Softcover
Ab
14 Jahren
416
Seiten
ISBN:
978-3-551-58418-2
Erschienen:
30.04.2020
Klappentext:
Jana
Novaks Geschichte klingt wie das typische Model-Klischee: Eine
schlaksige 16-Jährige, die nie zu den Hübschen zählte, wird auf
der Straße entdeckt und über Nacht zum Star der Modebranche. Jana
ist fasziniert von der neuen Welt, den vielen Chancen: Reisen,
Partys, Begegnungen mit Kreativen und Promis. Aber schnell lernt sie
auch die Schattenseiten kennen. Das, was sich hinter der schönen
Fassade versteckt. Denn das Business ist hart, die jungen Models sind
leichte Beute. Und je höher man steigt, desto tiefer der Fall ...
Quelle:
Carlsen Verlag
Rezension:
Als ich das erste Mal von
„Meat Market – Schöner Schein“ hörte, war sofort Feuer und
Flamme. Das Cover, muss ich gestehen, ist jetzt nicht so ganz mein
Fall. Als hübsch würde ich es nicht bezeichnen, aber irgendwie hat
es was. Meine Neugierde konnte es jedenfalls auf Anhieb wecken. Hier
war es allerdings definitiv der Klappentext, der dazu führte, dass
„Meat Market“ zu einem absoluten Must-Read für mich wurde. Das
Thema sprach mich einfach total an.
Von
Juno Dawson durften schon vor einiger Zeit zwei ihrer Bücher bei mir
einziehen, allerdings stehen diese leider noch ungelesen in meinem
Regal. „Meat Market“ sollte also mein erstes Werk von ihr werden.
Die
16-jährige Jana Novak ist groß, schlaksig und hat sich nie als
hübsch angesehen. Sie kann es daher zuerst gar nicht glauben, als
sie in einem Freizeitpark von einer Modelagentur entdeckt wird. Jana
wird quasi über Nacht zum Star der Modebranche. Durch ihr markantes
Aussehen fällt sie auf, alle wollen sie auf einmal buchen. Sie kann
sich vor Aufträgen kaum retten. Jana ist zunächst ganz fasziniert
von ihrem neuen Leben als Supermodel. Sie reist durch die Welt, lernt
lauter berühmte Promis und Designer kennen und verdient jede Menge Geld. Sehr
bald lernt Jana aber auch die Schattenseiten der Modelbranche kennen.
Es ist nicht alles Gold, was glänzt und das wird Jana noch sehr
schnell zu spüren bekommen.
Der Verlag wirbt damit, dass die Story in „Meat Market“ einen unglaublichen Sog auf einen ausübt. Dieser Aussage, Leute, kann ich mich vollends anschließen! Ich habe das Buch inhaliert, anders kann es man es nicht sagen. Die Handlung hat mich von den ersten Seiten an vollkommen in ihren Bann gezogen und einfach nicht mehr losgelassen. Das Ergebnis: Ich habe das Buch in weniger als zwei Tagen durchgesuchtet. Also ja, der Verlag hat absolut recht: Jana Novaks Geschichte ist unbeschreiblich fesselnd und mitreißend!
Was
ich ebenfalls komplett unterschreiben kann: Das Buch ist realistisch
und wahnsinnig faszinierend. Wobei ich ersteres natürlich nicht
sicher wissen kann, da ich kein Model bin und daher nicht weiß, ob
es in der Modebranche wirklich so abläuft wie es in „Meat Market“
der Fall ist. Ich jedenfalls habe die Darstellungsweise dieser
glitzernden Modewelt in Juno Dawsons Roman als sehr glaubwürdig
empfunden. So, wie das Modelbusiness von ihr beschrieben wird, habe
ich es mir in etwa immer vorgestellt. Ich habe noch nie den Wunsch
verspürt, mal ein Model zu werden und nun, nachdem ich dieses Buch
gelesen habe, kann ich hundertprozentig sicher sagen: Ich und Model?
Never ever!
Bereits
beim Vorwort wird deutlich, dass „Meat Market“ keine leichte Kost
ist. Die Autorin weist darauf hin, dass sich die Story mit den
schweren Themen Essstörungen, Abhängigkeit und sexuelle Gewalt
auseinandersetzt. Wer mit solchen Dingen nicht gut umgehen kann,
sollte vielleicht besser nicht zu diesem Buch greifen. Wer aber
meint, dass er damit klarkommt, dem kann ich nur wärmstens ans Herz
legen, die Geschichte von Jana Novak kennenzulernen!
Mir
ist das, was ich hier zu gelesen bekommen habe, stellenweise richtig
unter die Haut gegangen. Es ist einfach nur erschreckend, wie mit
Models in dieser grausamen Branche zum Teil umgegangen wird. Diese
Welt ist, wie der Titel so treffend sagt, der reinste Fleischmarkt.
Models werden gar nicht mehr als Menschen mit Gefühlen angesehen.
Sie sind einfach nur Körper, möglichst dünne Körper, die
funktionieren, gehorchen und schön aussehen sollen. Wobei man sich
ja schon die Frage stellen kann: Was ist an einem bis auf die Knochen
abgemagerten Model bitte schön? Mir ist bei manchen Aussagen der
Modelagenten wirklich der Mund offen stehengeblieben, weil ich so
entsetzt war.
