Übersetzt
von Ina Kronenberger
Illustriert
von Lisa Aisato
208
Seiten
ISBN:
978-3-442-75933-0
Erschienen:
09.11.2021
Klappentext:
Lilja
hat nur eine vage Erinnerung an die Sonne. Sie lebt mit ihrem
Großvater in einer Welt, in der es immer nur regnerisch und trübe
ist. Der Großvater versorgt das Dorf mit Gemüse, doch der Boden ist
so feucht, dass sich kaum etwas anpflanzen lässt. Eines Tages
entdeckt Lilja einen geheimen Pfad in den Wald, in den die Kinder
eigentlich nicht gehen dürfen. Aber Lilja ist nicht wie andere
Kinder, sie schluckt die Furcht herunter und folgt dem Pfad in die
Dunkelheit. Im Inneren des Waldes wartet eine ganz neue Welt auf sie,
und das Abenteuer beginnt: Lilja muss sich ihren größten Ängsten
stellen, findet aber auch Liebe und Freude. Und schließlich auch die
Hoffnung auf einen neuen Frühling. Nach "Die Schneeschwester":
ein neuer Band im großen Jahreszeitenquartett von Maja Lunde und
Lisa Aisato.
Quelle:
btb Verlag
Rezension:
Im
vergangenen Jahr durfte „Die Schneeschwester“ bei mir einziehen,
allerdings wanderte das Buch dann leider zunächst auf meinen
ziemlich hohen SuB (Stapel ungelesener Bücher).
Als
ich nun vor kurzem erfuhr, dass inzwischen der zweite Band des
Jahresquartetts von Maja Lunde und Lisa Aisato erschienen ist, stand
für mich sofort fest, dass ich auch diesen unbedingt haben muss. Ich
liebe einfach die Illustrationen von der Lisa Aisato. Vor „Die
Sonnenwächterin“ wollte ich jedoch erst noch schnell den
Winter-Band lesen, da ich davon ausgegangen bin, dass die Bände
inhaltlich zusammenhängen. Inzwischen weiß aber, dass dem nicht so
ist; die Bücher erzählen völlig voneinander unabhängige
Geschichten. Dank meiner falschen Annahme habe ich die
Schneeschwester diese Woche nun aber endlich von meinem SuB befreien
können, worüber ich so froh bin. Das Buch ist ein echtes
Meisterwerk. Und mit dem zweiten Band hat das Duo nun ein weiteres
Glanzstück herausgebracht.
Auch ohne den Schutzumschlag (rechtes Bild) ist das Buch der reinste Augenschmaus
Lilja
lebt mit ihrem Großvater in einer Welt, in der es jeden Tag kalt,
nass und düster ist. An die Sonne kann sich das Mädchen kaum noch
erinnern, sie scheint schon seit vielen Jahren nicht mehr. Auch wie
es anfühlt, satt zu sein, weiß Lilja nicht mehr. Das wenige Obst
und Gemüse, mit welchem der Großvater das Dorf versorgt, reicht
längst nicht aus um die große Leere in den Bäuchen der Bewohner zu
füllen. Das Leben aller im Dorf wird von ständigem Hunger und jeder
Menge Leid bestimmt, Aussicht auf Besserung gibt es nicht. Als sich
Lilja jedoch eines Tages über das Verbot ihres Großvaters hinweg
setzt und dessen Gewächshaus betritt, wird dies der Beginn einer
großen Veränderung und eines unglaublichen Abenteuers sein. Lilja
wird sich ihren Ängsten stellen und über sich selbst hinauswachsen,
sie wird Liebe und Freundschaft finden und schließlich auch die
Hoffnung auf einen neuen Frühling.
Dem
ersten Absatz meiner Rezension kann man ja schon entnehmen, dass ich
mir von „Die Sonnenwächterin“ nicht zu viel erhofft habe. Ich
muss zwar sagen, dass mir „Die Schneeschwester“ ein
bisschen besser gefallen hat, allerdings lag die Messlatte auch sehr weit oben. Mit dem ersten Jahreszeitenband haben mich Maja
Lunde und Lisa Asiato wirklich absolut begeistern können – mit
diesem komplett mitzuhalten oder ihn sogar noch zu toppen, war also
äußerst schwierig. Ich finde den zweiten Band aber
selbstverständlich auch einfach nur großartig! Ich liebe dieses
Buch und kann jedem, egal ob Jung oder Alt, echt nur nahelegen, es
bei sich einziehen zu lassen. Und wer „Die Schneeschwester“ noch
nicht in seinem Regal stehen hat, sollte das ebenfalls schleunigst
ändern.
Nach
der Weihnachtsgeschichte beschert uns das norwegische Duo mit „Die
Sonnenwächterin“ nun also eine Frühlingserzählung und wie schon
im Vorgänger, so harmonieren Text und Bild auch dieses Mal rundum
perfekt miteinander. Meine Highlights waren ganz klar wieder die
vielen fantastischen Illustrationen von Lisa Aisato – an diesen
habe ich mich gar nicht sattsehen können. Sie sind so
unbeschreiblich schön, berührend und detailverliebt. Sie sind mal
düster und traurig, mal leuchtend bunt und fröhlich und allesamt
stecken sie voller Kraft, Tiefe und Fantasie.
Ich könnte die
zahlreichen stimmungsvollen und ausdrucksstarken Bilder wirklich
stundenlang betrachten und bewundern und mich in sie hineinträumen.
