Montag, 15. November 2021

[Rezension] Ein Mädchen namens Owl von Amy Wilson

Hardcover
 
Übersetzt von Sylke Hachmeister
Ab 10 Jahren
368 Seiten
ISBN: 978-3-96826-008-2
Erschienen: 20.10.2021

Klappentext:

Owl wollte schon immer wissen, wer ihr Vater ist. Aber wenn man eine Mutter hat, die einem nichts darüber erzählen will, und eine beste Freundin mit eigenen Problemen, ist es schwierig, Zeit für Nachforschungen zu finden. Als Owl anfängt, seltsame Frostmuster auf ihrer Haut zu entdecken und Tränen aus Eis zu weinen, gerät ihre Welt aus dem Fugen. Könnten ihre seltsamen neuen Kräfte mit dem Vater zusammenhängen, den sie nie kennengelernt hat? Es stellt sich heraus, dass ihr Vater von übernatürlichen Mächten bedroht wird – auch Owl ist in Gefahr …

Quelle: von Hacht Verlag

Rezension:

Bei „Ein Mädchen namens Owl“ stand für mich sehr schnell fest, dass ich das Buch lesen muss. In das wunderhübsche Cover habe ich mich auf den ersten Blick verliebt und auch der Klappentext sprach mich direkt an. Von der britischen Autorin Amy Wilson hatte ich bisher noch nichts gelesen. „Ein Mädchen namens Owl“ sollte also mein erstes Werk von ihr werden.

Die 13-jährige Owl kann ihren Namen nicht leiden und als wäre es nicht schon schlimm genug, dass ihre Mutter sie nach einem Vogel benannt hat, weigert sie sich auch noch beharrlich ihrer Tochter mehr von ihrem Vater zu erzählen. Owl hat ihren Vater nie kennengelernt und weiß so gut wie nichts über ihn. Wie gerne würde sie mehr über ihn wissen, aber mit einer schweigenden Mutter gestaltet sich das Nachforschungen anstellen äußerst schwierig. Auch von ihrer besten Freundin Mallory kann Owl gerade mit keiner großen Unterstützung rechnen, da diese zurzeit ihren eigenen Problemen beschäftigt ist.

Owls Leben wird völlig auf den Kopf gestellt werden, als sie eines Tages eine merkwürdige Veränderung an sich feststellt. Was hat es mit den Frostmustern auf ihrer Haut und den Eistränen nur auf sich? Owl begibt sich auf die Suche nach Antworten und landet sehr bald in einer magischen Welt. Ein gefährliches Abenteuer beginnt...

Dies war also mein erstes Werk aus der Feder von Amy Wilson und es wird auf jeden Fall nicht mein letztes gewesen sein. Mein Riecher hat mich mal wieder nicht im Stich gelassen – ich bin vollkommen verzaubert von dem Buch. In meinen Augen hat die britische Autorin Amy Wilson mit dem Auftaktband ihrer „Die Abenteuer der Tochter des Windes“ - Trilogie eine wundervolle Fantasygeschichte ab 10 Jahren geschrieben, welche voller winterlichem Zauber, eisiger Magie und Mysterien steckt, mit viel Herz und Fantasie erzählt wird und für die kalte Jahreszeit einfach nur die perfekte Lektüre ist.

Ich hatte einen super Einstieg in die Geschichte. In den Erzählstil habe ich mich sofort verliebt – er ist fesselnd und bildlich, für mich hat er sich wunderbar lesen lassen – und auch die Handlung hat mich vom ersten Moment an in ihren Bann ziehen und begeistern können.

Als Leser*in wird man zunächst in unsere Welt mitgenommen und lernt Owl, unsere 13-jährige Hauptprotagonistin und Ich-Erzählerin, näher kennen. Owl habe ich augenblicklich in mein Herz geschlossen. Sie ist sympathisch, aufgeweckt und klug und bemerkenswert selbstbewusst und mutig. Mit ihr hat die Autorin eine großartige Romanheldin erschaffen, die man als Leser*in einfach sofort gernhaben muss und in die man sich dank der authentischen Darstellungsweise ihrer Empfindungen und Gedanken jederzeit mühelos in sie hineinversetzen kann. Auch ich, als Erwachsene, habe mich spielend leicht in Owl hineinfühlen können. So hatte ich beispielsweise großes Verständnis dafür, dass sie ihren ungewöhnlichen Namen nicht so wirklich leiden kann (ich würde irgendwie auch nicht so gerne Eule heißen) und dass sie unbedingt mehr über ihren Vater wissen möchte, habe ich ebenfalls völlig nachvollziehen können. Leider weigert sich Owls Mutter nur beharrlich mehr über ihn erzählen. Aus welchem Grund bloß? Weshalb möchte sie nicht über ihn sprechen?
Neben dieser Frage gibt es noch viele weitere Rätselhaftigkeiten, auf die man unbedingt Antworten haben möchte: Was hat es mit diesen seltsamen Frostmustern auf sich, die sich plötzlich auf Owls Haut bilden? Wieso verwandeln sich ihre Tränen auf einmal in Eis? Haben diese neu entdeckten Kräfte vielleicht etwas mit ihrem Vater zu tun? Und wer ist eigentlich dieser neue Mitschüler namens Alberic? Irgendwie verhält er sich äußerst sonderbar. Was hat er nur zu verbergen?
Für eine zusätzliche geheimnisvolle Stimmung sorgen dann noch die kurzen poetischen Zwischenkapitel, die nicht aus Owls Blickwinkel erzählt werden und die etwas Märchenhaftes an sich haben. Was genau hat es mit diesen auf sich?

