Dienstag, 23. November 2021

[Rezension] Watched. Du sollst (nicht) lügen von Chris Kaspar

Paperback
 
Ab 14 Jahren
338 Seiten
ISBN: 978-3-96976-013-0
Erschienen: 08.10.2021

Klappentext:

Rena ist schuld am Tod ihres Freundes Joe. Niemand möchte mehr etwas mit ihr zu tun haben. Niemand außer dem Unbekannten, der ihr über WhatsApp seltsame Aufgaben schickt. Jede hat etwas mit einer Todsünde zu tun. Wenn sie diese nicht erfüllt, wird einer ihrer Liebsten dafür büßen. Rena bleibt keine andere Wahl, sie muss gehorchen. Doch das Sündenspiel wird immer grausamer und für Rena gibt es kein Entkommen. Wer steckt hinter den Nachrichten? Wie hängt das Ganze mit Joes Tod zusammen? Und vor allem: Wie kann sie das teuflische Spiel beenden?

Quelle: Verlagsgruppe Oetinger

Rezension:

Zu Jugendthrillern greife ich immer wahnsinnig gerne – meine Neugierde war daher augenblicklich geweckt, als ich das erste Mal von „Watched“ hörte. Da mich Cover und Klappentext direkt ansprachen, stand für mich sofort fest, dass ich das Buch lesen muss.

Rena trägt die Schuld an dem Tod ihres Freundes Joe. Alle sind davon überzeugt, auch sie selbst. Überall stößt sie nun auf Abneigung und Hass, niemand möchte mehr etwas mit ihr zu tun haben. Niemand außer dem Unbekannten. Rena entdeckt mehrere Wochen nach Joes Tod in dem Fach unter ihrem Schultisch ein Handy, über welches dieser mysteriöse Fremde mit ihr in Kontakt tritt. Unter dem Namen Lucifer beginnt er ihr WhatsApp-Nachrichten zu schreiben und seltsame Aufgaben zu stellen – Aufgaben, die etwas mit den sieben Todsünden zu tun haben. Rena hat keine Wahl, sie muss gehorchen. Weigert sie sich bei diesem teuflischen Sündenspiel mitzumachen, wird nicht nur sie selbst dafür büßen müssen. Sehr schnell wird deutlich, dass der Nachrichtenschreiber vor nichts zurückschreckt. Wie weit wird er gehen? Wer steckt hinter diesem Lucifer? Und wie kann Rena dieses grausame Spiel nur beenden? Gibt es überhaupt ein Entkommen?

Dies war mal wieder so ein Buch, in das ich vor dem Einschlafen nur mal kurz reinlesen wollte, welches mich dann aber vom ersten Moment an so dermaßen gepackt hat, dass aus den geplanten wenigen Seiten letztendlich ziemlich viele wurden. Begeht vielleicht besser nicht denselben Fehler wie ich und startet abends mit „Watched“. Es könnte sehr gut sein, dass es euch genauso ergehen wird wie mir und ihr um den Schlaf gebracht werdet, weil ihr einfach nicht mehr aufhören könnt mit dem Lesen.

Chris Kaspar hat mit ihrem Debüt einen extrem packenden Jugendthriller aufs Papier gebracht, bei dem man gar nicht anders kann als ihn zu verschlingen. Die Handlung kann von Beginn an mit einer hohen Spannung aufwarten und wird auf eine überaus rasante und abwechslungsreiche Weise erzählt. Man fliegt beim Lesen wirklich nur so durch die Seiten und wird von Geschehnissen durchweg in Atem gehalten. Bei mir zumindest war es so. Ich habe das Buch kaum mehr aus der Hand legen können und innerhalb kurzer Zeit beendet.

Der Einstieg in Geschichte ist mir mühelos geglückt. Von dem mitreißenden Schreibstil der Autorin war ich sofort ganz angetan, für mich hat er sich angenehm flüssig lesen lassen, und unsere Hauptprotagonistin Rena, deren Kapitel in der Ich-Form geschrieben sind, gefiel mir auf Anhieb.

Aus Renas Sicht erfahren wir den größten Teil der Handlung und da man dank der gewählten Erzählform stets hautnah dran ist an ihren Empfindungen und Gedanken, fühlt, fiebert und zittert man richtig mit ihr mit. Als eine große Sympathieträgerin würde ich sie allerdings nicht bezeichnen. Es wird schnell deutlich, dass sie vor Joes Tod äußerst berechnend und durchtrieben war. Der schlimme Vorfall hat zwar eine positive Wandlung in ihr hervorgerufen, aber faustdick hinter den Ohren hat es Rena nach wie vor. Mir persönlich hat aber gerade das so gut an ihr gefallen. Ich fand Renas Charakter besonders interessant, sie ist einfach so echt und greifbar und obwohl sie nicht die Liebenswürdigkeit in Person ist, habe ich sie sehr schnell in mein Herz geschlossen.

