Montag, 4. Mai 2020

[Rezension] Der Tag, an dem mir ein kleines schwarzes Loch zulief von Michelle Cuevas

Hardcover
Mit Illustrationen der Autorin
Ab 9 Jahren
240 Seiten
ISBN: 978-3-7373-4195-0
Erschienen: 29.04.2020

Klappentext:
Der elfjährigen Stella läuft das ungewöhnlichste Haustier aller Zeiten zu: ein kleines schwarzes Loch. Kurzerhand nennt sie es Larry. Und Larry hat großen Hunger. Enorm praktisch, findet Stella: Ab ins schwarze Loch mit den kratzigen Pullis, weg mit den Hausaufgaben, dem ekligen Rosenkohl und weg mit allem, was sie schmerzlich an ihren verstorbenen Vater erinnert. Doch dann verschwindet der Familienhund in Larry unendlichem galaktischen Bauch. Stella muss ihn retten! Mit einer Badewanne als Raumschiff begibt sie sich auf eine wilde Reise durch das Universum.



Rezension:

Als ich das erste Mal von „Der Tag, an dem mir ein kleines schwarzes Loch zulief“ hörte, konnte der originelle Titel meine Neugierde sofort wecken. Auch der Klappentext und das herzallerliebste Cover überzeugten mich auf Anhieb. Für mich stand daher sehr schnell fest: Das Mädchen Stella und ihr ungewöhnliches Haustier möchte ich unbedingt kennenlernen! Ich ließ das Buch daher nur zu gerne bei mir einziehen.

Als die 11-jährige Stella von einem spätabendlichen Besuch bei der NASA heimkommt, folgt ihr ein merkwürdiges dunkles Etwas. Ängstlich flüchtet Stella ins Haus. Als sie später aus dem Fenster schaut, erhascht sie einen Blick auf etwas Kleines, Dunkles, das zitternd in einen Pappkarton flüchtet. Was ist das nur? Mit Gummistiefeln und Taschenlampe bewaffnet, wagt sich Stella mutig ins Freie. Bestimmt handelt es sich bei diesem kleinen dunklen Wesen um ein ängstliches Kätzchen oder einen streunenden Hund. Mit dieser Vermutung liegt Stella aber komplett daneben. Das, was sich da in den Karton verkrochen hat, ist ein schwarzes Loch. Anstatt sich zu fürchten und das Weite zu suchen, bittet Stella das schwarze Loch ins Haus. Sie tauft es kurz darauf auf den Namen Larry und erzieht es wie ein Haustier. Schnell wird deutlich: Larry ist ein sehr hungriges Haustier. Es verschlingt alles - was Stella ziemlich praktisch findet. Die fürchterlichen Pullis von Tante Celeste? Ab ins schwarze Loch damit! Super ekliger Rosenkohl? Verspeist Larry ebenfalls liebend gerne. Die nervige sprechende Puppe ihres kleinen Bruders? Verschwindet auch mit einem Happs im schwarzen Loch. All die schmerzlichen Erinnerungen an ihren verstorbenen Vater? Auch die enden als Futter für ihr neues Haustier. Larry, der Fresssack, frisst einfach alles. Leider landet schließlich auch der Familienhund in dem gefräßigen schwarzen Loch. Ups. Und nun? Stella und ihr Bruder Cosmo beschließen sofort, ihren Hund zu retten. Mit der Tatzenfuss-Wanne aus dem Badezimmer, die sich prima als Raumschiff macht, begeben sich die Kinder auf eine abenteuerliche Reise durch das Universum ihres kleinen schwarzen Lochs.

Der Tag, an dem mir ein kleines schwarzes Loch zulief“ - ist das nicht mal ein ulkiger Buchtitel? Er verspricht auch eindeutig nicht zu viel – auch das, was einen zwischen den hinreißenden Buchdeckeln erwartet, ist total lustig und wunderbar bizarr. Ich habe das Buch quasi mit einem breiten Dauerschmunzeln auf den Lippen gelesen, weil ich die Story so amüsant und komisch fand. Zugleich hat mich die Geschichte aber auch sehr nachdenklich gestimmt und berührt. Michelle Cuevas hat mit „Der Tag, an dem mir ein kleines schwarzes Loch zulief“ einen ganz besonderen Kinderroman aufs Papier gebracht, welcher eine fabelhafte Kombi aus Leichtigkeit und Tiefe enthält. Auf eine äußerst kreative Weise behandelt die amerikanische Autorin sehr ernste Themen wie Verlust, Trauer und das Loslassen. Ich muss gestehen, dass ich mit so einer feinfühligen und tiefsinnigen Geschichte eigentlich gar nicht gerechnet hatte. Ich war beim Lesen daher sehr positiv überrascht, dass das Buch nicht nur Futter für die Gesichtsmuskeln ist, sondern auch Stoff zum Nachdenken liefert.

