Mittwoch, 28. November 2018

[Rezension] Worte, die leuchten wie Sterne von Brigid Kemmerer

Gebundene Ausgabe
368 Seiten
ISBN: 9783959672160
Erschienen: 01.08.2018

Klappentext:
Rev hat immer noch mit den Schatten seiner harten Kindheit zu kämpfen. Aber seine liebevolle neue Familie hilft ihm dabei zu heilen.
Emma ist ein Computerfreak und hat selbst ein Online-Spiel entwickelt. Die virtuelle Welt ist wie ihr zweites Zuhause.
Doch plötzlich erhält Rev Briefe von seinem leiblichen Vater, der ihm nicht nur seelische Narben zugefügt hat. Und auch Emma erhält beängstigende Nachrichten von einem Online-Troll, der ihr das Leben zur Hölle macht. In dieser schweren Zeit treffen die beiden aufeinander – und fühlen sofort eine besondere Verbindung. Können sie sich gegenseitig helfen, die traumatischen Ereignisse zu überwinden?



Rezension:

Letztes Jahr hatte ich den Jugendroman „Der Himmel in deinen Worten“ von Brigid Kemmerer gelesen, welcher mich sehr beeindruckt hat. Als ich nun in der Vorschau entdeckte, dass es eine Fortsetzung geben wird, wusste ich einfach sofort, dass ich sie unbedingt lesen muss.

Rev durften wir bereits im ersten Band als Nebencharakter kennenlernen. Es wurde leicht angeschnitten, dass er eine sehr harte Kindheit hinter sich hat, daher hat es mich nun sehr gefreut, dass wir hier seine Geschichte erfahren dürfen.

Das Buch wird im Wechsel aus der Sicht von Rev und Emma in der Ich-Perspektive erzählt. Den Erzählerwechsel fand ich hier sehr gelungen, wobei mir die Kapitel aus Revs Sicht besser gefallen haben, da er mir eindeutig sympathischer war als Emma. Sie war mir stellenweise einfach zu sehr Teenager, was ich manchmal etwas anstrengend fand. Was ich aber toll fand, ist ihr Hobby. Emma ist der totale Computerfreak und eine leidenschaftliche Gamerin. Sie versteckt sich die meiste Zeit hinter ihrem PC und entwickelt eigene Computerspiele. Ihr anspruchsvollstes Werk habe ich mir anhand der Beschreibungen wirklich beeindruckend vorgestellt. Mir hat es sehr gefallen, dass mal ein Mädchen die Rolle eines Computernerds einnimmt und nicht immer die Jungen.

Rev hat mein Herz wirklich im Sturm erobert. Schon im ersten Band mochte ich ihn richtig gerne. Sein Päckchen, das er zu tragen hat, wiegt unheimlich schwer. Er wurde als kleines Kind furchtbar von seinem leiblichen Vater misshandelt und auch heute noch hat er darunter zu leiden. Rev versteckt sich immer unter langen Klamotten und weiten Hoodies, so gut wie niemand weiß, wie es darunter ausschaut.
Als Rev sieben Jahre alt war, ist er in eine Pflegefamilie gekommen, von der er schließlich auch adoptiert wurde. Kristin und Geoff, seine beiden Adoptiveltern, mochte ich richtig gerne. Sie kümmern sich großartig um Rev, bringen jederzeit Verständnis für ihn auf und lieben ihn wie ihren eignen Sohn.

Wer auch eine große Unterstützung in Revs Leben ist, ist sein bester Freund Declan. Declan ist ein total lieber Kerl, allerdings hat auch er eine dunkle Vergangenheit, mit der er zu kämpfen hat. Die Jungen verbindet also eine große Gemeinsamkeit, was sie zusammenschweißt. Die beiden können sich jederzeit vertrauen und sind fast schon so etwas wie Brüder füreinander.

Revs traurige Geschichte konnte mich bei weitem mehr berühren als die von Emma. Wobei ich Emmas schwieriges Leben jetzt nicht kleinreden möchte. Ganz und gar nicht. Emma hat es ebenfalls alles andere als leicht. Sie kommt mit ihren Eltern nicht gut klar, vor allem mit ihrer Mutter gerät sie ständig aneinander. Hinzu kommt dann noch, dass sie in ihrem eigenen Online-Game von einem Typen belästigt wird und anzügliche und bedrohliche Nachrichten von ihm erhält, die immer extremer werden.

