Gebundene
Ausgabe
Mit
Illustrationen von Brendan Shusterman
Ab
14 Jahren
352
Seiten
ISBN:
978-3-446-26046-7
Erschienen:
20.08.2018
Klappentext:
Caden
hält sich für einen normalen Jungen. Doch sein Verstand ist ein
krankhafter Lügner, der sich auf fantastische Reisen begibt.
Manchmal befindet Caden sich auf dem Weg zum tiefsten Punkt der Erde
im Marianengraben, auf einem Schiff, auf dem die Zeit seitlich läuft
wie eine Krabbe, verwittert von Millionen Fahrten, die bis in die
finstere Vergangenheit zurückreichen. Und in der Realität lässt
Cadens Verstand harmlose Dinge wie einen Gartenschlauch zur tödlichen
Gefahr werden. Als die Grenze zwischen realer und fantastischer Welt
verschwimmt, begreift Caden: In den Tagen der Bibel hätte er
vermutlich als Prophet gegolten, doch heute lautet die Diagnose:
Schizophrenie.
Quelle:
Hanser Verlag
Rezension:
Beim
Durchstöbern der Vorschau des Hanser Verlags ist mir „Kompass ohne
Norden“ sofort ins Auge gesprungen. Das Cover und besonders der
Klappentext konnten mich auf Anhieb überzeugen. Der Name des Autors
sagte mir natürlich etwas, gelesen hatte ich bisher allerdings noch
kein Buch von ihm. „Kompass ohne Norden“ sollte ich daher mein
erstes Werk von Neal Shusterman werden.
Auf
den ersten Blick wirkt Caden wie ein ganz normaler Junge. Er selbst
hat sich zumindest immer für einen gehalten, nur macht ihm sein
Verstand da einen Strich durch die Rechnung. Immer wieder entführt
er Caden auf Reisen an fantastische Orte, fern von aller Realität.
So passiert es, dass sich Caden im tiefsten Ozean wiederfindet oder
auf einem Schiff. Aber auch im wirklichen Leben lässt ihn sein
Verstand im Stich. Überall lauern Bedrohungen, Gartenschläuche
verwandeln sich etwas Gefährliches, jemand will ihn umbringen,
Blicke verursachen Unbehagen. Immer mehr verschwimmt die Grenze
zwischen Realität und Fantasie, immer mehr wird Caden Gefangener
seines eigenen Kopfes.
Bücher,
die von psychischen Erkrankungen handeln, habe ich schon immer sehr
gerne gelesen. Ständig lesen könnte ich sie nicht, da sie ja doch
recht ernst sind und einen nicht selten schockieren – da ich solche
Bücher aber unglaublich wichtig finde, packe ich sie auf meiner
Leseliste stets sehr weit nach oben.
„Kompass
ohne Norden“ war mal wieder so ein Buch, welches mir richtig unter
die Haut gegangen ist und mich sehr berührt hat. Verstärkt wurde
dies auch dadurch, dass der Autor eigene Erfahrungen in die Handlung
hat mit einfließen lassen, wie er in einem Vorwort erklärt. Bei Neal
Shustermans Sohn Brendan wurde, als er 16 Jahre alt war, eine schizoaffektive Störung diagnostiziert und
er hat Ähnliches durchgemacht wie unser Protagonist Caden. Die
Zeichnungen, die sich in dem Buch befinden, stammen sogar von
Brendan, welche er während seiner Klinikzeit gemalt hat. Die
Zeichnungen fand ich hier absolut passend, da auch Caden gerne
zeichnet.
Caden
ist so jemand, der man einfach gern haben muss, er ist nett, freundlich und witzig. Vor seiner Erkrankung
war er ein ganz normaler Junge, mit dem man gerne Zeit verbringt.
Doch dann beginnt er sich schleichend zu verändern. Er denkt über
Dinge nach, über die sich die meisten gar keine Gedanken machen, er
fühlt sich bedroht, denkt, dass ein Junge an seiner Schule ihn
umbringen will. Seine Psyche spielt zunehmend verrückt, immer
krankhafter wird sein Verhalten und Denken. Caden befindet sich nun
immer öfters auf einem Schiff, Fantasie und Realität verschwimmen
zunehmend und irgendwann ist Caden so sehr Gefangener seines eigenen
Kopfes, dass er daraus nicht mehr ohne Hilfe hinauskommt.
