Samstag, 26. November 2022

[Rezension] Im Schatten des Fuchsmondes von Antje Babendererde

Hardcover
Ab 14 Jahren
400 Seiten
ISBN: 978-3-401-60541-8
Erschienen: 14.10.2022

Klappentext:

Dieses Jahr ist für Lia auf dem Landsitz ihrer Familie nichts mehr, wie es einmal war - wegen Finn, dem Neffen des Wildhüters. Lia kann sich seiner geheimnisvollen Art nicht entziehen. Obwohl er sie mit seinen spöttischen Sprüchen herausfordert, verliebt sie sich Hals über Kopf in ihn.
Als Finn ihre Gefühle erwidert, scheint Lias Sommer perfekt. Doch wer ist dieser Junge wirklich, der mit einem wilden Fuchs Ball spielt und ihm Gedichte vorliest?
Bald erreichen die Schatten der Vergangenheit die Wildnis von Badfearna. Sie bringen Dinge über Finn ans Licht, die keinen Zweifel lassen: Ein Mädchen wie Lia hat in seinem Leben keinen Platz. Kann man vor der Liebe weglaufen - oder vor sich selbst?

Quelle: Arena Verlag

Rezension:

Antje Babendererde gehört für mich schon seit langem zu den Autor*innen, von denen ich mir jedes neue Werk blind zulege. Ich liebe ihre Bücher einfach, mich hat es bisher noch kein Buch aus ihrer Feder enttäuschen können. Auf ihren neuen Jugendschmöker „Im Schatten des Fuchsmondes“ habe ich mich daher tierisch gefreut!

Die 16-jährige Lia und ihre jüngere Schwester Kelsie verbringen ihre Ferien auf Badfearna, dem Landsitz ihrer Familie, welches inmitten der schottischen Highlands liegt. Während sich die Begeisterung von Kelsie ziemlich in Grenzen hält, freut sich Lia riesig auf den Sommer in Schottland. Sie liebt die raue Landschaft dieses Landes und die Tiere, die dort leben und verbringt immer so viel Zeit wie möglich draußen in der Natur. Auch auf ihr Wiedersehen mit Struan, dem Sohn des Verwalters und ihr langjähriger Schwarm, freut sie sich sehr. Doch dann begegnet sie dem mysteriösen Finn, der in der Nähe des Landguts herumstreift und einen zahmen Fuchs zum Freund hat. Wer ist dieser Junge? Und wieso fühlt sie sich nur so zu ihm hingezogen, obwohl er sich ihr gegenüber so unverschämt verhält? Ehe Lia es sich versieht, hat sie sich Hals über Kopf in Finn verliebt. Dieser trägt jedoch ein dunkles Geheimnis mit sich herum und es dauert nicht lange und die Schatten seiner Vergangenheit beginnen ihn einzuholen...

Nachdem uns Antje Babendererde bereits in „Der Sommer der blauen Wünsche“ nach Schottland entführt hat, lässt uns die preisgekrönte deutsche Autorin in „Im Schatten des Fuchsmondes“ nun also erneut in die schottischen Highlands eintauchen und beschert uns einen vielschichtigen Jugendroman mit atemberaubender Kulisse und einer gelungenen Mischung aus unterhaltsam, tiefgründig, lehrreich und romantisch. Mit ihrem ersten (unabhängig lesbaren) Schottland-Schmöker hat mir Antje Babendererde im vergangenen Jahr einen meiner schönsten buchigen Schottland-Aufenthalte geschenkt und wie ich es mir schon gedacht habe, hat sie es auch dieses Mal geschafft mir dieses Land so richtig schmackhaft zu machen und mich von der ersten bis zur letzten Seite zu verzaubern.

Ich hatte einen mühelosen Einstieg in die Geschichte. Bereits der geheimnisvolle Prolog hat mich völlig in seinen Bann ziehen können und da sich Antje Babenerderdes wundervoller Schreibstil wie sonst auch locker-leicht für mich hat lesen lassen, kam für mich von Anfang an ein angenehmer und fesselnder Lesefluss zustande.

Auch mit der Erzählweise hat das Buch bei mir punkten können. Der größte Teil wird aus der Sicht von Lia in der Ich-Perspektive geschildert, es gibt aber auch einige Passagen, in denen Finn als personaler Erzähler zu Wort kommt. In meinen Augen sind die Perspektivwechsel hier ideal gewählt, da sie eine tolle Abwechslung miteinbringen und wir von beiden Hauptfiguren ein gutes Bild erhalten.

