Mittwoch, 6. Mai 2020

[Rezension] 254 Tage mit Jane Doe von Michael Belanger

Hardcover
Ab 14 Jahren
352 Seiten
ISBN: 978-3-551-58409-0
Erschienen: 01.04.2020

Klappentext:
Hobby-Historiker Ray weiß alles über sein Heimatstädtchen Burgerville und kann selbst die legendäre Erscheinung grüner Kühe bis ins Detail erklären. Doch dann kommt ein neues Mädchen in die Klasse und macht die Gegenwart für ihn schlagartig spannender als die Vergangenheit. Mit ihren bunten Fingernägeln, einer Schwäche für Verschwörungstheorien und ihren fortgeschrittenen Sarkasmus-Kenntnissen ist Jane mit Abstand das coolste Mädchen, dem Ray jemals begegnet ist. Er beschließt, jedes Kapitel ihrer Geschichte zu ergründen. Je näher sich die beiden kommen, desto besser glaubt er ihre schmerzhaften Geheimnisse zu kennen. Als das Undenkbare geschieht, muss Ray sich jedoch eingestehen, dass es auf die Frage nach dem Warum nicht immer eine Antwort gibt. Und seine zerbrochene Welt Stück für Stück wieder zusammensetzen.



Rezension:

Bei „254 Tage mit Jane Doe“ stand für mich sofort fest: Das Buch muss ich unbedingt lesen! Das Cover finde ich richtig cool und der Klappentext klang einfach so, so gut. Eine herzergreifende, zugleich aber auch sehr schräg humorige Story? Solche Bücher liebe ich einfach über alles. Ich ließ „254 Tage mit Jane Doe“ daher nur zu gerne bei mir einziehen.

Ray wohnt in dem wenig bekannten Willamsburg in Connecticut, welches von allen stets nur Burgerville genannt wird. Warum dieses Städtchen diesen Namen trägt, könnte Ray euch sofort erklären. Auch sonst weiß er einfach alles über seinen eigenwilligen Heimatort – sogar die legendäre Geschichte über die grünen Kühe könnte er euch mit sämtlichen Details erzählen. Ray liebt es, sich mit der Vergangenheit zu beschäftigen, was ihn an seiner Schule zu einem ziemlichen Geschichts-Nerd und Außenseiter macht. Sein Leben soll jedoch komplett auf den Kopf gestellt werden, als ein neues Mädchen in seine Klasse kommt. Von ihren langen schwarzen Haaren mit den roten Strähnen, ihren bunt lackierten Fingernägeln und ihrem Sarkasmus ist er sofort ganz fasziniert. So einem coolen Mädchen wie Jane Doe ist Ray zweifellos noch nie begegnet. Er kann es daher kaum fassen, dass sie ausgerechnet mit ihm und seinem genauso nerdigen Freund Simon Zeit verbringen möchte. Die drei werden sehr schnell richtig gute Freunde werden – vor allem Jane und Ray werden sich immer näherkommen. Dass Jane ihm aber so manches über sich verschweigt, wird Ray noch schmerzlich bewusst werden.

Ehe ich euch erzähle, wie unbeschreiblich toll ich dieses Buch finde und warum ich es so liebe, möchte ich erst noch einmal eine Triggerwarnung aufgrund von suizidalen Verhaltens aussprechen. „254 Tage mit Jane Doe“ befasst sich mit den schweren Themen Depressionen und Suizid und wer mit so etwas nicht gut klarkommt, sollte vielleicht besser nicht zu dem Buch greifen. An alle, die meinen, dass sie mit dieser Thematik umgehen können: Holt euch diesen Roman und lest ihn! Glaubt mir, ihr werdet es nicht bereuen. Dieses Buch ist so unfassbar gut!

Dass mich „254 Tage mit Jane Doe“ begeistern wird, hatte ich mir vor dem Lesen schon gedacht. Wie oben bereits erwähnt: Der Klappentext hatte mich sofort. Da der Verlag zudem damit wirbt, dass vor allem John Green Fans das Buch verschlingen werden (zu denen ich definitiv gehöre), wusste ich einfach, dass mir der Debütroman von Michael Belanger eine wunderschöne Lesezeit bescheren wird. Dass er mich aber so umhauen wird, wie es schließlich der Fall war, hätte ich dann doch nicht gedacht. Bei mir trat das ein, was das Zitat von Kirkus vorhersagt: Ich habe das Buch verschlungen. Einmal begonnen mit dem Lesen, konnte ich irgendwie gar nicht mehr damit aufhören. Bei mir flogen die Seiten nur so dahin, sodass ich das Buch innerhalb eines Tages durchgesuchtet habe.

Ich weiß jetzt gar nicht, wo ich loslegen soll mit dem Schwärmen. Mich konnte einfach so vieles in „254 Tage mit Jane Doe“ so sehr begeistern!
Dann mache ich den Anfang mal mit dem Humor. Dieser Leute, ist so genial! Gott, was habe den beim Lesen gefeiert. Obwohl das Buch eine sehr ernsthafte Thematik behandelt, kommt man aus dem Grinsen und Schmunzeln teilweise gar nicht mehr heraus. Bei mir zumindest war es so. Ich musste an manchen Stellen sogar laut loslachen, weil ich sie so urkomisch und spitze fand. Zugleich hat mich die Story aber auch sehr berührt, erschüttert und nachdenklich gestimmt. Diese schmale Gratwanderung zwischen Ernst und Humor hat Michael Belanger einfach nur mit Bravour gemeistert! Lachen und Weinen; Mitleid, Entsetzen, Freude und Hoffnung empfinden – man durchlebt bei diesem Buch wahrhaftig die komplette Gefühlspalette.

