Klappentext:
Quelle: Carlsen Verlag
Rezension:
Bei dem Kinderroman „Leo und Lucy“ stand für mich sehr schnell fest, dass ich ihn lesen möchte. Der Klappentext sprach mich direkt an und auch das Cover gefiel mir auf den ersten Blick richtig gut. Bei diesem Buch war ich mir wirklich ziemlich sicher, dass es komplett meinen Geschmack treffen wird. Ich ließ es also sehr gerne bei mir einziehen.
Als Leo zu seinem 12. Geburtstag nicht das coole neue Skateboard geschenkt bekommt, das er sich so sehr von seiner Mutter gewünscht hat, ist er am Boden zerstört. Doch dann erfährt er kurz darauf, was man bei dem Vorlesewettbewerb seiner Schule gewinnen kann: Ein XW90 – das Skateboard seiner Träume! Für Leo steht sofort fest, dass er bei dem Wettbewerb mitmachen muss. Das Problem dabei ist nur: Er ist der schlechteste Leser von ganz Köln-Chorweiler. Seine Leseschwäche wird ihn aber nicht von seinem Vorhaben abhalten. Und er ist zudem auch nicht auf sich alleine gestellt: Er hat Lucy an seiner Seite, seine weltbeste Freundin, die in einem Rollstuhl sitzt und auf die er sich immer verlassen kann. Bis zum Wettbewerb müssen allerdings erst noch so einige Abenteuer gemeistert werden – gemeinsam mit Lucys Hund Blumenkohl und dem etwas komischen Cornelius aus ihrer Klasse.
Da „Leo und Lucy“ vor allem Fans der „Rico & Oskar“ - Reihe ans Herz gelegt wird (zu denen ich zweifellos gehöre) und der Klappentext einfach so gut klang, muss ich gestehen, dass ich mir recht viel von dem Buch erhofft habe. Hinzu kamen natürlich die bisherigen Rezensionen, die es inzwischen zu dem Titel gibt und die insgesamt ausgesprochen positiv sind.
Aber zurück zum ersten Band. Ich hatte einen prima Einstieg in die Geschichte. Die Handlung konnte mich von Beginn an in ihren Bann ziehen und begeistern und auch von dem Schreibstil war ich auf Anhieb ganz angetan. Die Sprache ist schön locker-leicht und mitreißend und vollkommen passend für die Zielgruppe. Der Altersempfehlung vonseiten des Verlags schließe ich mich daher auf jeden Fall an. Für geübte Leser*innen ab 10 Jahren bietet sich das Buch ideal zum Selberlesen an und da wir beide Geschlechter in den Hauptrollen vertreten haben, ist es für Mädchen und Jungen gleichermaßen gut geeignet.
Mit Leo und Lucy hat die Autorin zwei großartige Identifikationsfiguren für die Zielgruppe erschaffen. Die beiden sind absolute Sympathieträger und wirken durchgehend völlig lebensecht. Ich habe dieses aufgeweckte Duo sofort in mein Herz geschlossen und obwohl ich einige Jährchen älter bin als sie, habe ich mich jederzeit mühelos in sie hineinversetzen können. Vor allem bei Leo ist mir das hervorragend gelungen. Ihn würde ich als unseren eigentlichen Hauptprotagonisten bezeichnen, da wir die Geschichte ausschließlich aus seiner Sicht in der Ich-Perspektive erfahren und von ihm somit ein besonders genaues Bild erhalten. Seine Empfindungen und Gedanken werden auf eine sehr einfühlsame und authentische Weise dargestellt, sodass es einem wirklich spielend leicht gelingt, sich in ihn hineinzufühlen und sein Innenleben stets nachzuvollziehen.
Ich habe an vielen Stellen richtig mit Leo mitgelitten. Aufgrund seiner Legasthenie hat er es nicht leicht im Leben, allen voran in der Schule bereitet ihm seine Leseschwäche natürlich große Probleme. Trotzdem möchte er unbedingt an dem Vorlesewettbewerb teilnehmen, bei dem man das Skateboard seiner Träume gewinnen kann. Ich habe Leo sehr für seine Entschlossenheit bewundert und so gehofft, dass er den Wettbewerb gewinnen wird. Man wünscht es ihm als Leser*in einfach so sehr, schließlich möchte er das Skateboard nicht nur zu seinem eigenen Nutzen haben. Mit dem Board, das so viel besser ist als sein Schrottteil, malt sich Leo gute Chancen auf einen Sieg bei der Skatermeisterschaft aus und mit dem Preisgeld würde er Lucys größten Wunsch erfüllen: Einen coolen neuen Sportrollstuhl. Und Lucy wiederum möchte unbedingt Leo zu seinem Traum-Skateboard verhelfen.
Neben Leo und Lucy haben mir auch die weiteren vielfältigen Charaktere total gut gefallen. Obwohl manche recht schräg drauf sind, wirken sie dennoch allesamt wie aus dem Leben gegriffen. Keiner von ihnen ist perfekt, auch der herzensgute Leo nicht. Alle haben sie ihre Stärken, Schwächen und Probleme und machen Fehler. Wie das alles dargestellt wird, ist einfach wundervoll, mich konnte dieser Punkt in helle Begeisterung versetzen. Die Erzählung wirkt dadurch so bewundernswert lebensnah. Wir alle treffen in unserem Leben schließlich irgendwann mal falsche Entscheidungen und niemand von uns besitzt nur starke und positive Eigenschaften.
Auch das Setting verleiht der Story enorm viel Authentizität und Echtheit. Schauplatz ist der Kölner Stadtteil Chorweiler, ein ärmeres und recht unsicheres Viertel von Köln. Die Autorin hat in ihrem Buch fraglos keine heile Welt erschaffen, in der alles eitel Sonnenschein ist. Die Handlung wird allerdings niemals zu ernst oder bedrückend, ganz im Gegenteil. Sie regt sehr zum Nachdenken an, das definitiv, gleichzeitig lässt sie einen aber auch so richtig mitfiebern und steckt voller spaßiger Momente und verrückter Ideen. So musste ich beispielsweise ständig breit schmunzeln, wenn ich über den Namen von Lucys Hund gestolpert bin. Seinen Hund Blumenkohl nennen, hach, herrlich.
Zu guter Letzt muss ich unbedingt noch kurz auf die Innengestaltung des Buches eingehen. Julia Christians hat die Erzählung mit vielen tollen schwarz-weiß Illustrationen versehen, die alllesamt vortrefflich zur Geschichte passen und das Leseerlebnis nur noch schöner und unterhaltsamer machen.
Fazit: Warmherzig, turbulent, witzig und tiefgründig. Eine wunderbare Geschichte über Freundschaft, Zusammenhalt, Toleranz und noch so vielem mehr!
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