Paperback
Ab
14 Jahren
400
Seiten
ISBN:
978-3-570-16523-2
Erschienen:
22.04.2019
Klappentext:
Esthers
Familie ist ungewöhnlich. Das ist das Mindeste, was man sagen kann.
Ihr Vater wagt sich nicht mehr aus dem Keller, der Bruder kann nur
bei Licht schlafen und die Mutter hat panische Angst vor allem, was
Unglück bringen könnte. Was Esthers größte Angst ist, weiß sie
nicht. Aber vorsichtshalber notiert sie alles, was infrage kommen
könnte, in einer Liste. Und die gerät ausgerechnet in die Hände
von Jonah Smallwood – ihrem Schwarm aus der Grundschule. Doch statt
sie auszulachen, hilft Jonah ihr, sich ihren Ängsten zu stellen.
Gemeinsam arbeiten sie die Liste ab und kommen sich immer näher. Bis
Esther erfährt, was Jonah getan hat.
Quelle:
cbj Verlag
Rezension:
Da
mich Krystal Sutherland mit ihrem Debütroman „Unsere verlorenen
Herzen“ richtig begeistern konnte, war meine Neugierde sofort
geweckt, als ich beim Durchstöbern der cbj Verlag-Vorschau auf ihr
neues Jugendbuch gestoßen bin. Cover und Klappentext überzeugten
mich auf Anhieb, sodass für mich sehr schnell feststand, dass ich
das Buch unbedingt lesen muss.
Esthers
Familie ist ungewöhnlich. Mehr als ungewöhnlich. Ihr Vater lebt im
Keller und hat diesen seit vielen Jahren nicht mehr verlassen, ihr
Zwillingsbruder Eugene hat eine panische Angst vor der Dunkelheit und
ihre Mutter fürchtet sich vor allem, was Pech bringen könnte, daher
laufen überall im Haus Kaninchen rum (Kaninchenpfoten sollen
schließlich Glück bringen) und auch sonst hat Esthers Mum viele
Vorkehrungen gegen das Unglück getroffen. Und Esther? Was ihre
größte Angst ist, weiß die 17-jährige nicht, aber normal ist sie
auch nicht. Nicht nur, dass man sie nur in den merkwürdigsten
Verkleidungen antrifft, als Rotkäppchen zum Beispiel, sie führt
auch eine recht seltsame Liste. Auf dieser notiert Esther all die
Dinge, die ihr Angst machen. Das sind mittlerweile erstaunlich viele,
50, um genau zu sein. Maisfelder, Hummer, Motten…Ob es normal ist,
dass man sich vor so vielen Dingen fürchtet? Vermutlich nicht, daher
soll diese Liste auch nur ja keiner zu sehen bekommen! Leider fällt
sie dann ausgerechnet Jonah Smallwood in die Hände, Esthers Schwarm
aus der Grundschule. Doch anstatt sich über Esther lustig zu machen,
bietet er ihr ihre Hilfe dabei an, sich ihren vielen Ängsten zu
stellen. Gemeinsam beginnen sie die Liste Punkt für Punkt
abzuarbeiten und kommen sich dabei immer näher…
„Es
muss ja nicht perfekt sein“ war irgendwie so ganz anders als
erwartet hatte. Ich hatte hier mit einer emotionalen, tiefgründigen
und unterhaltsamen Liebesgeschichte gerechnet. All dies ist die Story
zwar auch, nur eben nicht so, wie ich angenommen hatte. Das Buch ist
ziemlich skurril und abgedreht, zugleich ist es aber auch ernst und
tiefsinnig. Das Buch nimmt einen wahrlich auf eine emotionale
Achterbahnfahrt der Gefühle mit. Es bringt einen mit seinen vielen
verrückten Ideen zum Lachen und Schmunzeln, es berührt und
schockiert einen aber auch und beschäftigt einen noch eine ganze
Weile nach dem Lesen.
Schon
das erste Kapitel beginnt sehr schräg. Wir lernen Esther im ersten
Kapitel als Rotkäppchen verkleidet kennen und ich kann euch ja schon
mal verraten, dass noch so eine weitere ausgefallene Kostümierungen
folgen werden. ;)
Esther
ist schon ein bisschen komisch, aber auch total lieb und sympathisch.
Ich mochte sie auf Anhieb und habe sie sehr schnell in mein Herz
geschlossen.
Wen
man als noch viel ungewöhnlicher bezeichnen kann, ist Esthers
Familie. Ich muss gestehen, dass ich mich stellenweise köstlich über
die Ticks und Eigenarten der Solars amüsiert habe, da sie manchmal
einfach so witzig und auch etwas überspitzt dargestellt werden.
Eigentlich aber ist all dies gar nicht zum Lachen. Esthers Eltern,
ihr Bruder, sie selbst – sie alle haben psychische Probleme, leiden
unter Ängsten, Phobien und Depressionen, sodass man eigentlich nur
Mitleid mit ihnen empfinden sollte.
Besonders
schockiert hat mich die Geschichte des Vaters. Dieser lebt seit sechs
Jahren im Keller des Hauses und hat diesen tatsächlich seit seinem
Einzug nicht mehr verlassen. Ich fand das einfach nur schlimm. Sehr
getroffen haben mich aber auch Eugenes Probleme. Er leidet an
Depressionen und hat eine panische Angst vor der Dunkelheit. Jeden
Abend, ehe es dunkel wird, läuft er durchs ganze Haus, um alle
Lampen anzuschalten und viele, viele Kerzen anzünden, damit die
Dunkelheit auch nur ja keine Chance hat, in das Haus der Solars
einzuziehen.