„Gut so! Weiter so! Dann kriegen wir dich bis zur
Fashion Week noch auf die Knochen runter!“ (S. 317).
Und
dann handelt es sich bei den Models oft auch noch um ganz junge
Mädchen, die gerade mal 14, 15, oder 16 Jahre alt sind! Einfach nur
schlimm.
Die
strikte Diät ist aber natürlich längst nicht alles. Sexuelle
Belästigung oder gar sexuelle Gewalt, das Einwerfen von Pillen, um
mit diesem ganzen Stress und Druck klarzukommen, enorm anstrengende
Fashion Weeks, Modelapartments, die die reinsten Drecklöcher
sind,... – Juno Dawson beschönigt in ihrem Roman wahrlich nichts.
Da vergeht es einem echt so was von, ein Model zu werden. Ich
jedenfalls würde es auch für ganz viel Kohle nicht tun.
Ehe
ihr jetzt aber den Eindruck gewinnt, dass das Buch nur erschütternd
ist – nein, ist es nicht. Wir erfahren das Ganze aus der Sicht von
Jana in der Ich-Perspektive und wie sie uns ihre Geschichte erzählt,
ist teilweise richtig lustig. Janas humorvolle und herrlich
sarkastische Art hat mir vom ersten Moment an unheimlich gut
gefallen. Sie lockert diese ernsthafte Thematik fabelhaft auf, sodass man öfters auch mal Gründe zum Schmunzeln hat.
Mit
Jana hat die Autorin eine tolle Protagonistin erschaffen. Jana ist so
wunderbar echt. Dank der einfühlsamen und authentischen Erzählweise
ist es mir spielend leicht gelungen, mich in unsere Buchheldin
hineinzuversetzen und ihr Denken und Handeln nachzuvollziehen.
Janas
anfängliche Begeisterung für die Modewelt, ihre spätere Einsamkeit
und Sehnsucht nach Normalität – alles wird völlig glaubhaft und
überzeugend dargestellt. Manchmal habe ich Jana als ein wenig zu
naiv und blauäugig empfunden, muss ich gestehen, allerdings darf ich
man natürlich auch nicht vergessen, dass Jana zu Beginn ihrer
Modelkarriere gerade mal 16 Jahre alt ist. Für ihr junges Alter ist
sie bewundernswert stark, mutig und entschlossen. Anfangs lässt
natürlich auch sie sich von dieser Glitzer- und Scheinwelt blenden,
aber letztendlich gelingt es ihr, sie selbst zu bleiben, sich nicht
kaputtmachen zu lassen und Dinge zu bewirken. Ich fand Jana einfach
nur große Klasse!
Die
weiteren Charaktere haben mir ebenfalls außerordentlich gut
gefallen. Meiner Ansicht nach wurden sie allesamt hervorragend
ausgearbeitet. Sympathisch sind sie bei weitem nicht alle, das
definitiv nicht, aber die vielen unangenehmen Figuren müssen hier
natürlich sein. Wie gesagt: Die Modebranche ist einfach nur
schockierend und heftig.
Genial
fand ich auch, wie das Buch geschrieben wurde. Zum einen mochte ich
den Schreibstil super gerne. Jedermanns Sache wird er vermutlich
sein, da er sehr jugendlich und gelegentlich ziemlich derb und vulgär
ist, aber mir hat dieser Stil richtig gut gefallen. Er passt meiner
Meinung nach einfach nur perfekt zur Story.
Hellauf
begeistert bin auch von der Erzählart. Die Handlung wird
rückblickend von Jana erzählt, was gleich zu Beginn durch einen
Interviewauszug deutlich wird. Auch im Verlauf des Buches gibt es
immer mal wieder kurze Interviewgespräche sowie Textnachrichten und
Zeitungsartikel. Fand ich sehr gelungen – das Leseerlebnis wird
dadurch nur noch packender.
Womit
mich die Autorin nicht komplett überzeugen konnte, ist das Ende. Mir
war es irgendwie ein bisschen zu perfekt. In meinen Augen nimmt das
Happy End dem Buch ein bisschen die Authentizität, was ich ein wenig
schade fand. Aber ansonsten kann ich echt nur sagen: Mega cooles
Buch! Unbedingt lesen!
Fazit:
Aufwühlend, authentisch, schonungslos ehrlich – ein starkes
Jugendbuch, welches man einfach nicht mehr aus der Hand legen kann!
Mir hat „Meat Market – Schöner Schein“ unvergessliche
Lesestunden beschert. Ich fand es unsagbar spannend und interessant
einen Blick hinter die schöne Fassade der Modebranche zu erhalten
und zu sehen, wie krass und skrupellos es in dieser Welt oft abläuft.
Janas Geschichte mag fiktiv sein, aber sie wirkt erschreckend
realistisch. Dieses Buch rüttelt auf, es stimmt nachdenklich und
klingt noch sehr lange in einem nach. Bis auf das Ende, dass ich mir
ein wenig anders gewünscht hätte, bin ich hellauf begeistert von
dem Buch. Ich kann „Meat Market – Schöner Schein“ absolut
empfehlen und vergebe 4,5 – hier gerundet auf 5 von 5 Sternen!
Ein großes Dankeschön an den lieben Carlsen Verlag für das Rezensionsexemplar!
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