Samstag, 15. Mai 2021

[Rezension] Jene Nacht ist unser Schatten von Amy Giles

Taschenbuch
 
Übersetzt von Isabel Abedi
Ab 14 Jahren
384 Seiten
ISBN: 978-3-570-31346-6
Erschienen: 08.03.2021

Klappentext:

Jess und Lucas haben eine traurige Gemeinsamkeit – in der gleichen Nacht, im gleichen Kino sind ihre Brüder bei einer Massenschießerei einen sinnlosen Tod gestorben. Während Lucas ein Jahr später versucht, seinen Schuldgefühlen ebenso gerecht zu werden wie seinen überbehütenden Eltern, fühlt Jess sich von ihrer depressiven Mutter komplett allein gelassen.
Als Jess und Lucas sich begegnen, ist der bodenlose Schmerz wieder spürbar, aber auch, dass aus ihrer Freundschaft mehr werden könnte. Doch haben sie als Überlebende überhaupt ein Recht auf Liebe und Glück?

Quelle: cbj Verlag

Rezension: 

Vor etwa zweieinhalb Jahren habe ich den Debütroman von Amy Giles gelesen, der ein absolutes Highlight für mich war. Als ich nun hörte, dass dieses Jahr endlich ein neues Jugendbuch von ihr im cbj Verlag erscheinen wird, stand für mich natürlich sofort fest, dass ich es unbedingt lesen muss.

Es ist inzwischen ein Jahr her, dass Jess‘ Bruder Ethan bei einer Massenschießerei im Kino getötet wurde. Das Leben der 17-jährigen hat sich seitdem komplett verändert. Ihre beste Freundin Marissa besucht mittlerweile eine andere Schule und meldet sich nicht mehr bei ihr und von ihrer Mutter, die in eine tiefe Depression verfallen ist, fühlt sich Jess vollkommen allein und im Stich gelassen. Ihre Mom kann sich zu nichts mehr aufraffen, das Geld wird immer knapper und der Stapel an unbezahlten Rechnungen wird stetig größer. Es ist nun an Jess für den Lebensunterhalt zu sorgen. Sie ergattert einen Aushilfsjob in einem Baumarkt, weiß zu dem Zeitpunkt allerdings noch nicht, dass der 18-jährige Lucas ebenfalls dort arbeitet. Auch Lucas war damals in jener Nacht im Kino und hat seinen großen Bruder bei der Schießerei verloren. Lucas hat seitdem mit Panikattacken zu kämpfen, ihn plagen große Schuldgefühle, da er überlebt hat und von seiner überbehütenden Mutter fühlt er sich regelrecht erdrückt.

Aufgrund der schmerzhaften Erinnerungen möchte Lucas Jess zunächst nicht um sich haben. Als er ihr aber begegnet und näher kennenlernt, merkt er schnell, dass sie die Einzige ist, die ihn wirklich versteht. Die beiden verbringen immer mehr Zeit miteinander und aus freundschaftlichen Gefühlen wird innerhalb kurzer Zeit mehr werden...

Da mich Amy Giles mit „Jetzt ist alles, was wir haben“ damals so dermaßen vom Hocker hauen konnte und der Klappentext von „Jene Nacht ist unser Schatten“ so gut klang, habe ich mir von dem Buch natürlich ziemlich viel erhofft. Hinzu kam der interessante Aspekt, dass der Text von Isabel Abedi übersetzt wurde – eine deutsche Autorin, deren Bücher ich wahnsinnig gerne mag.

Um es kurz zu machen: An das vorherige Werk von Amy Giles reicht ihr neues Buch für mich nicht ganz heran, aber begeistert bin ich dennoch, auf jeden Fall. Amy Giles hat auch mit „Jene Nacht ist unser Schatten“ eine eindrucksvolle Geschichte über eine sehr schwere Thematik aufs Papier gebracht, mit welcher sie mich auf ganzer Linie überzeugen und ein äußerst intensives Leseerlebnis bescheren konnte. Mich hat die Handlung in ein wahres Wechselbad der Gefühle gestürzt und obwohl sie insgesamt recht ruhig erzählt wird, hat sie mich von Anfang bis Ende an die Seiten fesseln können, sodass ich das Buch so richtig weggatmet habe.