Neben Rena bekommen wir es noch mit zwei weiteren Ich-Erzählern zu tun; insgesamt wird die Story also aus drei verschiedenen Perspektiven geschildert, was ich großartig fand. Wer meinen Lesegeschmack kennt, wird wissen, dass ich Sichtwechsel in Büchern sehr gerne mag. Für „Watched“ ist diese Erzählform zudem auch einfach nur die perfekte Wahl. Ich fand es total spannend und faszinierend, dass wir auch Einblicke in die Gedanken von Lucifer, also den Macher des Sündenspiels, erhalten. Auch der rege Textnachrichtenaustausch zwischen Lucifer und Rena konnte komplett bei mir punkten. Die vielen WhatsApp-Messages verstärken den Lesesog der Handlung nur noch und lockern den Text zudem wunderbar auf.

Die Passagen, die aus Joes Blickwinkel geschrieben sind, habe ich dagegen als ein bisschen seltsam empfunden, muss ich gestehen. Aber irgendwie hatten seine Kapitel auch was. Die Idee, einen Toten zu Wort kommen zu lassen, ist auf jeden Fall sehr originell und außergewöhnlich.

Zu den ganzen Charakteren, die wir im Verlauf der Geschichte kennenlernen dürfen, kann ich mich nur positiv äußern. Sie wurden allesamt authentisch und facettenreich ausgearbeitet und bei vielen weiß man bis zum Schluss nicht, woran genau man bei ihnen ist, sodass man ständig jemand neues als Täter verdächtigt. Also ich hatte bis zur Enthüllung keinen Plan wer nur hinter diesem mysteriösen Lucifer stecken könnte. Ich habe beim Lesen eine Theorie nach der nächsten aufgestellt und wieder verworfen und der Auflösung ganz gebannt entgegen gefiebert.

Chris Kaspar hat die Story zweifellos hervorragend durchdacht und mit zahlreichen falschen Fährten und unerwarteten Wendungen gespickt, sodass man immerzu am Herumrätseln ist. Und neben dem aufregenden Verwirrspiel kommen dann auch die dramatischen und heftigen Szenen nicht zu kurz. Wer glaubt, dass dieses Buch harmlos ist, da es sich dabei um einen Jugendthriller handelt, hat falsch gedacht. Die Aufgaben des Sündenspiels sind wirklich nicht ohne und das actionreiche Finale kann sich wahrhaft sehen lassen. „Watched“ ist definitiv nicht nur eine empfehlenswerte Lektüre für Jugendliche, Chris Kaspars Erstlingswerk ist auch für Erwachsene vollkommen lesenswert.

Das Ende hat mich dann völlig überrascht, mit diesem habe ich echt nicht gerechnet. Mir hat die Auflösung unheimlich gut gefallen, sie ist unvorhersehbar, stimmig und schlüssig und schließt die Erzählung rundum gelungen ab.

Im Anschluss an die Geschichte kommt man dann noch in den Genuss einer kleinen Leseprobe zu Chris Kaspars zweitem Jugendthriller, der voraussichtlich nächstes Jahr im April erscheinen wird, ebenfalls wieder im MOON NOTES Verlag. Auf „Pride & Pretty“ bin ich schon super gespannt – das Buch werde ich auf jeden Fall bei mir einziehen lassen.

Fazit: Hochspannend und fesselnd bis zum Schluss – ein echter Pageturner mit Sogwirkung.

Chris Kaspar ist mit „Watched. Du sollst (nicht) lügen“ ein beeindruckendes Thriller-Debüt geglückt, mit welchem sie mich absolut begeistern konnte. Jede Menge Spannung, Nervenkitzel und Emotionen, ein perfides Spiel, zahlreiche Unvorhersehbarkeiten, Gänsehautmomente und dunkle Geheimnisse – all das erwartet euch unter anderem hier. Wer gerne Jugendthriller im Stil von Pretty Little Liars oder den Werken von Karen M. McManus liest, sollte sich „Watched“ unbedingt mal genauer ansehen. Ich kann das Buch nur empfehlen und vergebe 5 von 5 Sternen!
 
 
 
 



 
 
 
Vielen lieben Dank an die Autorin Chris Kaspar für das Rezensionsexemplar!

 

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