Gebundene
Ausgabe
Ab
14 Jahren
400
Seiten
ISBN:
978-3-570-16487-7
Erschienen:
15.10.2018
Klappentext:
Sei
die Beste. Und wenn nötig, sei unsichtbar.Mit diesem Credo hat Hadley McCauley in ihrer Familie gelernt zu überleben. Perfekte Schülerin, perfekte Sportlerin, perfekte Tochter: Nur so kann sie ihren Vater bei Laune halten. Denn hinter der makellosen Fassade der McCauleys verbirgt sich ein hässliches Geheimnis. Um ihre kleine Schwester Lila vor dem unberechenbaren Vater zu schützen, tut Hadley alles. Doch dann tritt Charlie Simmons in ihr Leben und zwischen den beiden entwickelt sich eine verzweifelt-intensive Beziehung. Unterdessen eskaliert daheim die Gewalt, und Hadleys Strategie, nichts preiszugeben, greift nicht mehr. Doch auch als es zur Katastrophe kommt, schweigt sie ...
Quelle: cbj Verlag
Rezension:
Als
mir das Buch das erste Mal in der Verlagsvorschau begegnete, wusste
ich auf den ersten Blick, dass ich es unbedingt lesen muss. Das Cover
finde ich richtig schön, meine Neugier konnte es sofort wecken. Der
Klappentext überzeugte mich ebenfalls auf Anhieb. Dieses Buch wird
keine leichte Kost sein, da wir ich mir sicher. Mit dieser Vermutung
sollte ich auch absolut richtig liegen.
Hadley
ist in allem die Beste. Sie ist eine perfekte Schülerin mit
Spitzennoten, sie ist eine exzellente Sportlerin mit Top-Leistungen,
sie ist eine perfekte Tochter, die stets die Regeln ihrer Eltern
befolgt. All das muss auch sein, denn nur so kann Hadley in ihrer
Familie überleben. Nach außen mögen die McCauleys wie die
Bilderbuchfamilie wirken, hinter der Fassade jedoch sieht es ganz
anders aus. Wäre ihre kleine Schwester Lila nicht, hätte Hadley
vermutlich schon längst etwas unternommen. Zu groß aber ist die
Angst vor der Gewalt und der Unberechenbarkeit des Vaters. Für ihre
kleine Schwester würde Hadley wirklich alles tun, sie schweigt
daher. Doch dann lernt sie den Jungen Charlie kennen und zwischen den
beiden entwickelt sich eine ganz besonders schöne und innige
Beziehung. Aber selbst ihm kann sie sich nicht komplett anvertrauen.
Als die Situation zu Hause schließlich eskaliert, setzt Hadley
weiter alles daran, das schreckliche Familiengeheimnis zu wahren.
Puh,
okay. Dieses Buch ist echt krass, sorry für die Ausdrucksweise. Das
dies keine locker-leichte Lektüre sein würde, war mir, wie oben
bereits erwähnt, schon vorher klar gewesen, allerdings hat sich das
Buch für mich dann als deutlich härter herausgestellt als erwartet.
Ich hatte hier stellenweise sogar mit den Tränen zu kämpfen,
allerdings weniger aus Trauer, sondern mehr aus Wut. Ich möchte hier ja
nun nicht allzu viel von der Handlung verraten, da ich auf keinen
Fall spoilern möchte, aber ich kann euch versichern, dass der Vater
der Protagonistin Hadley ein schrecklicher Mensch ist, auf den ich
beim Lesen einen solchen Hass entwickelt habe! Dieser schwillt auch
jetzt noch in mir, während ich dies schreibe.
Auf
wen ich aber auch eine ungeheure Wut empfunden habe, sind all die
Personen in dem Buch, die zu wissen glauben, was bei Hadley zu Hause
abgeht und dennoch nichts unternehmen und den Mund halten. Wenn man
keine Beweise hat, ist es einfach besser zu schweigen, oder? Nein,
das ist so was von falsch! Leider spiegelt „Jetzt ist alles, was
wir haben“ die traurige Realität wider.
