Klappentext:
Quelle: cbj Verlag
Rezension:
Als ich das erste Mal von „Ich war der Lärm, ich war die Kälte“ hörte, wusste ich einfach sofort, dass ich das Buch lesen muss. Der Klappentext überzeugte mich auf Anhieb und auch das Cover sprach direkt an. Hinzu kommt, dass ich vor einigen Jahren schon mal ein Werk aus der Feder von Jenny Downham gelesen habe, welches mir unglaublich gut gefallen hat. Auf ihren neuen Jugendroman war ich daher schon sehr gespannt!
Die 15-jährige Lexi hat es echt nicht leicht. Sie möchte doch einfach nur Liebe und Anerkennung bekommen, aber ständig läuft alles schief. Vor allem für ihren zukünftigen Stiefvater John ist sie nie gut genug. Er gibt ihr stets nur zu deutlich zu verstehen, wie wenig er von ihr hält. Und seit ihr geliebter Stiefbruder Kass aufgrund seines Studiums weg ist, hat Lexi auch noch ihren wichtigsten Halt verloren. Hinzu kommt, dass das Verhältnis zu ihrer Mutter, die nichts gegen Johns manipulatives Verhalten unternimmt, zunehmend schlechter wird. Und als wäre das alles nicht schon mehr als genug, hat Lexi in der letzten Zeit mit unkontrollierbaren Wutausbrüchen zu kämpfen hat. Ihre brennen manchmal einfach die Sicherungen durch, sodass sie auf einmal Gegenstände kaputt macht oder Sachen durch die Gegend schmeißt. Ihre Aggressionsprobleme werden schließlich zu ihrer Waffe, mit der sie ihre Mutter und kleine Halbschwester Iris vor John zu beschützen versucht. Doch für wie lange kann das noch gut gehen?
Häusliche Gewalt – kein leichtes, aber ein immens wichtiges Thema, über das man sich unbedingt verstärkt informieren sollte. Ich bin daher so froh darüber, dass sich Jenny Downham in ihrem neuen Jugendroman mit dieser bedeutsamen Thematik auseinandersetzt. In „Ich war der Lärm, ich war die Kälte“ bekommen wir es allerdings nicht mit körperlichem Missbrauch zu tun. Physische Verletzungen, die durch Handgreiflichkeiten oder Schläge zustande kommen, erwarten einen nicht in diesem Buch. Lexis Geschichte handelt von emotionalen Verletzungen, von psychischer Gewalt, hervorgerufen durch Unterdrückung und Tyrannei. Dass diese Form von Missbrauch ebenfalls eine ganz schlimme ist, führt uns Jenny Downham in „Ich war der Lärm, ich war die Kälte“ nur zu gut vor Augen.
Mir hat „Ich war der Lärm, ich war die Kälte“ ein sehr nachdenkliches und intensives Leseerlebnis beschert. Da mich die Handlung von den ersten Zeilen an mitreißen und durchgehend fesseln konnte, habe ich das Buch trotz seiner über 400 Seiten innerhalb kurzer Zeit durchgesuchtet. In meinen Augen hat die englische Autorin Jenny Downham mit „Ich war der Lärm, ich war die Kälte“ ein richtig tolles und unglaublich wichtiges Buch geschrieben, das definitiv nicht nur für Jugendliche lesenswert ist, sondern auch für deutlich ältere Leser*innen.
Erfahren tun wir den größten Teil der Handlung aus dem Blickwinkel der 15-jährigen Alexandra, genannt Lexi, in der Ich-Form. Ab und an gibt es aber auch mal kurze Kapitel, die aus der Beobachtersicht geschrieben sind. Da muss ich gestehen, dass diese Perspektivwechsel nicht komplett meins waren. Ich fand die Idee nicht schlecht, aber mich persönlich hat diese andere Erzählform irgendwie ein bisschen irritiert.
Als Leser*in entwickelt man von Beginn an eine große Abneigung gegenüber John. Wie er Lexi unterdrückt, kontrolliert und ständig niedermacht; wie er ihre Mutter so geschickt manipuliert, dass sie die Gewalt gar nicht erkennt – man kann wirklich gar nicht anders, als diesen Tyrann zu hassen. Gefallen hat mir John aber dennoch, da er eine absolut authentische Figur ist. Genauso schaut es mit den weiteren Charakteren aus: Allesamt wurden sie hervorragend ausgearbeitet, sodass sie wie echte Menschen wirken.
Dank einiger Rückblicke, die die Vergangenheit näher beleuchten, wird verdeutlicht, wie sehr sich die Familienlage mit der Zeit immer weiter verschlimmert. Als Leser spürt man förmlich, dass dieser große Knall bald kommen wird. Wie wird sich dieser aber äußern? Zu was ist John wirklich fähig?
Fazit: Lebensnah und ergreifend – ein extrem fesselndes Buch, das man einfach nicht mehr aus der Hand legen kann. Jenny Downham hat mit „Ich war der Lärm, ich war die Kälte“ einen außerordentlich wichtigen Jugendroman aufs Papier gebracht, in welchem sie auf eine packende und gekonnte Weise die schwere Thematik emotionaler Missbrauch behandelt. Die Geschichte rüttelt so richtig auf. Sie ist realistisch und eindrücklich geschrieben und regt sehr zum Nachdenken an. Mir hat das Buch unheimlich gut gefallen, allerdings hat es mir für die volle Sternenzahl am Ende trotz allem nicht gereicht. Irgendwie hat mir etwas gefehlt. Aber wie gesagt, ich bin dennoch hellauf begeistert und kann jedem Jugendlichen und Erwachsenen nur ans Herz legen, Lexis Geschichte zu lesen. Von mir gibt es sehr, sehr gute 4 von 5 Sternen!
Vielen lieben Dank an den cbj Verlag und das Bloggerportal für das Rezensionsexemplar!
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