Ich mochte sowohl Lia als auch Finn unheimlich gerne. Lia war mir mit ihrer freundlichen und naturverbundenen Art auf Anhieb sympathisch. Ihr Denken und Handeln habe ich zwar nicht immer so ganz nachvollziehen können, aber ich habe mich trotz allem gut in sie hineinversetzen können und im Verlauf des Buches fest in mein Herz geschlossen. Auch der Zugang zu Finn ist mir ohne Probleme geglückt. Tatsächlich habe ich mich ihm beim Lesen sogar etwas näher gefühlt als Lia, obwohl seine Erzählungen nicht in der Ich-Form geschrieben sind und er ein recht verschlossener Typ ist und sich zunächst ziemlich mysteriös gibt.

Die Liebesgeschichte der beiden hat mir ebenfalls überaus gut gefallen. Sie ist gefühlvoll und zart und entwickelt sich vollkommen glaubhaft, mich hat sie sehr berührt.

Was das Setting anbelangt, könnte ich hier nun endlos ins Schwärmen geraten. Antje Babendererde verwöhnt uns auch diesmal gleich zu Beginn mit herrlich atmosphärischen Beschreibungen von Schottlands malerischer Natur und Landschaft, sodass man alles bildlich vor Augen hat und sich spielend leicht in dieses faszinierende Land träumen kann. Also ich finde, man merkt wieder sehr, dass die Autorin selbst vor Ort war um eigene Erfahrungen und Eindrücke zu sammeln. Wie ich es von ihr gewohnt bin, hat sie auch für diesen Roman umfangreich recherchiert und versorgt uns mit einer Menge Wissenswertem über geschichtliche Ereignisse, Sagen, Bräuche, Naturschutz und die Wildhüterei. Auch auf die aktuelle Lage geht Antje Babendererde ein wie auf die wirtschaftlichen Auswirkungen von Corona und dem Brexit. Ich könnte mir vorstellen, dass einige vielleicht nicht so begeistert davon sein werden, dass die Pandemie eine Rolle spielt. Wir haben schließlich schon im Alltag so viel damit zu tun, da brauchen manche vermutlich einfach Bücher, mit denen sie dem allen für eine Weile entfliehen können. Ich jedenfalls habe es als überhaupt nicht belastend empfunden.

Was mir dafür aber sehr nahegegangen ist, ist Finns Vergangenheit, die erst Richtung Schluss vollständig ans Licht kommt. Aus Spoilergründen werde ich nun nicht näher ins Detail gehen, nur so viel noch: Die Geschichte befasst sich mit einem ziemlich schwierigen und wichtigen Thema. Wer auf bestimmte Themen sensibel reagiert, sollte sich vielleicht besser die Triggerwarnung hinten im Buch durchlesen. Ich habe sie mir nicht vorher angeschaut und obwohl ich mir irgendwann meinen Teil gedacht habe, hat mich die ernste Wende zum Ende hin doch etwas unerwartet und heftig getroffen. Trotz allem war „Im Schatten des Fuchsmondes“ aber eine echte Wohlfühllektüre für mich. Antje Babendererde behandelt das Ganze mit viel Feingefühl, sodass die Stimmung an keiner Stelle zu bedrückend und schwer wird.

Auch sonst hat mich das Buch handlungstechnisch überzeugen können. Im Mittelteil hat es mir teilweise zwar ein klein wenig an Spannung gefehlt, aber gestört hat mich das nicht. Mich haben die Geschehnisse dennoch durchweg packen und fesseln können, sodass ich das Buch kaum mehr aus der Hand legen konnte und es innerhalb kurzer Zeit verschlungen habe.

Fazit: Auf das neue Jugendbuch von Antje Babendererde habe ich eindeutig zurecht so sehr gefreut: Für mich war auch ihr zweiter Schottland-Roman ein richtiges Lesehighlight. „Im Schatten des Fuchsmondes“ ist eine wunderschöne emotionale Liebesgeschichte mit traumhaften Setting, authentischen Charakteren und Tiefgang, großartig erzählt und gewürzt mit vielen interessanten Informationen über die schottische Kultur, Wirtschaft, Tiere und Natur. Ich kann das Buch nur wärmstens empfehlen, sowohl Jugendlichen ab 14 Jahren als auch erwachsenen Leser*innen. Von mir gibt es 5 von 5 Sternen!









Vielen lieben Dank an den Arena Verlag für das Rezensionsexemplar!

 

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