Freitag, 17. September 2021

[Rezension] Marthas Boot von Polly Horvath

Hardcover
 
Übersetzt von Anne Brauner
Ab 11 Jahren
247 Seiten
ISBN: 978-3-7725-2974-0
Erschienen: 25.08.2021

Klappentext:

Die McCready Schwestern, Fiona, vierzehn, Marlin, zwölf, Natasha, zehn und Charlie, acht, wachsen fröhlich und sorgenfrei auf. Aber dann schlägt das Schicksal zu: nicht nur ihre Eltern verunglücken, sondern auch ihre Großtante Martha, die sich nach dem Tod der Eltern um sie kümmern wollte. Alleine auf sich gestellt, versuchen die vier toughen Mädchen auf der Farm ihrer Großtante in Kanada, heimisch zu werden. Doch ein Vormund – den sie auf lange Sicht brauchen werden –, fehlt. Gewitzt und jede auf ihre Weise, versuchen sie dieses Fehlen auszubügeln. Kann das auf lange Sicht gut gehen? Doch dann erwartet die Vier von ganz ungeahnter Seite Hilfe …

Quelle: Freies Geistesleben

Rezension:

Da mir meine bisherigen Werke aus der Feder von Polly Horvath ausgesprochen gut gefallen haben, war meine Neugierde sofort geweckt als ich das erste Mal von ihrem neuen Buch „Marthas Boot“ hörte. Beim Cover war es bei mir Liebe auf den ersten Blick und da mich der Klappentext ebenfalls direkt ansprach, stand für mich sehr schnell fest: Die vier McCready-Schwestern möchte ich unbedingt kennenlernen.

Als die Eltern der McCready-Schwestern bei einem Tsunami ums Leben kommen, erklärt sich nur ihre Großtante Martha dazu bereit die vier Mädchen bei sich aufzunehmen. Doch als Fiona (14), Marlin (12), Natasha (10) und Charlie (8) in Kanada ankommen, erwartet sie dort bereits die nächste schlimme Nachricht: Auch ihre Großtante ist ganz plötzlich verstorben. Völlig auf sich alleine gestellt versuchen die vier Schwestern nun, sich auf der idyllisch gelegenen kleinen Farm ihrer Großtante ein neues Leben aufzubauen. Dass die vier Mädchen alleine leben, muss allerdings streng geheim bleiben. Sollte das Jugendamt davon erfahren, würden sie sonst ganz bestimmt voneinander getrennt werden. Ob ihr Plan auf lange Sicht gut gehen kann?

Dies war mal wieder so ein Buch, bei dem ich einfach schon nach wenigen Seiten wusste, dass ich es lieben werde. Trotz des traurigen Anfangs habe ich mich sofort pudelwohl in der Geschichte gefühlt und wollte, nachdem ich einmal in ihr versunken war, am liebsten gar nicht mehr aus ihr auftauchen. Da die Erzählung an keiner Stelle ihren Zauber auf mich verloren hat (ganz im Gegenteil) und sich der leichte und flüssige Schreibstil superangenehm für mich hat lesen lassen, bin ich nur so durch die Seiten geflogen und habe „Marthas Boot“ innerhalb eines Tages verschlungen. Mein Lesevergnügen war insgesamt also ein recht kurzes, dafür aber ein zauberhaft schönes. Mein erster Eindruck hat mich also nicht getäuscht: Ja, ich bin total begeistert von diesem Buch!

Beginnen tut die Geschichte wie bereits erwähnt ziemlich traurig. Gleich im ersten Kapitel erfahren wir, dass die Eltern der vier McCready-Schwestern bei einem Tsunami ums Leben gekommen sind und da außer Großtante Martha niemand aus der Familie die vier Mädchen bei sich aufnehmen möchte, verschlägt es uns Leser*innen sehr schnell nach Kanada, wo die Großtante weit abgeschieden auf einer kleinen Farm lebt. Leider müssen die Geschwister kurz nach ihrer Ankunft jedoch erfahren, dass auch ihr neuer Vormund verstorben ist und sie somit nun ganz auf sich alleine gestellt sind.

Obwohl die Stimmung zunächst recht hoffnungslos ist, war ich sofort ganz angetan von ihr. Vor allem ab dem Moment, wenn wir in Kanada ankommen, habe ich die Atmosphäre richtig geliebt. Ich lese wahnsinnig gerne Bücher, die in Kanada spielen, insbesondere in British Columbia. Kulissenmäßig bin ich daher vollkommen auf meine Kosten gekommen – das Setting wird einfach großartig beschrieben. Die Landschaft und die Natur von Pine Island, Tante Marthas malerische kleine Farm...traumhaft, sag ich euch. Ich hatte beim Lesen lauter herrliche Bilder im Kopf und wäre nur zu gerne in das Buch hineingekrochen.

