Sonntag, 28. Februar 2021

[Rezension] Die Abenteuer von Milo, Tack und Kackerlack von Norton Juster

Hardcover
 
Illustriert von Jules Feiffer 
Übersetzt von Ebi Naumann 
Ab 8 Jahren
320 Seiten
ISBN: 978-3-85535-645-4 
Erschienen: 19.02.2021

Klappentext:

Milo langweilt sich immer schrecklich, bis er eines Tages in seinem Zimmer eine merkwürdige Schranke entdeckt. Da er gerade sowieso nichts anderes zu tun hat, schnappt er sich sein Spielzeugauto. Und ehe er sich’s versieht, landet er in einer anderen Welt, in der nichts so ist, wie er es kennt. Er lernt Tack, den tickenden AufWachhund, kennen und Kackerlack, das eitle Insekt. Gemeinsam erhalten sie den Auftrag, die beiden Königreiche Wortopolis und Digitopolis wieder zu vereinen. Milo begibt sich auf eine gefährliche und aufregende Reise, während der er merkt, dass das Leben viel spannender ist, als er dachte.

Quelle: Atrium Verlag

Rezension:

Bei einem Blick ins neue Programm des Atrium Verlags ist mir „Die Abenteuer von Milo, Tack und Kackerlack“ sofort ins Auge gesprungen. Das Cover gefiel mir auf Anhieb richtig gut und da mich auch der Klappentext umgehend überzeugen konnte, stand für mich sehr schnell fest: Milo möchte unbedingt auf seiner unvorstellbaren Reise begleiten!

Milo langweilt sich immer furchtbar und weiß nie etwas mit sich anzufangen. Bis zu dem Tag, an dem er ein seltsames Paket in seinem Zimmer entdeckt, in welchem sich ein Mauthäuschen mit Schranke und eine Landkarte befinden. Merkwürdig, woher kommt dieses Paket nur? Da Milo eh gerade nichts Besseres zu tun hat, schnappt er sich kurzerhand sein Elektroauto und landet, ehe er sich versieht, in einer fremden Welt - einer sehr, sehr sonderbaren Welt, in der nichts so ist, wie Milo es kennt. Er begibt sich auf eine aufregende Reise, bei der er auf viele kuriose Gestalten treffen wird wie die den AufWachhund Tack und ein eitles Insekt namens Kackerlack. Zusammen sollen sie zwei verfeindete Königreiche wieder vereinen: Der König von Wortopolis, für den Worte das Wichtigste Leben sind und der Kaiser von Digitalien, für den nur Ziffern und Zahlen zählen, sind nun schon seit vielen Jahren verfeindet. Ob es Milo und seinen Reisegefährten wohl gelingen wird, wieder für Frieden zu sorgen? Ein unvergessliches Abenteuer beginnt...

Ich muss ja gestehen, dass mir der Autor Norton Juster bisher vollkommen unbekannt war. Als ich das erste Mal auf „Die Abenteuer von Milo, Tack und Kackerlack“ gestoßen bin, war mir daher gar nicht bewusst gewesen, dass es sich bei dem Buch um einen sehr bekannten Kinderbuchklassiker aus den USA handelt. Erst vor kurzem habe ich festgestellt, dass die Geschichte erstmals 1961 veröffentlicht wurde, in den Vereinigten Staaten sehr beliebt ist und es sogar eine Zeichentrickverfilmung über Milos Abenteuer gibt.

Da ich wahnsinnig gerne Kinderbuchklassiker lese, ist meine Vorfreude und Neugierde auf das Buch nur noch größer geworden. Ob meine Erwartungen erfüllt wurden, verrate ich euch jetzt!

Norton Juster ist mit „Die Abenteuer von Milo, Tack und Kackerlack“ ein ganz besonderer Kinderroman gelungen, der zweifellos zurecht zum Klassiker wurde. Die Geschichte ist so schön zeitlos und spannend und lehrreich zugleich. Sie sprüht nur so vor Witz, Charme und Fantasie und steckt voller kreativer Wortspielereien und Neologismen. Sie vermittelt viel Wissenswertes über Sprache und Zahlen und beschert uns gleichzeitig ein abenteuerliche Reise durch eine ziemlich verrückte Welt. Mich persönlich hat die Story sehr an „Alice im Wunderland „erinnert. „Die Abenteuer von Milo, Tack und Kackerlack“ ist ähnlich skurril und intelligent geschrieben wie Lewis Carrolls berühmter Kinderbuchklassiker, was mir, als großer Alice-Fan, total gut gefallen hat.

Ich bin mir sehr sicher: Wer „Alice im Wunderland“ mag, der wird auch Milos Abenteuer mögen. Ich jedenfalls tue es. Mir hat das Buch ein zauberhaftes Leseerlebnis beschert.

Zu Beginn der Geschichte befinden wir uns noch unserer Welt. Wir lernen unseren Hauptprotagonisten Milo kennen, der die Schule und gefühlt eigentlich alles in seinem Leben extrem öde und langweilig findet. Mit der Langeweile soll es schlagartig vorbei sein, als ihn eines Tages ein mysteriöses Päckchen zu Hause erwartet. Dessen Inhalt wird dazu führen, dass Milo in eine höchst absonderliche Welt gelangt, in welcher es vor kuriosen Dingen und eigentümlichen Figuren nur so wimmelt.