Die
Autorin greift in ihrem Roman ein sehr wichtiges und ernstes Thema
auf und das auf eine so authentische, realistische und ehrliche
Weise, dass einem die Handlung wirklich unter die Hand geht und an
den Nerven zerrt.
Mich
konnte das Buch von den ersten Seiten in seinen Bann ziehen, sodass
ich die gut 400 Seiten quasi inhaliert habe.
Erfahren
tun wir alles aus der Sicht der 17-jährigen Hadley in der
Ich-Perspektive. Im Wechsel wird im „Hier“ und „Jetzt“
erzählt, sodass man als Leser häppchenweise mit Details gefüttert
wird und man sich immer mehr fragt, was sich in der Vergangenheit nur
Schreckliches zugetragen hat, dass zu der Situation in der Gegenwart
geführt hat.
Mir
hat dieser Aufbau der Handlung richtig gut gefallen. Er verstärkt
diese Sogwirkung nur noch, die das Buch dank der fesselnden Story eh
schon auf einen ausübt. Neben den „Damals“ und „Jetzt“
Kapiteln gibt es auch immer wieder kleine Passagen, in denen ein
Ermittler Befragungen durchführt, was das Ganze nur noch spannender
macht. Ich bin wirklich begeistert von dieser Erzählweise! Ebenfalls
klasse fand ich die vielen Textnachrichten, die sich Hadley mit ihren
Freunden schreibt. So etwas liebe ich in Büchern, ich finde, dass
sich solche Gespräche immer ganz besonders flüssig und angenehm
lesen lassen.
Hadley
hat mir unheimlich gut gefallen. Sie ist eine wundervolle
Protagonistin, die man für ihre große Stärke nur bewundern kann.
Ganz ehrlich, ich wäre sehr schnell innerlich an dem zerbrochen, was
Hadley durchmachen und erleiden muss. Vonseiten ihrer Eltern lastet
ein ungeheurer Druck auf ihr, in erster Linie vom Vater. Hadley muss
in allem die Beste sein, schon für eine zwei minus in einer
Schularbeit muss sie mit einer Strafe rechnen. Ihr Vater zwingt sie
zu extremen Sportleistungen, er kontrolliert sie, schreibt ihr vor,
was sie essen soll und auf welches College sie gehen hat, er ist
unberechenbar, aufbrausend, gewalttätig. Was Hadley seit ihrer
Kindheit alles durchmachen musste, ist so furchtbar, mir tat sie so
leid.
Richtig
schlimm fand ich ihre Ängste und Sorgen um ihre kleine Schwester
Lila. Diese konnte ich absolut nachvollziehen. Hadley ist eine tolle
große Schwester. Sie stellt Lilas Wohlergehen stets vor das ihre und
setzt alles daran, dass ihre kleine 10-jährige Schwester in
Sicherheit vor ihrem Vater ist.
Neben
all dem Schmerz und dem Leid gibt es für Hadley aber zum Glück auch
immer wieder kleine Lichtblicke, die ihr Halt geben. Zum einen natürlich Lila, aber dann ist da auch noch der Junge Charlie, den Hadley im "Damals" kennenlernt. Zwischen den beiden soll sehr schnell eine wunderschöne Liebesgeschichte entwickeln. Charlie ist ebenfalls ein toller Charakter, ihn habe
ich sofort in mein Herz geschlossen. Wie Hadley, so hat auch er es
nicht leicht im Leben. Anders als sie, die in sehr gehobenen
Verhältnissen aufgewachsen ist (Hadleys Familie ist ziemlich reich),
kommt Charlie aus einer ganz anderen Schicht. Er hat also auch sein
Päckchen zu tragen, allerdings wiegt dieses nicht so schwer, wie das
von Hadley.
