Freitag, 22. Mai 2020

[Rezension] Lips Don't Lie von Ginger Scott

Softcover
Ab 14 Jahren
416 Seiten
ISBN: 978-3-473-58579-3
Erscheinungstermin: 29.05.2020

Klappentext:
Tristan ist Mitglied der gefährlichsten Gang in Millers, Arkansas. Alle Hoffnungen auf eine bessere Zukunft hat er längst aufgegeben... bis Riley in sein Leben tritt. Aber sie zu lieben, macht sie unweigerlich zur Zielscheibe der Gang... Doch Riley fasziniert der unnahbare Tristan sofort. Und je näher sich die beiden kommen, desto mehr möchte Riley Tristan helfen, aus der Gang auszutreten. Doch er wäre nicht der Erste, der dabei sein Leben lässt.



Rezension:

Bei einem Blick ins neue Programm des Ravensburger Verlags ist mir „Lips Don‘t Lie“ sofort ins Auge gesprungen. In das wunderhübsche Cover habe ich mich auf den ersten Blick verliebt und auch der Klappentext konnte mich umgehend überzeugen. Von der Autorin Ginger Scott hatte ich bisher noch kein Buch gelesen. „Lips Don‘t Lie“ sollte also mein erstes Werk von ihr werden.

Tristan Lopez ist Mitglied in der Fifty-Sevens, einer der gefährlichsten Gangs in Millers, Arkansas. Seit sein Vater gestorben ist, kümmert sich Dub um Tristan. Dub ist der Boss der Fifty-Sevens und wer ihm nicht gehorcht, muss sterben. Tristan tut alles, was sein Ziehvater von ihm verlangt. Er hat von klein auf gelernt, dass man zu gehorchen hat, wenn am Leben bleiben möchte. Die Hoffnung auf eine bessere Zukunft hat der 17-jährige längst verloren. Dann aber zieht das Mädchen Riley zusammen mit ihrem Vater in das Viertel. Dass Riley nicht in diese brutale Welt gehört, ist Tristan sofort klar. Er versucht sich von ihr fernzuhalten, um sie beschützen. Sich in sie zu verlieben, kommt natürlich erst recht infrage.
Riley ist von der ersten Begegnung an völlig fasziniert von dem unnahbaren Tristan. Seine Mitgliedschaft in der Gang schreckt sie überhaupt nicht ab. Sie musste ebenfalls schon sehr viel durchmachen und hat gelernt, dass man niemals aufgeben darf. Sie sucht immer wieder Tristans Nähe auf und obwohl die beiden öfters aneinander rasseln, kommen sie sich immer näher. Riley möchte Tristan unbedingt dabei helfen, einen Weg aus der Gang zu finden, allerdings ist dieses Unterfangen sehr gefährlich. Lebensgefährlich...

Als ich mit dem Lesen begann, war ich mir anfangs noch ziemlich sicher, dass „Lips Don‘t Lie“ meine Erwartungen erfüllen wird. Der wundervolle Schreibstil der Autorin gefiel mir vom ersten Moment an unheimlich gut und unsere beiden Hauptprotagonisten waren mir auf Anhieb sympathisch. Auch in die Handlung habe ich völlig mühelos hineingefunden. Die Voraussetzungen, dass mich das Buch begeistern wird, standen also echt gut. Leider flachte meine anfängliche Euphorie nach den ersten gut 150 Seiten immer mehr ab. Stellenweise habe ich mich sogar ein wenig durch die Geschichte durchgequält, weil sie mich einfach nicht so richtig packen konnte.

In meinen Augen hat die Autorin leider einiges an Potenzial verschenkt. Man hätte aus dem Buch einfach so viel mehr machen können. Tristans Gangleben wird meiner Ansicht viel zu harmlos dargestellt und die Lovestory konnte mich irgendwie auch nicht zufriedenstellen. Die Handlung drehte sich für meinem Geschmack viel zu sehr über das Basketspielen, was mich auf Dauer ziemlich gelangweilt hat, da ich mich für diese Sportart einfach null interessiere.
 