Als Leser*innen begleiten wir Milo durch diese verdrehte Welt und erleben dabei ein aufregendes und unterhaltsames Ereignis nach dem nächsten. Wir lernen verschiedenen Länder kennen, die erfinderische Namen tragen wie Wortopolis, Paralysien und Digitalien, und wir dürfen die Bekanntschaft von lauter wunderlichen und ulkigen Gestalten machen. 

 Ich war beim Lesen richtig am Staunen, was für eine phantasiereiche und schräge Welt der Autor da erschaffen hat und wie gekonnt er mit der Sprache spielt. Hier auch mal ein ganz großes Lob an den Übersetzer Ebi Naumann, der den Text so vortrefflich ins Deutsche übertragen hat. Ich stelle es mir überhaupt nicht leicht vor, eine Geschichte, die so viele Sprachspielereien enthält, zu übersetzen.

Norton Juster kann man nur als einen wahren Wortakrobaten bezeichnen. Seine ausgefallenen Wortneuschöpfungen, seine zum Schmunzeln schönen Wortwitze – wirklich klasse und genial. Und wie gesagt, ganz hervorragend ins Deutsche übertragen. Das Buch liest sich einfach nur bezaubernd und ausgesprochen heiter und vergnüglich.

Womit das Buch ebenfalls bei mir punkten konnte, sind die Charaktere. Da hätten wir zum Beispiel einen AufWachhund, der Tack heißt, obwohl er tickt; ein eitler Kackerlack (verwendet in seiner Gegenwart besser nicht das Wort Küchenschabe!); die Lethargianer, eine Truppe an Kerlen, die einander wie ein Ei dem anderen gleichen; ein Mann mit riesengroßen Ohren, der auf den Namen KAKOFONIUS G.TÖSE HÖRT UND DOKTOR DER SCHRÄGEN TÖNE ist und noch viele, viele mehr. Dem Einfallsreichtum von Norton Juster sind wirklich keine Grenzen gesetzt.

Besonders gut gefallen hat mir, dass in diesem ganzen liebenswerten Irrsinn, den uns unsere Reise beschert, auch jede Menge wundervolle Weisheiten und Botschaften stecken und einem Redewendungen, Zahlen und die Bedeutung von Zeit näher gebracht werden.

Mir hat es richtig viel Spaß gemacht in dieses Buch einzutauchen, allerdings hat es mir für 5 Sterne am Ende dann irgendwie doch nicht gereicht. Ich kann leider gar nicht genau sagen, was mir nun gefehlt hat. Bei mir wollte wohl einfach – trotz meiner Begeisterung und Faszination für die Geschichte – dieser allerletzte Funke nicht komplett überspringen. Wärmstens empfehlen kann ich „Die Abenteuer von Milo, Tack und Kackerlack“ aber selbstverständlich dennoch! Hier in Deutschland scheint das Buch leider noch sehr unbekannt zu sein. Ist zumindest mein Eindruck. Ich hoffe daher nun sehr, dass diese gelungene Neuübersetzung aus dem Atrium Verlag dafür sorgen wird, dass viele Leser*innen hier Deutschland die unglaublichen Erlebnisse von Milo und seinen Reisegefährten kennenlernen werden.

Die Altersempfehlung vonseiten des Verlags liegt bei ab 8 Jahren, welcher ich mich allerdings nicht gänzlich anschließen kann. Für achtjährige Kinder halte ich persönlich die Handlung und den Schreibstil für etwas zu anspruchsvoll. Ich würde das Buch eher ab 10 Jahren empfehlen.

Zu guter Letzt, ehe ich zu meinem Fazit komme, muss ich euch unbedingt noch von der Gestaltung des Buches berichten. Das Cover mag ich, wie oben bereits erwähnt, sehr gerne – die zahlreichen schwarz-weiß Innenillustrationen, die ebenfalls von Jules Feiffer stammen, konnten meinen Geschmack dagegen nicht vollends treffen. Mir waren sie etwas zu skizzenhaft. Die Bilder haben aber fraglos ihren ganz eigenen Charme und passen ideal zur Geschichte.

Wovon ich aber hellauf begeistert bin, ist die detailreiche Landkarte vorne und hinten im Buch. Die Karte schaut wirklich umwerfend aus!

Fazit: Ein tolles Lesevergnügen voller herrlicher Verrücktheiten, Wortwitze und Fantasie!

Norton Juster hat mit „Die Abenteuer von Milo, Tack und Kackerlack“ ein außergewöhnliches Kinderbuch geschrieben, welches ich jedem, egal ob Jung und Alt, nur ans Herz legen kann. Die Geschichte ist wunderbar zeitlos, klug und amüsant. Sie steckt voller geistreicher und origineller Wortspiele und nimmt uns Leser*innen mit eine Welt, die ähnlich skurril und fantasievoll ist wie Lewis Carrolls einzigartiges Wunderland. Mir hat es unheimlich viel Vergnügen bereitet diesen großen Kinderbuchklassiker aus den USA zu lesen und ich vergebe 4,5 – hier gerundet auf 5 von 5 Sternen!
 
 
 
 



 
Vielen lieben Dank an den Atrium Verlag für das Rezensionsexemplar!

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