Freitag, 12. Januar 2018

[Rezension] Im Jahr des Affen von Que Du Luu

Hardcover
288 Seiten
ISBN: 978-3-551-56019-3
Ab 14 Jahren
Erschienen: 18.03.2016

Klappentext:

Mini ist eine Banane: außen gelb und innen weiß. Ihr Vater hingegen bleibt durch und durch gelb: Er spricht nur gebrochen Deutsch und betreibt ein Chinarestaurant. Als ihr Vater ins Krankenhaus kommt, muss Mini im Restaurant schuften, sich mit dem trotzigen Koch streiten – und sie kann Bela nicht wiedertreffen, bei dem sie so viel Ruhe gefunden hat. Dann reist auch noch Onkel Wu an. Der traditionsbewusste Chinese holt die Vergangenheit wieder hoch: das frühere Leben, die gefährliche Flucht als Boatpeople aus Vietnam. Poetisch, klug, unterhaltsam: Der ungewöhnliche Roman erzählt von der Tragik des Andersseins, der Suche nach Heimat – und der Suche nach Glück.


Rezension:


Dieses Buch aus dem Königskinder Verlag hatte mich auf den ersten Blick nicht so angesprochen. Da ich nun aber schon so viele schöne Bücher aus diesem wundervollen Verlag gelesen habe, wollte ich „Im Jahr des Affen“ sehr gerne eine Chance geben. Es sollte dann auch mein erstes Königskind sein, welches in Deutschland spielt, daher war ich, als ich das Buch in den Händen hielt, doch schon sehr gespannt auf Minis Geschichte.

Die sechzehnjährige Mini lebt mit ihrem Vater in Herford und das von klein auf. Obwohl sie ursprünglich aus dem Vietnam stammt, fühlt sie sich mehr Deutsch als Chinesisch. Daher bezeichnet ihr Onkel sie auch als eine Banane: außen gelb, innen weiß. Minis Vater betreibt ein Chinarestaurant, welches ihm ziemlich viel Kraft kostet. Schließlich kommt es sogar zu einem Herzinfarkt und Minis Vater muss ins Krankenhaus eingeliefert werden. Nun muss sich Mini mehr um das Restaurant kümmern, was sie nicht unbedingt freut. Mit dem Koch Bao versteht sie sich nicht allzu gut und sich mit den Angestellten zu verständigen ist für Mini auch nicht immer einfach, da sie die chinesische Sprache nicht perfekt beherrscht. Als hätte Mini nicht schon Grund genug zum Ärgern, reist auch noch ihr Onkel Wu aus Australien an. Dieser ist sehr traditionsbewusst und sagt stets, was er denkt. Mit ihm stolpert dann auch noch etwas anderes in Minis Leben: Ihre Vergangenheit und die Flucht aus dem Vietnam, an welche sie selbst keine Erinnerung mehr hat. Diese Sommerferien werden so einige Veränderungen mit sich bringen. Ob es Mini mit diesen wohl gelingen wird, endlich zu sich selbst zu finden?

Bei diesem Buch habe ich etwas gebraucht, um reinzukommen. Das lag zum einen an den etwas gewöhnungsbedürftigen Schreibstil, als auch an der Protagonistin, mit welcher ich nicht sofort warm geworden bin.

Sobald ich aber in Minis Welt angekommen war, ließ sich das Buch wirklich gut lesen und es hat mir sehr schöne Lesestunden beschert.
Schauplatz ist die deutsche Stadt Herford im Jahr 1989. Dass das Buch zu dieser Zeit spielt, wird erst recht spät im Buch erwähnt, aber man kann sich schon ziemlich am Anfang denken, dass die Geschichte nicht in der heutigen Zeit spielen kann. Zum einen, weil noch mit Mark bezahlt wird, und zum anderen - dies ist mir ja sofort aufgefallen - weil in der Disco, die Mini mit ihren Freundinnen zu Beginn des Buches besucht, nur alte Hits gespielt werden.

Mir hat das Setting richtig gut gefallen. Nicht nur die Beschreibungen von Herford, auch das Chinarestaurant und Minis Zuhause werden sehr anschaulich und detailreich beschrieben, sodass ich mir von allem ein sehr genaues Bild machen konnte.

