Sonntag, 11. Dezember 2022

[Rezension] Bahnsteig 13 öffnet sich wieder von Sibéal Pounder und Eva Ibbotson

Hardcover
Übersetzt von Katja Frixe
Illustriert von Sabine Wilharm
Ab 9 Jahren
240 Seiten
ISBN: 978-3-423-76403-2
Erschienen: 19.10.2022

Klappentext:

Neun Jahre sind vergangen, seit sich der Gügel unter dem Bahnsteig 13 das letzte Mal geöffnet hat, um den Weg zu einer magischen Insel voller fantastischer Wesen freizugeben. Es ist auch höchste Zeit, denn der Nebel, der die zauberhafte Insel vor der Entdeckung schützt, schwindet mehr und mehr. Warum nur? Hexe Lex macht sich auf in die Menschenwelt, um einen Nebelexperten zu finden. Irrtümlich hält sie das Mädchen Lena für diese Expertin und schleppt sie auf die Insel. Dort spitzt sich die Lage mehr und mehr zu. Wird es den Inselbewohnern mithilfe von Lenas ungewöhnlichen Ideen gelingen, ihre Heimat zu retten?

Quelle: dtv

Rezension:

Da ich die Bücher von der Eva Ibbotson unheimlich gerne mag und „Das Geheimnis von Bahnsteig 13“ eines meiner liebsten Werke von ihr ist, war meine Freude groß als ich hörte, dass dieses Jahr eine Fortsetzung von dem Buch erscheinen wird. Diese stammt zwar nicht von Eva Ibbotson selbst, war aber dennoch ein absolutes Must-Have für mich.

Es ist neun Jahre her, seit sich die geheime Tür des Gügels unter dem Bahnsteig 13 von King’s Cross zum letzten Mal geöffnet und für neun Tage den Tunnel freigegeben hat, der in eine völlig andere Welt führt: Eine magische Insel voller fantastischer Kreaturen. Es ist dringend wieder an der Zeit, dass der Gügel den Zutritt zu der Insel freigibt, da deren schützender Nebel immer mehr schwindet und nur ein Neblingexperte helfen kann. Hexe Lex Gribble begibt sich in die Menschenwelt und trifft dort auf das Menschenmädchen Lena Lasky. Lex hält Irrtümlich Lena für die Neblingexpertin und nimmt sie auf die Insel mit. Dort wird die Lage immer bedrohlicher: Böse Harpyien herrschen über die Insel und machen diese zu einem grauenvollen Ort. Ob es den Bewohnern gemeinsam mit Lina wohl gelingen wird, ihre Heimat zu retten?

Dass es jemals eine Fortsetzung von Eva Ibbotsons zeitlosem Kinderbuchklassiker geben würde, hätten wohl die wenigsten von uns erwartet. Ich zumindest habe überhaupt nicht damit gerechnet, dass es mich nach so langer Zeit zurück auf die geheime magische Insel verschlagen wird, die die verstorbene britische Autorin damals erschaffen hat. Anlässlich des 25. Jubiläums des Buches hat man die englische Schriftstellerin Sibéal Pounder aber darum gebeten, „Das Geheimnis von Bahnsteig 13“ weiterzuspinnen – eine wundervolle Idee, wie ich finde. Ob sie aber auch erfolgreich umgesetzt wurde?

Was die gesamte Aufmachung der deutschen Ausgabe angeht, hat der Folgeband jedenfalls schon mal vollends bei mir punkten können. Mich hat es überaus gefreut, dass man auch dieses Mal die Illustratorin Sabine Wilharm für die Gestaltung genommen hat und der Einband optisch somit sehr dem des Vorgängers ähnelt. Sabine Wilharm hat allerdings nicht nur das Cover illustriert – sie hat auch die Kapitelanfänge mit herrlichen schwarz-weiß Zeichnungen versehen, die perfekt zur Geschichte passen und deren Stimmung gelungen wiedergeben.

