Klappentext:
Quelle: dtv
Rezension:
Als ich das erste Mal von „Wie man eine Raumkapsel verlässt“ hörte, wusste ich sofort, dass ich das Buch lesen muss. Titel und Klappentext überzeugten mich auf Anhieb und von dem tollen Cover habe ich auf den ersten Blick wie magisch angezogen gefühlt. Die Autorin Alison McGhee war mir überdies nicht unbekannt. Ich habe letztes Jahr ein Werk aus ihrer Feder gelesen und da dieses ein echtes Highlight für mich war, zögerte ich wirklich keine Sekunde lang und ließ „Wie man eine Raumkapsel verlässt“ nur zu gerne bei mir einziehen.
Die meisten Leute sind keine Geher. Will aber ist einer. Er geht, täglich. Um sich den Tag aus den Fußsohlen rauszulaufen, um ihn aus sich heraussickern zu lassen. Er geht zur Schule, zu seinem Job im Ein-Dollar-Laden und wieder zurück. Sein Weg führt ihn an vielen Orten vorbei, die er liebt. Es gibt aber auch Orte, zu denen ihn seine Füße nicht tragen. An der Brücke über der Fourth Street, dem Voodoo-Laden mit den hundert chinesischen Segenssprüchen und dem Haus seiner Freundin Playa kann er gerade einfach nicht vorbeigehen. Die Erinnerungen, die mit ihnen verbunden sind, sind zu schmerzhaft. Das Laufen bietet Will die notwendige Gelegenheit, um mit dem Geschehenen fertigzuwerden und auch das Backen hilft ihm bei seinem Verarbeitungsprozess. Immerzu versucht Will zu Hause das Maisbrot seines verstorbenen Vaters nachzubacken. Ob es Will noch gelingen wird, seine Probleme anzugehen, anstatt vor ihnen davonzulaufen? Wird er seinen Weg finden?
Als mein Exemplar bei mir eintraf und ich es das erste Mal aufschlug, war ich äußerst überrascht von der Innengestaltung. „Wie man eine Raumkapsel verlässt“ besitzt ausschließlich auf den rechten Seiten Text – die linken werden stets von einer Kalligrafie geziert, genauer gesagt von chinesischen Segenssprüchen. Insgesamt hundert Stück gibt es von ihnen und dementsprechend ist auch die Erzählung in hundert knappe Kapitel unterteilt. Da das Buch sehr dünn ist und nur wenig Text enthält, ist die Geschichte also ausgesprochen kurz. Damit ich hatte nicht gerechnet, muss ich sagen. Ich hatte gedacht, dass es sich bei „Wie man eine Raumkapsel verlässt“ um eine Erzählung im klassischen Stil handelt. Dass ich diesbezüglich überrascht wurde, fand ich aber überhaupt nicht schlimm. Ganz im Gegenteil, ich mag außergewöhnlich aufgemachte Bücher richtig gerne und bin immer offen für neue innovative Erzählformen.
Erwartungsvoll begann ich also mit dem Lesen… - und ich sollte nicht enttäuscht werden.
Was das Buch definitiv zu etwas ganz Besonderem macht, ist die Art und Weise wie es geschrieben wurde. Die Geschichte wird versähnlich erzählt, sodass sich die kurzen Kapitel fast schon wie Gedichte lesen. Normalerweise ist das nicht so mein Ding, mit Lyrik habe ich es irgendwie nicht so, aber hier hat es mir ungemein gut gefallen. Jedermanns Sache wird dieser spezielle Erzählstil wohl nur vermutlich nicht sein und auch ich muss zugeben, dass ich mich erst an ihn gewöhnen musste. Nachdem es mir aber gelungen ist, mich komplett darauf einzulassen, hat sich das Buch einfach nur wunderschön für mich lesen lassen. Hier auch mal ein ganz großes Lob an die Übersetzerin Birgit Kollmann, die das Original ganz hervorragend ins Deutsche übertragen hat!
Geschildert wird alles ausschließlich aus der Sicht des 16-jährigen Will in der Ich-Perspektive. Mit Will hat die Autorin einen ganz besonderen Protagonisten erschaffen. Er ist ein überaus freundlicher, nachdenklicher und mitfühlender Mensch, musste in seinen jungen Leben aber leider schon viel Schweres durchmachen.
Ich habe Will unheimlich liebgewonnen. Mich haben seine Versuche, andere Menschen aufzuheitern, sehr berührt und zu sehen, wie er seine Umwelt wahrnimmt, hat mich ungemein fasziniert. Und, das muss ich hier einfach noch loswerden: Wills ständiges Maisbrot-Gebacke hat mir total Appetit auf Maisbrot gemacht. Obwohl ich keine Ahnung habe wie Maisbrot schmeckt (soweit ich weiß, habe ich noch nie welches gegessen) und Wills Backexperimente zudem alle misslingen, habe ich beim Lesen irgendwie plötzlich die unbändige Lust auf Maibrot verspürt. Ich glaube, ich muss demnächst mal ein Maisbrot essen.
Fazit: Einzigartig, packend, berührend. Eine ganz besondere Geschichte, die nachhallt.
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