Wovon ich euch, neben dem erstklassigen Humor, ebenfalls endlos etwas vorbeten könnte, sind die Charaktere. Die Figuren sind dem Autor phänomenal geglückt. Ich glaube, mein persönlicher Star war Simon, der beste Freund unseres Buchhelden Ray. Simon ist so süß und lustig! Über seine große Liebe für Vampirromane, seine Verehrung für Milch (am liebsten mag er Vollmilch) und seine ziemlich schrullige Art habe ich mich beim Lesen köstlich amüsiert.
Wer mich aber selbstverständlich ebenfalls bestens unterhalten hat, ist unser Hauptprotagonist Ray. Wie er uns seine Geschichte erzählt, ist so brillant und einzigartig! Zum einen wäre da natürlich wieder der von mir so heißgeliebte Humor. Ray ist ein total witziger und sympathischer Typ, das wird einem als Leser schon nach den ersten Sätzen nur zu deutlich. Mit seinen vielen ulkigen historischen Fakten über sein verschrobenes Heimatstädtchen Burgerville hat er mir immerzu ein breites Grinsen auf die Lippen gezaubert.
Da wir alles aus der Ich-Perspektive von Ray erfahren und die Kapitel ganz besonders aufgeteilt sind (dazu komme ich gleich), ähneln die Erzählungen sehr einem Tagebuch. Fand ich persönlich große Klasse, da man dank diesem Stil als Leser Rays Gefühl- und Gedankenwelt noch intensiver erleben kann.
Was das Lesevergnügen so richtig außergewöhnlich macht, sind die Zeitsprünge. Die Handlung wird im Wechsel in den „Davor“- und den „Danach“-Kapiteln erzählt, was mir mega gut gefallen hat. Da ich aber nicht zu viel verraten möchte, kann ich euch über die Besonderheit dieser Kapitelaufteilung nicht groß was berichten. Man weiß als Leser zwar eigentlich von vornherein, was am Ende passieren wird, ich gehe zumindest mal davon aus, dass ihr es in etwa euch denken könnt, aber trotzdem – diese Rezi soll schließlich spoilerfrei sein. Das Abwechseln von Vergangenheit und Gegenwart macht das Leseerlebnis jedenfalls unsagbar mitreißend und spannend. Man kann wirklich gar nicht anders, als das Buch zu inhalieren.

Aber nochmal zurück zu den Charakteren. Neben Ray und Simon mochte ich natürlich auch Jane Doe wahnsinnig gerne. Sie ist ein unglaublich interessanter und faszinierender Charakter. Ich habe sie vom ersten Moment an geliebt.
Jane Doe ist übrigens nicht Janes richtiger Name. Ray hat beschlossen, uns Leser ihren wirklichen Namen nicht zu verraten, daher nennt er sie im gesamten Buch immer nur Jane Doe. Für alle, die es nicht wussten: Jane Doe ist ein englischer Platzhaltername für fiktive oder nicht identifizierte Personen und wird vor allem in den USA verwendet. Ich muss gestehen, dass ich das bisher tatsächlich nicht gewusst habe. Dank „254 Tage mit Jane Doe“ weiß ich nun aber, was es mit den Namen Jane Doe oder auch John Doe auf sich hat. :D

Am liebsten würde ich euch nun noch viel mehr von dem Buch erzählen, um meine große Begeisterung weiter mit euch zu teilen. Da meine Rezi aber schon so lang ist, werde ich nun gleich zu meinem Fazit kommen. Ich kann euch jedenfalls wirklich nur wärmstens ans Herz legen, diesen grandiosen Come-of-Age-Roman zu lesen! Ich habe unvergessliche Lesestunden mit „254 Tage mit Jane Doe“ verbracht und obwohl das Ende kein wirkliches Happy End ist, konnte ich das Buch mit einem rundum zufriedenen und glücklichen Gefühl wieder zuklappen.

Fazit: Herzzerreißend, emotional, herrlich schräg und humorvoll - ein großartiges Buch, das man einfach nicht mehr aus der Hand legen kann! Für mich hat sich „254 Tage mit Jane Doe“ zu einem absoluten Highlight entwickelt. In meinen Augen ist Michael Belanger ein ganz wundervoller Debütroman gelungen, welchen ich am liebsten jeden in die Hand drücken würde, damit er oder sie ihn liest. Allerdings muss man sich im Klaren darüber sein, dass das Buch eine sehr ernste Thematik anspricht. Eine Thematik, die leider nach wie vor viel zu tabuisiert ist. Ich kann jedenfalls nur sagen: Lest dieses Buch! Lasst euch die fantastischen Charaktere, den einmaligen Humor und die außergewöhnliche Erzählweise in „254 Tage mit Jane Doe“ bloß nicht entgehen. Diese zauberhafte Geschichte über die erste große Liebe, Verlust, Hoffnung, Mut und Freundschaft verdient es einfach von ganz vielen Menschen gelesen zu werden. Von mir gibt es volle 5 von 5 Sternen!








Ein großes Dankeschön an den lieben Carlsen Verlag für das Rezensionsexemplar!
 

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