Klappentext:
Quelle: cbj Verlag
Rezension:
Vor etwa zweieinhalb Jahren habe ich den Debütroman von Amy Giles gelesen, der ein absolutes Highlight für mich war. Als ich nun hörte, dass dieses Jahr endlich ein neues Jugendbuch von ihr im cbj Verlag erscheinen wird, stand für mich natürlich sofort fest, dass ich es unbedingt lesen muss.
Es ist inzwischen ein Jahr her, dass Jess‘ Bruder Ethan bei einer Massenschießerei im Kino getötet wurde. Das Leben der 17-jährigen hat sich seitdem komplett verändert. Ihre beste Freundin Marissa besucht mittlerweile eine andere Schule und meldet sich nicht mehr bei ihr und von ihrer Mutter, die in eine tiefe Depression verfallen ist, fühlt sich Jess vollkommen allein und im Stich gelassen. Ihre Mom kann sich zu nichts mehr aufraffen, das Geld wird immer knapper und der Stapel an unbezahlten Rechnungen wird stetig größer. Es ist nun an Jess für den Lebensunterhalt zu sorgen. Sie ergattert einen Aushilfsjob in einem Baumarkt, weiß zu dem Zeitpunkt allerdings noch nicht, dass der 18-jährige Lucas ebenfalls dort arbeitet. Auch Lucas war damals in jener Nacht im Kino und hat seinen großen Bruder bei der Schießerei verloren. Lucas hat seitdem mit Panikattacken zu kämpfen, ihn plagen große Schuldgefühle, da er überlebt hat und von seiner überbehütenden Mutter fühlt er sich regelrecht erdrückt.
Da mich Amy Giles mit „Jetzt ist alles, was wir haben“ damals so dermaßen vom Hocker hauen konnte und der Klappentext von „Jene Nacht ist unser Schatten“ so gut klang, habe ich mir von dem Buch natürlich ziemlich viel erhofft. Hinzu kam der interessante Aspekt, dass der Text von Isabel Abedi übersetzt wurde – eine deutsche Autorin, deren Bücher ich wahnsinnig gerne mag.
„Jene Nacht ist unser Schatten“ erzählt eine ungemein bewegende und schmerzliche Geschichte über Verlust, Trauerbewältigung und die Liebe. Mit ganz viel Feingefühl, Authentizität und schonungsloser Ehrlichkeit führt uns Amy Giles vor Augen, wie unterschiedlich die Folgen eines tragischen Verlustes in Familien sein können. Depressionen, Schuldgefühle, Panikattacken, Drogen, Suizidgedanken – mit all diesen Dingen setzt sich die Autorin in „Jene Nacht ist unser Schatten“ auseinander und zeigt uns damit, wie herausfordernd, qualvoll und nahezu unmöglich es für Betroffene sein kann, nach einem schrecklichen Todesfall normal weiterzuleben.
Erzählt wird die Handlung im Wechsel von Jess und Lucas, jeweils in der Ich-Form. Mir hat die gewählte Erzählform extrem gut gefallen, da wir dank dieser von beiden Hauptprotagonisten einen sehr genauen Einblick in ihre Gefühlswelten erhalten und hautnah dran sind an ihren Empfindungen und Gedanken.
Auch die Nebenfiguren wurden in meinen Augen vollkommen realistisch skizziert und haben mir überaus gut gefallen. Da hätten wir unter anderem Jess‘ Mom, die den schrecklichen Verlust ihres Sohnes kaum verkraftet und völlig aus der Bahn geworfen wurde; Lucas‘ Eltern, die ihren volljährigen Sohn viel zu sehr bemuttern und Lucas Freund Pete, ein klasse und sehr witziger Typ, der mir öfters Gründe zum Schmunzeln geliefert hat.
Von dem Schreibstil bin ich ebenfalls hellauf begeistert. Er ist mitreißend, eindringlich und leicht und wurde hervorragend von der Isabel Abedi ins Deutsche übertragen. Für mich hat sich der Sprachstil wunderschön und flüssig lesen lassen und da überdies die Kapitel angenehm kurz sind, bin ich nur so durch die Seiten geflogen und habe das Buch innerhalb kurzer Zeit wieder beendet.
Fazit: Fesselnd, tiefgründig, authentisch und ergreifend. Ein beeindruckendes Buch, das unter die Haut und nachhallt.
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