Neben der Sabine Wilharm hat aber auch Sibéal Pounder einen tollen Job gemacht und Eva Ibbotsons Werk gelungen fortgeführt. Wobei ich jedoch gestehen muss, dass ich mich an den ersten Band nur noch dunkel erinnern kann. Ich habe das Buch zuletzt als Kind gelesen, was nun also schon ein Weilchen her ist. Ich war daher kurz am überlegen gewesen, es schnell zu rereaden ehe ich zum zweiten Teil greife, habe mich dann aber doch dagegen entschieden. „Das Geheimnis von Bahnsteig 13“ habe ich damals geliebt und irgendwie ist es bei mir so, dass ich Bücher, mit denen ich besonders schöne Kindheitserinnerungen verbinde, nur sehr ungern erneut lese. Ich bin also ohne eine Gedächtnisauffrischung in Sibéal Pounders Sequel eingetaucht, was aber zum Glück kein Problem war. Meinem Empfinden nach sind die beiden Bände gut unabhängig voneinander lesbar. Sie hängen zwar miteinander zusammen, erzählen aber recht in sich abgeschlossene Geschichten. Es empfiehlt sich aber natürlich dennoch, die korrekte chronologische Reihenfolge der Bücher einzuhalten. Die Lesefreude ist dann einfach um einiges höher.

Auch wenn mir die Ereignisse aus dem Original nicht mehr allzu präsent sind, denke ich doch, dass ich sagen kann, dass Sibéal Pounder diesem gerecht geworden ist und eine wirklich gute Arbeit geleistet hat. Sie hat den Geist und den schrägen Humor von Eva Ibbotsons Klassiker wunderbar eingefangen, hat dem Ganzen aber gleichzeitig auch ihre eigene persönliche Note verliehen. Das Ergebnis ist eine turbulente, witzige und charmante Fantasygeschichte voller amüsanter Verrücktheiten und liebenswerter Charaktere.

Gemeinsam mit alten Bekannten aus dem Vorgänger und neuen Gesichtern erlebt man als Leser*in ein zauberhaftes Abenteuer, bei dem unter anderen eine Identitätsverwechslung, ein Neblingrucksack und eine Horde böser Harpyien wichtige Rollen spielen werden. Ich fand es total schön viele vertraute Figuren wiederzusehen wie den Jungen Ben und die Hexe Lex Gribble, habe aber auch mein Kennenlernen mit den neuen Personen sehr genossen. Vor allem Menschenmädchen Lina, unsere neunjährige Hauptprotagonistin, mochte ich richtig gerne. Mit ihrer sympathischen und aufgeweckten Art und ihrem großen Glauben an Magie hat sie sich einfach sofort in mein Herz geschlichen.

Also mich hat Sibéal Pounder mit der Darstellung sämtlicher Charaktere überzeugen können. Sie hat (sofern ich das mit meinen verblassten Erinnerungen an den ersten Band beurteilen kann) die verschiedenen und teils äußerst ausgefallenen Eigenschaften von Eva Ibbotsons Figuren prima getroffen und ihre eigenen Charaktere ergeben zusammen mit den „alten ein stimmiges Gesamtpaket.

Vermutlich fragen sich einige von euch mittlerweile, warum ich nach so viel Lob für das Buch nicht die volle Sternenzahl vergeben habe. Ich habe es wirklich gerne und mit viel Vergnügen gelesen, aber irgendwie hat mir insgesamt dann doch etwas gefehlt, etwas, das ich leider nicht benennen kann. Der letzte Funke wollte bei mir einfach nicht überspringen. Aber wie gesagt, ich bin trotzdem begeistert und kann das Buch auch nur empfehlen, sowohl Mädchen und Jungen ab 9 Jahren als auch deutlich älteren Leser*innen. Und für Fans von Eva Ibbotson ist „Bahnsteig 13 öffnet sich wieder“ in meinen Augen ein großes Muss.

Fazit: Sibéal Pounder hat mit „Bahnsteig 13 öffnet sich wieder“ einen spannenden, unterhaltsamen und warmherzigen Kinderroman geschrieben, mit welchem sie Eva Ibbotsons Klassiker „Das Geheimnis von Bahnsteig 13“ würdig fortsetzt. Wie das Original, so ist auch Sibéal Pounders Fortsetzung prall gefüllt mit fantasievollen Ideen und jeder Menge Witz und Charme und lässt an keiner Stelle Langeweile aufkommen. Mir hat es viel Spaß gemacht, nach langer Zeit mal wieder in Ibbotsons magische skurrile Welt einzutauchen und mich von ihr verzaubern zu lassen. Von mir gibt es sehr, sehr gute 4 von 5 Sternen!

 

 



 

Vielen lieben Dank an den dtv Verlag für das Rezensionsexemplar!

 

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