Jene Nacht ist unser Schatten“ erzählt eine ungemein bewegende und schmerzliche Geschichte über Verlust, Trauerbewältigung und die Liebe. Mit ganz viel Feingefühl, Authentizität und schonungsloser Ehrlichkeit führt uns Amy Giles vor Augen, wie unterschiedlich die Folgen eines tragischen Verlustes in Familien sein können. Depressionen, Schuldgefühle, Panikattacken, Drogen, Suizidgedanken – mit all diesen Dingen setzt sich die Autorin in „Jene Nacht ist unser Schatten“ auseinander und zeigt uns damit, wie herausfordernd, qualvoll und nahezu unmöglich es für Betroffene sein kann, nach einem schrecklichen Todesfall normal weiterzuleben.

Erzählt wird die Handlung im Wechsel von Jess und Lucas, jeweils in der Ich-Form. Mir hat die gewählte Erzählform extrem gut gefallen, da wir dank dieser von beiden Hauptprotagonisten einen sehr genauen Einblick in ihre Gefühlswelten erhalten und hautnah dran sind an ihren Empfindungen und Gedanken.

Jess und Lucas waren mir auf Anhieb sympathisch und da sie beide erstklassig ausgearbeitet wurden, ist es mir jederzeit mühelos gelungen mich in die Zwei hineinzuversetzen und ihr Denken, Fühlen und Handeln nachzuvollziehen.
Ich habe eine unvergessliche Zeit mit Jess und Lucas verbracht. Ich habe mit ihnen mitgefiebert und mitgelitten; ich habe gebangt und gehofft, dass die beiden ihr Glück finden und endlich wieder normaler und sorgenfreier leben können; ich habe mit ihnen gelacht und geschmunzelt und die langsame Annäherung und gefühlvollen Momente der beiden haben mich unheimlich berührt.
Mit der Liebesgeschichte, die sehr sanft und absolut glaubhaft beschrieben wird, konnte mich Amy Giles komplett überzeugen. Ich fand es wundervoll mitzuerleben wie sich Jess und Lucas immer näherkommen, wie es ihnen immer besser gelingt, sich aufeinander einzulassen und gegenseitig zu vertrauen und zu sehen, wie offen und ehrlich sie schließlich miteinander umgehen können, fand ich einfach nur toll.

Auch die Nebenfiguren wurden in meinen Augen vollkommen realistisch skizziert und haben mir überaus gut gefallen. Da hätten wir unter anderem Jess‘ Mom, die den schrecklichen Verlust ihres Sohnes kaum verkraftet und völlig aus der Bahn geworfen wurde; Lucas‘ Eltern, die ihren volljährigen Sohn viel zu sehr bemuttern und Lucas Freund Pete, ein klasse und sehr witziger Typ, der mir öfters Gründe zum Schmunzeln geliefert hat.

Von dem Schreibstil bin ich ebenfalls hellauf begeistert. Er ist mitreißend, eindringlich und leicht und wurde hervorragend von der Isabel Abedi ins Deutsche übertragen. Für mich hat sich der Sprachstil wunderschön und flüssig lesen lassen und da überdies die Kapitel angenehm kurz sind, bin ich nur so durch die Seiten geflogen und habe das Buch innerhalb kurzer Zeit wieder beendet.

Fazit: Fesselnd, tiefgründig, authentisch und ergreifend. Ein beeindruckendes Buch, das unter die Haut und nachhallt.

Nach ihrem Debüt ist Amy Giles mit „Jene Nacht ist unser Schatten“ ein weiterer großartiger und tief berührender Jugendroman geglückt, in welchem sie erneut eine sehr schwere Thematik auf eine einfühlsame, sensible und ehrliche Weise behandelt. Mir hat das Buch unglaublich gut gefallen. Ich konnte es nicht mehr aus der Hand legen und wurde beim Lesen auf die reinste emotionale Achterbahnfahrt der Gefühle mitgenommen. Ich kann „Jene Nacht ist unser Schatten“ jedem nur ans Herz legen und vergebe 5 von 5 Sternen!
 
 
 






 
Vielen lieben Dank an den cbj Verlag und das Bloggerportal für das Rezensionsexemplar!
 

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen

Mit Absenden eines Kommentars erklärst Du Dich einverstanden, dass personenbezogene Daten (z.B. IP-Adresse, Standort des Logins etc.) eventuell abgespeichert und für Statistiken von Google weiterverarbeitet werden.
Beim Setzen eines Hakens für weitere Benachrichtigungen auf Folgekommentare erklärst Du Dich ebenfalls einverstanden, dass personenbezogene Daten (z.B. IP-Adresse, Standort des Logins etc.) abgespeichert werden.
Weitere Informationen findest du in meiner Datenschutzerklärung und in der Datenschutzerklärung von Google