Von
der Geschichte bin ich aber natürlich ebenfalls ganz hin und weg. Ob
der von Trauer und Hoffnungslosigkeit erfüllte Beginn, die
spannenden, ergreifenden, nachdenklichen, schmerzlichen und
lebensfrohen Momente, die magische Atmosphäre, der herzerwärmende
Schluss – mich hat die emotionale Erzählung vollkommen in ihren
Bann ziehen und begeistern können. Sie kann mit jeder Menge
Unvorhersehbarkeiten und Geheimnissen aufwarten und nimmt uns
Leser*innen an die wundersamsten Orte mit, sie schenkt Mut und
Hoffnung und sie vermittelt lauter wertvolle Themen und Botschaften.
„Die
Sonnenwächterin“ handelt von den Wundern der Natur, Umwelt,
Klimawandel und Veränderungen, von Familie, Freundschaft, Liebe und
Mitgefühl, von Mut, Selbstbewusstsein, Trauer, Verlust und dem
Loslassen. Mich hat es ganz fasziniert zu sehen, wie die Autorin all
diese Dinge in eine fantasievolle Geschichte eingebaut hat und mit
der außergewöhnlichen Art und Weise wie sie uns die Themen
näherbringt, hat sie mich ebenfalls zutiefst beeindrucken können.
Auch
zum Schreibstil kann ich mich nur positiv äußern. Er ist bildlich,
mitreißend und flüssig und da die gesamte Handlung aus der Sicht
der jungen Lilja in der Ich-Perspektive erzählt wird, besitzt die
Sprache einen leicht kindlichen Ton.
Mit
Lilja hat die Autorin eine wunderbare Romanheldin ausgearbeitet.
Lilja ist liebenswert, aufgeweckt, mutig und stark, in mein Herz hat
sie sich sofort geschlichen und da ihre Empfindungen und Gedanken
sehr anschaulich und einfühlsam beschrieben werden, habe ich mich
jederzeit mühelos in sie hineinversetzen können.
Ich
habe beim Lesen richtig mit Lilja mitgefiebert, mitgefühlt und
mitgelitten. Vor allem am Anfang, als ihr Leben noch so furchtbar
hoffnungslos und trostlos ist, hatte ich großes Mitleid mit ihr.
Insgesamt ist das Buch schon recht melancholisch, was mich aber
überhaupt nicht gestört hat, im Gegenteil, ich mochte diese dunkle
Grundstimmung unheimlich gerne. Und keine Sorge, zu drückend ist die
Geschichte auch gar nicht. Wie oben bereits erwähnt, enthält sie
auch viele glückliche und mutmachende Augenblicke, sodass man öfters
mit einem breiten Lächeln im Gesicht dasitzt.
Gemeinsam
mit Lilja begibt man sich als Leser*in auf ein unglaubliches
Abenteuer voller Überraschungen, Rätselhaftigkeiten und Gefahren.
Ein finsterer Wald, eine erstaunliche neue Welt, ein fremder Junge
und sein kleiner süßer Hund, viel Regen, aber auch viel Sonne –
all das und noch mehr erwartet euch hier. Was euch die Reise, auf die euch
dieses Buch mitnehmen wird, sonst noch so bescheren wird, werde ich
euch allerdings nicht verraten, das müsst ihr schon selbst
herausfinden.
Bezüglich
der Altersempfehlung gibt der Verlag, soweit ich weiß, keine vor. Da
wir es in beiden Bänden mit Kindern als Hauptprotagonist*innen zu
tun bekommen, könnte man natürlich annehmen, dass es sich bei dem
Jahreszeitenquartett um eine Buchserie für Kinder handelt und ja,
irgendwie kann man die Reihe schon als Kinderbücher bezeichnen,
allerdings nicht nur. Sowohl die Weihnachts- als auch die
Frühlingsgeschichte sind alterlose Lektüren. Sie sind für junge
Leser*innen ab dem Grundschulalter, ältere Kinder, Jugendliche und
Erwachsene gleichermaßen gut geeignet. Man kann die Bücher in
meinen Augen in keine Schublade stecken, sei es hinsichtlich der
Altersangabe oder des genauen Genres. Mit dem Jahreszeitenquartett
haben Maja Lunde und Lisa Asiato einfach etwas Einzigartiges und ganz
Besonderes erschaffen.
Ich
hoffe nun sehr, dass wir auf die weiteren zwei Bände nicht allzu
lange warten müssen. Auf die noch fehlenden Jahreszeitengeschichten,
sprich Sommer und Herbst, freue ich mich schon sehr!
Fazit:
Ein echter Buchschatz, dem man einfach lieben muss.
Das
norwegische Duo Maja Lunde und Lisa Aisato hat mit „Die
Sonnenwächterin“ ein weiteres Kunstwerk herausgebracht, welches
ich jedem, egal ob Jung oder Alt, nur ans Herz legen kann. Die
Geschichte ist so herrlich märchenhaft, atmosphärisch und zeitlos,
sie ist traurig und hoffnungsvoll zugleich und atemberaubend schön
von Lisa Aisato illustriert. Ich bin völlig verzaubert von diesem
Buch und vergebe nur zu gerne 5 von 5 Sternen!
Vielen lieben Dank an den btb Verlag und das Bloggerportal für das Rezensionsexemplar.
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