Auch mit den Charakteren hat mich Polly Horvath überzeugen können. Allesamt wurden sie mit viel Liebe und Authentizität ausgearbeitet und machen das Leseerlebnis mit ihren verschiedenen Eigenschaften zu einem ganz besonderen.

Da hätten wir zum einen die vier McCready-Schwestern, die ich augenblicklich in mein Herz geschlossen habe. Mich persönlich haben die vier irgendwie ein kleines bisschen an die March-Schwestern aus „Little Women“ erinnert. Wie diese, so müssen auch Fiona, Marlin, Natasha und Charlie gemeinsam eine harte Zeit durchstehen und könnten unterschiedlicher nicht sein. Jede von ihnen besitzt ihre Besonderheiten, mit denen sie uns Leser*innen verzaubern und so einige sehr spaßige Momente bescheren.
Obwohl die Grundstimmung eine recht melancholische ist, bin ich insgesamt erstaunlich oft ins Schmunzeln geraten. Vor allem die kleine achtjährige Charlie hat mich an vielen Stellen bestens unterhalten und auch die aufgeweckte Marlin hat bei mir öfters für große Erheiterung gesorgt. Also in meinen Augen ist Polly Horvath die Balance zwischen Tiefe und Leichtigkeit, Ernst und Humor fabelhaft geglückt. Sitzt man in einem Moment noch ganz ergriffen da und leidet mit, hat man im nächsten schon wieder ein vergnügtes Lächeln auf den Lippen.

Mich hat es tief bewegt zu sehen wie die vier Schwestern gemeinsam ihre Probleme meistern und dabei über sich selbst hinauswachsen werden und niemals ans Aufgeben denken. Ich bin richtig ins Mitfiebern geraten und habe es einfach zutiefst genossen Zeit mit diesen vier ungleichen Mädchen zu verbringen und mitzuerleben wie sie sich ein neues Leben in Kanada aufbauen.

Wen ich von den Vieren ich am liebsten gewonnen habe, kann ich gar nicht sagen. Mit Fiona, in deren Gefühls- und Gedankenwelt wir eindeutig den anschaulichsten Einblick erhalten, habe ich mich jedenfalls am meisten verbunden gefühlt. Da ich selbst eine große Schwester bin, habe ich mich nur zu gut in sie hineinversetzen können und an vielen Stellen unendlich mit ihr mitgelitten. Da sie die Älteste ist, bleibt das Meiste an ihr hängen und diese große Verantwortung, die permanent auf ihr lastet, erdrückt sie regelrecht und treibt sie öfters an ihre Grenzen. Fiona ist aber beeindruckend stark und entschlossen und sehr erwachsen für ihr Alter – ich habe sie richtig dafür bewundert wie wunderbar sie das alles managt.

Neben den McCready-Schwestern dürfen wir im Verlauf der Geschichte noch viele weitere tolle Figuren kennenlernen wie die herzliche und hilfsbereite Schuldirektorin Miss Webster und den Nachbar Al Farber. Letzteren kann man allerdings nicht als sympathisch bezeichnen. Dieser Typ ist der absolute Griesgram. So unfreundlich und übellaunig er aber auch sein mag, er erklärt sich dazu bereit den Schwestern dabei zu helfen ihre aktuelle Lebenssituation geheim zu halten. Zudem wird sich noch zeigen, dass in ihm durchaus auch nette und positive Züge stecken. Die Entwicklung von Al hat mir neben denen von den Schwestern ganz besonders gut gefallen. Mich hat sie sehr berührt.

Das Ende konnte mich ebenfalls komplett zufriedenstellen. Es ist stimmig und herzerwärmend und rundet die Geschichte perfekt ab. Ich habe das Buch mit einem glücklichen Lächeln im Gesicht wieder zuklappen können, nachdem ich eine unvergessliche Zeit darin verbracht habe.

Fazit: Ein wundervoller und sehr berührender Roman über vier starke Schwestern, die sich nicht unterkriegen lassen.

Mir hat Polly Horvath mit „Marthas Boot“ ein echtes Highlight und absolutes Wohlfühlbuch bescheren können. Das Buch erzählt eine wunderschöne Geschichte über Geschwisterliebe, die Bedeutung von Familie, Hoffnung, Entschlossenheit, Schicksalsschläge und Zusammenhalt, es ist unterhaltsam und ergreifend zugleich und steckt voller Warmherzigkeit und Tiefgang. Ich kann „Marthas Boot“ jedem, egal ob Jung oder Alt, nur ans Herz legen und vergebe 5 von 5 Sternen! 
 
 

 






 

Vielen lieben Dank an den Verlag Freies Geistesleben für das Rezensionsexemplar!

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