Ehe ihr jetzt aber den Eindruck gewinnt, dass „Lips Don‘t Lie“ ein totaler Flop für mich war: Nein, war es nicht. Es gab durchaus auch Dinge, die mir sehr gut gefallen haben. Wie oben bereits erwähnt mochte ich Tristan und Riley echt gerne und auch mit den Nebenfiguren konnte mich die Autorin überzeugen. Klasse fand ich auch, dass die Geschichte im Wechsel von Riley und Tristan erzählt wird, sodass wir von beiden ein sehr genaues Bild erhalten.
Dank der ständigen Perspektivwechsel und dem tollen Schreibstil hat sich das Buch für mich trotz der Längen und der recht langen Kapitel sehr flott und nett lesen lassen. Allerdings ist „Lips Don‘t Lie“ für mich definitiv kein Buch, das man gelesen muss. Wobei ich da natürlich nur für mich spreche. Die Geschmäcker sind schließlich verschieden. Es wird bestimmt auch viele geben, die total happy mit der Umsetzung sind und die Story lieben werden. Ich bin aufgrund des Klappentextes wohl einfach mit den falschen Erwartungen an das Buch herangegangen.

Dann komme ich mal zu den Charakteren. Mein persönlicher Liebling war eindeutig Riley. Ich mochte ihre selbstbewusste, liebenswerte und toughe Art von Beginn an super gerne und habe sie für ihre Stärke und Entschlossenheit zutiefst bewundert. In Riley konnte mich jederzeit problemlos hineinversetzen.
Tristans Denken und Handeln konnte ich leider nicht immer nachvollziehen und irgendwie ist es mir bis zum Ende hin auch nicht gelungen, komplett zu ihm durchzudringen. Liebgewonnen habe ich ihn aber dennoch. Tristan ist ein herzensguter Kerl und ganz klar nicht der Bad Boy, der er auf den ersten Blick zu sein scheint. Tristan führt wahrlich kein einfaches und schönes Leben. Die Hoffnung auf eine bessere Zukunft hat er längst verloren. Mir tat Tristan unendlich leid, dass er in jungen Jahren schon so viel Mist durchmachen musste, muss aber ehrlich sagen, dass ich mir bezüglich seiner Geschichte mehr Tiefgründigkeit und Authentizität erhofft habe. Ich habe schon ein paar Jugendbücher gelesen, in denen es um Gangs geht und diese habe ich eindeutig als krasser und realistischer empfunden. Vor allem ein Punkt, recht am Ende des Buches, hat mich persönlich mega enttäuscht. Aus Spoilergründen kann ich da nur nicht groß ins Detail gehen. Kurz gesagt: Aus der Szene hätte die Autorin so viel mehr herausholen können! Meiner Meinung nach hätte man sie viel ausführlicher und packender beschreiben sollen. Sie wird viel zu schnell und unspektakulär abgehandelt, was ich unglaublich schade fand.

Bezüglich der Lovestory hatte ich auch mit mehr gerechnet. Die gemeinsamen Augenblicke zwischen Tristan und Riley haben mir zwar öfters ein Lächeln aufs Gesicht gezaubert, aber leider hat mir das Knistern zwischen den beiden gefehlt. Wer hier mit einer emotionalen und romantischen Liebesgeschichte rechnet, wird sehr wahrscheinlich ziemlich enttäuscht werden, da diese insgesamt doch recht wenig Raum in der Handlung einnimmt.

Fazit: Mich hat „Lips Don‘t Lie“ leider etwas enttäuscht zurückgelassen. Mir hat es an Spannung, Dramatik und Gefühlen gefehlt. Es gab zwar bewegende und auch schockierende Szenen, aber insgesamt blieb mir die Geschichte einfach zu oberflächlich. Gerade aus Tristans Gangleben hätte man so viel mehr machen können. Dass der Fokus nicht auf der Lovestory liegt, hat mich persönlich gar nicht mal so sehr gestört. Ich mochte die gemeinsamen Momente zwischen Tristan und Riley dennoch sehr gerne. Auch wenn mir „Lips Don‘t Lie“ nun nicht das beschert hat, was ich mir erhofft habe, habe insgesamt doch recht nette Lesestunden mit dem Buch verbracht. Von mir gibt es 3 von 5 Sternen!





Vielen lieben Dank an Vorablesen und den Ravensburger Verlag für das Rezensionsexemplar!
 

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen

Mit Absenden eines Kommentars erklärst Du Dich einverstanden, dass personenbezogene Daten (z.B. IP-Adresse, Standort des Logins etc.) eventuell abgespeichert und für Statistiken von Google weiterverarbeitet werden.
Beim Setzen eines Hakens für weitere Benachrichtigungen auf Folgekommentare erklärst Du Dich ebenfalls einverstanden, dass personenbezogene Daten (z.B. IP-Adresse, Standort des Logins etc.) abgespeichert werden.
Weitere Informationen findest du in meiner Datenschutzerklärung und in der Datenschutzerklärung von Google