen, Lachanfälle. Unsere Woche im Ostertal (Wir Kinder von früher) von Anke Kuhl

Hardcover
Illustriert von Anke Kuhl
Ab 7 Jahren
104 Seiten
ISBN: 978-3-95470-307-4
Erschienen: 13.02.2025

Klappentext:

Viele kennen die kleine Anke schon aus dem preisgekrönten „Manno!“-Comic. Inzwischen befinden wir uns im Jahr 1983, Anke ist etwas älter geworden und verbringt mit ihrer Schwester Eva und ihren besten Freundinnen Reiterferien auf einem Gasthof im Odenwald. Ohne Eltern! Die Mädchen schwelgen im Zusammensein miteinander und mit den Tieren, lassen sich die gute Worschtsupp der Bauersfrau schmecken und kichern abends in den dicken Federbetten um die Wette. Anke kümmert sich außerdem hingebungsvoll um das schwache Ferkelchen Wursti. Alles Idylle? Nein – auch damals gab es die Angst vor dem Krieg. Beim Ausritt donnern die Militär-Tiefflieger über ihre Köpfe. Anke denkt an ihre Mutter, die Friedensdemonstrationen organisiert. Und sie bangt um Wursti – wird es überleben?

Quelle: Klett Kinderbuch

Rezension:

Die 13-jährige Anke freut sich riesig auf die Herbstferien im Odenwald. Zusammen mit ihrer Schwester Eva und ihren beiden besten Freundinnen Tamara und Annette wird sie ein paar Tage auf einem Gasthof im Ostertal verbringen – zum ersten Mal ganz ohne Eltern! Der Bauer zeigt ihnen, wie man die Pferde richtig sattelt und sie pflegt und geht zusammen mit ihnen ausreiten. Die Mädchen können gar nicht genug von den Fjordpferden bekommen. Doch auch mit den anderen Tieren auf dem Hof haben die vier sehr viel Spaß. Vor allem Anke kümmert sich hingebungsvoll um ein kleines schwaches Ferkelchen namens Wursti. Doch es zeigt sich, dass auch hier nicht alles eitel Sonnenschein ist. Während die Mädchen das Zusammensein genießen, abends in den kuscheligen Federbetten um die Wette kichern und sich die leckere Wurstsuppe der Bäuerin schmecken lassen, lernen sie auch, das Tod und Leben zusammengehören und die Präsenz des Kalten Krieges auch an diesem friedlichen Ort spürbar ist. Trotz allem wird es aber eine wunderschöne Woche im Ostertal, die Anke niemals vergessen wird. 

Pferde, Tränen, Lachanfälle. Unsere Woche im Ostertal“ ist ein weiterer Band der „Wir Kinder von früher“ – Reihe, in der namhafte Künstler*innen von ihren Kindheitserinnerungen in Ost oder West berichten. Es sind sehr persönliche und unvergessliche Geschichten zum gemeinsamen Lesen über Generationen hinweg. Ich habe bereits die beiden Auftaktbände von Gerda Raidt und Daniela Kulot sehr gerne gelesen. Und da auch Anke Kuhls erste autobiografische Graphic Novel „Manno!“ ein echtes Highlight für mich war, konnte ich ihren neuen Kindercomic kaum erwarten. Mit diesem knüpft sie an „Manno!“ an und wie nicht anders zu erwarten war, überzeugt sie mal wieder auf ganzer Linie.

Erneut lässt Anke Kuhl eine Episode aus ihrer Kindheit mit ihrem unverwechselbaren Strich wieder aufleben. Dieses Mal entführt uns die deutsche Illustratorin in das Jahr 1983. Auf ihre typisch charmante Weise erzählt sie in einem Wechsel aus kurzen Fließtexten und Comicsequenzen von ihren Reiterferien im Odenwald und balanciert dabei gekonnt zwischen Heiterkeit und Ernsthaftigkeit. Das Buch fängt wunderbar die kindliche Unbeschwertheit ein, ohne die harte Realität auszublenden. Neben wilden Ausritten in der idyllischen Natur, süßen Tieren, ausgelassenen Kicheranfällen und leckerer Wurstsuppe liest man hier auch von einem toten Ferkel, lauten Militär-Tieffliegern, Probealarm-Samstagen und Kriegsgefahr. Trotz der unterschwelligen Bedrohung des Kalten Krieges und den Ängsten der Mädchen ist das Buch zu keiner Zeit bedrückend oder belastend. Anke Kuhl beschreibt das Ganze mit sehr Feingefühl. Aus herrlich kindlich-naiver Erzählperspektive wird hier gezeigt, dass Freud und Leid nah beieinander liegen können. Und obwohl früher vieles anders war als heute sind die kindlichen Bedürfnisse nach Abenteuern und Geborgenheit, gemeinsamen Erlebnissen und neuen Erfahrungen immer noch die gleichen. 

Auch wenn das Cover eine typische Pferdegeschichte vermuten lässt, richtet sich dieses Buch definitiv nicht nur an junge Pferdemädchen. Es ist für alle ab 7 Jahren lesenswert. Für Kinder im Grundschulalter bietet es einen sanften Einstieg in die damalige Zeit und regt vielleicht zu tollen generationenübergreifenden Gesprächen an. Erwachsenen wiederum beschert es einen Nostalgie-Trip in die eigene Kind- und Jugendzeit.

Auch optisch begeistert dieser Band vom ersten Moment an. Anke Kuhls bunte Illustrationen sind gewohnt ausdrucksstark, liebevoll-augenzwinkernd und unvergleichlich-treffend. Sie fangen die Atmosphäre der damaligen Epoche sowie die Gefühlswelt der Figuren perfekt ein und sorgen für eine herbstliche Wohlfühlstimmung. 

Fazit: „Pferde, Tränen, Lachanfälle. Unsere Woche im Ostertal“ ist eine einzigartige Zeitreise in die 80er Jahre, die Jung und Alt gleichermaßen begeistert. Ein warmherziger und fröhlich-ernster Kindercomic für alle ab 7 Jahren zum Schmunzeln, Nachdenken und Erinnern. Wunderschön erzählt und illustriert. Ich kann die neue Graphic Novel von Anke Kuhl nur empfehlen, ich finde sie großartig! Von mir gibt es sehr gerne 5 von 5 Sternen. 

 





Vielen lieben Dank an den Klett Kinderbuch Verlag für das Rezensionsexemplar!

 

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