Freitag, 11. November 2022

[Rezension] Winter auf Solupp von Annika Scheffel

Hardcover
 
Ab 10 Jahren
304 Seiten
ISBN: 978-3-522-18609-4
Erschienen: 22.10.2022

Klappentext:

Der Winter auf Solupp ist wunderbar, findet Ema: das wild schäumende Meer, die sternschweren Dunkelstunden und das Versprechen von Schnee, das in der Luft liegt. Aber das Rätsel um ihre Herkunft lässt sie einfach nicht los. Nur gut, dass Emas Freundin Mari und ihre Geschwister nach Solupp zurückkehren. Zusammen mit Joon setzen Mari, Kurt und Bela alles daran, Ema bei ihrer Spurensuche zu helfen. Dabei tauchen sie einmal mehr und noch tiefer in die Geheimnisse der Insel ein. Die Rückkehr nach Solupp beschert allen Leser*innen ein klirrend kaltes Inselglück.

Quelle: Thienemann-Esslinger Verlag

Rezension:

Was war meine Freude groß als ich hörte, dass diesen Herbst eine Fortsetzung von „Sommer auf Solupp“ erscheinen wird. Mit dem ersten Band hat mir Annika Scheffel im letztem Jahr ein echtes Highlight geschenkt. Meiner Rückkehr nach Solupp habe ich daher ganz sehnsüchtig entgegen gefiebert.

Der Sommerurlaub der Familie Fröhlich auf der winzig kleinen Insel Solupp liegt nun fast schon ein halbes Jahr zurück – eine viel zu lange Zeit, finden die 12-jährige Mari und ihre Geschwister Kurt und Bela. Die drei wünschen sich gerade nichts mehr, als endlich nach Solupp zurückzukehren und ihre Freunde Ema und Joon wiederzusehen. Gemeinsam gelingt es ihnen schließlich, ihre Eltern davon zu überzeugen, Solupp während des Winters einen erneuten Besuch abzustatten. Mari, Kurt und Bela freuen sich riesig und möchten am liebsten gar nicht mehr von der Insel weg. Auch Joon und Ema, die ihre neuen Freunde ebenfalls sehr vermisst haben, sind begeistert. Emas große Freude wird jedoch von Jolkas niedergeschlagener Stimmung etwas getrübt und auch das große Rätsel um ihre Herkunft lässt sie einfach nicht los. Als ihnen die alte Oona von der Geschichte der Wechselnachtwünsche erzählt, sind die Kinder direkt Feuer und Flamme. Angeblich werden ihre Wünsche an Silvester wahr, wenn es ihnen vorher gelingt, die sieben unlösbaren Aufgaben zu lösen. Die drei Geschwister, Ema und Joon setzen sofort alles daran, die Aufgaben rechtzeitig zu erfüllen. Ein neues Abenteuer und eine spannende Spurensuche beginnt…

Nachdem uns Annika Scheffel im ersten Teil während des Sommers nach Solupp mitgenommen hat, schickt sie uns diesmal in der kalten Jahreszeit auf die kleine abgelegene Insel und beschert uns ein zauberhaftes stimmungsvolles Winterabenteuer. Anders jedoch als von mir erwartet, spielt die Geschichte nicht in der Adventszeit sondern kurz danach, was mich im ersten Moment ein wenig überrascht hat. Keine Ahnung, irgendwie war ich automatisch davon ausgegangen, dass es sich bei dem Buch um einen Weihnachtsband handelt. Dass dem nun nicht so war, fand ich aber überhaupt nicht schlimm. Für die volle Sternenzahl hat es mir letztendlich zwar dennoch nicht gereicht, aber ich hatte insgesamt jede Menge Spaß beim Lesen und kann auch den zweiten Band nur wärmstens empfehlen. Man sollte jedoch besser den Vorgänger kennen, ehe man zur Fortsetzung greift. Da es nur recht wenige Rückblicke zu den Erlebnissen im Sommer gibt, wäre es definitiv sinnvoller, die korrekte chronologische Reihenfolge der Bände einzuhalten.

Obwohl es bei mir nun schon wieder ein kleines Weilchen her ist, dass ich „Sommer auf Solupp“ gelesen habe, habe ich ohne Probleme in die Handlung hineingefunden. Der Schreibstil von Annika Scheffel sagte mir wieder direkt zu. Er ist flüssig und bildhaft und absolut passend für die Zielgruppe, sprich Leser*innen ab 10 Jahren.

Auch mit der authentischen Erzählweise hat die Geschichte bei mir punkten können. Während uns im ersten Band Mari von den Geschehnissen berichtet hat, schlüpft dieses Mal Ema in die Rolle der Hauptprotagonistin und schildert uns alles in der dritten Person.