Mir hat es sehr gut gefallen, wie viele wichtige und ernste Themen die Autorin in ihrem Buch aufgreift: Misshandlung, Gewalt, Belästigung, Stalking, Cyber-Mobbing, Scheidung – die Handlung gewinnt dadurch schon etwas Bedrückendes, was mich persönlich aber überhaupt nicht gestört hat. Durch die teilweise sehr humorvollen Dialoge wird das Ganze auch etwas aufgelockert. Besonders klasse fand ich die vielen Textnachrichten, die wir zu lesen bekommen. Ich liebe diese Form des Dialogs in Büchern, sie lesen sich immer so schön leicht und angenehm.

Ich habe das Buch als sehr ruhig empfunden. Zumindest den größten Teil. Das Ende hat es echt in sich, dieses empfand ich als richtig spannend. Für mich kam diese dramatische Wendung auch völlig unerwartet, daher bin ich wirklich begeistert.

Wovon ich mir etwas mehr erhofft habe, ist die Liebesgeschichte. Sie ist natürlich vorhanden und es kommt auch zu gefühlvollen Szenen, nur steht die Liebesgeschichte zwischen Rev und Emma nicht im Vordergrund der Handlung. Das Augenmerk liegt auf den Problemen der beiden Protagonisten, wie sie mit diesen umgehen und sich dadurch weiterentwickeln.
Ich habe alles als sehr authentisch empfunden. Die Charaktere, die vielen verschiedenen Themen, die Liebesgeschichte – Brigid Kemmerer ist hier erneut ein tolles Jugendbuch gelungen, welches ich persönlich ein wenig schwächer als seinen Vorgänger finde, welches aber auf jeden Fall absolut lesenswert ist und das man übrigens problemlos unabhängig zu Band 1 lesen kann.

Ich hatte hier jede Menge Spaß beim Lesen. Den Schreibstil kann ich nur loben, er liest sich richtig angenehm. Die Handlung hat mich emotional sehr mitgenommen. Ich habe mit beiden Protagonisten sehr mitgelitten, vor allem Revs Geschichte ist mir richtig unter die Haut gegangen. Aber auch Emmas Geschichte fand ich richtig krass. Sie zeigt nur zu deutlich, was für kranke Menschen sich im Internet rumtreiben und wie gefährlich es sein kann, wenn man zu vertrauensselig ist.
Die Liebesgeschichte, auch wenn sie eher zart und leise ist, hat mich auch sehr berührt. Da hätte es für meinen Geschmack zwar etwas mehr in die Tiefe gehen können, aber irgendwie hat es auch zum Buch gepasst. „Worte, die leuchten wie Sterne“ ist nicht nur optisch klasse, auch das, was sich zwischen den Buchdeckeln verbirgt, ist wunderschön.

Fazit: Ein wundervolles Jugendbuch, das die Geschichte zweier junger Menschen erzählt, die es beide sehr schwer im Leben haben und die sich am liebsten verstecken. Rev sucht Schutz unter seinem Hoodie, Emma verkriecht sich hinter ihrem PC. Mir waren beide Charaktere sehr sympathisch, auch wenn ich Emma manchmal als etwas anstrengend empfunden habe. Ich habe aber natürlich beide liebend gerne in diesem Buch begleitet und mit beiden zutiefst mitgefühlt. Die Themen, die hier angesprochen werden, wurden großartig von der Autorin ausgearbeitet, sodass hier alles absolut authentisch wirkt und einem die Geschichte richtig unter die Haut geht. Ein tolles Buch, welches mich sehr bewegt und berührt hat und das mich sofort in seinen Bann ziehen konnte. Ich kann es wärmstens empfehlen und vergebe 4,5 – hier gerundet auf 5 von 5 Sternen!






Vielen lieben Dank an den HarperCollins Verlag, der mir dieses schöne Buch als Rezensionsexemplar zur Verfügung gestellt hat!
 

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