Das
Buch besitzt zwei Handlungsstränge: Einmal dürfen wir Caden in der
Realität begleiten und erleben mit, wie sehr sich sein Leben
aufgrund seiner Schizophrenie verändert. Dann reisen wir mit Caden
in seine eigene Fantasiewelt, landen in dieser auf dem Grund des
Ozeans oder sind Passagier eines Schiffes.
Ich
fand diese Vermischung von zwei Handlungssträngen sehr gut gewählt
für die Thematik des Buches. Alles wirkt dadurch sehr authentisch
und macht nur zu deutlich, wie schlimm es ist, mit so einer
psychischen Erkrankung zu leben.
Ich
hatte nur leider gerade mit dieser Erzählweise so meine Probleme.
Die Idee dahinter finde ich wirklich super, nur habe ich beim Lesen
gemerkt, dass mir dieser komplexe Aufbau der Geschichte einfach nicht
so lag. Die Geschehnisse in der Realität haben mir bei weitem besser
gefallen als die in der Fantasiewelt. Cadens Erlebnisse auf dem Schiff haben mich immer
etwas verwirrt zurückgelassen. Vielleicht war dies sogar vom Autor
so gewollt, ich weiß es nicht. Mir hat es nur leider etwas meinen
Lesespaß geraubt. Wirklich schade, denn „Kompass ohne Norden“
ist ein ganz besonderes und sehr emotionales Buch. Ich habe
mir auch wirklich Mühe gegeben, nur leider bin ich mit dem
Schreibstil bis zum Ende nicht so richtig warm geworden.
Ich
bin aber trotzdem ganz fasziniert von dem Buch. Es ist authentisch,
ergreifend und zutiefst bewegend und auch wenn ich mit den zwei
Erzählsträngen so meine Probleme hatte, habe ich Caden dennoch sehr
gerne auf seinem schwierigen Weg begleitet. „Kompass ohne Norden“
ist ein Buch, welches Mut und Hoffnung macht, Betroffenen wie
Angehörigen. Psychische Erkrankungen sind leider keine Seltenheit,
dennoch wird viel zu selten offen darüber gesprochen. Gerade
deswegen finde ich dieses Buch so wichtig, da es aufzeigt, was
Menschen, die an Schizophrenie erkrankt sind, durchmachen müssen und es wird
hoffentlich dabei helfen, solche Menschen besser zu verstehen.
Fazit:
Ergreifend, emotional, authentisch. Mit „Kompass ohne Norden“ ist
Neal Shusterman ein außergewöhnliches und wichtiges Buch gelungen,
welches mich sehr bewegt und berührt hat. Obwohl mich Cadens
Geschichte wirklich sehr beeindruckt hat, kann ich dem Buch leider
dennoch keine volle Sternenzahl geben. Es besitzt eine ganz besondere
Erzählweise, auf die ich mich leider bis zum Ende nicht komplett
einlassen konnte. Ich kann „Kompass ohne Norden“ aber natürlich
dennoch absolut empfehlen und vergebe 4 von 5 Sternen!
Vielen lieben Dank an den Hanser Verlag, der mir dieses schöne Buch als Rezensionsexemplar zur Verfügung gestellt hat!
Hallo Corinna,
AntwortenLöschendieses Buch steht auf meiner WuLi aktuell auch sehr weit oben, denn ich bin sehr gespannt, wie es mir gefallen wird. Auch habe ich noch keine negativen Meinungen dazu gelesen.
Liebe Grüße,
Uwe
Hallo Uwe,
Löschenda bin ich auch schon sehr gespannt, wie du das Buch finden wirst. Ich habe bisher auch noch nichts Negatives darüber gelesen, es ist wirklich ein ganz besonderes Buch. Ich wünsche dir schon mal ganz viel Spaß beim Lesen. :D
Viele liebe Grüße
Corinna