Ema war mir mit ihrer aufgeweckten und liebenswerten Art erneut auf Anhieb sympathisch. Sie ist so eine Figur, die man einfach sofort gernhaben muss und da ihre Empfindungen und Gedanken anschaulich und glaubhaft dargestellt werden, kann man sich als Leser*in mühelos in sie hineinzuversetzen. Bei mir zumindest war es so. Ich habe Ema in diesem Band nur noch mehr in mein Herz geschlossen und ihr Fühlen, Denken und Handeln jederzeit nachvollziehen können. So hatte ich vollstes Verständnis dafür, dass sie sich Sorgen um Jolka macht, die immer bedrückter und schwermütiger wirkt, und auch ihren großen Wunsch, mehr über ihre rätselhafte Vergangenheit zu erfahren, habe ich nur zu gut nachempfinden können.

Wie bereits der erste Band, so vermittelt auch der zweite viele wichtige Werte und teils ernste Themen wie Freundschaft, Familie, Liebe, Zusammenhalt, die Suche nach der eigenen Herkunft, Depression und Queerness. In meinen Augen hat die Autorin die Balance zwischen heiterer unbeschwerter Leichtigkeit und Schwere abermals gekonnt gemeistert. Die Geschichte lädt von Beginn an zum Wohlfühlen und Versinken ein und unterhält und reißt mit, zugleich bewegt sie aber auch und stimmt nachdenklich.

Besonders gut gefallen hat mir, wie die innige Freundschaft zwischen den drei Fröhlich-Geschwistern, Ema und Joon veranschaulicht wird. Zu sehen, wie gern sich die Kinder haben und wie fest sie zusammenhalten, hat mir richtig das Herz erwärmt. Sehr gerührt hat mich auch die Beziehung zwischen Kurt und Joon, deren Gefühle füreinander eindeutig mehr als nur freundschaftliche sind.

Mit den Charakteren hat mich Annika Scheffel auch in diesem Band gänzlich überzeugen können. Mich hat es total gefreut auf lauter liebgewonnene Gesichter wiederzutreffen und endlich wieder mit Zeit mit ihnen zu verbringen. Mari, Kurt, der kleine süße Bela, die Eltern der drei Geschwister, Jolka, Joon – alle sind sie erneut mit von der Partie und sorgen mit ihren unterschiedlichen Eigenschaften und Besonderheiten für lauter schöne Lesemomente.

Zum Setting kann ich mich ebenfalls nur begeistert äußern. Die Kulisse wird einfach wieder großartig beschrieben. Man hat die eisige salzige Meeresluft und den Geruch des Winters förmlich in der Nase und meint die klirrende Kälte selbst spüren zu können. Annika Scheffel hat zweifellos ein echtes Händchen dafür, uns Leser*innen mit ihren bildlichen Beschreibungen ein wahres Kopfkino zu bescheren, sodass man sich spielend leicht nach Solupp träumen kann. Die große Sehnsucht von Familie Fröhlich nach dieser Insel kann ich wirklich nur zu gut verstehen – ich würde am liebsten auch mal Urlaub an diesem idyllischen Ort machen.

Handlungstechnisch hat mich das Buch leider nichts vollends zufriedenstellen können. Obwohl ich die Erzählung an keiner Stelle als langweilig empfunden habe und ständig etwas neues Aufregendes passiert, hat mich dieser Band irgendwie nicht so packen und verzaubern können wie der vorherige. Keine Ahnung woran es gelegen hat, denn es geht wirklich durchweg ereignisreich zu. Der Versuch der Kinder, alle sieben Aufgaben rechtzeitig zu lösen, damit ihre Wünsche in der Silvesternacht in Erfüllung gehen, lässt einen ordentlich mitfiebern und auch Ems geheimnisvolle Vergangenheit sorgt für Spannung. Irgendwie wollte bei mir der letzte Funke trotzdem nicht überspringen. Vielleicht waren meine Erwartungen einfach ein wenig zu hoch – den ersten Band habe ich schließlich richtig geliebt. Aber wie gesagt, ich habe dennoch eine tolle Zeit mit dem Buch verbracht und werde die Reihe auch auf jeden Fall weiterverfolgen. Auf den dritten Band, der voraussichtlich im nächsten Frühjahr erscheinen und im Frühling spielen wird, freue ich mich schon sehr.

Fazit: Eine wunderbare Abenteuer- und Freundschaftsgeschichte voller winterlichem Inselzauber, Geheimnisse und Überraschungen. Warmherzig und atmosphärisch erzählt.

Annika Scheffel ist mit „Winter auf Solupp“ ein richtig schöner Folgeband geglückt, der wie der Vorgänger ein echtes Wohlfühlbuch ist und eine gelungene Mischung aus spannend, unterhaltsam und tiefgründig enthält. Ob Jung oder Alt – ich kann das Buch nur empfehlen. Es entführt uns Leser*innen an einen ganz besonderen Ort und ist einfach die perfekte Lektüre für gemütliche kalte Wintertage. Von mir gibt es sehr gute 4 von 5 Sternen!
 
 
 




Vielen lieben Dank an den Thienemann-Esslinger Verlag für das Rezensionsexemplar!
 

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