Erfahren tun wir alles aus der Sicht von Stella in der Ich-Perspektive. Von der Erzählart des Buches war ich vom ersten Moment an ganz verzaubert. In meinen Augen ist es der Autorin großartig geglückt aus der Sicht eines 11-jährigen Mädchens zu schreiben. Besonders gut gefallen hat mir, dass Stella ihren verstorbenen Vater immer wieder direkt anspricht – und somit irgendwie auch uns Leser. Ich persönlich mag so etwas wahnsinnig gerne, da man beim Lesen so noch mehr das Gefühl hat, selbst dabei zu sein.
Stella habe ich sofort in mein Herz geschlossen. Sie ist ein total liebenswertes, lustiges und cleveres junges Mädchen, welches man einfach gernhaben muss. Da ihre Gefühls- und Gedankenwelt sehr anschaulich und authentisch dargestellt wird, ist es mir jederzeit mühelos gelungen, mich in Stella hineinzuversetzen.
Was einem als Leser sofort deutlich wird: Der Tod von Stellas Vater hat das Mädchen vollkommen aus der Bahn geworfen. Sie vermisst ihren Vater entsetzlich. Das gemeinsame Sterne erforschen, das Zusammenbasteln von Planetenmodellen, ihre Gespräche über das Weltall – all das fehlt Stella sehr. Mir tat unsere Buchheldin richtig leid, dass sich seit dem Tod ihres Dads so ein großes schwarzes Loch in ihrem Herzen befindet. Dank ihres neuen Haustiers wird sie aber noch lernen mit diesem schweren Verlust umzugehen. Also mir hat es echt unglaublich gut gefallen, auf was für eine außergewöhnliche und kindgerechte Weise die Autorin solch schwere Themen behandelt.

An meinen Beschreibungen über Stella wird euch vermutlich aufgefallen sein, dass sie ein ziemlicher Naturwissenschaft-Freak ist. Vor allem für Astronomie interessiert sich die 11-jährige sehr. Ich kann das Buch daher besonders all denjenigen sehr ans Herz legen, die sich ebenfalls für dieses Thema interessieren. Man erfährt in „Der Tag, an dem mir ein kleines schwarzes Loch zulief“ erstaunlich viel über die Weltraumforschung. Ich muss nur sagen, dass mir manche Begriffe ein bisschen zu kompliziert für ein Kinderbuch ab 9 Jahren waren.
Ein weiterer kleiner negativer Kritikpunkt meinerseits bezieht sich auf Stellas Bruder Cosmo. Comso ist fünf, aber auf mich hat er irgendwie einen älteren Eindruck gemacht. Zu Beginn ging es noch, aber im Verlaufe der Geschichte hätte ich persönlich ihn eher auf acht oder neun Jahre geschätzt. Keine Ahnung, mich hat das irgendwie etwas gestört, dass sich Cosmo für mein Empfinden stellenweise so viel älter verhält. Unheimlich liebgewonnen habe ich Stellas süßen kleinen Bruder aber natürlich dennoch.

Ich, als Erwachsene, habe das Buch quasi in einem Rutsch durchgeschmökert. Da die Schrift schön groß ist, die Kapitel angenehm kurz sind und die vielen Illustrationen den Textfluss prima auflockern, fliegt man wirklich nur so durch die Seiten. Hinzu kommen dann natürlich noch der locker-leichte Schreibstil der Autorin und die mitreißende Handlung.

Zur Story möchte ich eigentlich gar nicht mehr groß was erzählen. Stellt euch einfach mal darauf ein, dass ihr eine ziemlich verrückte Geschichte zu lesen bekommen werdet, in der es vor fantasievollen und skurrilen Ideen nur so wimmelt.

Was dann auf gar keinen Fall unerwähnt bleiben darf, ist die grandiose Aufmachung des Buches. Die erste Überraschung erlebt man schon beim Cover, denn in diesem befindet sich ein echtes Loch! Genial, oder? Ebenfalls richtig klasse fand ich, dass einige Seiten schwarz sind, sodass man als Leser so ein richtiges „Schwarzes Loch-Feeling“ erhält, als Stella ihre Reise ins Universum antritt. Ein weiterer Gag erwartet uns bei den Kapiteln. Gefräßig wie Larry nun mal ist, hat er sogar vor den Kapiteln in diesem Buch nicht halt gemacht und eines aufgefuttert. :D
Sehr gefreut hat mich, dass die Geschichte illustriert wurde. Die zahlreichen schwarz-weiß Illustrationen der Autorin haben mir außerordentlich gut gefallen. Sie sind total witzig und liebevoll gezeichnet und passen einfach nur perfekt zur Geschichte.
Im Anschluss an das Buch befindet sich dann noch eine weitere brillante Sache: Eine Anleitung von Stella, wie man schwarze Löcher erzieht und pflegt. Ist das nicht eine niedliche Idee? Dem Einfallsreichtum sind in diesem Kinderbuch wahrhaftig keine Grenzen gesetzt.

Fazit: Einfühlsam, tiefgründig und so herrlich abgedreht – ein wundervoller Lesespaß voller galaktischer und schräger Ideen! Michelle Cuevas hat mit „Der Tag, an dem mir ein kleines schwarzes Loch zulief“ ein außergewöhnliches Kinderbuch aufs Papier gezaubert, welches mir ein richtig schönes Leseerlebnis beschert hat. Mir hat es total viel Freude bereitet, Stella und Cosmo auf ihrer fantasievollen Reise durch das kuriose Universum zu begleiten und das wohl ungewöhnlichste Haustier aller Zeiten kennenzulernen. Egal ob Jung oder Alt – ich kann „Der Tag, an dem mir ein kleines schwarzes Loch zulief“ wärmstens empfehlen und vergebe sehr gute 4 von 5 Sternen!







Ein großes Dankeschön an den lieben S. Fischer Verlag für das Rezensionsexemplar!
 

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