Das
Schicksal der Mutter ist ebenfalls furchtbar. Man kann zwar irgendwie
nicht anders, als über ihre ganzen Schutzvorkehrungen gegen das
Unglück und ihren großen Glauben daran zu schmunzeln, aber lustig
ist es ja eigentlich nicht. Das Leben, dass die Solars durch ihre
Ängste führen, ist alles andere als schön und fröhlich. Hinzu
kommt dann auch noch der Familienfluch, der angeblich schon seit
vielen Jahren auf den Solars lastet.
Der
Handlungsstrang mit dem Fluch hat mir persönlich nicht ganz so gut
gefallen. Wir erfahren durch Rückblenden wie dieser sonderbare
Familienfluch entstanden ist und, keine Ahnung, mir war das irgendwie
etwas zu creepy und verrückt. Spannend sind diese Erzählungen zwar,
sogar gruslig, finde ich, aber eben auch komisch.
Die
Geschichte, die hier erzählt wird, wird definitiv nicht jedermanns
Sache sein. Es ist schon eine recht spezielle Art, wie wichtige
Themen wie psychische Erkrankungen, Tod und Ängste hier behandelt
werden. Da ich total auf einen schwarzen Humor stehe, hat mir diese
Erzählweise sehr gefallen, nur eben die Sache mit dem Fluch, die
fand ich dann doch etwas eigentümlich.
Was
mir dafür umso besser gefallen hat, sind die gemeinsamen Erlebnisse
von Esther und Jonah. Die beiden machen sich zusammen daran, Esthers
Angst-Liste abzuarbeiten und wie das beschrieben wird, ist einfach
nur wunderschön, sehr berührend und stellenweise auch richtig
lustig. In der Mitte hat sich das Buch für meinen Geschmack zwar ein
bisschen gezogen, aber wirklich schlimm fand ich das nicht. Durch den
locker-leichten Schreibstil haben sich auch die etwas langatmigen
Passagen sehr gut lesen lassen.
Wen
ich im Verlaufe des Buches unheimlich liebgewonnen habe, ist Jonah.
Mit ihm ist Krystal Sutherland ein wundervoller Charakter gelungen,
er ist so ein lieber und hilfsbereiter Kerl. Leider aber hat auch
Jonah sein Päckchen zu tragen. Mit ihm bringt Krystal Sutherland ein
weiteres ernstes Thema zur Sprache: Häusliche Gewalt.
Esther
und Jonah haben es also beide nicht leicht im Leben. Gemeinsam werden
sie sich ihren Problemen stellen und geben sich gegenseitig halt. Die
zarte Liebesgeschichte, die dabei entsteht, hat mich sehr berührt.
Ich hatte zwar mit mehr Romantik gerechnet, aber gestört hat es mich
nicht, dass das Augenmerk der Handlung deutlich mehr auf den bereits
genannten ernsthaften Themen liegt.
Mit
weiteren Nebencharakteren bringt die Autorin sogar noch weitere
Erkrankungen mit ins Spiel. So leidet der Großvater der Zwillinge an
Demenz und Esthers beste Freundin Hephzibah weigert sich zu sprechen.
Heph ist ebenfalls ein sehr wundersamer Charakter. Da hatte ich sogar
zuerst gedacht, dass sie nur eine Fantasiefreundin von Esther sei.
Erst später habe ich dann festgestellt, da sie wohl doch existiert.
Als normal kann man hier wirklich keinen der Charaktere bezeichnen.
Wobei – was ist schon normal?
Mir
haben die Charaktere wahnsinnig gut gefallen. Sie wirken einfach so
echt und authentisch und sind durch ihre vielen Eigenarten allesamt
einzigartig.
Krytal
Sutherland ist mit „Es muss ja nicht perfekt sein“ ein
ungewöhnliches, aber wirklich tolles Buch gelungen, welches eine
großartige Message enthält: Es ist wichtig sich seinen Ängsten zu
stellen und sich Hilfe zu holen, wenn man Probleme hat oder an einer
psychischen Erkrankung leidet. Sich Hilfe holen ist nicht schlimm und
man wirkt dadurch nicht schwach. Im Gegenteil, es zeigt, wie stark
und mutig man ist, wenn man den Schritt tut, seine Probleme anzugehen
und bereit ist, Hilfe von außen anzunehmen.
Fazit:
Ganz anders als erwartet, aber keineswegs schlecht anders. Mir hat
das Buch ein sehr ungewöhnliches und unerwartetes Leseerlebnis
beschert. Es behandelt auf eine ganz
besondere Weise ernste Themen wie psychische Erkrankungen, Tod und
Ängste. Die Geschichte ist stellenweise ziemlich abgedreht und
skurril, zugleich ist sie aber sehr berührend und emotional. Man
muss sich darauf einlassen können und wenn einem das gelingt, wird
man unvergessliche Lesestunden mit dem Buch erleben. Für volle
5 Sterne hat es mir hier zwar nicht gereicht, aber wärmstens
empfehlen kann ich „Es muss ja nicht perfekt sein“ natürlich dennoch. Von mir gibt es sehr
gute 4 von 5 Sternen!
Vielen lieben Dank an das Bloggerportal und den cbj Verlag, die mir dieses schöne Buch als Rezensionsexemplar zur Verfügung gestellt haben!
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