Auch die Themen, die in dem Buch aufgegriffen werden, fand ich sehr gut. Mini klärt uns über viele chinesische Bräuche auf und da ich mich in diesem Bereich so gut wie gar nicht auskenne, habe ich diese Stellen als richtig interessant empfunden. Eine Sache ist ja sofort in meinem Kopf hängengeblieben, zum einen, weil es öfter im Buch vorkam und zum anderen, weil ich mich sehr darüber amüsiert habe: Minis Vater begrüßt seine Tochter nicht, wie es für uns Deutsche normal ist, mit einem „Guten Morgen“ oder einem „Wie geht`s dir?“ sondern mit der Frage: „Hast du schon Reis gegessen?“ Dies ist für Chinesen wohl eine übliche Begrüßung, was ich vorher gar nicht wusste. Ich habe darüber ja immer wieder sehr schmunzeln müssen.

Ein wichtiges Thema in dem Buch sind Minis Gedanken über ihre Herkunft und ihr Gefühl, nicht so recht zu wissen, wer sie denn nun ist. Sie sieht aus wie eine Chinesin, fühlt sich aber, da sie von klein auf in Deutschland aufgewachsen ist, wie eine Deutsche. Ihr innerer Konflikt wird in diesem Sommer dann auch noch verstärkt, als ihr Onkel Wu zu Besuch kommt. Dieser ist ein sehr traditionsbewusster Chinese und urteilt meist recht negativ über die Deutschen. Seine Äußerungen tragen nicht wirklich dazu bei, dass Mini zu sich selbst findet. Allerdings ist Mini sehr selbstbewusst, hinterfragt vieles und nimmt nicht einfach alles als gegeben hin. Das Auftauchen ihres Onkels bewirkt, dass sie sehr viel über sich selbst, ihre Vergangenheit und Herkunft nachdenkt. Ihr innerer Konflikt wird wirklich sehr gut von der Autorin beschrieben. Im Nachwort wird dann auch deutlich, dass Que Du Luu selbst ähnliches wie Mini durchgemacht hat, sodass viele ihrer Erlebnisse sicherlich in dieses Buch mit eingeflossen sind.

Im Jahr des Affen“ ist ein sehr tiefgründiges und gefühlvolles Buch. Die Autorin hat lauter wichtige Themen in eine wirklich schöne Geschichte eingebaut und sehr liebenswerte Charaktere erschaffen. Dieses Buch verdient es, ein Königskind genannt zu werden, da es auf jeden Fall ein besonders Buch ist. Allerdings ist es in meinen Augen nicht ganz so perfekt wie so viele andere Werke aus diesem Verlag.
Ein paar Dinge haben mich leider ein wenig beim Lesen gestört. Ich empfand Mini zwar als sehr sympathisch, nur war sie für mich kein Charakter, den ich in mein Herz geschlossen habe, wie es eigentlich meistens bei den Protagonisten der Königskinder Bücher der Fall ist. Ich kann noch nicht einmal genau sagen, was mich denn nun an Mini gestört hat.
Auch nicht ganz so gelungen fand die Liebesgeschichte, die nebenbei mit eingebaut wurde. Mini verliebt sich in der Disco in den Jungen Bela und muss seitdem immer wieder an ihn denken. Für ihr Alter ist es natürlich normal, dass sie sich verliebt, nur hat dies einfach für mich nicht so richtig zum Rest der Geschichte gepasst.

Trotz dieser kleinen Kritikpunkte hatte ich aber sehr viel Spaß beim Lesen und bin auch richtig begeistert von dem Buch. Empfehlen kann ich es definitiv, „Im Jahr des Affen“ ist ein besonderes Buch und obwohl die Handlung eher ruhig ist, fesselt sie einen dennoch und stimmt einen auch sehr nachdenklich.


Fazit: Tiefgründig, liebenswert und richtig interessant. „Im Jahr des Affen“ ist ein ganz besonderes Buch, bei welchem ich zwar ein wenig gebraucht habe, um reinzukommen, welches mir dann aber sehr schöne Lesestunden bereitet hat. Das Buch behandelt wichtige Themen wie Flucht, das Aufeinandertreffen verschiedener Kulturen, Vorurteile und das Finden zu sich selbst. Für mich zählt das Buch nicht zu den besten Königskindern, es ist aber dennoch mehr als lesenswert und sehr zu empfehlen! Von mit gibt es 4 von 5 Sternen!






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