Ich
habe hier beim Lesen eine gewaltige Achterbahnfahrt der Gefühle
erlebt. Wut, Trauer, Hass, Hilflosigkeit, Mitgefühl, Freude – mich
hat das Buch emotional wirklich sehr mitgenommen und das Gelesene
wird mich auch lange noch nicht loslassen. Was aber auch gut so ist.
Dieser Roman soll einen aufrütteln, nachdenklich stimmen und
deutlich machen, wie falsch es ist, zu schweigen.
Sehr
gut fand ich auch das Nachwort der Autorin, in welchem sie nochmals
dazu aufruft, sich Hilfe zu holen, wenn man selbst betroffen ist oder
aktiv zu werden, wenn man etwas weiß und bisher darüber geschwiegen
hat.
Auch
wenn die Handlung echt keine leichte Kost ist, hat sie mir ein
perfektes Leseerlebnis beschert. „Jetzt ist alles, was wir haben“
ist wahrlich nichts für schwache Nerven, es ist aber absolut
lesenswert und sollte bei jedem, der es sich zutraut, auf die
Leseliste wandern.
Fazit:
Ein Buch, das eher ruhig ist, das aber dank der schockierenden und
wichtigen Thematik genauso spannend und fesselnd ist wie ein
Actionroman. Ich habe „Jetzt ist alles, was wir haben“ quasi
inhaliert. Ich konnte das Buch stellenweise einfach nicht mehr aus
der Hand legen, da ich so mit der Protagonistin mitgefühlt habe und
unbedingt wissen musste, wie es mit ihr weitergehen wird. Amy Giles
behandelt in ihrem Jugendroman das ernste Thema häusliche Gewalt und
das auf eine so schonungslos ehrliche, authentische und bewegende
Weise, dass einem das Gelesene richtig unter die Haut geht. Ich bin
hellauf begeistert von dem Buch und kann es jedem, der sich stark
genug dafür fühlt, wirklich nur ans Herz legen. Von mir gibt es
volle 5 von 5 Sternen!
Vielen lieben Dank an den cbj Verlag und das Bloggerportal, die mir dieses schöne Buch als Rezensionsexemplar zur Verfügung gestellt haben!
HI du
AntwortenLöschenab wann wird der Vater denn so ein Biest? Ich hatte zwar kurz mit ihm schon zutun, aber bis auf das er komisch tickt ist mir bisher noch nichts aufgefallen, bin aber auch noch nicht soweit, wie ich es gerne wäre. Aber das Buch nimmt mich auch mit. Gut finde ich, dass die psychische Krankheit erklärt wird und dargestellt wird, aber ohne diesen negativen Touch.
Liebe Grüße
Hey Nicole,
Löschendas kommt noch. Also zumindest ich habe ihn als sehr brutal und grausam empfunden. Ich fand die Story echt hart.
Ich wünsche dir noch ganz viel Spaß beim Lesen! Ich habe das Buch ja richtig weggesuchtet. :D
Liebe Grüße
Corinna
Die beerdigungsrede ist mehr als heftig. Das ist ja schier ein Gebet. Warum das Dorf so durchdreht und die tote fast zum Gott macht, wird hoffentlich aufgeklärt. Was mich am meisten schockierte war das der Vater die Medikamente wegnahm. Hat der nen knall?
LöschenUnd ja das Buch liest man irre schnell weg.
Grüße Nicole
Der Vater hat echt einen Knall, das wird noch viel heftiger werden. Wie ich in meiner Rezi schon meinte, ich habe beim Lesen einen richtigen Hass auf den Vater entwickelt.
LöschenBist du mittlerweile durch mit dem Buch? Wenn nicht, wünsche ich dir weiterhin viel Spaß beim Lesen. Ich bin ja sehr gespannt, was du zum Ende meinst, dieses fand ich richtig krass. :D
Liebe Grüße
Corinna