Man mag das Buch wirklich gar nicht mehr aus der Hand legen, da man endlich Licht ins Dunkle bringen möchte und einfach ständig etwas neues Aufregendes und Überraschendes passiert.

Ich bin beim Lesen so richtig ins Mitfiebern geraten und da neben der Spannung auch die bewegenden und tiefgründigen Momente nicht zu kurz kommen, saß des öfteren auch ganz gerührt da.
In „Ein Mädchen namens Owl“ schlummert definitiv nicht nur ein spannungsreiches Fantasyabenteuer – es vermittelt auf eine sehr warmherzige Art und Weise auch lauter bedeutsame Themen und Werte wie Freundschaft, Mut, Zusammenhalt, Familie, Vertrauen, Identitätsfindung und das Hinauswachsen über sich selbst. Owl wird im Verlauf des Buches eine Stärke und Entschlossenheit zutage legen, für die ich sie zutiefst bewundert habe und wie die innige Freundschaft zwischen ihr und ihrer besten Freundin Mallory dargestellt wird, hat mir richtig das Herz erwärmt.

Mit Mallory leite ich dann auch mal zu den Charakteren über. Nicht nur Owl wurde hervorragend ausgearbeitet – auch die weiteren Figuren hat die Autorin facettenreich skizziert. Besonders liebgewonnen habe ich die bereits genannte Mallory, die wie Owl ein so tolles, pfiffiges und starkes Mädchen ist. Besonders gut gefallen hat mir auch noch Alberic – ihn mochte ich, im Gegensatz zu Owl, vom ersten Augenblick an sehr gerne.

Zu den weiteren Figuren sage ich nun mal nichts weiter. Stellt euch einfach mal darauf ein, dass ihr zwischen den Seiten lauter außergewöhnlichen und magischen Gestalten begegnen werdet, von denen manche liebenswert und freundlich sind und andere keine guten Absichten hegen.

Mit dem Setting hat das Buch ebenfalls auf ganzer Linie bei mir punkten können. Dank der anschaulichen und stimmungsvollen Beschreibungen hat man beim Lesen das reinste Kopfkino und kommt durchweg in den Genuss einer ganz besonderen, winterlichen Atmosphäre. Ich habe sowohl die Schauplätze in der Realität als auch die in Amy Wilsons fantasievoller Welt richtig geliebt und das frostklirrende Ambiente der Erzählung einfach nur zutiefst genossen.

Wovon ich ebenfalls ganz angetan bin, ist die liebevolle Innengestaltung, die die einzigartige Atmosphäre der Geschichte nur noch verstärkt. Es gibt bezaubernde schwarz-weiß Illustrationen von Schneeflocken und die Kapitelanfänge werden von süßen Eulen-Zeichnungen geziert.

Das Ende schließt das Abenteuer absolut stimmig und zufriedenstellend ab, lässt allerdings genügend Spielraum für eine Fortsetzung. Auf Englisch gibt es diese sogar schon und die deutsche Übersetzung soll voraussichtlich im nächsten Frühjahr erscheinen. Auf den zweiten Band freue ich mich schon sehr, ich bin total gespannt wie es mit Owl und Co. wohl weitergehen wird.

Fazit: Packend, atmosphärisch, herzerwärmend. Ein märchenhaft schönes Lesevergügen voller frostiger Magie, Abenteuer und Geheimnisse.

Amy Wilson ist mit „Ein Mädchen namens Owl“ ein rundum gelungenes Kinderbuchdebüt geglückt, mit welchem sie Jung und Alt ein wahres Wintermärchen beschert. Schneeweiße Winterlandschaften, eine mysteriöse Vergangenheit, Feen, Elfen, faszinierende Figuren, Mythen, Machtkämpfe und Gefahren – all das und noch mehr erwartet euch hier. Ich habe Owl nur zu gerne auf ihrem Abenteuer begleitet und eine herrliche Zeit mit ihr und den weiteren Charakteren verbracht. Auf mein Wiedersehen mit ihnen freue ich mich schon sehr. Von mir gibt es 5 von 5 Sternen!
 
 
 
 






Vielen lieben Dank an den von Hacht Verlag für das Rezensionsexemplar!


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